Am Main, an Saale-Unstrut, an der Hessischen Bergstrasse und in Baden sind die ersten Eisweine des Jahres 2014 geerntet werden. Dort sanken die Temperaturen zwischen 28. und 30. Dezember auf minus 7, teilweise auch auf minus 11 Grad Celsius, so dass die verbliebenen, noch am Stock hängenden Beeren in gefrorenem Zustand eingebracht werden konnten. Allerdings sind die Mengen gering. Die Bergsträsser Winzergenossenschaft spricht von 150, maximal 200 Litern, die geerntet werden konnten. Auf die gleiche Menge kommt die Winzergemeinschaft Divino im fränkischen Nordheim. Bei der Winzervereinigung Freyburg liefen gerade mal zehn Liter von der Kelter. Etwas mehr gab es nur am Kaiserstuhl, wo die Winzervereinigung Oberrotweil 320 Liter aus den Sorten Weiss- und Grauburgunder einbringen konnten. Mit 192 Grad Oechsle ist ihr Eiswein analytisch der hochkarätigste des Jahres 2014, soweit bekannt. An der Obermosel und in Luxemburg konnten ebenfalls kleine Mengen Eiswein gepresst werden. Über die genaue Menge und Qualität ist allerdings noch wenig bekannt.
Von den berühmten deutschen Erzeugern wird es in 2014 vermutlich keinen Eiswein geben. Egon Müller an der Saar hat keine Trauben draussen hängen gelassen und damit von vorherein auf Eiswein verzichtet: „Als wir am 20. Oktober unsere Riesling-Lese beendet hatten, waren die Trauben schon zu reif, um sie noch länger am Stock zu belassen.“ Forstmeister Geltz-Zilliken in Saarburg hat seine Weinberge im Herbst ebenfalls zur Gänze abgeerntet und Eiswein für dieses Jahr abgeschrieben: „Auf unserer Seite der Saar war es bisher nie kälter als minus 4 Grad. Das ist zu wenig für einen Eiswein. Ausserdem war das Stielgerüst der Trauben schon im Oktober so schwach, dass die Trauben, wenn wir sie nicht abgeerntet hätten, inzwischen wahrscheinlich zu Boden gefallen wären.“ Helmut Dönnhoff von der Nahe hat dagegen noch Trauben unter der Plastikfolie hängen, ist allerdings skeptisch, was Eiswein angeht: „Durch das warme, feuchte Klima der letzten Wochen haben die Trauben viel Botrytis entwickelt. Vielleicht machen wir am Ende eine Auslese oder Beerenauslese. Aber mit Gewalt einen Eiswein zu machen, entspricht nicht meiner Philosophie. Ganz abgesehen davon, dass die Temperaturen bisher nicht gepasst haben. Das Thermometer hat nur einmal kurz die minus 7 erreicht.“
Einzig das Weingut Robert Weil in Kiedrich im Rheingau, das stolz darauf ist, bisher jedes Jahr einen Eiswein produziert zu haben, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, auch dieses Jahr mit einem Eiswein glänzen zu können. In einer Parzelle seiner Renommierlage Gräfenberg hängen jedenfalls die Trauben noch draussen. Ob und wann es klappt, weiss Gutsbesitzer Wilhelm Weil allerdings nicht: „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“ (Zur Information: Auch wenn die Trauben erst in 2015 geerntet werden, trägt der Eiswein als Jahrgang 2014 auf dem Etikett).
„Das wird wohl dieses Jahr nichts“, resümierte ein Sprecher des Deutschen Weinbauverbandes in Mainz die Eisweinlage 2014 in Rheinland-Pfalz. Zu warm war das ganze Jahr, genau 1,4 Grad Celsius höher als im Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Die globale Klimaerwärmung, von der der deutsche Weinbau (im Gegensatz zu südlichen Anbauländern) enorm profitiert hat, scheint sich beim Eiswein negativ auszuwirken.