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Maximin Grünhaus – Spektakuläre Versteigerung an der Mosel

Trier, 1923 – unstete Zeiten. Besatzung, Wirtschaftskrise und Geldentwertung hatten ihre Spuren im Wirtschaftsleben hinterlassen. Nachdem der 1921er erst zurecht als Jahrhundertjahrgang gefeiert und dann wieder durch zu früh gefüllte Weine zerredet wurde, endet die Frühjahrsversteigerung der Trierer Naturweinversteigerer doch noch mit einer Weltsensation:

Das ganze Fuder (1000 Liter) 1921er Maximin Grünhäuser Herrenberg Trockenbeerenauslese der Familie von Schubert wurde für 100.000 Goldmark an das Hotel Waldorf Astoria in New York verkauft – gemessen an der heutigen Kaufkraft rund 1,5 Millionen Euro. Bereits damals eine unvorstellbare Summe und bis heute ein ungeschlagener Rekord!

Die Fuder Fässer im Keller in Grünhaus.

Ein Wagnis im Weinberg

Schloss Grünhaus, Herbst 1921 – die Hauptlese ist in vollem Gange, als Inhaber und Verwalter einen kühnen Plan schmieden: die besten Trauben sollen hängen, bis sie durch Edelfäule ganz eingetrocknet sind. Dieses Unternehmen erntet zunächst nur Kopfschütteln…

Ende des 19. Jahrhunderts wurden der Kauf von Weinbergen zur lohnenden Kapitalanlage und so zog die Region im äußersten Winkel der preußischen Rheinprovinz besonders Investoren aus der Industrie an. In Berlin und Königsberg trank man bevorzugt „deutsch“ und ein Weingut an der Mosel versprach Prestige – und mitunter satte Gewinne.

1882 kauft Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg das Schloss Maximin Grünhaus und die seit römischer Zeit bewirtschafteten Monopollagen. Inspiriert von der Technik seiner Hüttenwerke, baute er das Weingut zu einem der modernsten seiner Zeit aus: mit Wasserkraft und Turbine wurde Strom für Licht und hydraulische Weinpressen erzeugt, Eisenbahnen und Seilbahnen bewältigten den Materialtransport im Berg.

Von Stumm-Halbergs Innovationskraft ging wohl auch auf seine Tochter Ida und ihren späteren Mann, Conrad von Schubert, über, der die erste Botrytisselektion am Flüsschen wagte – jene 1921er Rekord-TBA. Aus einer wahren Pioniertat mit zunächst ungewissem Ausgang wurde so das bis heute teuerste jemals versteigerte Fass Moselwein.

Maximin und Amelie von Schubert.

Eine hundertjährige Tradition

Maximin Grünhäuser Herrenberg, Herbst 2018. Wieder stehen wieder zwei Männer im steilen Schieferhang und begutachten die Trauben. Maximin von Schubert bespricht sich mit seinem Betriebsleiter Stefan Kraml und beide befinden, dass sich das Wagnis einmal mehr lohnen kann.

„Seit der Betriebsübergabe haben meine Frau und ich schon viel bewegt – gemessen daran, dass wir hier ein jahrhundertealtes familiäres und jahrtausendealtes kulturelles Erbe verwalten“, führt von Schubert aus. Auf Grünhaus widmet man sich mit Hingabe den Spielarten des Rieslings – von trocken über fruchtig bis edelsüß – und das auf drei Terroirs. Mittlerweile sind es mehr trockene Weine, eine moderne Innovation mit alten Wurzeln. Trockene Grünhäuser aus den 80er und 90er Jahren zeigen sich noch heute als vitale Herkunftsweine erster Güte.

Die legendäre erste TBA aus 1921 kennt Maximin von Schubert selbst nur vom Hörensagen: „Zwei Kriege und durstige Besatzer haben von der Schatzkammer nicht viel übrig gelassen. Aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg gibt es nur ein paar wenige Einzelflaschen.Vom 2018er haben wir aber für alle kommenden Generationen eingekellert”.

Von der 2018 Maximin Grünhäuser Herrenberg Trockenbeerenauslese Nr. 221 werden 18 Fl. á 0,75l, 32 Fl. á 0,375 l und eine 1,5 l-Flasche im Rahmen der 134.  Prädikatsweinversteigerung des “Großer Ring VDP.Mosel-Saar-Ruwer” am 12.11.2021 im Fourside Plaza Hotel, Trier, versteigert.

Alle weiteren Informationen: https://www.vdp.de/

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