Großhändler über den Weinmarkt Deutschland (3) – Weinkontor Freund

Renate und Dr. Rolf Freund
Das Weinkontor Freund im nordrhein-westfälischen Borgholzhausen hat ein sehr erfolgreiches Jahr 2010 hinter sich. Renate und Dr. Rolf Freund, die das Großhandelsunternehmen 1984 gegründet hatten, sind auch für 2011 sehr zuversichtlich. Sie haben ein breites Wein- und Spezialitätensortiment und beliefern nur den Fachhandel und die Gastronomie.

Das Wein­kon­tor Freund wur­de im Jahr 1984 gegrün­det, zunächst als Unter­neh­men des Ein­zel­han­dels. Pas­sen­der­wei­se hat sich das Han­dels­haus eine per­sön­li­che, gera­de­zu fami­liä­re Note bewahrt – auch heu­te, da es zu einem bedeu­ten­den Groß­händ­ler mit 25 Ange­stell­ten gewor­den ist. Dabei ist Freund im Fach­han­del nicht nur als Spe­zia­list für Wei­ne aus Frank­reich, Ita­li­en, Spa­ni­en und Por­tu­gal bekannt und beliebt. Ein beson­de­rer Schwer­punkt der Ver­triebs­tä­tig­keit gilt seit eini­gen Jah­ren auch dem Bereich Deli­ka­tes­sen.  Von Oli­ven­öl über Pas­ta bis zu Scho­ko­la­de – hier bezie­hen vie­le Fach­händ­ler die­je­ni­gen Lecke­rei­en, die den Wein­ge­nuss auf idea­le Wei­se ergän­zen. Und noch eine Eigen­schaft ist dem Betrieb zu eigen: unter­neh­me­ri­scher Mut. Mit­ten im Kri­sen­jahr 2008 stock­te Freund sei­ne Ver­triebs­mann­schaft auf – und wur­de dem Bran­chen­trend ent­ge­gen mit stei­gen­dem Umsatz belohnt.

Renate Freund, Inhaberin Weinkontor Freund in Borgholzhausen

Wel­che Wei­ne Ihres Sor­ti­ments waren im Jahr 2010 am erfolgreichsten?

Ers­tens der Pog­gio del­le Fai­ne: Das ist eine Cuvée aus der Tos­ka­na aus 80 % San­gio­ve­se und 20 % Caber­net Sau­vi­gnon. Also nach dem Rezept der Super­tos­ka­ner berei­tet, aber zum Preis von knapp unter 10 Euro. Zwei­tens der Vega Ibor: ein in Bar­ri­ques aus­ge­bau­ter Tem­pr­anil­lo aus Val­de­pe­ñas für rund 7 Euro. Drit­tens der Rupes­tro, eine Merlot-Sangiovese-Cuvée der Genos­sen­schaft von Orvie­to, von einem Schü­ler Ric­car­do Cotar­el­las vini­fi­ziert, Preis­klas­se um die 5 Euro.

Wel­che Grün­de sehen Sie für den Erfolg die­ser Wei­ne als aus­schlag­ge­bend an?

Die Qua­li­tät der drei Wei­ne ist erst mal schon sehr gut. Der Vega Ibor hat vie­le Medail­len gewon­nen; dar­über haben wir dann Aktio­nen gemacht. Der Pog­gio del­le Fai­ne sieht sehr gut aus und ist sehr gefäl­lig gemacht. Auch er schnei­det bei Wett­be­wer­ben immer sehr gut ab. Der Rupes­tro aus Umbri­en ist ein jun­ger, unkom­pli­zier­ter Wein, der auch preis­lich sehr zugäng­lich ist. Bei uns im Wein­kon­tor mag jeder die­sen Wein, und wenn die Mit­ar­bei­ter über­zeugt sind, dann ver­kau­fen sie ihn auch gut. Das hal­te ich für ent­schei­dend beim Verkauf.

Von wel­chen Wei­nen hät­ten Sie sich mehr erwartet?

Wir sind mit Erwar­tun­gen immer sehr vor­sich­tig, auch gegen­über unse­ren Lie­fe­ran­ten. Bei den teu­ren Pie­mon­te­sern spü­ren wir zum Bei­spiel eine gewis­se Zurück­hal­tung. Tan­nin­be­ton­te Wei­ne, die erst in fünf oder zehn Jah­ren ihre Trink­rei­fe errei­chen, schei­nen der­zeit nicht en vogue zu sein. Vie­le Kun­den haben von die­sen Wei­nen auch noch grö­ße­re Men­gen im Kel­ler, die sie erst ein­mal trin­ken wol­len, bevor sie neu ein­kau­fen. Und der alte Typ von Wein­trin­ker, der immer das Bes­te und Teu­ers­te gekauft hat, um sich damit zu brüs­ten, stirbt lang­sam aus. Die jun­gen Genie­ßer wol­len Wei­ne, die sie inner­halb von ein oder zwei Jah­ren trin­ken kön­nen. Und sie dür­fen nicht zu teu­er sein. Wenn er ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis hat, lässt sich sogar ein Baro­lo gut ver­kau­fen. Vom 2006er Baro­lo aus dem Wein­gut Sar­t­i­ran­no haben wir uner­war­tet 50 000 Fla­schen ver­kauft. Aber das war eine Son­der­ab­fül­lung. Die kos­te­te nur 12,50 Euro. Gene­rell kann man sagen, dass die Gas­tro­no­mie weni­ger geor­dert hat als in den Vor­jah­ren. Aber dafür kauft der Fach­han­del mehr.

Wel­che Rebsorte(n) und/oder wel­che Region(en) sind dabei, an Popu­la­ri­tät zu gewinnen?

Langue­doc, und hier die Reb­sor­ten Syrah und Sau­vi­gnon blanc. Bei Bor­deaux weiß und bei Pouil­ly Fumé von der Loire haben wir gute Qua­li­tä­ten gefun­den und hof­fen, damit in Zukunft zu punk­ten. Auch in Por­tu­gal sehen wir ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

Und wel­ches Preis­seg­ment ver­liert an Boden?

Die ganz hoch­prei­si­gen über 50 Euro. Aber man muss unter­schei­den: Die Top-Rioja von Roda sind zum Bei­spiel sehr gut gelaufen.

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