Kaum zu glauben, aber wahr: Diese zwei legendären Abfüllungen waren die Standardabfüllungen von Lagavulin und Laphroaig in den siebziger Jahren. Auf der Whisky Fair in Limburg konnten wir diese beiden berühmten Giganten der Whiskygeschichte „Kopf an Kopf“ gegeneinander probieren.
Lagavulin und Laphroaig sind direkte Nachbarn an der Südküste von Islay. Beide Destillen sind scharfe Rivalen und verfolgen unterschiedliche Strategien, um Marktanteile an sich zu reißen. Schon in früheren Jahren, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, kam es zu zahlreichen Gerichtsverfahren gegeneinander. Zu dieser Zeit war Sir Peter Mackie Besitzer von Lagavulin und zugleich Agent von Laphroaig, der deren immer populärer werdenden Whisky verkaufte.
1907 entschieden die damaligen Eigentümer von Laphroaig, fortan ihren Whisky selbst zu vermarkten. Das gefiel Mackie natürlich überhaupt nicht, man landete vor Gericht, und Mackie verlor. Die Vereinbarung wurde aufgelöst. Daraufhin baute er eine zweite Brennerei auf seinem Gelände, die den gleichen Malt wie der Nachbar herstellen sollte: die Malt Mill. Trotz seines Insiderwissens und der Nachbildung der Brennblasen hatte er keinen Erfolg. 1960 wurde die Malt Mill Destillerie geschlossen.
Beide Whiskys in unserem Tasting wurden in den sechziger Jahren destilliert. Zu dieser Zeit hatte noch jede der beiden Brennereien ihren eigenen Malting Floor und mälzte ihre Gerste mit etwa 40 ppm selbst. Beide Abfüllungen sind in keiner Weise mehr mit den heutigen Standardabfüllungen der Brennereien zu vergleichen. Heute muss man bereit sein, 1000 Euro und mehr auf den Tisch zu legen, um an eine der Flaschen zu gelangen.
Schauen wir mal, wer bei unserem Tasting die Nase vorne hatte!
Tasting Notes
Lagavulin 12y 1963-1975 White Label SD170, 75cl – 43%
Farbe: Altes Gold
Nase: Zigarre und Asche, frische Tabakblätter, schwere Orangenaromen, rauchiger Tee und viel alter torfiger Sherry, leckere Kräuter, Kaffeeröstaromen mit Vanille, Haselnuss, Kohle, Schuhsohle, Leder. Diese Aromenvielfalt ist einfach nur gigantisch. Very old style!
Geschmack: Salziges Harz, rauchiger Torf, erdige Noten, wunderbare Sherryaromen begleitet von dumpfen Kräutern. Dazu Orangenschalen und Vanille, immer salziger werdend. Gegen Ende überwiegen die Kräuteraromen.
Finish: Sehr lang, trocken salzig, Tabak und Teer, leicht herbe Kräuter mit eher milder Orange, trocken torfig ausklingend.
94 Punkte (Nase: 94 / Geschmack: 94 / Finish: 94)
Laphroaig 10y 1965-1975 Bonfanti Import, Milano, short label, 75cl – 43%
Farbe: Altes Gold – heller Bernstein
Nase: Sherry, Orange, getrocknete Früchte, Tabak, sehr würzig, maritime Noten, altes Sherryfass mit malzigen Röstaromen, weicher Cognac und Kräuter.
Geschmack: Zitrusfrüchte, frisch und fruchtig mit eleganter Verbindung von altem Sherry. Viel Salz und rauchiger Torf mit schwarzem Pfeffer. Hinzu kommen tropische Früchte, Butter, Kräutertee, Petersilie und Eukalyptusbonbons.
Finish: Lang, sehr komplex und weich, cremige Butter, Karamellnoten und absolut trocken endend.
94 Punkte (Nase: 93 / Geschmack: 94 / Finish: 94)
Fazit: Ganz großes Kino! Zwei absolut gleichwertige Ausnahme-Whiskys! Da wünscht man sich, die Zeit um 30 bis 40 Jahre zurückdrehen zu können, um auf Einkaufstour zu gehen …