Italien droht weinmäßig ein Katastrophenjahr. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2014 sind südlich von Alpen und Apennin durchschnittlich 1000 Millimeter Regen gefallen – eine Menge, die normalerweise erst nach 12 Monaten erreicht wird. Das teilt das wissenschaftliche Institut der Fondazione Eduardo Mach in San Michele all’Adige mit.
Nach anhaltenden Regenfällen wurden die Reben von Südtirol bis Sizilien flächendeckend von der Peronospora (Falscher Mehltau) befallen. Viele Trauben sind daher ungleich entwickelt. Ein Teil der Beeren ist ledrig und ausgetrocknet, ein anderer noch grün und unreif. Jetzt, da die Lese bevorsteht, breitet sich Fäulnis aggressiv aus. „Die Situation wird sich nur bessern, wenn endlich die Sonne durchkommt“, sagte Maurizio Bottura von der Weinbauabteilung des Instituts am 7. August.
Inzwischen ist eine weitere Woche vergangen ohne Sonnenschein. Im Schaumweinanbaugebiet Franciacorta hat die Lese schon begonnen. In Sizilien steht sie unmittelbar bevor. In den anderen Gebieten Italiens rücken die Erntehelfer ab 25. August aus. Das Wort „Katastrophenjahr“ nimmt zwar noch niemand in den Mund. Aber dass 2014 „ein schwieriges Jahr“ wird, bestreiten weder Winzer noch Wissenschaftler oder Funktionäre.
„Angesichts des kalten, nassen Klimas wird es sogar ein sehr schwieriges Jahr“ twitterte zum Beispiel der Önologe Roberto Cipresso aus Montalcino, der auch Weingüter im Chianti Classico„ in Kalabrien, Kampanien und im Friaul betreut.
Noch pessimistischer ist Vincenzo Verrastro vom Istituto Agricolo Mediterraneo in Bari. „Ein richtig schlechter Jahrgang, der uns bevorsteht. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Produktion in allen Regionen Italiens um 30, 40 oder sogar 50 Prozent zurückgehen.“ Allerdings sagt er auch, dass sich aus den wenigen gesunden Trauben möglicherweise hervorragende Weine erzeugen lassen – aber nur, wenn das Wetter sich bald ändert.