Eine neue Sonderabfüllung von Laphroaig „only for Germany“ sorgte in den letzten Wochen und Monaten für viel Gesprächsstoff. Vorabbestellungen, Qualitätsvorhersagen, Lieferverzögerungen, Anfragen aus dem Ausland – die Liste ist lang. Zugegeben, ein 23-jähriger Laphroaig, der aus Sherry- und Refill-Hogshead-Fässern kreiert wurde und auf 5.000 Flaschen limitiert nur für die FoL (Friends of Laphroaig) vorab zugänglich war, klingt spannend. Wir haben ihn getestet.
Auf der Suche nach einem vergleichbaren Sparringspartner mit annähernd gleichen Vorrausetzungen entschieden wir uns für den ebenfalls 23 Jahre alten Laphroaig Vintage 1989 „only for Sweden, Norway & Finland“. Welche Abfüllung für uns die bessere ist und ob es sich lohnt, 300 Euro für eine dieser Vintage-Abfüllungen auszugeben, jetzt hier…
Tasting Notes
Laphroaig 23y 89-12 OB Vintage for Sweden, Norway & Finland 1.800btl – 48,9%
Farbe: Gold
Nase: Frisch, blumig, süß! Leicht gezuckerte Ananas-Limette-Aromen, dazu geräucherter Schinken mit Honigmelone. Die Zitrusnoten sind zu jeder Zeit präsent, werden von dumpfen, moosigen Eichenholznoten und torfigem Rauch begleitet und vermischen sich nach einiger Zeit mit den süßlichen Fruchtaromen.
Geschmack: Dünn… sehr dünn! Süßer Sherry, dann aber sofort bitter-herb werdend mit Lakritznoten. Zucker, künstlicher Süßstoff und zarte Honignoten drücken sich durch und gestalten den Geschmack nun etwas maritimer. Weiter geht es mit Minz- und Zitronenaromen. Alle Aromen kommen in einer unvorteilhaften Kombination und sind schlecht eingebunden. Zum Finish hin sehr süß werdend mit einem seifigen, unharmonischen Unterton.
Finish: Lang – bittere Lakritze, zu lange gezogener Tee und unschöne Holznoten. Zwischendrin tauchen Noten von „After Eight“-Schokoblättchen und wieder diese künstliche Süße auf. Minzhaltiger, süßer Torf bleibt zurück.
Bemerkung: Ein absolut erschütterndes Preis-Geschmacksverhältnis!
82 Punkte (Nase: 87 / Geschmack: 79 / Finish: 80)
Laphroaig 23y 91-14 OB Vintage for Germany Sherry & Refill Hogsh. 5.000btl – 52,6%
Farbe: Blasses Gold
Nase: Auf einer Kräuter-Salz-Zitrus-Schiene startend. Sehr salzige Aromen von Bergamotte und Blütenblättern sowie Tabak, etwas Vanille und Honig. Ungewöhnlich sprittig für dieses Alter, dennoch in Ordnung.
Geschmack: Süßer Torf mit Zitronensaft, jedoch mit leicht wässrigem Charakter. Dazu eine Prise Pfeffer, viel Salz und Muskatnuss sowie Aromen von frisch ausgepressten Limetten. Gegen Ende herbere Züge mit einsetzenden Holznoten, die hin zum Finish immer bitterer werden.
Finish: Mittellang – mit wenig Fruchtsüße, dafür aber bitter-holzige und leicht trockene Torfnoten, die erst gegen Ende abklingen und dann doch noch leicht süße Aromen aufkommen lassen.
Bemerkung: Schade, eigentlich ein recht langweiliger Malt, der bei uns im Geschmack so überhaupt nicht punkten kann!
85 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 83 / Finish: 85)
Fazit: Limitierte Jahrgangsabfüllungen von Laphroaig mit teilweise erschütterndem Preis-Leistungsverhältnis, die man nicht unbedingt im Whiskykeller stehen haben muss!