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Havel & Petz über Conchita Wurst und einen alten Riesling

Der Mai war ein bewegender Monat für Österreich. Erst gewann eine Diva mit Vollbart und österreichischem Pass den European Song Contest, dann erhielt ein österreichischer Wein erstmals 100 Punkte bei Robert Parker. Sylvia Petz ist begeistert.

Conchita Wurst
Conchita Wurst

Conchita Wurst und der Nikolaihof haben das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Den Gewinn des ESC die eine, 100 Parker-Punkte für einen österreichischen Wein der andere. Zwei große Siege. Beide sind Revolution. Beide bewegen.

Eine Absage an Intoleranz

Ob einem dabei der Stil von Conchita Wurst gefällt oder nicht, tut hier nichts zur Sache. Ob einem der ESC liegt oder nicht, genauso wenig. Es ist ein großes gesellschaftliches Statement. Eine europäische Mehrheit gibt einem selbstdeklarierten Zwitterwesen die Stimme. Es ist ein »Ja« für das Anderssein, ein »Ja« für einen selbstbestimmten und selbstbewussten Menschen mit unglaublich viel Mut. Und eine Absage an Intoleranz und das ewig Gestrige. Es ist ein Hinweis darauf, dass die Dinge ins Rollen kommen. Es ist ein guter Tag.

Was Conchita für die Gesellschaft, ist der Nikolaihof für den österreichischen Wein. Der Vergleich mag ein bissl hinken, aber wurscht. Auf jeden Fall erzielte der Riesling Vinothek 1995 vom Weingut Nikolaihof 100 Punkte in Robert Parkers »The Wine Advocate«. Eine Sensation. Noch nie zuvor hat ein heimischer Wein 100 Parker-Punkte erhalten. Der Nikolaihof mit seinem 17 Jahre im Eichenfass gereiften und 2012 abgefüllten Wachauer Riesling steht nun in einer Reihe mit Mouton, Margaux, Beaucastel, Chapoutier, Romanée Conti, Vega Sicilia und vielen anderen großen Häusern der Welt. Chapeau!

Wegweisende Stilistik

1995 Wach­auer Ries­ling Vinothek

Offenbar sind Österreichs Parker-Tester David Schildknecht ob der Güte dieses Weines fast die Worte weggeblieben, schreibt Luzia Schrampf in ihrer Kolumne im „Standard“. Schildknecht »schwärmt von den blütenhaften Aromen, von Vogelbeere und Mandeln, von subtiler steiniger Mineralität und einer endlosen Leichtfüßigkeit, so dass er sich fragt, ob man überhaupt noch von Finish reden könne, wenn der Geschmack einfach nicht enden will.«

Und insofern ist der Vergleich gar nicht so weit hergeholt. Auch die Weinwelt ist in Bewegung. Der Weinweg führt weg von den schweren Weinen. Der Nikolaihof-Riesling ist mit seinen 12.5 % Alkohol geradezu leicht und süffig. Und der Weinweg führt immer weiter hin zu Weinen aus naturnahem Anbau. Der Nikolaihof-Riesling stammt aus biodynamischem Weinbau nach Demeter. David Schildknechts Bewertung ist zukunftsweisend. Cool!


Ruth Havel und Sylvia Petz betreiben die PR- und Eventagentur havel & petz in Wien. Der Beitrag ist als Bassena-Blog unter www.havel-petz.at erschienen.


Übrigens: Der 1995 Wachauer Riesling Vinothek des Nikolaihof war schon vor Erscheinen der Parker-Bewertungen am Weingut ausverkauft. Er kostete 62 Euro pro Flasche.

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