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Weinland Kroatien

Anbaufläche: ca. 40000 ha
Produktion: ca. 2 Mio. hl
Anteil Rot-/Weißwein: 30%/70%
Konsum: ca. 30 l pro Kopf / Jahr

Weinanbauland KroatienDie im 19. Jahrhundert florierende Weinnation geriet durch die Reblauskatastrophe und die politischen Wirren in Vergessenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nur staatliche Großbetriebe gefördert, die Industrieweine erzeugten. Erst nach dem Balkankrieg (1991 bis 1995) sind in Kroatien wieder Initiative und Ehrgeiz zu spüren. Noch sind die alten Strukturen der staatlichen Weinwirtschaft spürbar. Die Erträge sind zu hoch, um gute Qualität zu bringen, die Kellertechnik ist z. T. veraltet, und es dominieren Markenweine. Die Vielfalt der Rebsorten, Böden und Klimata spiegelt sich in der Weinproduktion bislang nur schwach wider.

Das Land ist in zwei völlig unterschiedliche Anbauzonen unterteilt: den an der Adriaküste liegenden Teil mit Istrien und Dalmatien sowie den kontinentalen Teil zwischen den Flüssen Save und Drau. Während an der Küste die roten Sorten dominieren, werden im Hinterland vornehmlich weiße Sorten angebaut, in der Vergangenheit vor allem Welschriesling, neuerdings verstärkt Gewürztraminer und Riesling. Aber auch Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay nehmen zu. Außerdem setzt sich langsam die trockene Ausbauweise gegen die restsüße durch. Rotwein spielt im kontinentalen Bereich nur eine untergeordnete Rolle (Zweigelt, Plavina, Merlot, Pinot Noir). In Dalmatien dominieren dagegen die roten Sorten. Plavac Mali ist die bedeutendste. Aus ihr werden die berühmten Rotweine Postup und Dingac hergestellt. Eine andere wichtige Sorte ist die Babic, die samtige Rotweine ergibt. In Istrien ist dagegen der Refosk weit verbreitet, aus der der gerbstoffreiche Teran gewonnen wird. Aber auch die weiße Malvazija besitzt eine lange Tradition. Zunehmend werden auch internationale Rebsorten eingeführt.

Kroatische Vielfalt

Von den etwa 58 000 Hektar Rebland stehen etwa 40000 im Ertrag. Über 300 Produzenten erzeugen Weine mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung. Etwa 100 Privatkellereien haben größere Bedeutung, von denen die Hälfte sehr kleine Betriebe sind und lediglich eine Rebfläche von etwa fünf Hektar bewirtschaften. Man unterscheidet zwei Großzonen – den Küstenbereich an der Adria und das kontinentale Hinterland –, die ihrerseits in zwölf Anbaugebiete aufgeteilt sind.

Die Adriaküste und ihre Inseln

Fast im gesamten Küstenbereich, von der Istrischen Halbinsel bis ins südliche Dalmatien nach Dubrovnik, wird Wein angebaut. In Istrien und auf den vorgelagerten Inseln sind die Traditionssorten Malvazija (weiß) und Refošk (rot) anzutreffen, aus der u. a. der Teran gewonnen wird. Die Nähe zu Slowenien und Friaul ist unübersehbar. Man findet aber auch Weine aus internationalen Rebsorten wie Chardonnay, Pinot Blanc, Pinot Gris und Sauvignon Blanc oder Rotweine aus Merlot und Cabernet Sauvignon. Südlich von Rijeka beginnt Hrvatsko Primorje (Kwarner) mit den Inseln Krk und Susak, an das sich Dalmatien anschließt. Dalmatien gliedert sich in drei Weinbaubereiche: Sjeverna Dalmacija (Nord-Dalmatien) und Srednja i Južna Dalmacija (Zentral- und Süd-Dalmatien), beide an der dalmatischen Küste, sowie Dalmatinska Zagora (Dalmatisches Hinterland). Nord-Dalmatien reicht bis südlich von Primošten. Auf den mageren, steinigen Böden zwischen Šibenik und Primošten wächst die heimische Rebsorte Babič und bringt samtige, würzige Rotweine hervor. Zentral- und Süd-Dalmatien mit Split und den Inseln Hvar, Korčula, Lastovo und Vis, schließt südlich an und reicht bis hinter Dubrovnik. Im ganzen dalmatinischen Küstenbereich wird vorrangig Rotwein (60 Prozent) erzeugt, v. a. aus der roten Sorte Plavac Mali. Aus ihr werden Weine unterschiedlicher Qualität und Geschmacksrichtungen erzeugt – von süß bis durchgegoren. Die bekanntesten heißen Postup und Dingač und wachsen auf der Halbinsel Pelješac im Süden Dalmatiens. Auch der Zlatan Plavac und der Faros, beide von der Insel Hvar, sind charaktervolle Plavac-Mali-Weine. Daneben gibt es Nischen mit unbekannten, heimischen Rebsorten, die zum Teil Weine mit starker, eigenständiger Persönlichkeit erbringen: Auf Vis die Vugava-Traube, die Ähnlichkeiten mit der Viognier aufweist, auf Hvar die duftige Bogdanuša oder auf Korčula die weiße Grk.

Das kontinentale Hinterland

Der Nordosten Kroatiens zwischen Drava und Sava ist die Weißweinhochburg des Landes und Sitz der großen, ehemals staatlichen Weingüter. Er besteht aus sieben Weinbauzonen: Zagorje-Medjimurje, Plešivica, Pokuplje, Prigorje-Bilogora, Moslawina, Slavonija (Slawonien). Dazu kommt Podunalvlje, das Donaugebiet. In dem warmen, kontinentalen Klima wachsen volle, reife Weißweine heran: viel Graševina (Welschriesling), aber auch Chardonnay, Weißburgunder, Rajnski Rizling (Riesling), Sauvignon Blanc und Gewürztraminer. Ein großer Teil wird immer noch zu lieblichen oder edelsüßen Weinen verarbeitet und nach deutsch-österreichischem Vorbild als Spätlese, Auslese, Beerenauslese und Trockenbeerenauslese auf den Markt gebracht. Die Produktion trockener Weine nimmt jedoch zu. Rotwein wird in den letzten Jahren im kontinentalen Hinterland zwar vermehrt angebaut. Doch spielt er nur eine untergeordnete Rolle. Die wichtigste Rebsorte ist Blaufränkisch. Dazu kommt in den letzten Jahren ein wenig Pinot Noir und Merlot.

Die zehn häufigsten Rebsorten:

Name Typ Häufigkeit
Graševina (Welschriesling) weiß 25,5%
Malvazija weiß 11,7%
Plavac Mali rot 10,6%
Kuc Bijeli weiß 3,7%
Plavina Crna rot 3,3%
Merlot rot 3,1%
Rajnski Rizling (Riesling) weiß 2,4%
Kujundžuša weiß 2,1%
Ugni Blanc weiß 2,0%
Babis Crni rot 2,0%
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