Preisexplosion: 1982 Lafite ist derzeit achtmal teurer als Silber

Holzkiste mit Logo-Aufdruck von Romanée-Conti
2011 ist in China das Jahr des Kaninchens. Doch von Kuschelromantik ist im Reich der Mitte keine Spur. Experten erwarten, dass die Preise für feine Weine weiter steigen. Vermutet wird, dass sich die Chinesen neben dem Bordeaux zunehmend auch den Burgunderweinen zuwenden werden. Kurz vor Weihnachten wurde ein 1971er Romanée Conti in Singapur für umgerechnet 10.600 Euro pro Flasche verkauft.

Der Herbst war stür­misch. Allein im Novem­ber 2011 sind die Prei­se für hoch­wer­ti­ge 2008er Bor­deaux um durch­schnitt­lich 30 Pro­zent gestie­gen, für den 2008 Mouton-Rothschild sogar 85 Pro­zent (wegen des chi­ne­si­schen Künst­lers Xu Lei, der das Eti­kett gestal­tet hat). Und immer waren Asia­ten die trei­ben­de Kraft im Markt. Im Dezem­ber setz­te sich die Auf­wärts­be­we­gung fort. Beson­ders gefragt sind der­zeit Cha­teau Mar­gaux sowie die Zweit­wei­ne der Pre­miers. Les Fort de Latour hat im letz­ten Quar­tal 2010 zum Bei­spiel einen Preis­sprung von 40 Pro­zent gemacht.

Spit­zen­rei­ter ist nach wie vor der Wein von Cha­teau Lafite-Rothschild. Der 1982er hat sich in den letz­ten zehn Jah­ren um 1000 Pro­zent ver­teu­ert, obwohl Robert Par­ker ihn vor zwei Jah­ren von ursprüng­lich 100 Punk­ten auf 97+ her­un­ter­ge­setzt hat. Bei einem Markt­preis von über 4000 Euro ist der Inhalt einer Fla­sche die­ses Weins (ca. 750 Gramm) acht­mal so teu­er wie die ver­gleich­ba­re Men­ge des Edel­me­talls Sil­ber, rech­ne­ten die Fach­leu­te des Fine Wine Index Liv-Ex vor.

Etikett Romanée-Conti„Die Chi­ne­sen sind ein­deu­tig auf den Geschmack gekom­men“, berich­tet Gary Boom, Grün­der und Direk­tor des Fine Wine Mer­chant Bor­deaux Index. „Wer die Ent­wick­lung ande­rer Invest­ment­klas­sen wie etwa Gold ver­folgt, hat es schwer, für das neue Jahr kei­nen Anstieg der Prei­se für fei­ne Wei­ne vor­her­zu­sa­gen.“ Gold ist in 2010 um 35 Pro­zent gestie­gen, der Liv Ex 50, der Index, der die Preis­ent­wick­lung der welt­weit bes­ten 50 Wei­ne abbil­det, um 57 Prozent.

Bor­deaux gilt, dar­in sind sich alle Exper­ten eini­ge, auch in 2011, dem Jahr des Kanin­chens, das Haupt­in­ter­es­se der Asia­ten. Aber die Anzeich­nen meh­ren sich, dass auch Wei­ne ande­rer Pro­ve­ni­en­zen ins Faden­kreuz fern­öst­li­cher Anle­ger geraten:

  • die Nach­fra­ge nach teu­ren Cham­pa­gnern nimmt kon­ti­nu­ier­lich zu
  • die Spit­zen­wei­ne der Rhô­ne befin­den sich deut­lich im Aufwind
  • der Sas­si­ca­ia aus Ita­li­en mar­schiert auch in Asi­en unauf­halt­sam vor­an und hat den Ornell­a­ia bereits überholt
  • Bur­gun­der legen leicht, aber ste­tig zu

Gefragt sind, was letz­te­re angeht, vor allem die Wei­ne der Domaine de la Roma­née Con­ti. Ob die Käu­fer die­se Wei­ne immer ver­ste­hen oder nicht, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall ste­hen die Buch­sta­ben DRC für höchs­te Exklu­si­vi­tät. Kürz­lich wur­de, wie Gary Boom berich­tet, eine 12er Kis­te Roma­née Con­ti, Jahr­gang 1971, für umge­rech­net 127.000 Euro an die Besit­zer eines neu eröff­ne­ten Casi­nos in Sin­ga­pur ver­kauft. Das ent­spricht einem Fla­schen­preis von 10.600 Euro.  Der Wein war als „Vin­ta­ge Bur­gun­dy“ angeboten.

Foto Gavin SherryIm Gegen­satz zu euro­päi­schen und ame­ri­ka­ni­schen Käu­fern, die mit Wein vor allem spe­ku­lie­ren, wol­len die Asia­ten die erwor­be­nen Wei­ne auch trin­ken. Yang Lu, Som­me­lier im Hotel Pen­in­su­la in Shang­hai, berich­tet im Wein­jour­nal Wine­Al­ley: „Zwar lie­gen die Burgunder-Bestellungen weit unter den Bordeaux-Bestellungen. Trotz­dem habe ich schon eine Men­ge Bur­gun­der­wein ver­kauft, vor allem in der Kate­go­rie der teu­ren Wei­ne bis hin­auf zum Roma­née Conti…“

Und: „Es gibt meh­re­re Grün­de dafür, dass die Nach­fra­ge nach Bur­gun­dern stei­gen wird. Ers­tens sind die Bur­gun­der für den chi­ne­si­schen Gau­men sehr ange­nehm und pas­sen gut zur chi­ne­si­schen Küche. Zwei­tens die gerin­gen Men­gen: Je rarer eine Sache ist, des­to drin­gen­der möch­te der Chi­ne­se sie besit­zen. Als ich mei­ne Wein­lis­te zusam­men­stell­te, muss­te ich mir stän­dig von Exper­ten anhö­ren, dass sich Bur­gun­der nicht ver­kau­fen wür­den. Das Gegen­teil war der Fall. Ich bin jeden­falls sehr opti­mis­tisch für Bur­gun­der in Chi­na, vor allem für die teu­ers­ten. Wenn die Men­schen hier mer­ken, dass es viel weni­ger DRC gibt als Cha­teau Lafite, wer­den sie umso hef­ti­ger nach ihnen verlangen.“

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