Große Gewächse 2010: An der Pfalz kommt niemand vorbei

Das Weindorf Laumersheim
Die Pfalz hat nach 2008 wieder einmal Ehre für den Riesling eingelegt. An ihren besten Weinen kommt niemand vorbei. Allerdings wird er sich mit dem Genuss mindestens fünf Jahre gedulden müssen. Aber dann ...! Auch Franken hat in der Spitze mehr als passable Weine erzeugt. Von Jens Priewe

Die 2010er Gro­ßen Gewäch­se bewei­sen, dass es kei­ne schlech­ten Jahr­gän­ge, son­dern nur schlech­te Win­zer gibt. Oder eben gute. Das gilt auch für die Anbau­ge­bie­te Pfalz und Fran­ken. Die Spit­zen­wei­ne wider­le­gen alles, was an Nega­ti­vem über die­sen Jahr­gang geschrie­ben wur­de. Sie gehö­ren in jeden Wein­kel­ler. Das heißt aber nicht, dass alle Wei­ne aus die­sem Jahr­gang so gut gelun­gen wären.

Pfalz: Gewinner dieses Jahrgangs

Was die Riesling-Koryphäen von der Mit­tel­haardt, vor allem aber aus der Süd­pfalz in 2010 vor­ge­legt haben, ver­dient höchs­ten Respekt. Natür­lich kommt die Säu­re in so einem Jahr­gang den durch­weg kör­per­rei­che­ren Wei­nen (im Ver­gleich zu ande­ren deut­schen Anbau­ge­bie­ten) beson­ders zugu­te. Sie gibt ihnen nicht nur Fri­sche, son­dern auch Span­nung und natür­lich ein lan­ges Leben. Auf jeden Fall sind die gelun­ge­nen Gro­ßen Gewäch­se in 2010 den oft behä­bi­gen, alko­hol­rei­chen 2009ern deut­lich überlegen.

Aller­dings sind es immer wie­der die­sel­ben Namen, die ganz oben ste­hen: Christ­mann, Reb­holz, Bassermann-Jordan, Bürklin-Wolf, auch ganz klar von Win­ning, der sei­ne Sti­lis­tik per­fek­tio­niert hat. Sein Kir­chen­stück aus Dei­des­heim besitzt nicht nur eine  wohl bemes­se­ne Fül­le, son­dern auch die Sprit­zig­keit eines guten, tra­di­tio­nel­len Mosel­ries­lings. So einen Spa­gat kriegt nicht jeder hin! Nicht zu ver­ges­sen Pfeffingen-Fuhrmann-Eymael, denen mit ihrem Gro­ßen Gewächs vom Weil­berg dies­mal ein ganz gro­ßer Wurf gelun­gen ist.

Aber auch die Gro­ßen Gewäch­se von Acham-Magin, von Buhl, Mos­ba­cher, Knip­ser, Phil­ipp Kuhn und Wehr­heim über­zeu­gen auf der gan­zen Linie. Scha­de, dass Bern­hart, Min­ges, Münz­berg und Becker dies­mal fehlten.

Franken: Triumph der guten Terroirs

Auch erfreu­lich, obgleich nicht ganz so bezwin­gend wie in der Pfalz, sind die Gro­ßen Gewäch­se 2010 vom Ries­ling aus Fran­ken. Wer gute Ter­ro­irs besitzt und sorg­fäl­tig gear­bei­tet hat, konn­te aus die­sem anfangs sehr pro­ble­ma­ti­schen Jahr­gang noch eine Men­ge herausholen.

Das zei­gen die Julius- und Bür­ger­spi­tal, Fürst und Schmitt’s Kin­der, Wir­sching und Cas­tell, Fröh­lich und vor allem Horst Sauer.

Lei­der fehl­ten bei der Wies­ba­de­ner Vor­pre­mie­re eini­ge nam­haf­te Erzeu­ger, so dass das Bild, das wir hier zeich­nen, nicht ganz voll­stän­dig ist. Die Gro­ßen Gewäch­se von Sil­va­ner bespre­chen wir später.

 

Pfalz: 2010 Große Gewächse Riesling

Wein­gutLageDegus­ta­ti­onPunk­te
A. Christ­mannKönigs­bach IdigIrre Säu­re, Wahn­sinns­extrakt, gros­ses Kali­ber: Ries­ling at ist best94
Geh. Rat Dr. von Bassermann-JordanForst Pech­steinPfir­sich, Wil­liams, Kräu­ter­wür­ze, viel Frucht­schmelz, per­fekt ein­ge­bun­de­ne Säu­re, viel Spannung93
von Win­ningForst Kir­chen­stückkom­pakt, straff, geschlif­fe­ne Frucht, gro­ße Aro­m­en­tie­fe: gran­dio­ser Wein93
Geh. Rat Dr. von Bassermann-JordanForst Jesui­ten­gar­tengros­ser Span­nungs­bo­gen zwi­schen rei­fer Frucht und Säu­re, dazu eine fei­ne Mine­ra­li­tät – tol­ler Wein93
Öko­no­mie­rat RebholzBirk­wei­ler Kastanienbuschnicht über­trie­ben voll, aber fines­se­reich und trotz sei­ner unglaub­li­chen Säu­re­struk­tur in sich völ­lig stimmig93
Pfef­fin­gen – Fuhrmann-EymaelUng­stein Weilbergerdig-verschlossen , aber bes­te Sub­stanz, vibrie­ren­de Fri­sche, sicher kein Fili­gran­wein, knall­tro­cken, was für Puristen92
Geh. Rat Dr. von Bassermann-JordanForst Kir­chen­stückspan­nungs­rei­cher, gut aus­ba­lan­cier­ter Wein, kom­plex, tief­grün­dig, toll92
Dr. Bürklin-WolfForst Kir­chen­stückopu­len­ter, schmei­chelnd vol­ler Wein mit hoch­rei­fer Bee­re und kräf­ti­ger Würze92
Dr. Bürklin-WolfForst Jesui­ten­gar­tenüppig, kon­zen­triert und mit mäch­ti­ger, gut ein­ge­bun­de­ner Säu­re: rei­fe Apri­ko­se mit Zitrus und fei­ner Mineralität92
A. Christ­mannGim­mel­din­gen Mandelgartenele­gan­ter Wein mit natür­li­chem Schliff, rei­fe Frucht und aus­ge­präg­te Säure92
Öko­no­mie­rat RebholzSie­bel­din­gen Im Sonnenscheinextrakt­reich, ker­nig, unge­stü­me Säu­re, gros­se Struk­tur, steht aber noch neben sich92
Öko­no­mie­rat RebholzSie­bel­din­gen “Ganz Horn” Im Sonnenscheinmine­ra­li­sche Noten, bes­te Sub­stanz, fruch­ti­ge, gut abge­puf­fer­te Säu­re – viel ver­bor­ge­ne Feinheit92
Knip­serLaum­ers­heim Steinbuckelerdig-mineralischer Typ, viel Saft und Kraft, rei­fe Säu­re, üppi­ge Frucht mit Anklang von Pfir­sich, fei­ner Wein91
Phil­ipp KuhnLaum­ers­heim Steinbuckelper­fek­te Balan­ce zwi­schen Frucht, Säu­re, Kör­per: her­vor­ra­gend gelungen91
Pfef­fin­gen – Fuhrmann-EymaelUng­stein Her­ren­berg “Mar­dels­kopf”wei­cher, schmal­zi­ger Wein mit viel Cha­rak­ter und Eigenart91
Acham-MaginForst Pech­steinele­gan­ter, leicht­füs­si­ger Wein, nicht üppig, aber wohlproportiniert91
Reichs­rat von BuhlForst Kir­chen­stückwür­zig mit vie­len Boden­no­ten, beherr­schen­der Säure,viel Power91
Dr. Bürklin-WolfForst Unge­heu­erfein struk­tu­rier­ter, sehr homo­ge­ner und bei aller Kraft auch ele­gan­ter Wein91
Georg Mos­ba­cherForst Unge­heu­ersub­til, hin­ter­grün­dig, mit her­aus­ste­hen­der, strah­len­der Säu­re: stil­le Schönheit91
Reichs­rat von BuhlForst Jesui­ten­gar­tenker­ni­ger, leicht erdig-fruchtiger Wein, strah­len­der Säu­re, herzhaft91
von Win­ningDei­des­heim Kieselbergraf­fi­nier­ter Wein, spie­le­risch und doch mit kla­rer Rich­tung, viel fri­sche Kohlensäure91
Dr. Bürklin-WolfDei­des­heim Hohenmorgenfein­fruch­tig mit etwas unge­stü­mer Säu­re, aber extrakt­reich und bes­tens struk­tu­riert, viel Potenzial91
Reichs­rat von BuhlRup­perts­berg Reiterpfadsehr poin­tier­ter, zupa­cken­der Wein mit fre­cher Säu­re, macht rich­tig Spass91
A. Christ­mannRup­perts­berg Reiterpfadviel Frucht mit don­nern­der Säu­re, noch ver­hal­ten: gross­ar­ti­ger Wein mit ganz eige­ner Handschrift91
Dr. Wehr­heimBirk­wei­ler Kas­ta­ni­en­busch “Köp­pel”stof­fig, rei­fe Bee­re, wirkt als sei die Säu­re etwas “ent­schärft” worden91
Knip­serDirm­stein Mandelpfadwei­cher, fruch­ti­ger Ries­ling mit Anklän­gen an Klar­ap­fel und Bir­ne, bis­si­ge Säu­re, schlank und wohlgeraten90
Phil­ipp KuhnGroß­karl­bach Burgwegüppi­ge, schmal­zie Fruchtg,packende Säu­re, gene­rös, aber etwas locker gewoben90
Georg Mos­ba­cherForst Freund­stückviel Zitrus- und Pfir­sich­no­ten, der­zeit noch gespal­ten, lässt jedoch Fein­heit und Poten­zi­al erahnen90
Dr. Bürklin-WolfForst Pech­steinfein­wür­zi­ger Wein mit sehr rei­fer, fast süß schme­cken­der Frucht, die die Säu­re gut kon­ter­ka­riert, sehr harmonisch90
von Win­ningForst Pech­steingehalt­vol­ler, noch koh­len­säu­re­fri­scher Wein, schmelzi­ge Frucht, kris­tal­li­ne Säu­re, gut gelungen90
Acham-MaginForst Kir­chen­stückviel Saft, rei­fe, herz­haf­te Säu­re, gut inte­griert, erdi­ge Noten90
Reichs­rat von BuhlForst Unge­heu­ersaf­tig, ker­nig, mit­reis­send – kraft­vol­ler Wein mit noch ver­bor­ge­ner Feinheit90
Geh. Rat Dr. von Bassermann-JordanDei­des­heim Kalkofendicht, kon­zen­triert, sat­te Frucht mit leicht chlo­ro­phyl­li­ger Note90
Dr. Bürklin-WolfDei­des­heim Kalkofenviel Bir­ne und Zitrus­frucht, leicht tro­pisch anmu­ten­der Schmelz90
von Win­ningDei­des­heim Kalkofensat­te, schmal­zi­ge Frucht, schö­ne Säu­re, ohne Ecken und Kanten90
Georg Mos­ba­cherDei­des­heim Kieselbergfei­ner, von rei­fer Säu­re geäder­ter Wein, viel Schliff90
A. Christ­mannDei­des­heim Langenmorgensehr kla­rer, har­mo­ni­scher Wein, rei­fe, süße Bee­re, die von einer fein, zar­ten Säu­re kon­tra­punk­tiert wird90
Geh. Rat Dr. von Bassermann-JordanDei­des­heim Hohenmorgenfei­ne Bee­re, mitt­le­re Kör­per, mil­de Säure90
von Win­ningRup­perts­berg Spiessreduk­ti­ver, hefe­fri­scher Wein mit fei­ner Sub­stanz, erfreulich90
Phil­ipp KuhnLaum­ers­heim Kirschgartenfei­ner Stoff, aber etwas flau und spannungslos89
Fitz-RitterUng­stein Her­ren­berg “Kan­zel”mineralisch-saftiger Wein, ist schmelzig, wirkt aber etwas unentschlossen89
Karl Schae­ferBad Dürk­heim Michelsbergker­ni­ger, erdig-salziger Ries­ling mit kan­ti­ger Säu­re, unge­schminkt, natur­wüch­sig, wenig Schliff89
Reichs­rat von BuhlForst Pech­steinkraft­vol­ler, aber nicht son­der­lich ele­gan­ter Wein mit ker­ni­ger Säure89
Dr. Bürklin-WolfRup­perts­berg Gaisböhletwas sehr rund und gefällig89
Müller-CatoirHaardt Bür­ger­gar­ten “Breu­mel in den Mauern”sehr eigen­wil­li­ger Typ, Veil­chen­no­ten, leicht sei­fig: macht ratlos88
Fitz-RitterBad Dürk­heim Michelsbergkon­zen­triert, weich, dabei mineralisch-herb mit Kräu­tern, Gras und rei­fer Frucht, es fehlt aber jede Pointe88
Mess­merBurr­wei­ler Schäwersat­ter, opul­ten­ter Wein mit leich­tem Holzton88
Berg­dolt – St. LamprechtRup­perts­berg Reiterpfadohner Fehl und Tadel, ins­ge­samt aber etwas brav88
Sie­gristLeins­wei­ler Sonnenbergrei­fe Bee­re, etwas her­be Säu­re, wohl nicht ganz trocken88
Georg Mos­ba­cherForst Pech­steinunrei­fe, etwas gra­si­ge Säure87
Georg Siben ErbenForst Unge­heu­ersaf­ti­ger, durch­aus auch fei­ner Wein, gut aus­lan­ciert, aber ein GG?87
Georg Siben ErbenDei­des­heim Grainhübelkrau­ti­ger, unein­deu­ti­ger Wein, rohe Säure87

Franken: 2010 Große Gewächse Riesling

Wein­gutLageDegus­ta­ti­onPunk­te
Horst Sau­erLumpele­gant, fines­se­reich, packen­de Säu­re, sehr ausdrucksstark92
Fürst Löwen­steinKall­muthsehr dicht gewirkt, mus­ku­lös, ras­sig – bes­ter Kall­muth seit langem91
Rudolf FürstCent­gra­fen­bergfein­glied­ri­ger, schlan­ker Ries­ling mit schö­ner Säureader90
Bür­ger­spi­tal zum Hl. GeistStein “Hage­mann”kräf­tig, boden­be­tont, vie­le Facet­ten, gutes Reifepotenzial90
Micha­el FröhlichLumpgeschlif­fe­ner, sehr homo­ge­ner Wein, zar­te Frucht, kräf­te Wür­ze, don­nenrn­de Säure90
Schmitt’s Kin­derPfül­benhoch­mi­ne­ra­lisch, tro­cken, don­nern­de Säure90
Hans Wir­schingJulius-Echter-Bergdif­fe­ren­zier­ter, viel­schich­ti­ger Wein, “Cha­rak­ter­kopf”90
Juli­us­spi­tal WürzburgSteinfein­fruch­tig, spielerisch-ausdrucksvoll, mitt­le­res Gewicht89
Hans Wir­schingKronsbergwei­cher, uner­hört ele­gan­ter Wein, viel Schmelz89
Fürst­lich Castell’sches DomänenamtSchloss­bergfleischig-stoffig, gros­se Fül­le, zar­te Frucht, kräf­ti­ge Würze89
Staat­li­cher Hof­kel­ler WürzburgSteinsoli­de, etwas spannungsarm88
Bür­ger­spi­tal zum Hl. GeistStein-Harfestark mine­ra­lisch akzen­tu­ier­ter Wein, etwas zu parfümiert88
Zur Schwa­neLumpkraft­voll, ker­nig, tief­grün­dig, etwas rohe Säure88
Bern­hard HöflerApos­tel­gar­tenstof­fi­ger, aber etwas grob­fruch­ti­ger und undif­fe­ren­zier­ter Wein87
Zur Schwa­neRats­herrunkom­pli­ziert, ange­nehm, span­nungs­los, kein GG87

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