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Große Gewächse 2010: Frankens Silvaner durchwachsen

Der Jahrgang war schwierig. Das wissen alle. Aber nicht allen ist es gelungen, die Trauben bei der Lese, vor allem aber während des Herbstes so sorgfältig auszulesen, dass ein Wein entsteht, der des Titels eines Großen Gewächses würdig ist. Zumindest gilt das für den Silvaner. Während es beim fränkischen Riesling mehr Lichtblicke gab, ist die Qualität bei der fränkischen Traditionssorte und dem neuen Hoffnungsträger des Frankenlands durchwachsen. Einige Große Gewächse sind nicht reintönig, anderen fehlt es an der nötigen Reife. Dass es möglich war, in 2010 gute Weine zu erzeugen, zeigen zum Beispiel Horst Sauer, Schmitt’s Kinder und Wirsching. Leider fehlte Castell in unserer Degustation.

WeingutLageDegustationPunkte
Horst SauerEscherndorfer Lumprappige Noten im Duft, sehr verschlossen, am Gaumen Fülle und Salzigkeit, hervorragend.91
Hans WirschingIphöfer Julius-Echter-Bergkomplexer Duft von Kräutern und Wiesenblüten, markante Statur, prall mit mineralischem Extrakt gefüllt – sehr viel Substanz91
Juliusspital WürzburgIphöfer Julius-Echter-Bergkomplexer Duft, kraftvoller Gaumen, viel Körper, viel Extrakt, spannungsreich90
Schmitt’s KinderRandersackerer Pfülbendiskreter Duft, am Gaumen Liebreiz und Kern, sehr feiner, klarer und balancierter Wein.90
Bickel-StumpfFrickenhausener Kapellenberg „Mönchshof“gelbfruchtig, saftig, frisch mit guter Dichte und Mineralität, wirkt trotz seiner Stoffigkeit geradezu leicht.90
WeltnerRödelseer Küchenmeisterfruchtbetont (kandierte Ananas), am Gaumen weich und voluminös, dabei aber auch von gutem Kern im Gleichgewicht gehalten.89
Bürgerspital zum Hl. GeistWürzburger Steinduftiger Typ, floral, natürliche Struktur, mittelgewichtig.89
Hans WirschingIphöfer Kronsbergsortentypischer Duft, am Gaumen mit hintergründigem Feuer, mineralisch balanciert, Anlagen zur Rundheit.88
Fürst LöwensteinHomburger Kallmuthnoch verschlossen im Duft, am Gaumen fehlt das letzte Quäntchen Konzentration, gute Mineralität jedoch.87
Staatlicher Hofkeller WürzburgWürzburger Steinneutral im Duft, im Mund glatt und technisch wirkend, inhaltsleere Stoffigkeit.87
Zur SchwaneVolkacher RatsherrHochreife- und Gäraromen im Duft, am Gaumen relativ breit ansetzend, leicht süßlich, wenig Spannung und Tiefe.87
Juliusspital WürzburgWürzburger SteinHochreifenoten, im Mund deutliche Bttertöne, stumpf und trocknend.86
Schloss SommerhausenSommerhausener SteinbachVerwaschenes Duftbild (Botrytiseinfluß?), auch im Mund sehr unfrisch, breit und stumpf85
WeltnerRödelseer Küchenmeister
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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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