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Großhändler über den Weinmarkt Deutschland (1) – René Sorrentino

– Il vino italiano siamo noi – Der italienische Wein, das sind wir! Mit diesem Slogan macht die Agentur für Direktimporte GES Sorrentino auf ihre Spezialisierung aufmerksam. Das in Delmenhorst ansässige Unternehmen entstand Anfang der neunziger Jahre, als im innereuropäischen Handel die Zollschranken fielen und der Fachhandel vermehrt auf Direktimporte aus Italien zu setzen begann. Aus den Begleitumständen dieser Gründungszeit heraus versteht sich Sorrentino eher als Service-Partner des Fachhandels denn als klassischer Generalimporteur, der primär eine eigene Geschäftspolitik verfolgt, und von dieser ausgehend auf den Fachhandel zugeht. „Qualität steht für uns ganz oben“, macht René Sorrentino klar, der die Firma zusammen mit seinem Vater Francesco führt. „Aber wir achten heute mehr denn je auf das Preis-/Genussverhältnis.“

Mit seinem Agenturkonzept ist Sorrentino eine der am schnellsten gewachsenen Italien-Spezialisten Deutschland. 40 italienische Weingüter aus allen Regionen vertrauen dem Unternehmen ihre Deutschlandgeschäfte an, unter ihnen so bekannte Namen wie Allegrini, Donnafugata, Librandi, Arnaldo Caprai, Fontanafredda, Maculan. 20 Agenten bearbeiten die hiesigen regionalen Märkte.

Renè Sorrentino, GES Sorrentino in Delmenhorst

Welche Weine Ihres Sortiments waren im Jahr 2010 am erfolgreichsten?

Nach Umsatz und Mengen liegen drei Weine an der Spitze, von denen zwei aus Süditalien kommen und einen Endverkaufspreis von unter 10 Euro haben:

  • Librandi Duca San Felice Cirò Rosso Riserva
  • Torrevento Vigna Pedale Castel del Monte Rosso Riserva
  • Viticoltori Ponte Prosecco Frizzante Treviso DOC

Auch der Prosecco ist mit rund 4,50 Euro preiswert, obwohl er aus dem Herzen des Prosecco-Anbaugebiets um die Stadt Treviso kommt und von ausgezeichneter Qualität ist.

Welche Gründe sehen Sie für den Erfolg dieser Weine als ausschlaggebend an?

Der Preis allein ist es nicht. Die drei Weingüter haben es verstanden, sich auf den veränderten Markt in Deutschland einzustellen. Dabei sind sie nicht nur qualitätsorientiert, sondern auch ausgesprochen innovativ. Die Viticoltori Ponte haben zum Beispiel einen Perlwein in einer Flasche mit Bügelverschluss herausgebracht, der im Fachhandel großen Anklang findet.

Von welchen Weinen hätten Sie sich mehr erwartet?

Der Soave, der Lugana und die Südtiroler Weißweine verlieren an Boden. Das hat nichts mit deren Qualität zu tun. Die Kunden wenden sich einfach vermehrt deutschen Weißweinen zu. Insofern kann man nicht von Enttäuschung sprechen. Schwer hat es derzeit auch das Piemont. Die dortigen Weinerzeuger haben die Veränderungen der Märkte zu spät wahrgenommen und sich nicht schnell genug auf diese eingestellt. Beim Barbera wurde und wird noch immer stark auf die Herkunft Alba oder Asti abgehoben, und darauf, dass die Weine gehaltvoll und langlebig sind. Den Weintrinker interessiert das gar nicht. Alba oder Asti ist dem egal. Er sucht einen fruchtigen, zugänglichen Barbera, keinen langlebigen. Und der Barolo ist sowieso nur ein Wein für Kenner. Umsatz kann man mit ihm nur machen, wenn man sich auf die zweifelhaften Billigqualitäten einlässt, die derzeit kursieren. Das tun wir nicht. Das Schlimme ist, dass diese Billig-Barolos das geistige Preisgefüge zerstören, das für diesen Wein galt und noch immer gilt, wenn die Qualität stimmen soll. Dagegen ist die Toskana dabei sich zu erholen. Für Chianti und Chianti classico wird 2011 bei uns ein Wachstumsjahr. Beim Brunello di Montalcino gab es für uns schon 2010 ein zweistelliges Wachstum. Das wird sich fortsetzen. Allerdings darf man nicht verallgemeinern. Unser Brunello-Partner heißt Castello Banfi. Für no name-Erzeuger prognostiziere ich ein schwieriges Jahr.

Welche Rebsorte(n) und/oder welche Region(en) sind dabei, an Popularität zu gewinnen?

Autochthon ist und bleibt das große Pfund, mit dem Italien wuchern kann. Egal ob wir von Corvina, Nero di Troia, Gaglioppo oder Montepulciano sprechen. Dabei ist es nicht so, dass bestimmte Sorten oder Regionen bevorzugt werden. Mit Di Majo Norante aus Molise – einem Weingut, das sich ganz den autochthonen Reben verschrieben hat – haben wir zum Beispiel ebenso großen Erfolg wie mit den trockenen Lagen-Lambrusco von Medici Ermete aus der Emilia Romagna. Beiden Regionen geht nicht gerade ein Ruf wie Donnerhall voraus. Die Weine aus einheimischen Rebsorten haben einen großen Vorteil: Sie sind alternativlos, die Erzeuger stehen bei der Preisgestaltung nicht unter Druck, weil keine anderen Weine mit ihnen vergleichbar sind.

Und welches Preissegment verliert an Boden?

Sicherlich haben es alle Weine über 10 Euro Endverkaufspreis schwer im Markt. Aber die Stimmung für 2011 ist besser als 2010. Wir sind optimistisch gestimmt.

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