Dieses Jahr feiert der elsässische Schaumwein seinen 40. Geburtstag. Seit 1976 ist er im französischen Weingesetz verankert. Es gibt ihn aber schon viel länger, weiß Anne Krebiehl MW.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 waren Vater und Sohn der Winzerfamilie Dopff sehr von einer Vorführung des Champagnerverfahrens angetan und entschlossen sich, dasselbe mit elsässischen Trauben zu versuchen. Der junge Julien Dopff verbrachte prompt zwei Lehrjahre in der Champagne und kehrte mit all seinem neuen Wissen ins Elsass zurück, um es dort umzusetzen.
Heute ist Crémant d’Alsace nach Champagner der beliebteste Schaumwein Frankreichs. Eigentlich ist das kein Wunder, denn zu seinem mäßigen Preis hat er viel zu bieten.
Crémants gibt es in vielen Regionen Frankreichs
Der Begriff Crémant wird in Frankreich für flaschenvergorene Schaumweine verwendet, die nicht aus der Champagne stammen. Alle Crémants, denn es gibt sie auch von der Loire und aus dem Burgund, aus Bordeaux und aus dem Jura, aus Savoyen und Limoux, unterliegen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so strengen Regelungen. Was sich regional ändert sind die zugelassenen Rebsorten. Im Elsass ist das hauptsächlich Pinot Blanc, also Weißburgunder. Aber auch Riesling, Chardonnay, Sylvaner und Pinot Gris sind zugelassen, für Rosé sind sogar 100 Prozent Pinot Noir vorgeschrieben. Bei allen Crémants gilt Handlese, Ganztraubenpressung und es dürfen nur die ersten 100 Liter Most von 150 Kilogramm Trauben verwendet werden.
Nicht mehr als 3,5 bar – die Bestimmung ist gefallen
Crémants müssen nach der méthode traditionelle hergestellt werden, also per Flaschengärung. Darauffolgend sind mindestens 9 Monate Hefelager ein Muss. Die früher geltende Bestimmung, dass Crémants nicht mehr als 3,5 bar Druck haben dürfen, ist gefallen. Im Elsass müssen die Weinberge, deren Trauben zu Crémant gemacht werden soll, bereits im März bei der zuständigen Behörde angemeldet werden: „Crémant darf kein Zufallsprodukt sein“, erklärt Thierry Frisch vom Elsässischen Weinverband, „die Weinberge müssen zu diesem Zweck hin bewirtschaftet werden“.
Was Crémant d’Alsace so interessant macht ist, dass er in der Regel weniger Dosage braucht. Dosage ist die Zuckerlösung, die den meisten Schaumweinen nach dem Degorgieren, dem Entfernen des Hefepfropfens, hinzugefügt wird, eben um die Säure zu mildern. Sogar trockene Brut-Schaumweine dürfen bis zu 12 Gramm Zucker pro Liter enthalten.
„Viele Crémants sind nicht cremig genug und zu süß“
Colmar liegt einen ganzen Breitengrad weiter südlich als Reims in der Champagne und ist wärmer, sonniger und trockener. Deshalb muss man weniger ausgleichen. Thomas Boeckel, der in Mittelbergheim feinsten Crémant aus einigen der ältesten Chardonnay-Reben im Elsass macht, hat hohe Ansprüche: „Viele Crémants sind nicht cremig genug und zu süß. Ich finde es wichtig, dass wir im Elsass Crémant mit angenehmer Säure und wenig Zucker machen“, sagt er. „Ich mag keine fetten Weine. Dennoch soll Crémant Crémant sein, kein Champagner.“
Sein Crémant d’Alsace Extra Brut 2012 aus 100 Prozent Chardonnay hat nur zwei Gramm/Liter Dosage. Nach 20 Monaten auf der Hefe – weit mehr als die vorgeschriebenen 9 Monate – riecht der Wein nach reifen Goldparmänen (eine sehr feine, duftende, gelbe Apfelsorte), hat ein ganz feines Mousse, ist voller Geschmack und Frucht, aber absolut trocken und elegant.
„Leichtigkeit und Finesse wie bei den Stillweinen“
Jean Christophe Bott von der Domaine Bott-Geyl ist ähnlicher Meinung. Er will seinem Crémant dieselbe „Leichtigkeit, Finesse und denselben Trinkfluss“ wie seinen stillen Weinen geben. Er lässt seinen aus Weißburgunder, Chardonnay und Pinot Noir gekelterten Crémant 24 Monate auf der Hefe. „Ich glaube, dass diese lange Reifezeit mehr Komplexität, Persönlichkeit und Harmonie in den Wein bringt“, meint er. „Ich will, dass mein Crémant Aromen von Butterbrioche und Marzipan hat.“
Das gelingt ihm durchaus. Auch er hält sich mit Zucker zurück. Sein Cuvée Paul Edouard ist ebenfalls extra brut. Wenn Sie, liebe User, also Lust auf einen cremigen, aber trockenen, flaschenvergorenen Schaumwein haben und kein Vermögen ausgeben wollen, müssen Sie nur über die Grenze ins benachbarte Elsass schauen.
Die Weine
Die Crémants der Domaine Boeckel sind für ca. 16 Euro erhältlich in den Niederlassungen des Frischeparadies (Frankfurt, Mannheim, München, Hamburg) sowie in den Onlineshops von Weinwerk und Voilà in Bingen.
Einzelne Crémants von Bott-Geyl findet man im Sortiment der Weinkellerei Bayerl in Augsburg sowie in deren Onlineshop.
Weitere gute Crémants d’Alsace findet man bei Vinaturel www.vinaturel.de