Josef Pöckl ist 60 Jahre alt geworden. Sein Tod kommt nicht überraschend. Alle, die in Österreich mit Wein zu tun haben, wussten von seiner schweren Krankheit. Trotzdem herrscht große Trauer. Mit Josef Pöckl, der in der österreichischen Weinfamilie nur „Admiral Pepsch“ genannt wurde, stirbt einer der Pioniere des burgenländischen Rotweins.
1989, als im Burgenland noch kaum einer wusste, was eine malolaktische Gärung ist, kelterte er erstmals zwei Rotweine, wie sie Österreich bis dahin noch nicht gekannt hatte. Beide dunkel in der Farbe, kräftig im Tannin, dicht gewoben, selbstverständlich trocken und im kleinen Holzfass ausgebaut: ein Zweigelt und ein St. Laurent. Beide hießen Admiral. Ein Fantasiename, der in der Öffentlichkeit häufig missverstanden wurde: Admiral ist die Bezeichnung für einen seltenen Schmetterling, der in den Mittelmeerländern lebt und nur zum Überwintern aus dem Süden nach Mitteleuropa kommt (lat.: Vanessa Atalanta).
Ab 1990 gibt es dann nur noch einen Admiral, und zwar als Cuvée. Deren Zusammensetzung hat sich zwar im Laufe der Jahre geändert: St. Laurent ist nicht mehr dabei. Doch die Basis bildet nach wie vor der Zweigelt (70 Prozent).
Mit dem Admiral begann der Aufstieg des damals schon nicht mehr ganz kleinen Weinguts in Mönchhof am Neusiedlersee. Lange Zeit galt dieser Wein als der beste österreichische Rote, und noch heute, da als Cuvéepartner Cabernet Sauvignon (rund 20 Prozent) und Merlot (rund 10 Prozent) hinzugekommen sind, gehört der Admiral in der Cuvée-Kategorie noch immer zu den absoluten Top-Weinen des Landes. Laut österreichischem Falstaff-Magazin ist er mit vielen großen Bordeaux auf Augenhöhe.
Pöckls nächster spektakulärer Wein war Rêve de Jeunesse, den Sohn René 1997 erstmals in eigener Regie und in kleiner Menge unter den Augen des Vaters keltern durfte. Der Wein setzte abermals Maßstäbe. Die Basis des Rêve bestand aus Syrah, einer Sorte, die im Burgenland bis dahin ein unbeschriebenes Blatt war. Mehrere Jahre lang dominierte dieser Wein alle Prämierungen in Österreich. Heute besteht er zu 40 Prozent aus Merlot und je 20 Prozent Syrah, Cabernet Sauvignon und Zweigelt.
Bereits 2001 hatte Pöckl die Verantwortung für den Wein an Sohn René übergeben. Aber Admiral Pepsch, der übrigens ein äußerst streitbarer Zeitgenosse war, blieb an Bord. Er kümmerte sich um den Kellerneubau (das Gut ist inzwischen auf 32 Hektar angewachsen) und sorgte dafür, dass immer wieder neue Cuvées auf den Markt kamen.
Doc Zorro, benannt nach der gleichnamigen österreichischen Rockband, deren Fan Pöckl war, oder Genesis sind Beweise dafür, wie kreativ er noch in den letzten Jahren war. Ein großer Erfolg wurde der erstmals 2004 geschaffene Solo Rosso, ebenfalls eine Rotwein-Cuvée, doch im unteren Preisbereich.
Der letzte ganz große Coup war dann der Mystique, eine nicht näher definierte Rotwein-Cuvée, die nur in ganz großen Jahren und in geringer Flaschenzahl produziert wurde. Sie sollte die neuen Erkenntnisse schmeckbar machen, die die Pöckls im Laufe der Jahre dazu gewonnen haben.
Als ob es dessen noch bedurft hätte!
Pöckl hat nicht nur am „Rotweinwunder Österreich“ mitgewirkt. Er war das „Rotweinwunder“. Und er hinterlässt ein gut bestelltes Haus.