Luxemburg ist den meisten Deutschen als das Land der Aktienfonds und eines Fernsehsenders bekannt. Doch Wein? Vielleicht hat der eine oder andere schon mal davon gehört, ihn aber nie probiert. Dabei hat sich seit Jahren schon im Schatten der benachbarten Riesling-Großmacht Deutschland eine quicklebendige Weinszene entwickelt, die mit Leidenschaft und Können an den Weinen feilt, die an den malerischen Hängen der Obermosel wachsen.
Das Ergebnis dieser Bemühungen ist eindrucksvoller als die Renditen vieler Aktienfonds, die in Luxemburg aufgelegt werden. Das gilt vor allem für den Riesling und den Auxerrois, die beiden wichtigsten Weißweine Luxemburgs, aber auch für die schäumenden Crémants. Sie sind eine Spezialität des Landes. Außerhalb der Landesgrenzen sind sie ebenso unbekannt ist wie jener Großherzog Henri von Nassau-Weilburg, der an der Spitze des Kleinstaates steht. Luxemburg hat zwar eine demokratisch gewählte Regierung, die die Entscheidungen trifft. Doch seit 1867 ist es offiziell eine konstitutionelle Monarchie.
Über 50 Liter pro Jahr
Zwar besteht der größte Teil dessen, was sie trinken, aus ausländischen Weinen. Aber das liegt nur daran, dass Luxemburgs Rebfläche einfach zu klein ist, um den Durst seiner Landsleute zu stillen. Außerdem gibt es nur sehr wenig Rotwein, und Rotwein sprechen die frankophilen Luxemburger traditionell heftig zu.
Luxemburg ist Weißweinland
Luxemburgs Weinberge sind, von ein wenig Pinot Noir abgesehen, ausschließlich mit weißen Sorten bestockt. Sie liegen am Oberlauf der Mosel und reichen von Wasserbillig nur wenige Kilometer außerhalb Triers bis nach Schengen im Süden – in Europa zumindest vom Namen her bekannt, weil nach ihm das Abkommen über Zoll- und Personenkontrollen in der EU benannt wurde. Die Hänge, an denen der Wein wächst, sind weniger schroff und nicht so dramatisch steil wie in Deutschland. Aber die Qualitäten sind höchst respektabel.
Insgesamt stehen in Luxemburg rund 1300 Hektar unter Reben. Das ist nicht viel. Piesport, die größte Weinbaugemeinde an der (deutschen) Mittelmosel, umfasst allein schon über 400 Hektar Weinberge. Die Bedingungen an der Obermosel sind jedoch ganz anders als dort und an der nur wenige Kilometer entfernt fließenden Saar. Der wichtigste Unterschied: Die Böden enthalten keinen Schiefer. Und die Temperaturen sind kühler. Sie drängen den Rieslinganbau auf die allerbesten Lagen zurück.
Guter Auxerrois
Die mengenmäßig wichtigste Rebsorte ist der Müller-Thurgau. Interessanter sind jedoch die Weine der weißen Burgundersorten, und hier hat sich Luxemburg vor allem mit seinem Auxerrois einen Namen gemacht. Diese mit dem Weißburgunder verwandte Traube bringt im Nachbarland – ähnlich wie im Elsass – einen würzigen, etwas volleren Wein hervor als der Weißburgunder.
In Luxemburg erhalten die Weine oft auch einen Schuss mehr Restsüße, sodass sie zuweilen ein geradezu Riesling-artiges Süße-Säure-Spiel aufweisen, begleitet von nussigen und floralen Aromen. Ein höchst empfehlenswertes Exemplar ist der 2010er Bechelsberg des Erzeugers Stronck-Pinnel aus Greiveldange (5,70 Euro/Fl. zzgl. Versand, info@stronck-pinnel.lu). An diesem Tipp erkennt man noch einen weiteren Vorzug der Luxemburger Weine: Sie sind ihren Preis wert – und lohnen auch den Versand nach Deutschland, zumal die meisten Luxemburger Winzer perfekt Deutsch sprechen.
Müller-Thurgau für die deftige Brotzeit
Wer es etwas rustikaler mag, kann am Elbling Gefallen finden, den mancher Erzeuger noch als lokale Rarität pflegt. Natürlich gibt der Elbling keine sehr komplexen Weine. Dafür ist er ein gutmütiger Begleiter zu einer deftigen Brotzeit, die mit kräftigen Würsten nach Säure verlangt. Aus einem Betrieb namens Krier-Welbes, der gerade die Umstellung zum Bio-Weinbau vollzieht, stammt der 2010er Bech-Kleinmacher Jongeberg, der für sehr attraktive 3,10 Euro zzgl. Versand angeboten wird (info@krier-welbes.lu).
Und der Riesling? Die Sorte ergibt zweifellos den edelsten Wein, ist aber sehr anspruchsvoll, was die Lagen angeht, und steht im Rebsortiment nur an vierter Stelle. Gut 12 Prozent der Rebfläche sind mit ihr bestockt. Doch die besten Luxemburger Rieslinge sind hochfeine Gewächse, die sich vor Niemandem verstecken müssen. Sie weisen interessante Facetten auf, die man so weder aus Deutschland noch aus dem Elsass noch aus Österreich kennt. Zu erkennen sind die besten Weine an dem Aufdruck Grand Premier Cru auf dem Etikett.
Riesling mit hintergründiger Mineralität
Vor allem ist Luxemburg eine Hochburg der Schaumwein-Produktion. Crémant de Luxembourg heißt das Produkt, das die Luxemburger am liebsten schon zum Frühstück trinken (abweichend vom Französischen Creeehh-mannt ausgesprochen). Ein Crémant de Luxembourg wird immer nach der klassischen Methode der Flaschengärung hergestellt, wie man sie vom Champagner her kennt. Es gibt ihn zwischen raffiniert und rustikal in vielen Spielarten. Gebietstypisch, nicht verzärtelt, aber dennoch sehr kultiviert ist der der Brut „Heritage“ des Erzeugers Gales (7,70 Euro zzgl. Versand, info@gales.lu), eine Cuvée aus Weißburgunder, Riesling, Chardonnay und Auxerrois.
Ein Problem, ihre Weine zu verkaufen, haben die Luxemburger nicht. Was ihnen fehlt, ist Wahrnehmung und Anerkennung. Deshalb hat weinkenner.de unter dem Menüpunkt „Weinwissen“ im Hauptmenü das Weinland Luxemburg aufgenommen.