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Lodi: Dynamik im Osten Kaliforniens Das junge Weinbaugebiet überzeugt mit Vielfalt und Innovationskraft

Kalifornien ist ein junges Weinbauland. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird dort mit nennenswertem Erfolg Wein angebaut. 1860 wurden auch in Lodi (gespr. Lodai), östlich von San Francisco die ersten Rebstöcke gepflanzt. So sind auch einige sehr alte Weinberge erhalten. Bis die Weinbranche im nördlichsten Zipfel des Central Valley richtig durchstartete, sollten aber nochmal fast hundert Jahre ins Land gehen.

In den 1960er Jahren platzte der Knoten so richtig. Die Rebfläche wuchs auf rund 4000 Hektar; zum Vergleich: das Weinbaugebiet Nahe hat 4200 Hektar. 1986 wurde Lodi als AVA (American Viticultural Area) anerkannt, seit 2006 gibt es sieben Subzonen, die sich durch Böden und Mikroklima unterscheiden.

Das gemäßigt mediterrane Klima mit kühlen Nächten, Dank des Westwinds vom Pazifik, erlaubt es, eine Vielzahl von Rebsorten erfolgreich zu kultivieren.  Und tatsächlich steht Lodi mit 125 zugelassenen Sorten an der Spitze aller Anbaugebiete in den USA. Der ungekrönte König ist sicherlich der Zinfandel, der 30 Prozent zur gesamten Premium-Zinfandel-Produktion Kaliforniens beiträgt.

Beim Thema Nachhaltigkeit, hat Lodi ebenfalls Zeichen gesetzt. 1992 hebt die Lodi Winegrape Commission ein Programm zur integrierten Schädlingsbekämpfung aus der Taufe,  aus dem 2005 das Programm „Lodi Rules for Sustainable Winegrowing“ hervorgeht, Amerikas erstes von Dritten geprüftes Programm zur Zertifizierung nachhaltig bewirtschafteter Weinberge.

 

Ausgewählte Weine aus Lodi im Kurzportrait

2021 Unoaked Viognier Gnarly Head, Lodi

Viognier ist in Kalifornien kein Nischenprodukt. Über 1200 Hektars sind mit der von der Rhone stammenden Sorte bepflanzt. Gnarly Head setzt bei seinem unoaked Viognier auf intensive Frucht von Pfirsich, Aprikose und Blütenduft. Frisch am Gaumen passt er zu milden Currygerichten, gegrilltem Fisch und Meeresfrüchten. Um 12 Euro bei www.hawesko.de.

2020 Old Soul Chardonnay Oak Ridge, Lodi

Die Oak Ridge Winery ist ein Familienbetrieb in vierter Generation, was für Kalifornien wirklich lang ist. Die Trauben für den Old Soul Chardonnay stammen alle von eigenen  Weinbergen in Lodi, der Wein reift in Barriques aus französischer (70 %) und amerikanischer Eiche. Er ist ein Musterbeispiel für einen Chardonnay aus Kalifornien: Er zeigt Frucht (Ananas, Aprikose, grüner Apfel) und Gewürznoten, er ist geschmeidig, aber nicht fett am Gaumen. Begleitet Fisch, helles Fleisch und würzige Gemüsegerichte. Um 15 Euro bei www.collectorswineworld.com.

2020 Three Finger Jack Cabernet Sauvignon, Lodi

Three Finger Jack war ein legendärer Outlaw zur Zeit des großen Goldrauschs in Kalifornien. In diesem Sinne positioniert das Weingut auch seinen Wein, der „stolz für sich selbst stehen kann“. Mit viel Frucht, Würze, viel Reifem Tannin und kraftvollem Geschmack hat Jack aber auch nichts gegen ein dickes Steak vom Grill einzuwenden. Um 18 Euro bei www.rindchen.de.

 

2018 Farrah Syrah, Klinker Brick Winery, Lodi

Syrah ist die große Rebsorte von der Rhone, die auf der ganzen Welt Karriere macht – unter dem Namen Shiraz. Die Klinker Brick nennt ihren Wein aus dem Farrah-Weinberg explizit Syrah und betont Finesse und Frische der Sorte. Frucht, Würze und eine feine Tanninstruktur machen ihn zu einem vielseitigen Essensbegleiter, vom Pilzrisotto bis zu geschmorten Wild. Um 35 Euro bei www.hpjwine.com.

2019 The Federalist Zinfandel, Federalist Wines, Lodi

Zinfandel hat eine kuriose Geschichte. Der Name stammt wohl von falsch als Zierfandler beschrifteten Rebstöcken, die aus Österreich in die USA geliefert wurden. Dazu stellte sich noch heraus, dass Zinfandel und der Primitivo aus Süditalien genetisch identisch sind. Das wiederum erklärt, warum sich die Sorte im mediterranen Klima von Lodi so wohlfühlt. Der „Federalist“ ist George Washington gewidmet, dem ersten Präsidenten der USA. Er zeigt dichte Frucht (Pflaume, Brombeere) und viel Kraft bis ins Finale. Um 28 Euro bei www.weingarten-eden.de

 

 

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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