Der Südtiroler Kellereibesitzer Ignaz Brigl ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 85 Jahren in Girlan gestorben. Er war eine Ikone des Südtiroler Weins und bis zuletzt ein hartnäckiger Verteidiger der Vernatsch-Weine, die er als „naturgegebenes Geschenk“ für Südtirol betrachtete und die bis heute den größten Teil des Sortiments seiner Kellerei ausmachen.
Brigl repräsentierte die 32. Generation seiner Familie. Er bezeichnete sich gern als „Weinhändler“, weil er Trauben zukaufte und traditionell ein starkes Exportgeschäft nach Österreich, Deutschland und in die Schweiz hatte. Dabei besitzt seine Familie 50 Hektar eigene Reben und mehrere eindrucksvolle Weinhöfe, unter anderem Schloß Windegg in Kaltern (mit Gutsschänke, die von Brigls Tochter Elisabeth betrieben wird), den Drei Köngishof in St. Michael-Eppan, den Haselhof in Schreckbichl und den Rielerhof in St. Magdalena (letztere zwei von Brigls Tochter Monika geleitet). Keine andere Privatkellerei Südtirols verfügt über einen derart hochwertigen Lagenbesitz wie Brigl.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Brigl zu den fünf angesehensten Weinfamilien Südtirols und seine Weine zu den teuersten der Region. Mit dem Aufbruch Südtirols in Richtung hochwertiger Weißwein und dunkler Rotwein wurde es dann etwas stiller um die Kellerei. In den letzten Jahren hatte Brigl wieder Anschluß an die Entwicklung gefunden, wovon mehrere Auszeichnungen in den einschlägigen Weinführern zeugen. Ein Meilenstein war die neue Kellerei in St. Michael-Eppan, die 2002 eröffnet wurde und zu den schönsten Südtirols gehört.
Ignaz Brigl war ein gebildeter und äußerst belesener Mann, der bis zuletzt täglich im Büro arbeitete und in Südtirol tief verwurzelt war. Kollegen bezeichneten ihn als „wandelndes Lexikon des Südtiroler Weins“. Der Betrieb wird von seinem Sohn Josef weitergeführt, der bisher schon zusammen mit Geschäftsführer Siegfried Prader die operative Verantwortung innehatte.