Irritation in Bordeaux: Pontet-Canet 2013 ohne Preisabschlag

Als ers­tes der klas­si­fi­zier­ten Gewäch­se ist das fünf­klas­si­ge Châ­teau Pontet-Canet aus Pau­il­lac mit dem Preis für sei­nen Jahr­gang 2013 her­aus­ge­kom­men – noch bevor der eigent­li­che Ver­kos­tungs­ma­ra­thon in Bor­deaux begon­nen hat. Der Preis liegt bei 60 Euro ex négo­çi­ant – genau­so hoch wie im letz­ten Jahr. „Wir haben weni­ger als die hal­be Men­ge pro­du­ziert“, erklär­te Mela­nie Tes­se­ron, die das Châ­teau zusam­men mit ihrem Onkel Alfred führt, in einer Pres­se­mit­tei­lung. “Aus­ser­dem glau­ben wir, dass das Ver­trau­en des Mark­tes in uns inzwi­schen so gross ist, dass wir die en primeur-Kampagne nicht abwar­ten müssen.“

Die ers­ten Reak­tio­nen am Platz Lon­don waren ver­hal­ten. „It’s a tough ask“ kom­men­tier­te die Lon­do­ner Wein­han­dels­platt­form Liv Ex den Preis mit knap­pen Wor­ten. Das gilt beson­ders in Anbe­tracht der Tat­sa­che, dass der Han­del die­sen schwie­ri­gen Jahr­gang bis­her noch nicht ver­kos­ten konn­te. Die en primeur-Verkostungen begin­nen erst Anfang April. Simon Stap­les vom renom­mier­ten Lon­don Wein­bro­ker Ber­ry Bros & Rudd liess ver­lau­ten, man wer­de Pontet-Canet nicht anbie­ten, bevor man den Wein nicht selbst pro­biert hätte.

Pontet-Canet betont dage­gen, dass bereits 80 Pro­zent der Négo­çi­ants ihre Allo­ka­tio­nen abge­ru­fen hät­ten. Aus­ser­dem hät­ten sich die 95 Punk­te, die Robert Par­ker für den Weinn aus dem eben­falls schwie­ri­gen Jahr­gang 2012 gege­ben hat­te, ermu­ti­gend auf die Preis­bil­dung des Nach­fol­ge­jahr­gangs aus­ge­wirkt. Auch sähe man in dem Umstand, dass älte­re und all­ge­mein bes­ser bewer­te­te Jahr­gän­ge wie 2008 und 2006 der­zeit für weni­ger Geld gehan­delt wer­den, kein gros­ses Pro­blem: „Die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Men­gen sind in 2013 ein­fach zu klein.“

Die Irri­ta­tio­nen in Lon­don und Bor­deaux sind trotz­dem begrün­det. All­ge­mein wird näm­lich erwar­tet, dass der Jahr­gang 2013 mit einem Preis­ab­schlag von 20 bis 30 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr ange­bo­ten wird. Nach ers­ten Ein­schät­zun­gen liegt die Qua­li­tät des 2013ers noch unter der der 2012er und 2011er, die von Kri­ti­kern bereits als äus­serst beschei­den beschrie­ben wor­den waren. Hea­vy­weights wie Le Pin und Vieux Châ­teau Cer­tan haben ange­kün­digt, dass sie die­ses Jahr kei­ne Wei­ne zu den Ver­kos­tun­gen geben wür­den. Ande­re Châ­teaux haben ver­lau­ten las­sen, kei­nen Wein aus dem Jahr­gang 2013 abfül­len zu wol­len. Und Par­ker selbst hat ange­kün­digt, die­ses Jahr nicht an den en primeur-Verkostungen teil­zu­neh­men, son­dern erst im Som­mer die Wei­ne zu ver­kos­ten. In dem frü­hen Vor­stoß von Pontet-Canet sehen daher vie­le einen Ver­such, Tat­sa­chen zu schaf­fen, bevor die nega­ti­ve Stim­mung wei­ter um sich greift und die Prei­se drückt.

1 Kommentar

  • Was heisst den hier Irri­ta­ti­on in Bor­deaux? Ich bin zwar kei­ner, der sich die Wei­ne in die­ser Preis­klas­se leis­ten kann, stel­le aber fest, (auf Grund ver­schie­de­ner Lite­ra­tur) dass die Wei­ne von Pontet-Canet seit gerau­mer Zeit zu den Aller­bes­ten von Pau­il­lac zäh­len und das zu einem Preis der abso­lut Hand und Fuss hat. Ich weiss wirk­lich nicht, war­um die­ses Châ­teau die Prei­se sen­ken soll­te, da sie alle­mal preis­wert sind und, das ist inter­es­sant, auch 2013 zu den Bes­ten zählt. (laut Revue vin de France vor allen Prestige-Châteaus, deren Preis jen­seits von Gut und Böse sind, ob nun 2010 oder 2013). Ich fin­de, eini­ge der Wein­pres­se­schrei­ber, sowie­so oft etwas wenig objek­tiv. (Gilt sehr sel­ten für den Wein­ken­ner, aber auch das ist Ansichtssache)
    Wenn ich die Prei­se in Bor­deaux so anschaue und dann mit den Bes­ten im Rhô­ne­tal (mei­ner Wohn­ge­gend) ver­glei­che, die Arbeit an den stei­len Hän­gen der Hermitage- Cornas- und Côte-Rôtiehügel sehe, die meis­ten wer­den als Bio pro­du­ziert, was aber hier nie­mand an die gros­se Glo­cke hängt,(da hier Bio = teu­er bedeu­tet) bin ich mit mei­nem Wein­kel­ler ganz zufrie­den. Für mich per­sön­lich ist es wich­tig, mei­ne Wei­ne direkt beim Pro­du­zen­ten holen zu kön­nen und genau zu wis­sen wie,wer und wo der Wein “gemacht” wird (weiss, das kann nicht jeder) Dabei hat mir Par­ker sehr gehol­fen, obschon mir das “Pro­blem Par­ker” klar ist und es auch oft so sehe. Ich lie­be die herr­li­chen, schwe­ren Wei­ne. Man muss sie nur Zeit im Kel­ler las­sen und Geduld haben.
    Grüs­se aus dem Rhônetal!

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