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Junge Pfalz: Viel Talent und Mut zu Weinen mit Herkunft und Charakter

Die Konkurrenz ist groß, und man muss schon richtig gut sein, um unter die 20 besten  Jungwinzer der Pfalz gewählt zu werden. Und ewig Zeit hat man auch nicht: die Altersobergrenzte liegt bei 35. Ein Fachjury unter Vorsitz von Peer F. Holm, dem Präsidenten der Deutschen Sommelier Union, bewertet jeweils eine Kollektion von fünf Weinen mit Fokus auf Burgundersorten sowie Riesling, es ist aber auch immer ein Wein ohne Vorgabe zugelassen.

 

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Drei Pfälzer Siegerbetriebe, und ausgewählte Weine im Kurzportrait:

Julian und Patricia Schreieck: Chardonnay und Erfahrung aus USA

Warum Chardonnay? Da muss Julian Schreieck nicht lange überlegen: „Unser Weingut war eines der ersten, die die Sorte angepflanzt haben“, erklärt der 28-Jährige.“Und ich habe nach der Ausbildung ein Praktikum in Oregon gemacht, eigentlich um mich mit Pinot Noir zu beschäftigen, bin aber dort wieder auf den Chardonnay gekommen. Es begeistert mich, Lagen zu studieren und Chardonnay passt unheimlich gut auf unseren lehmig-kalkigen Böden in Maikammer.“

Patricia und Julian Schreieck. © Melanie Hubach

Er erntet seine Trauben eher früh, denn er sucht In seinen Weinen weniger nach Kraft, als nach Struktur und Finesse – was ihm sichtlich gut gelingt. Das gilt auch für den Blanc de Blancs Sekt des Gutes, der mit traditioneller Flaschengärung produziert wird. Für den ist allerdings in erster Linie Kusine Patricia Schreieck (25) verantwortlich, die in Kalifornien studiert und gearbeitet hat.

2020 Chardonnay tr. S „150“ Ortswein Maikammer, Wein- und Sekthaus Volker und Bernd Schreieck

Feine Frucht, spürbare Mineralik, Druck am Gaumen: Da ist viel Wein im Glas. Guter Begleiter zu hellem Fleisch und herzhaften Gemüsegerichten. Um 8,50 Euro

2020 Kapellenberg Chardonnay tr. „200“ Lagenwein, Wein- und Sekthaus Volker und Bernd Schreieck

Im Barrique gereift und unfiltriert abgefüllt; durch und durch trocken, mit viel Kraft am Gaumen erinnert dieser Wein in der Tat an Burgund. Sonntagswein zu gegrilltem und gebratenem Fisch sowie hellem Fleisch. Um 16 Euro

Blanc de Blancs Sekt brut „200″, Wein- und Sekthaus Volker und Bernd Schreieck

Mit traditioneller Flaschengärung produzierter Sekt aus Chardonnay mit klarer Ansprache, Frische und der Kraft, feine Vorspeisen und Fingerfood genussvoll zu begleiten. Um 13 Euro 

Wein- und Sekthaus Volker und Bernd Schreieck, Hartmannstr. 38, 67487 Maikammer, www.schreieck-maikammer.de

Hans-Christoph Stolleis: Spätburgunder mit Frische und Präzision

„Spätburgunder ist für mich das rote Pendant zum  Riesling“, erklärt Hans-Christoph Stolleis. „Er lebt  von Säure und Frische und zeigt seine Herkunft“. Seine Handschrift wurde zweifellos von den Stationen bei Konrad Salwey am Kaiserstuhl und bei den Rings-Brüdern geprägt. „Ich möchte Weine mit frischer und präziser Frucht machen“,beschreibt er selbst seinen Stil.

Hans Christoph Stolleis im Keller des heimischen Weinguts. © Weingut Stolleis

Das setzt reduzierte Erträge voraus und einen möglichst exakten Lesezeitpunkt. „das ist eigentlich meine Hauptaufgabe“, führt der 28-Jährige aus. „Zu spät gelesener Pinot Noir geht schnell ins Marmeladige und das finde ich furchtbar.“ Eine besonders frühe Lese findet für die Grundweine des Crémants statt, der, wie die anderen Weine auch, ein bemerkenswertes Preis-Genussverhältnis bietet.

2019 Spätburgunder trocken, Weingut Peter Stolleis

Feine Frucht und feine Gerbstoffe, animierender Trinkfluss. Ein Wein der gehobenen Alltagsklasse, der mit seiner Leichtigkeit zu vielen Gelegenheiten passt.  Um 10 Euro

2020 Mußbach Spätburgunder tr., Weingut Peter Stolleis

Die Trauben für diesen Ortswein stammen aus der Mußbacher Eselshaut. Der Wein reift im kleinen Holz und verbindet Frucht, Stoffigkeit und erstaunliche Finesse. Um 14 Euro.

Crémant brut nature, Weingut Peter Stolleis

Im Barrique gereifte Grundweine (55 % Chardonnay/45 % Spätburgunder) 24 Monate Flaschengärung lassen einen aromatisch komplexen Sekt mit feiner Perlage und anhaltendem Geschmack entstehen. Um 16 Euro

Weingut Peter Stolleis, Kurpfalzstraße 99, 67435 Gimmeldingen-Mußbach, www.stolleis.de

Mathias Wolf: ein Dauersieger und seine Rieslinge

2011 war Mathias Wolf (32) gerade ein Jahr im Weingut der Familie aktiv und schaffte es gleich unter die Top-20 der „Jungen Pfalz“. Und seither jedes Jahr wieder. Einen großen Anteil daran hat sicher sein Gespür für Riesling. Der macht 50 Prozent der Rebfläche des Gutes in Birkweiler aus, die Reben stehen fast alle im berühmten Birkweiler Kastanienbusch. So kommt es, dass selbst im Gutswein Kastanienbusch drin ist – von jungen  Rebstöcken und aus unterschiedlichen Parzellen der heterogenen Lage.

Mathias Wolf. © Weingut Wolf

Mathias Wolf hat seine eigene Hierarchie in die Rieslinge aus dem Kastanienbusch gebracht, zwei firmieren als „erste Lage“, sie überzeugen mit würziger Frucht, Finesse – und sehr kundenfreundlichen Preisen. Das Filetstück „Vom Schiefer“ liegt am höchsten, die Reben wurden vor 45 Jahren vom Großvater gepflanzt. Ein Kapital, das Mathias für alle Seiten gewinnbringend einsetzt.

2020 Riesling tr. Roter Sandstein, Gutswein, Weingut Wolf

Fruchtiger-frischer Gutswein, der mit mineralischen Anklängen schon zeigt, wo die Reise hingeht. Schmeckt zur Vesper wie zu leichten Gerichten mit Gemüse und Fisch. Um 6,90 Euro

2020 Kastanienbusch Riesling tr. aus dem Rotliegenden Erste Lage, Weingut Wolf

Die Parzellen, die auf Rotliegendem stehen, werden von Wolfs als „erste Lage“  eingeordnet. Niedrige Erträge, zwölf Stunden Maischestandzeit und  Spontangärung im Stahl sorgen für einen Wein mit aromatischen Spiel und Spannung. Um 9,90 Euro.

2020 Kastanienbusch Riesling tr. aus dem Schiefer, Große Lage Weingut Wolf

Die besten Parzellen des Kastanienbuschs liegen auf Schiefergestein. Daher die Einordnung als „Große Lage“. Nochmals reduzierte Erträge (25 hl/ha) sorgen  für Dichte und Struktur und Reifepotenzial für einige Jahre. Um 14,50 Euro

Weingut Wolf, Hauptstraße 36, 76831 Birkweiler, www.weingut-wolf-birkweiler.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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