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Karthäuserhof: Riesling-Ikone am Puls der Zeit

„Wir schreiben jeden Tag ein paar Silben an unserer Geschichte“ – ein Satz voller Weisheit und Demut. Albert Behler, Inhaber des Karthäuserhofs weiß, dass große Weine nicht gemacht werden, und schon gar nicht schnell.

1335 von Karthäusermönchen gegründet ist das Juwel im Tal der Ruwer, einem kleinen Seitenfluss der Mosel, seit 1811 im Familienbesitz – in siebter Generation geführt von Albert Behler. 2012 übernahm er die Riesling-Ikone von Cousin Christoph Tyrell, der das Gut in Jahrzehnte langem Streben zurück in die Spitze der Region und Deutschlands geführt hatte.

Neue Teamführung

Hier knüpfte Behler an und setzte klare Zeichen. Zuletzt stellte er die Teamführung neu auf, holte Richard Grosche als Geschäftsführer und Mathieu Kaufmann als technischen Direktor an Bord. Beide hatten zuvor beim Pfälzer Spitzengut Reichsrat von Buhl ihre Expertise höchst erfolgreich eingebracht und sollen hier nun wieder starke Akzente setzen und das Traditionsweingut noch weiter nach vorne bringen.

Inhaber Albert Behler (2. V. li.) und seine Frau Robin Kramer mit Richard Grosche (re.) und Mathieu Kauffmann (©Kartäuserhof)

Erstklassige Lage

Das außergewöhnlich große Kapital des Gutes ist der Karthäuserhofberg, eine knapp 20 Hektar große Monopollage. Von der königlich-preußischen Regierung wurde er bei der Klassifizierung der Weinberge von Mosel, Saar und Ruwer im Jahr 1868 in die höchste Kategorie eingestuft. Der komplette Karthäuserhofberg ist auch vom VDP als Große Lage klassifiziert.

Die Reben stehen hier nach Süd-Südwest ausgerichtet auf eisenhaltigem Devonschiefer; die steilsten Parzellen haben eine Neigung von bis zu 55 Prozent. Beste Voraussetzungen für Rieslinge die Klarheit, Leichtigkeit, Rasse und Reifepotenzial in unnachahmlicher Weise in sich vereinen.

Das legendäre Weingut unterhalb seines Karthäuserhofbergs (©Karthäuserhof)

Trockene Klassiker

Fast untypisch für die Mosel-Saar-Ruwer-Region ist die Tradition des Karthäuserhofs einen großen Teil der Rieslinge trocken auszubauen. Die Bandbreite reicht vom leichtfüßigen, strahlend klaren Gutswein bis zum aristokratischen Großen Gewächs, das sich erst nach einigen Jahren der Reife wirklich offenbart und dann mit komplexer Aromatik, mineralischer Straffheit und markanter aber reifer Säure zu überzeugen und begeistern vermag.

Eine Spezialität ist der trocken ausgebaute Weißburgunder, eine Idee von Christoph Tyrell, die er vor 30 Jahren umsetzte und als erster Winzer an der Ruwer Weißburgunder pflanzte – als stilistischen Kontrast zum Riesling. „Alle Reben sind entsprechend des Pflanzjahres alte Reben und stehen zu 100 Prozent im Karthäuserhofberg also im Grand Cru“, erklärt Gutsleiter Richard Grosche, „hier wollen wir in Zukunft noch eine High-End-Variante aus dem großen Holzfass hinzufügen; die Reben und die Lage geben es her.“

Höchste Sorgfalt bei der Lese ist eine Grundvoraussetzung für Top-Qualität (©Karthäuserhof)

Süße in Balance

Klassisch für die Region wiederum ist die Hierarchie bei den fruchtsüßen Weinen. Beschwingte, dabei tiefgründige Kreszenzen, deren niedrige Alkoholgehalte mit Mineralik und Süße eine delikate Balance erzeugen.

Für die lange Reife sind die edelsüßen Spätlesen, Auslesen und höheren Prädikate geschaffen. „Es ist faszinierend, wie frisch und lebendig sich die Weine aus dem Karthäuserhofberg auch nach Jahrzehnten zeigen. Und wie der Weinberg sich stilistisch immer durchsetzt, mit seiner ganz eigenständigen Aromatik und Finesse“, erklärt Mathieu Kauffmann.

Den Beweis bleibt das Gut nicht schuldig, es hat einen großen Schatz an gereiften Jahrgängen im Keller, von denen immer wieder Partien in den Verkauf gebracht werden.

Für weinkenner.de hat der Karthäuserhof zwei Probepakete zusammengestellt:

 

Trockene Klassiker (drei Flaschen, 45 Euro inkl. Versand statt regulär 49,20 Euro)

2019 Riesling Schieferkristall VDP.Gutswein

Leichtfüßig, kühl, frisch und belebend bei niedrigen 11,5 Prozent Alkohol.

2019 Riesling Alte Reben Eitelsbacher VDP.Ortswein

Stoffig, mineralisch, tiefgründig mit fester Struktur.

2019 Weißburgunder VDP.Gutswein

Dezente Frucht, schlank, zupackend am Gaumen, vielseitiger Speisenbegleiter.

 

Fruchtsüße Klassiker (drei Flaschen 69 Euro inkl. Versand statt regulär 73,50 Euro)

2018 Riesling Kabinett VDP.Große Lage

Tänzelnder, belebender Wein (10 Prozent Alkohol), feiner Aperitif und zu leichter asiatischer Küche

2018 Riesling Spätlese VDP.Große Lage

Vielschichtige Frucht und Kräuterwürze sowie spürbare Mineralik, balanciertes Süße-Säure-Spiel, wird sich noch über Jahre entwickeln.

2018 Riesling Auslese VDP.Große Lage

Noch sehr jugendlich mit präsenter Fruchtsüße. Würze und Mineralik stehen noch am Anfang ihrer Ausprägung. Reifen lassen!

 

Beide Pakete zusammen 110 Euro inkl. Versand

Mehr Info und Bestellung unter www.karthaeuserhof.com

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4 Kommentare

  1. Richtig, von 13-18 stand Herr Kauffmann ja in Diensten der Niederbergers! Und gegen Vollkaskowinzer mit ihrer ökologischen Nummer Sicher habe ich auch nichts, erlaube mir aber ein gewisses amusement ‚ wenn mir das als neuer „ heißer Scheiss“ verkauft werden soll…

  2. pfff, und vergoren wird immer noch mit reinzuchthefen in alter vollkaskomentalität. und Kauffmann ist ein exzellenter techniker, aber für schaumwein. da gibts an der ruwer andere wesentlich spannendere weingüter.

    • Zu den Reinzuchthefen und der Vollkaskomentalität: Der Mann hat auf dem Karthäuserhof noch gar keinen Wein vinifiziert.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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