Noch ist es nicht amtlich. Aber die Gerüchte verdichten sich, dass Karl Lagerfeld zum Etikettendesigner wird. Der Creativdirektor des Modehauses Chanel soll bereit sein, zum 350. Geburtstag das Etikett des Jahrgangs 2009 von Rauzan-Ségla zu gestalten. Dass Lagerfeld bei jeder Gelegenheit betont, selbst keinen Tropfen Alkohol anzurühren, stört weder ihn noch seine Auftraggeber. „Onkel Karl“ war schon für ganz andere Überraschungen gut…
Das zweitklassifiziertes Chateau Rauzan-Ségla aus Margaux feiert in diesem Jahr seinen 350.Gründungsgeburtstag. Anlass genug, um den Modeschöpfer Karl Lagerfeld zu bitten ein Geburtstagetikett zu entwerfen. So zumindest wird in Londoner Händlerkreisen kolportiert. Und das Chateau selbst bestätigt: „Wir versuchen, zu diesem runden Geburtstag etwas Besonderes zu machen. Aber bislang ist alles nur eine Idee, nichts Konkretes.“
Strategisch würde die Massnahme Sinn machen. Denn das zweitklassifizierte Chateau braucht dringend Glanz. Von den Weinen ging dieser Glanz in der letzten Zeit nicht aus, sie erreichten nie dieselben hohen Bewertungen wie die anderen zweitklassifizierten Chateaux. Auch bei den Preisen bleibt Rauzan-Ségla deutlich hinter der Konkurrenz zurück.
Chanel und Rauzan-Ségla haben den gleichen Eigentümer
Rauzan-Ségla gehört zu der in Paris ansässigen Wertheimer Group, die auch das Modehaus Chanel kontrolliert. Mit Lagerfeld als Etikettendesigner könnte der Luxusartikelhersteller die Aufmerksamkeit nicht nur auf die Marke Chanel, sondern auch auf den Wein lenken – etwa in China. Dort ist Chanel bei Lederwaren und Schmuck die Nummer Zwei hinter Louis Vuitton.
„Rauzan-Ségla verkauft sich bislang nicht gut in China“, bestätigt Simon Staples, Verkaufsdirektor des Londoner Weinimporteurs Berry Bros & Rudd.
Lagerfeld, der bei jeder Gelegenheit betont, selbst keinen Alkohol zu trinken, hat dennoch keine Berührungsängste mit Wein. Vom 1998er Dom Pérignon kam eine auf 1998 Flaschen begrenzte Sonderedition auf den Markt, deren Flasche von ihm verziert worden war. Aber auch für Coca Cola light hat er schon eine Flasche entworfen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass „Onkel, Karl“ derzeit auch an der Herausgabe einer 12-bändigen Ausgabe des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche arbeitet.