Wenn Bier der bessere Wein ist

Der Klassiker zu Weihnachten
Der Klassiker zu Weihnachten
In 36 Prozent der deutschen Haushalte kommen am Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat auf den Tisch. Ein Heer von Experten zerbricht sich schon seit Wochen den Kopf, welcher Wein zu diesem Gericht passt.

In 36 Pro­zent der deut­schen Haus­hal­te kom­men am Hei­lig­abend Würst­chen mit Kar­tof­fel­sa­lat auf den Tisch. Ein Heer von Exper­ten zer­bricht sich schon seit Wochen den Kopf, wel­cher Wein zu die­sem Gericht passt.

Der Klas­si­ker zu Weihnachten

Der Som­me­lier und Blog­ger Fin­kus Bripp (www.wineontherocks.de) macht es kurz: Zu Kar­tof­fel­sa­lat mit Würst­chen kommt für ihn nur ein Ries­ling vom Gut Her­manns­berg in Fra­ge. Fach­frau Mari­on vom Frau­en­por­tal bar­coo ist dage­gen der Mei­nung: „Mit einem Grau­bur­gun­der kannst du bei die­sem Gericht nichts falsch machen.“ Die Besu­cher der Internet-Plattform Wein­fo­rum schwan­ken zwi­schen einem ein­fa­chen Pfäl­zer Ries­ling, einem Pfäl­zer Weiß­bur­gun­der und Nico­las Jolies Coulée de Serrant von der Loire. Für den User Dio­ny­sos ist die Fra­ge schon ent­schie­den: „Rich­tig, so ein Kall­stad­ter Sau­ma­gen Ries­ling Kabi­nett vom Koehler-Knecht Ruprecht ist hier­zu ers­te Wahl.“ Die Damen vom Haus­frau­en­por­tal Küchen­göt­ter blei­ben lie­ber im Unge­fäh­ren: „Ein schö­nes Glas Wein dazu, und wir haben viel Zeit zum Essen und auch für die Kinder…“

Dirk Würtz: auf keinen Fall Riesling

Der Win­zer und Wein­blog­ger Dirk Würtz, der sich per Video in der  Wein­schu­le von stern.de regel­mä­ßig zu fach­spe­zi­fi­schen Fra­gen äußert, mahnt dage­gen drin­gend Weiß­bur­gun­der oder Sil­va­ner an. Dem Ries­ling spricht er jede Würstchen- & Kartoffelsalat-Eignung ab: „Alle Gerich­te, in denen äthe­ri­sche Öle vor­han­den sind, etwa ein Salat mit Essig und Öl, eig­nen sich in keins­ter Wei­se für eine Reb­sor­te mit viel Säu­re, etwa Ries­ling, das brennt dann so im Mund…“

Vielleicht Champagner?

Die Genuss­exper­ten von Vin de Bor­deaux plä­die­ren für einen „unkom­pli­zier­ten Weiß­wein mit mitt­le­ren Frucht­aro­men und schö­nem Säu­re­spiel“. Ihr Vor­schlag: einen Entre-Deux-Mers. Susan­ne Werth-Rosarius, die sich des weih­nacht­li­chen The­mas im Blog von Loben­bergs Gute Wei­ne annimmt, will das Tra­di­ti­ons­ge­richt sogar mit einem Cham­pa­gner auf­pim­pen: „Wer sagt, dass man Cham­pa­gner immer nur zu Trüf­feln, Aus­tern oder Kavi­ar ser­vie­ren soll­te? Wich­tig ist ein zar­ter Schmelz und erfri­schen­de, aber nicht zu domi­nan­te Säu­re, die den Magen auf den etwas plum­pen Kar­tof­fel­sa­lat vor­be­rei­tet.“ Bleibt die Fra­ge: Was ist mit den Würst­chen? Mit dem Senf?

Bernd Kreis: Würstchen passen nicht zum Wein

Für den Stutt­gar­ter Wein­händ­ler und Som­me­lier Bernd Kreis eig­net sich Wein nur zum Kar­tof­fel­sa­lat: „Würst­chen pas­sen nicht zum Wein.“ Er schenkt den Lesern des Ber­li­ner Tages­spie­gel zu Weih­nach­ten einen Grau­bur­gun­der oder einen kräf­ti­gen Ries­ling ein. Oder – ganz würt­tem­ber­gisch – einen Trol­lin­ger: Mög­li­cher­wei­se lässt er sich Kar­tof­fel­sa­lat und die Würst­chen in zwei Gän­gen servieren.

Chef-Sommelière mit Mut zum Bier

Auch die Tages­zei­tung Die Welt gibt in ihrer Online-Ausgabe umfang­rei­che Wein­tipps für Weih­nach­ten. Um einen Tipp für Kar­tof­fel­sa­lat mit Würst­chen drückt sie sich aller­dings, obwohl sie aus­drück­lich auf die­sen Weih­nachts­klas­si­ker ver­weist. Klug. Viel­leicht hat Man­fred Klimek, der Autor, die Web­site der Althoff-Hotels gele­sen, auf der sich die Chef-Sommelière Nina Mann Gedan­ken über die Flüs­sig­kei­ten macht, die man Weih­nach­ten zur Hand haben soll­te. Bei Kar­tof­fel­sa­lat mit Würst­chen emp­fiehlt sie ganz unver­krampft ein Hel­les aus dem Brau­haus Tegern­see: „Schon aus hap­ti­schen Grün­den machen kna­cki­ge Würst­chen dazu viel Spaß.“

Soll­te man die­ses baye­ri­sche Bier nicht zur Hand haben, hät­te sie sicher nichts gegen ein Pils oder ein ober­gä­ri­ges Alt.

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