Dienstag, September 17, 2024
8.8 C
München
spot_img

Laurenz Maria Moser und sein Grüner Veltliner-Fimmel

Sein Großvater war ein österreichischer Rebenpionier. Er erfand die Lenz-Moser-Hochkultur, ein damals revolutionär neues Rebenerziehungssystem. Sein Vater war ein berühmter, innovativer Weingutsbesitzer. Laurenz Maria Moser (in der Moser-Rangfolge der V.) ist ein erfolgreicher Weinhändler mit einem feinen Näschen für Märkte. Doch hinter dem Erfolg stehen ein scharfer Weinverstand und eine breite Weinbildung, den der Gründer der Weinhandelsfirma TxB Fine Wines International mit Gewinn in sein Business einbringt.

Laurenz Maria Moser verehrt Mondavi

Er verehrt Robert Mondavi, für den er sieben Jahre lang den Europa-Vertrieb lenkte. Er schwärmt für deutschen Riesling. Und er hat ein Faible für die englische Sprache, in der er äußerst eloquent ist, egal ob er sich in San Francisco (seiner frühen Haupt-Wirkungsstätte), in China (wo er Honorary Winemaker ist und sogar ein „Chateau“ nach ihm benannt wurde), in Wien (wo er herkommt) oder in Köln aufhält (wo sein Wohnsitz ist). Vor allem aber ist er ein Missionar des Grünen Veltliners. Diese Rebsorte hält er für eine der großen der Welt. Unter dem Label Laurenz V. erzeugt er (mit Partnern) in seiner Heimat Österreich ein ganzes Sortiment an Grünen Veltlinern – vom „Forever“ für Leichtmatrosen über einen spritzigen Terrassenwein („Sunny“) bis zu Premium-Qualitäten wie „Silver Bullet“ und „Charming“.

Grüner Veltliner bald auch aus der Türkei

Alle seine Weine haben englische Namen, was daran liegt, dass er 90 Prozent exportiert. Menschen aus 45 Ländern delektieren sich mittlerweile an ihnen – auch in China. Moser ist felsenfest überzeugt, dass nach den Rotweinen bald auch Weißweine zum Objekt der Begierde weinaffiner Asiaten werden.

Außerdem glaubt er, dass der Grüne Veltliner nicht nur in Österreich großartige Qualitäten ergibt. Im nächsten Frühjahr wird er die erste Grüner Veltliner-Rebe in Kapadokien in der Türkei in die Erde pflanzen.

Den Grünen Veltliner-Fimmel lebt Moser exzessiv aus. So trug er wieder mal18 der berühmtesten und teuersten Weißweine der Welt zusammen und lud Ende Oktober im Berliner Hotel Ellington zu einer Blindverkostung – sechs Grüne Veltliner aus Österreich schmuggelte er heimlich in die Probe. Er wollte den Beweis, „dass man einen Grünen Veltliner problemlos neben die großen Weißweine der Welt stellen kann“. Das Motto der Probe: Tasting On Thin Ice.

Eine Weinprobe “auf dünnem Eis“

Die berühmten Weißweine kamen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Kalifornien und Neuseeland (siehe Tabelle auf Seite 3). Die Verkoster waren ein Dutzend Journalisten, Einkäufer und Sommeliers, unter anderem vom KaDeWe, vom Hotel Mariott, vom Internet-Weinhändler Wine in Black, vom Restaurant Mutzenbacher in Friedrichshain. Das „dünne Eis“ bestand darin, dass es sich bei den 24 Proben um völlig unterschiedliche und im strengen Sinne unvergleichbare Weine handelte: verschiedene Rebsorten, differierende Stilistiken, ganze andere Jahrgänge. Also eine Verkostung, die eigentlich ebenso viel Aufschluss über die Vorlieben der Verkoster wie über die Qualität der ausgeschenkten Weine gab.

Um das Resultat vorwegzunehmen: Die Grünen Veltliner schlugen sich wacker. Fasst man die Bewertungen aller Verkoster zusammen, landeten immerhin zwei Grüne Veltliner unter den ersten zehn Weinen. Dabei ließen sie berühmte und teilweise fünfmal so teure Gewächse hinter sich. Gegen die Spitzenweine vom Riesling und Weißburgunder aus Deutschland und Österreich hatten die Grünen Veltliner aber letztlich wenig Chancen.

„Deutschland ist derzeit das Maß aller Dinge“

“Deutschland ist derzeit das Maß aller Dinge“, resümierte Moser hinterher, womit er zumindest den jüngeren Verkostern aus der Seele sprach: den 30- bis 40-Jährigen, die mit deutschen Weinen sozialisiert worden sind. Moser: „Für sie zählt, was frisch, fruchtig, unkompliziert ist, was einen unmanipulierten Sortencharakter aufweist, was unkompliziert zu trinken ist, was Spaß macht und keine hohe fachliche Wein(aus)bildung verlangt.“

Zu Weißweinen, die im kleinen Holzfass vergoren wurden und einen biologischen Säureabbau durchgemacht haben, wie viele der großen internationalen Spitzenweine – zu diesem Weintypus hat diese Generation von Weinfachleuten praktisch überhaupt keinen Bezug. Das ist schade. Angesichts dessen haben Grüne Veltliner ein leichtes Spiel, zumindest so lange sie jung und knackig sind.

Nicht ins „Beuteschema“

Doch Spitzen-Veltliner besitzen, das wissen Fachleute, ein enormes Reifepotenzial. Zu ganz großer Form laufen sie erst nach zehn bis 15 Jahren auf. Dann sind die Primär- und Sekundäraromen verschwunden und haben den Tertiäraromen Platz gemacht. Mit Tertiäraromen aber tut sich die Frische-Fraktion naturgemäß schwer. Alles was petrolig ist oder nach getrockneten Aprikosen oder Feigen statt nach knackig-frischer Frucht schmeckt, vielleicht sogar nach mediterranen Würzkräutern oder schwarzen Oliven, passt nicht in ihr „Beuteschema“.

Auch mit Weinen mit vegetabilen Noten, wie sie zum Beispiel ein Carbonnieux Blanc aus Bordeaux oder, in zugespitzter Form, ein Cloudy Bay-Sauvignon aus Neuseeland aufweisen, fremdelt sie. Geradezu ratlos machen die Frische-Fraktion tanninbetonte, langlebige Weine wie eine Rioja Blanco Gran Reserva, die nicht nach süßem Pfirsich oder Orange, sondern nach Kochapfel und Darjeeling schmeckt.

Barrique-Weißweine nichts für die Frische-Fraktion

Keine Chance haben bei ihr Barrique-Weißweine mit kräftigem Toast wie Guigals Condrieu oder der weiße Pape Clément aus dem gleichnamigen Château in Bordeaux – ein Wein, der immerhin 150 Euro pro Flasche kostet. Parker, der ihm 100 Punkte gegeben hat, urteilte über ihn: „Es ist einer der exquisitesten Weine, den ich unter allen Herkünften je getrunken habe.“ Für die Frische-Fraktion ist dieses Urteil unverständlich, nicht nachvollziehbar.

Und die Grünen Veltliner? Markus Hubers Lagen-Veltiner Obere Steigen aus dem Traisental passt perfekt ins Frische-Frucht-Schema. Vielleicht hat er nicht ganz die Klasse der großen Riesling-Gewächse. Doch in die 1 B-Kategorie gehört er auf jeden Fall. Gleiches gilt für die Smaragde aus der Wachau, die in Berlin durch Emmerich Knolls Loibenberg-Veltliner vertreten waren. Und für die Weine von Laurenz V.

Grüne Veltliner haben sich wacker geschlagen

Moser hatte bewusst darauf verzichtet, die ganz großen Ausnahmeweine vom Grünen Veltliner in die Probe einzubauen, etwa FX Pichlers Kellerberg oder Hirtzbergers Honivogl. Sie hätten womöglich auf Augenhöhe mit Wittmanns Weißburgunder S und meinem persönlichen Favoriten, dem Bienenberg Weißburgunder GG von Bernhard Huber aus Baden, gelegen. Aber sie sind natürlich nicht repräsentativ für Premium Grüne Veltliner.

An den Sieger dieses Tasting On Thin Ice wären diese österreichischen Kultweine aber vermutlich auch nicht herangekommen. Es war von Winnings Riesling GG vom Kalkofen. Dieser Wein dominierte alles, was sich in der Probe befand, sowohl bei der Frische-Fraktion als auch bei den Verkostern, die Erfahrungen mit internationalen Weißweinen haben, wozu ich zum Beispiel Stuart Pigott, und, pardon, mich zähle.

Auch in Wien und London dominierten die frischen Weine

Übrigens hat ein ähnliches Tasting On Thin Ice, das am 7. November in London mit englischen Verkostern stattfand (allerdings mit etwas anderen Weinen), ein ähnliches Gesamtergebnis hervorgebracht. Sieger wurde der Riesling Dachsfilet aus dem Weingut des Prinzen von Hessen im Rheingau gefolgt von von Winnings GG vom Kalkofen. In Wien, wo österreichische Verkoster schon im September das „dünne Eis“ betreten hatten, dominierten die Frische-Weine noch stärker. Sie belegten alle ersten zehn Plätze im Ranking. Die breiteste Zustimmung erhielt allerdings kein Grüner Veltliner, sondern Kollwentz Chardonnay vom Leithagebirge.

Wegen der großen Differenzen in den Urteilen der Verkoster in Berlin stelle ich in der Tabelle auf Seite 3 nur meine persönlichen Notizen online.

Die Weine

Weingut Bewertung Punkte
2011 Deidesheim Kalkofen Riesling GG, von Winning, Pfalz (Deutschland) Riesling aus einer Ersten Lage mit Kalkmergel-Böden: hochmineralisch, dicht, leicht rauchig, opulenter, im 500-Liter-Faß vergorener Wein mit weicher, weiniger Säure, die vom Schmelz gut abgepuffert wird, dabei frisch, feinaromatisch, aromentief – sicher einer der faszinierendsten Weißweine in der Riesling-Kategorie. 93+
2011 Weißer Burgunder GG „Im Sonneschein“, Ökonomierat Rebholz, Pfalz (Deutschland) Viel Substanz, seidiger Stoff, lebendige Säure, im Hintergrund tropische Früchte, wirkt noch etwas stumpf mit metallisch-mineralischen Noten, schwer einzuordnen: uneindeutig, aber mit Sicherheit ein großer Wein. 92+
2012 Grüner Veltliner „Obere Steigen“, Markus Huber, Traisental (Österreich) Toller Grüner Veltliner vom „Wunderkind“ unter den österreichischen Winzern: Pfirsich und Aprikosen im Bouquet, dazu Teeblüten und Bodentöne wie nasse Kreide und Flintstein, am Gaumen druckvoll, kräftige Säure, leicht schotige Würze, Frische – sehr harmonischer, gut zusammengewachsener Wein, einer der besten Grünen Veltliner Österreichs. 92+
2012 Weißer Burgunder GG „Bienenberg“, Weingut Bernhard Huber, Baden (Deutschland) Weißer Burgunder aus dem badischen Malterdingen: Schon in der Nase ein hochmineralischer Wein mit Birnen- und Melonenaroma, dazu ein zart röstige Note (vom Teilausbau des Weins im kleinen, neuen Holzfass) und ein Hauch von getrockneten Feigen: ein unglaublich vielschichtiger, komplexer Wein, auf der einen Seite frisch, auf der anderen cremig-weich, aber in sich stimmig: rarer Kennerwein. 92+
2012 Langenloiser Spiegel Grau- und Weißburgunder, Bründlmayer, Kamptal (Österreich) Noch sehr zurückhaltend im Bouquet, im Hintergrund feine Blüten- und mineralische Aromen, dazu dezente Röstnöten vom Ausbau des Weins teils im kleinen, teils im großen Holzfaß, ein stoffiger, gleichzeitig aber zarter Wein, gut zusammengewachsen, homogen, terroirbetont. 92
2010 Pouilly Fumé de Ladoucette, Chateau du Nozet, Loire (Frankreich) Stark terroirbetonter Wein, als Sauvignon Blanc kaum zu erkennen, in der Nase reifer Apfel, Darjeeling, ein Hauch von Honigmelone, schmalzig-fett, gleichzeitig aber von einer feinen Säure geädert: ein stoffiger, kraftvoller Wein mit überraschend moderatem Alkoholgehalt (12,5 Vol.%). 91+
2012 Les Gallimardes, Domaine Giraud, Chateauneuf-du-Pape, (Frankreich) Weißer Kultwein aus Chateauneuf-du-Pape: blumig im Bouquet, auf der Zunge frische Obstsalat-Aromen dazu Anis, Lavendel, und feine Honignoten: schwerer, körperreicher Wein aus Grenache Blanc, Clairette, Bourboulenc und Roussanne, zur Hälfte im kleinen Holzfass, zur anderen im Stahltank vergoren, durch biologischen Säureabbau noch opulenter geworden: auf Langlebigkeit angelegter, noch stark vom Holz geprägter Wein, der jetzt wenig gibt. 90++
2011 Grüner Veltliner „Silver Bullet“, Laurenz V., Kamptal (Österreich) Terroirwein aus dem Zöbinger Kogelberg im Kamptal: animierender Duft von reifem Apfel und Williamsbirne, subtil kräuterwürzig, dabei kräftig im Körper, feingliedrig, frisch: fruchtig-frischer Veltliner, in der Betriebshierarchie von Laurenz V. die Nummer 2. 90
2012 Leithagebirge Chardonnay, Kollwentz, Burgenland (Österreich) Ebenso ansprechender wie anspruchsvoller Chardonnay von mittlerem Körper, der sich noch in der Primärfruchtphase befindet (Ananas und Zitrusfrucht), dabei gut fundiert ist mit frischer, aber sicher nicht übertrieben hoher Säure, zarte Röstaromen vom Ausbau im großen Holzfass. 90
2012 Grüner Veltliner „Charming“, Laurenz V., Kamptal (Österreich) Spitzenwein von Laurenz V.: dezent blumig, im Hintergrund angedeutete Noten von Birne, Aprikose und Kräutern, am Gaumen druckvoll, füllig, etwas ins Fette neigend: mächtiger Wein, derzeit noch etwas banal-fruchtig wirkend, aber mit riesigem Potenzial ausgestattet. 90+
2009 Grüner Veltliner „Charming“, Laurenz V., Kamptal (Österreich) Kamptaler Grüner Veltliner aus einem warmen Jahrgang: Weißdornduft, Marille, Kräuterwürze in der Nase, saftig mit weicher, weiniger Säure – mit sicherer Hand gemachter Wein, Mainstream auf gehobenem Niveau. 90+
2012 Weißburgunder S trocken, Wittmann, Rheinhessen (Deutschland) Wittmanns bester Weißburgunder: packender Wein vom Kalk mit viel Substanz, viel Frische, pikanter Säure und mineralischer Terroirnote – sehr gekonnt vinifiziert und (im Halbstückfass) ausgebaut – der Wein demonstriert, dass in Deutschland nicht nur beim Riesling Weltklasse bietet. 90+
1991 Viña Tondonia Blanco Gran Reserva, Lopez de Heredia, Rioja (Spanien) Außenseiter in diesem Tasting: Goldgelb in der Farbe, beim ersten Schluck deutlich tanninbetont am Gaumen (10 Jahre Holzfass!), Noten von Kochapfel auf der Zunge, dahinter jedoch feine Darjeeling- und Würzkräuternoten, stramme Säure, niedriger Alkohol (12 Vol.%) – weder oxydiert noch gezehrt, aber natürlich etwas herb. 90
2011 Blanc de Blancs „Clos Mireille“, Domaines Ott, Provence (Frankreich) Vollmundiger, mediterraner Côtes-de-Provence: dezenter Duft mit feiner Mineralik, aber groben Kochapfelnoten, reich, speckig, alkoholbetont, derzeit stark auseinanderstrebend und wenig frisch: ein Wein mit dem Potenzial eines Rotweins, auf Langlebigkeit angelegt (Trauben: Sémillon, Rolle). 89+
2011 La Doriane, E. Guigal, Condrieu (Frankreich) Einer der großen Weine von der Nördlichen Rhone: sehr reife Frucht mit vereinzelten Kerzenwachsnoten, Ananas, Grapefruit, Kräutertee, Nüsse, Butterscotch, Substanz wie ein Rotwein (14,6 Vol.%), allerdings mit derzeit fast penetrantem Toast (100% im neuen Holz vergoren). Reinsortig Viognier. Dringend reifebedürftig (gut 60 Euro). 89++
2012 Riesling „Dachsfilet“, Prinz von Hessen, Rheingau (Deutschland) Voller, mitreißender Wein aus der besten Lage des Weinguts, dem Winkeler Dachsberg, viel knackiger Granny Smith im Bouquet, aber auch deutliche Noten von Zitrus und Melone, donnernde Säure, Spannung, vielleicht einen Tick zu vordergründig, um ganz oben in der Riesling-Liga mitzuspielen. 89+
2012 Grüner Veltliner Smaragd „Loibenberg“, Emmerich Knoll, Wachau (Österreich) Klassiker aus der Wachau: sehr stoffiger Wein, vielschichtig, mineralisch-saftig, im großen (alten) Holzfass vergoren, aber (noch) nicht richtig zusammengewachsen, moderate Säure, wenig Spannung, reichlich Alkohol (14 Vol.%), Bouquet von Birne und Banane. 88+
2010 Chateaux Carbonnieux Blanc, Chateau Carbonnieux, Pessac-Léognon (Frankreich) Im Bouquet etwas unsauber, Staub- und Gemüsenoten, im Hintergrund schwarze Johannisbeer-Pastillen: kraftvoller, hefefrischer Wein, zu 70% aus Sauvignon Blanc, zu 30% aus Semillon, Kaltmazeration und hinterher Vergärung in Barriques – derzeit etwas tapsig daherkommend, wahrscheinlich in einigen Jahren ein sehr, sehr schöner, auf jeden Fall eigenständiger Wein. 88+
2010 Napa Valley Chardonnay, Robert Mondavi, Napa Valley (Kalifornien) Reicher, voluminöser Wein aus Carneros und dem kühleren Teil Napas: viel Quitte, Ananas und Zitrusfrucht in der Nase, sehr cremig und in die Breite gehend, leicht holzbetont, aber nicht ohne Frische, im Abgang buttrig: durchaus trinkanimierend, aber doch etwas grobfruchtig, wenig Spannung. 88
2009 Chateau Pape Clément Blanc, Chateau Pape Clément, Pessac-Léognan (Frankreich) Extrem ambitiöser und aufwendig erzeugter Wein aus Sauvignon Blanc (40%), Semillon (35%) sowie Sauvignon Gris und Muscadelle. Gewachsen auf reinem Kies, im neuen Holz vergoren: Ananas, Nüsse, Butterscotch im Bouquet, dazu ein scharfer, noch stark im Vordergrund stehender Toast, voluminös (auch durch malolaktische Gärung), alkoholstark, aber gleichzeitig frisch, weil lange auf der Hefe gelegen. 100 Punkte-Wein bei Parker. Die gut 150 Euro, die er kostet, sind eine Investition in die Zukunft. 87++
2011 Macon „Verzé“, Domaines Leflaive, Macon (Frankreich) Spontan vergorener, biodynamischer Village-Wein: Bouquet wenig entwickelt, am Gaumen undifferenziert mit starker salzig-mineralischer Note, im Hintergrund Kochapfel: ein Stahltank-Chardonnay mit biologischem Säureabbau, viel Stoff, viel Kraft, aber derzeit noch wenig Charme. 87+
2012 Pinot Grigio, Jermann, Friaul (Italien) Mehr oder minder primärfruchtiger Wein mit den üblichen Fruchtnoten wie Apfel, Birne, Aprikose, alles sehr frisch und knackig: gut gemachter Wein, der allerdings nicht über den konventionellen Rahmen hinaus geht. 87
2013 Cloudy Bay, Cloudy Bay, Marlborough (Neuseeland) Neuseelands berühmtester Sauvignon Blanc: pikante Stachelbeer- und schwarze Johannisbeernoten in der Nase, hohe Säure, massiger Körper bei relativ hoher Alkoholgradation (13,5 Vol.%) – extrem auf Frische und Frucht getrimmter Wein, sehr „laut“. 87
1983 Grüner Veltliner „Hundschupfen“ Riede Mailberg, Schlossweingut Malteser Ritterorden, Weinviertel (Österreich) Alter Veltliner aus dem früheren Familienweingut der Familie Lenz Moser: heute sicher kein großer Veltliner, aber einer, der das Alterungspotenzial dieses Weins demonstriert – goldgrüne Farbe, delikate Firne mit feinen Qittennoten und frischer Säure, nicht ganz harmonischer, aber interessanter und noch immer mit Genuß zu trinkendes „Denkmal“. 87
- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img