In Baden ist der Riesling lediglich eine Randerscheinung – außer in der Ortenau. Doch in 2010 kommen die besten Qualitäten nicht vor dort, sondern aus dem südlichen Teil des Anbaugebiets, vor allem vom Kaiserstuhl.
Während es in anderen Teilen Badens an Wärme fehlte, hatte der Breisgau zumindest in der letzten Phase des Herbstes ausreichend Sonne.
Baden: Viele haben auf Riesling verzichtet
Trotzdem haben auch im Breisgau nicht alle VDP-Güter ein Großes Gewächs vom Riesling auf die Flasche gebracht. Salwey und Bercher haben sich in weiser Voraussicht auf Weiß- beziehungsweise Grauburgunder beschränkt. Schloss Neuweier und Andreas Laible haben zwar Große Gewächse im Keller, hatten sie bei der Vorpemiere allerdings nicht angestellt. Die wenigen Güter mit Großen Gewächsen haben recht schlanke, deutlich säurebetonte Weine bekommen, die wegen der durchgegorenen Ausbauweise eine leichte Herbe und Rustikalität nicht verleugnen können.
Weingut | Lage | Degustation | Punkte |
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Schlör | Satzenberg | zupackender, bissiger Riesling vom Buntsandstein, würzig, schlank, mit leicht rustikalem Einschlag | 88 |
Dr. Heger | Ihringer Winklerberg | gut fundierter, mineralischer Riesling mit etwas apfeligen Aromen und pikanter Säure – nicht auf dem Niveau des Vorjahres | 88 |
Staatsweingut Freiburg & Blankenhornsberg | Schlossberg | rauchig, fruchtig, gut integrierte Säure: nicht ohne Finesse, aqber nicht so differenziert wie sonst | 88 |
Freiherr von und zu Franckenstein | Neugesetz | feinblumig, sauber, geschmeidig – aber etwas rohe Säure | 87 |
Württemberg: klimatisch etwas günstger
In Württemberg waren die klimatischen Voraussetzungen etwas günstiger. Schnaitmann und Aldinger aus Fellbach haben sich unter schwierigen Voraussetzungen zum eigenen Glück gezwungen und jetzt (nicht nur) beim Riesling hervorragende Große Gewächse im Keller. Gleiches gilt für den Grafen Neipperg im Leintal. Doch von diesen dreien abgesehen, haben auch andere württembergische VDP-Betriebe 2010 recht ansehliche, wenn auch nicht das Niveau des Vorjahres erreichende Große Gewächse vom Riesling erzeugen können. Ihnen fehlt der Charme des 2009er-Jahrgangs. Dafür brillieren sie, sofern gelungen, mit einer reifen, knackigen Säure, die sie noch lange frisch halten wird – auch dann noch, wenn der Vorgänger-Jahrgang bereits müde wird.
Weingut | Lage | Degustation | Punkte |
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Weingut des Grafen Neipperg | Schlossberg | feines Bouquet, elegante Textur, geschliffene Frucht – Chapeau! | 89 |
Rainer Schnaitmann | Götzenberg | mineralisch-erdig mit geschliffener Frucht und subtiler Terroirnote: es knistert’s! | 89 |
Gerhard Aldinger | Lämmler | kernig, saftig, bodenbetont: überraschend stoffiger Wein mit feinen Pfirsichnoten – fast wie aus einem Guss | 89 |
Rainer Schnaitmann | Lämmler | feinduftig in der Nase, druckvoll am Gaumen, gewaltige Struktur | 89 |
Fürst zu Hohenlohe Oehringen | Verrenberg | erdig-pikant, kräftig, (noch) nicht zusammengewachsen, eigener Charakter | 88 |
Ernst Dautel | Sonnenberg | kein mitreissender, aber ein bedächtiger, gründlicher, durchgearbeiteter Riesling | 88 |
Graf Adelmann | Süßmund | gediegener, eleganter Wein mit gutem Trinkfluss, geschmeidig, fast schwebend, ohne allerdings zu ganz großen Höhen emporsteigend | 88 |
Gerhard Aldinger | Gips „Marienglas“ | kompakt, weich mit vielen Bodentönen, mineralisch-kerniger Wein mit gut integrierter, allerdings etwas apfeliger Säure | 88 |
Jürgen Ellwanger | Altenberg | rassiger, gut ausbalancierter Wein, schon jetzt antrinkbar, ohne allerdings große Höhepunkte zu setzen | 88 |
Wöhrwag | Herzogenberg | angenehm, leichtfüssig, unkompliziert, knapp ein Großes Gewächs | 87 |
Karl Haidle | Pulvermächer | blumig, würzig, etwas breit: diesmal kein großer Wurf | 87 |
Herzog von Württemberg | Brotwasser | herzhaft, schlank, ohne Ecken und Kanten, das Thema Großes Gewächs jedoch verfehlend | 87 |
Herzog von Württemberg | Eilfingerberg | etwas rustikaler Wein mit unreifer Säure, trocken-herb | 86 |