Rebecca Horn ist Bildhauerin, Performancekünstlerin und Filmemacherin in einer Person. Sie gehört zu den international berühmtesten zeitgenössischen Künstlern Deutschlands. Im Auftrag des toskanischen Kult-Weinguts Tenuta dell’Ornellaia hat sie eine poetisch-verspielte Skulptur geschaffen, die aus mehreren, sich zum Licht windenden Armen besteht. An deren Ende sitzen Trichter, die mit Spiegeln versehen sind und das Licht reflektieren, das auf sie einströmt. Etwaige Ähnlichkeiten mit einer Rebe sind rein zufällig. Die Skulptur steht im Fasskeller von Ornellaia. Sie symbolisiert den Charakter des Jahrgangs 2008: L’Energia. Zu Deutsch: Energie.
Die 67jährige Künstlerin, die abwechselnd in Berlin und Paris lebt, hat außerdem 10 Imperialflaschen (6 Liter) und eine Salmanazar (9 Liter) des 2008 Ornellaia individuell modelliert: Sie werden umrankt von einem medusenhaften Kupfergeflecht, an dem blütengleich Spiegelelemente verlötet sind – ähnlich wie bei der Skulptur.
Zusammen mit 100 Doppelmagnumflaschen, die mit einem signierten Unikat-Etikett Horns konfektioniert sind, werden sie am 19. Mai 2011 in den Räumen der Nationalgalerie Berlin versteigert. Auktionatorin wird Christine Gräfin zu Rantzau sein, Chairman des Auktionshauses Christie’s Deutschland. Der Erlös der Auktion geht vollständig an den Verein der Freunde der Nationalgalerie Berlin.
Seit 2009 wird jedes Jahr ein internationaler Künstler beauftragt, die Quintessenz des jeweiligen Wein-Jahrgangs künstlerisch umzusetzen. Vendemnia d’Artista haben die Marchesi de’Frescobaldi, die Besitzer der Tenuta dell’Ornellaia, das Vorhaben genannt. Der Jahrgang 2006 stand bei Ornellaia unter dem Motto „Überfluss“ und wurde von dem Italiener Luigi Ontani dargestellt. 2007 galt es, den Begriff „Harmonie“ umzusetzen, womit das amerikanisch-iranische Künstlerpaar Ghada Amer und Reza Farkhondeh beauftragt worden war.
Die Versteigerung von 23 großformatigen Künstlerflaschen vor einem Jahr brachte die Rekordsumme von 157 000 Dollar ein. Sie ging an das Whitney Museum in New York zur Restaurierung alter Kunstwerke. Allein die Salmanazar wurde für 45 000 Dollar zugeschlagen. Das entspricht umgerechnet einem Preis von 2580 Euro pro 0,75-Literflasche – das Zwanzigfache des Normalpreises einer Flasche Ornellaia (125 Euro). „Wir hoffen, den Auktionsrekord in diesem Jahr in Deutschland zu brechen“, hofft Giovanni Gheddes, Generalbevollmächtigter des Florentiner Weinhauses Marchesi de’Frescobaldi, das Hauptaktionär der Tenuta dell’Ornellaia ist.
2008 ist der dritte große Jahrgang in Folge (wobei auch 2005 und 2004 sehr gute Qualitäten hervorgebracht haben). Er ist kraftvoller und tanninreicher als seine beiden Vorgänger, dabei von ungeheurer Dichte und Vielschichtigkeit. „Der 2008er dürfte sich als ein sehr langlebiger Wein erweisen“, ist sich der in München geborene Ornellaia-Önologe Axel Heinz sicher, der lange Jahre in Bordeaux gearbeitet hat, bevor er 2004 nach Bolgheri kam.
Die Tenuta Ornellaia besitzt 99 Hektar Weinberge an der toskanischen Mittelmeerküste zwischen Bolgheri und Castagneto Carducci. Das kleine Anbaugebiet wird auch der Sassicaia erzeugt, der berühmteste Cabernet Italiens. Die Tenuta dell’Ornellaia erzeugt vier Rotweine: den Masseto (100% Merlot), den Ornellaia (Cabernet Sauvignon mit Merlot, Cabernet franc und Petit Verdot), den Zweitwein Le Serre Nuove sowie den Le Volte (aus zugekauften Trauben).
Neuerdings wird auch wieder eine kleine Menge des Weißweins Poggio alle Gazze erzeugt, eines reinsortigen Sauvignon blanc, den einst Lodovico Antinori, der Gründer der Tenuta Ornellaia, auf den Markt gebracht hatte. Die Produktion dieses Weißweins wurde jedoch eingestellt, nachdem Lodovico Antinori 2002 das Weingut an Robert Mondavi veräußert hatte. Danach erlebte Ornellaia zwei wechselvolle Jahre. Nach dem Verkauf von Mondavis Aktienmehrheit an den internationalen Getränkekonzern Constellation (2004) reichte dieser Ornellaia 2005 an Marchesi de’ Frescobaldi weiter. Unter deren Führung steht das Gut heute.