Finessenreicher Blauburgunder, opulenter Gewürztraminer oder knackiger Riesling: das alles ist im kleinen Südtirol zu finden. Die Höhenlagen von 200 bis 1000 Meter sind ein wichtiges Element für die stilistische Bandbreite. Weniger beachtet wird oft ein weiteres, entscheidendes Element: die Vielfalt der Bodenformationen. Urgestein, Porphyr, Dolomitkalk sowie Lehm prägen die Weine, die auf ihnen wachsen.
Schiefer: Terrain für Riesling & Co.
Das geologisch gesehen älteste Bodenmaterial, auf dem in Südtirol Reben stehen ist das Urgestein, verwitterter Schiefer von den Bergen des Alpenhauptkamms. Dieser sich rasch erwärmendeUntergrund dominiert die Moränenränder des Vinschgaus sowie den nördlichen und westlichen Rand des Meraner Beckens sowie das obere Eisacktal um Brixen. Urgestein begünstigt fruchtige, schlanke, geradlinige Weine, besonders aus weißen Sorten.
2019 Riesling Lehengut, Vinschgau
Riesling fühlt sich auf Schiefer sichtlich wohl, nicht nur an der Mosel: Der biologisch erzeugte Riesling vom Lehengut duftet klar nach Steinobst (Aprikose, Pfirsich) und ist typisch frisch und straff am Gaumen. Um 21 Euro.
2019 Kerner Praepositus, Stiftskellerei Neustift, Brixen
Ein Paradewein aus der in Deutschland gekreuzten Sorte: Duftig (Pfirsich, Zitrus, Blüten), saftig und dicht im Geschmack. Um 18,50 Euro.
2019 Meraner Vernatsch, Innerleiterhof Schenna
Auch der Vernatsch zeigt auf Urgestein ein ganz eigenes Gesicht: schlank, fein strukturiert und geradlinig, wie der vom Innerleiterhof, oberhalb von Meran. Um 11 Euro.
Porphyr: Boden für Legenden
Die legendären Weißweine des Terlaner Beckens wachsen ebenso auf Bozner Porphyr wie die berühmten Lagrein aus Gries und der St. Magdalener. Vulkane bildeten das Gestein vor 270 Millionen Jahren, die leicht sauren Böden enthalten viel Quarz und ausgesprochen wenig Caciumcarbonat (Kalk) wodurch die Trauben bodentypische Farbstoffe, Geschmacks- und Gerbstoffe ausbilden und markante Weine hervorbringen
2019 Sauvignon Quarz, Kellerei Terlan
Breit gefächertes Bouquet von Tropenfrucht über Zitrus bis Kräuter wie Zitronengras und Minze. Die Komplexität wird am Gaumen durch mineralische Noten noch verbreitert. Lang und harmonisch im Abgang. Ein Wein, der international Maßstäbe setzt. Um 48 Euro.
2017 Lagrein Riserva Staffes, Weingut Kornell
Der Ur-Südtiroler Lagrein liebt warme Moränen- und Schuttkegel in Tallagen, vor allem, wenn sie aus Porphyr bestehen wie um Bozen-Gries, Siebeneich und Terlan. Hier entstehen die charaktervolle Aromatik und Gerbstoffstruktur, die auch die Riserva Staffes vom Weingut Kornell auszeichnet. Um 26 Euro
2019 St. Magdalener Moar, Kellerei Bozen
Der St. Magdalener ist der kraftvollste und lagerfähigste Vernatschwein. Das liegt am traditionellen Anteil von Lagrein (max. 15 Prozent) aber vor allem am Porphyrboden, auf dem er oberhalb von Bozen wächst. Der „Moar“ ist ein Vorzeigeexemplar: Voll, dicht und samtig erinnert er an Burgunder. Um 16 Euro.
Kalk: Feinheit und Eleganz
„Auf Kalk wachsen große Weine“ – ein Satz aus dem Burgund, wo „groß“ vor allem Feinheit und Eleganz bedeutet. Die Weinberge des Überetsch um den Kalterersee und die höheren Lagen des Unterlands sind vom Dolomitkalk geprägt, den eiszeitliche Gletscher hier zermahlen und aufgeschüttet haben. Es ist also kaum ein Zufall, dass Burgundersorten hier ihren
großen Auftritt haben.
2020 Chardonnay „Kalk“, Kellerei Nals-Margreid
Hier sagt’s schon der Name: Die Reben für den „Kalk“ stehen auf eiszeitlichen Moränen bei Margreid im Unterland. Feiner Duft nach tropischen Früchten verbindet sich mit ausgewogenem Geschmack. Um 12 Euro
2019 Weißburgunder Plötzner, Kellerei St. Pauls
Dolomitkalk dominiert die nach Osten ausgerichteten Hügel oberhalb von St. Pauls/Eppan. Der Weißburgunder Plötzner ist frisch, lebendig und ausgewogen – ein Klassiker. Um 11 Euro
2018 Mazon Pinot Nero Riserva, Hofstätter
In Mazon, über dem Etschtal, vermischen sich Kalk, Lehm und Porphyr. Luftig und vergleichsweise kühl ist es dort, und der Weiler auch deshalb die Südtiroler Top-Lage für Blauburgunder. Die Riserva Mazon von Hofstätter überzeugt mit Fülle, Feinheit und Reifepotenzial. Um 33 Euro.
2019 Pinot Grigio Castel Ringberg, Elena Walch
Pinot Grigio ist die meistangebaute Sorte in Südtirol. Auf dem vom Kalk geprägten Weinberg Castel Ringberg zeigt sie Frucht und Würze, Saftigkeit und eine harmonische Säure. Um 21 Euro
Lehm: Kraft und Fülle
Schwere Lehmböden in warmen Lagen – die mögen der Südtiroler Klassiker Gewürztraminer ebenso, wie die aus dem Bordelais zugereisten Cabernet und Merlot. In kühlen, luftigen Lagen profitiert auch der Blauburgunder von lehmhaltigem Boden, der für eine ausgeglichenen Wasserhaushalt sorget.
2017 Merlot Riserva Brenntal, Kellerei Kurtatsch
Auf Lehm und rotem Sand stehen der Merlot im „Brenntal“, einem der der wärmsten Flecken Südtirols. Ein wenig Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc ergänzen die Cuvée, die mit Kraft und reifer Fülle besticht. Um 36 Euro.
2019 Gewürztraminer „Vom Lehm“, Castelfeder
Intensiv im Duft, voll und opulent im Geschmack. Ein Südtiroler Gewürztraminer wie aus dem Lehrbuch. Um 14,50 Euro
2018 Pinot Nero Riserva Maglen, Kellerei Tramin
In Mazon und mehr noch in Glen, oberhalb von Neumarkt gelegen, ist ein hoher Lehmanteil im Bodenkonglomerat zu finden. Der Pinot Nero „Maglen“ von dort vereint Fülle, Geschmeidigkeit und Eleganz. Um 28 Euro
Das war uns auch noch nicht bewusst und wir lernen neben dem Weinmarketing immer wieder gerne dazu was den Anbau und die Vielfalt angeht.