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Großhändler über den Weinmarkt Deutschland (3) – Weinkontor Freund

Das Weinkontor Freund wurde im Jahr 1984 gegründet, zunächst als Unternehmen des Einzelhandels. Passenderweise hat sich das Handelshaus eine persönliche, geradezu familiäre Note bewahrt – auch heute, da es zu einem bedeutenden Großhändler mit 25 Angestellten geworden ist. Dabei ist Freund im Fachhandel nicht nur als Spezialist für Weine aus Frankreich, Italien, Spanien und Portugal bekannt und beliebt. Ein besonderer Schwerpunkt der Vertriebstätigkeit gilt seit einigen Jahren auch dem Bereich Delikatessen.  Von Olivenöl über Pasta bis zu Schokolade – hier beziehen viele Fachhändler diejenigen Leckereien, die den Weingenuss auf ideale Weise ergänzen. Und noch eine Eigenschaft ist dem Betrieb zu eigen: unternehmerischer Mut. Mitten im Krisenjahr 2008 stockte Freund seine Vertriebsmannschaft auf – und wurde dem Branchentrend entgegen mit steigendem Umsatz belohnt.

Renate Freund, Inhaberin Weinkontor Freund in Borgholzhausen

Welche Weine Ihres Sortiments waren im Jahr 2010 am erfolgreichsten?

Erstens der Poggio delle Faine: Das ist eine Cuvée aus der Toskana aus 80 % Sangiovese und 20 % Cabernet Sauvignon. Also nach dem Rezept der Supertoskaner bereitet, aber zum Preis von knapp unter 10 Euro. Zweitens der Vega Ibor: ein in Barriques ausgebauter Tempranillo aus Valdepeñas für rund 7 Euro. Drittens der Rupestro, eine Merlot-Sangiovese-Cuvée der Genossenschaft von Orvieto, von einem Schüler Riccardo Cotarellas vinifiziert, Preisklasse um die 5 Euro.

Welche Gründe sehen Sie für den Erfolg dieser Weine als ausschlaggebend an?

Die Qualität der drei Weine ist erst mal schon sehr gut. Der Vega Ibor hat viele Medaillen gewonnen; darüber haben wir dann Aktionen gemacht. Der Poggio delle Faine sieht sehr gut aus und ist sehr gefällig gemacht. Auch er schneidet bei Wettbewerben immer sehr gut ab. Der Rupestro aus Umbrien ist ein junger, unkomplizierter Wein, der auch preislich sehr zugänglich ist. Bei uns im Weinkontor mag jeder diesen Wein, und wenn die Mitarbeiter überzeugt sind, dann verkaufen sie ihn auch gut. Das halte ich für entscheidend beim Verkauf.

Von welchen Weinen hätten Sie sich mehr erwartet?

Wir sind mit Erwartungen immer sehr vorsichtig, auch gegenüber unseren Lieferanten. Bei den teuren Piemontesern spüren wir zum Beispiel eine gewisse Zurückhaltung. Tanninbetonte Weine, die erst in fünf oder zehn Jahren ihre Trinkreife erreichen, scheinen derzeit nicht en vogue zu sein. Viele Kunden haben von diesen Weinen auch noch größere Mengen im Keller, die sie erst einmal trinken wollen, bevor sie neu einkaufen. Und der alte Typ von Weintrinker, der immer das Beste und Teuerste gekauft hat, um sich damit zu brüsten, stirbt langsam aus. Die jungen Genießer wollen Weine, die sie innerhalb von ein oder zwei Jahren trinken können. Und sie dürfen nicht zu teuer sein. Wenn er ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis hat, lässt sich sogar ein Barolo gut verkaufen. Vom 2006er Barolo aus dem Weingut Sartiranno haben wir unerwartet 50 000 Flaschen verkauft. Aber das war eine Sonderabfüllung. Die kostete nur 12,50 Euro. Generell kann man sagen, dass die Gastronomie weniger geordert hat als in den Vorjahren. Aber dafür kauft der Fachhandel mehr.

Welche Rebsorte(n) und/oder welche Region(en) sind dabei, an Popularität zu gewinnen?

Languedoc, und hier die Rebsorten Syrah und Sauvignon blanc. Bei Bordeaux weiß und bei Pouilly Fumé von der Loire haben wir gute Qualitäten gefunden und hoffen, damit in Zukunft zu punkten. Auch in Portugal sehen wir ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

Und welches Preissegment verliert an Boden?

Die ganz hochpreisigen über 50 Euro. Aber man muss unterscheiden: Die Top-Rioja von Roda sind zum Beispiel sehr gut gelaufen.

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