Große Ornellaia-Versteigerung in der Nationalgalerie in Berlin

Horn-Skulptur im Ornellaia-Keller
Das toskanische Weingut Ornellaia hat erstmals eine Deutsche beauftragt, den Jahrgang 2008 künstlerisch zu interpretieren: Rebecca Horn. Neben einer Skulptur hat die Künstlerin 113 Großflaschen in kleine Kunstwerke verwandelt, die im Mai vom Auktionshaus Christie’s in Berlin versteigert werden. Der Erlös geht an die Nationalgalerie in Berlin.

Rebec­ca Horn ist Bild­haue­rin, Per­for­mance­künst­le­rin und Fil­me­ma­che­rin in einer Per­son. Sie gehört zu den inter­na­tio­nal berühm­tes­ten zeit­ge­nös­si­schen Künst­lern Deutsch­lands. Im Auf­trag des tos­ka­ni­schen Kult-Weinguts Tenu­ta dell’Ornellaia hat sie eine poetisch-verspielte Skulp­tur geschaf­fen, die aus meh­re­ren, sich zum Licht win­den­den Armen besteht. An deren Ende sit­zen Trich­ter, die mit Spie­geln ver­se­hen sind und das Licht reflek­tie­ren, das auf sie ein­strömt. Etwa­ige Ähn­lich­kei­ten mit einer Rebe sind rein zufäl­lig. Die Skulp­tur steht im Fass­kel­ler von Ornell­a­ia. Sie sym­bo­li­siert den Cha­rak­ter des Jahr­gangs 2008: L’Energia. Zu Deutsch: Energie.

Die 67jährige Künst­le­rin, die abwech­selnd in Ber­lin und Paris lebt, hat außer­dem 10 Impe­ri­al­fla­schen (6 Liter) und eine Sal­ma­na­zar (9 Liter) des 2008 Ornell­a­ia indi­vi­du­ell model­liert: Sie wer­den umrankt von einem medu­sen­haf­ten Kup­fer­ge­flecht, an dem blü­ten­gleich Spie­gel­ele­men­te ver­lö­tet sind – ähn­lich wie bei der Skulptur.

Zusam­men mit 100 Dop­pel­ma­gnum­fla­schen, die mit einem signier­ten Unikat-Etikett Horns kon­fek­tio­niert sind, wer­den sie am 19. Mai 2011 in den Räu­men der Natio­nal­ga­le­rie Ber­lin ver­stei­gert. Auk­tio­na­to­rin wird Chris­ti­ne Grä­fin zu Rant­zau sein, Chair­man des Auk­ti­ons­hau­ses Christie’s Deutsch­land. Der Erlös der Auk­ti­on geht voll­stän­dig an den Ver­ein der Freun­de der Natio­nal­ga­le­rie Berlin.

Seit 2009 wird jedes Jahr ein inter­na­tio­na­ler Künst­ler beauf­tragt, die Quint­essenz des jewei­li­gen Wein-Jahrgangs künst­le­risch umzu­set­zen. Ven­dem­nia d’Artista haben die Mar­che­si de’Frescobaldi, die Besit­zer der Tenu­ta dell’Ornellaia, das Vor­ha­ben genannt. Der Jahr­gang 2006 stand bei Ornell­a­ia unter dem Mot­to „Über­fluss“ und wur­de von dem Ita­lie­ner Lui­gi Onta­ni dar­ge­stellt. 2007 galt es, den Begriff „Har­mo­nie“ umzu­set­zen, womit das amerikanisch-iranische Künst­ler­paar Gha­da Amer und Reza Fark­hon­deh beauf­tragt wor­den war.

Die Ver­stei­ge­rung von 23 groß­for­ma­ti­gen Künst­ler­fla­schen vor einem Jahr brach­te die Rekord­sum­me von 157 000 Dol­lar ein. Sie ging an das Whit­ney Muse­um in New York zur Restau­rie­rung alter Kunst­wer­ke. Allein die Sal­ma­na­zar wur­de für 45 000 Dol­lar zuge­schla­gen. Das ent­spricht umge­rech­net einem Preis von 2580 Euro pro 0,75-Literflasche – das Zwan­zig­fa­che des Nor­mal­prei­ses einer Fla­sche Ornell­a­ia (125 Euro). „Wir hof­fen, den Auk­ti­ons­re­kord in die­sem Jahr in Deutsch­land zu bre­chen“, hofft Gio­van­ni Ghed­des, Gene­ral­be­voll­mäch­tig­ter des Flo­ren­ti­ner Wein­hau­ses Mar­che­si de’Frescobaldi, das Haupt­ak­tio­när der Tenu­ta dell’Ornellaia ist.

2008 ist der drit­te gro­ße Jahr­gang in Fol­ge (wobei auch 2005 und 2004 sehr gute Qua­li­tä­ten her­vor­ge­bracht haben). Er ist kraft­vol­ler und tan­nin­rei­cher als sei­ne bei­den Vor­gän­ger, dabei von unge­heu­rer Dich­te und Viel­schich­tig­keit. „Der 2008er dürf­te sich als ein sehr lang­le­bi­ger Wein erwei­sen“, ist sich der in Mün­chen gebo­re­ne Ornellaia-Önologe Axel Heinz sicher, der lan­ge Jah­re in Bor­deaux gear­bei­tet hat, bevor er 2004 nach Bolg­he­ri kam.

Die Tenu­ta Ornell­a­ia besitzt 99 Hekt­ar Wein­ber­ge an der tos­ka­ni­schen Mit­tel­meer­küs­te zwi­schen Bolg­he­ri und Cas­ta­gne­to Car­duc­ci. Das klei­ne Anbau­ge­biet wird auch der Sas­si­ca­ia erzeugt, der berühm­tes­te Caber­net Ita­li­ens. Die Tenu­ta dell’Ornellaia erzeugt vier Rot­wei­ne: den Mas­se­to (100% Mer­lot), den Ornell­a­ia (Caber­net Sau­vi­gnon mit Mer­lot, Caber­net franc und Petit Ver­dot), den Zweit­wein Le Ser­re Nuo­ve sowie den Le Vol­te (aus zuge­kauf­ten Trauben).

Neu­er­dings wird auch wie­der eine klei­ne Men­ge des Weiß­weins Pog­gio alle Gaz­ze erzeugt, eines rein­sor­ti­gen Sau­vi­gnon blanc, den einst Lodo­vico Antino­ri, der Grün­der der Tenu­ta Ornell­a­ia, auf den Markt gebracht hat­te. Die Pro­duk­ti­on die­ses Weiß­weins wur­de jedoch ein­ge­stellt, nach­dem Lodo­vico Antino­ri 2002 das Wein­gut an Robert Mon­da­vi ver­äu­ßert hat­te. Danach erleb­te Ornell­a­ia zwei wech­sel­vol­le Jah­re. Nach dem Ver­kauf von Mon­da­vis Akti­en­mehr­heit an den inter­na­tio­na­len Geträn­ke­kon­zern Con­stel­la­ti­on (2004) reich­te die­ser Ornell­a­ia 2005 an Mar­che­si de’ Fres­co­bal­di wei­ter. Unter deren Füh­rung steht das Gut heute.

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