Das Consorzio Chianti Classico macht sich für Kork stark – aber nicht nur, weil es ihn für den besten Verschluss des Weins hält. Auch unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes ist der Korken alternativen Flaschenverschlüssen überlegen. Jetzt werben die Italiener dafür, gebrauchte Korken zu sammeln und zu recyceln. Und sie fangen gleich nächste Woche damit an. Von Jens Priewe
Das ist jedes Jahr so. Doch Eines ist diesmal anders: Die Korken, die aus den Flaschenhälsen gezogen werden, landen nicht im Mülleimer, sondern im Sammelkorb. Ihre Bestimmung: recycelt und neu verarbeitet zu werden. In Zusammenarbeit mit der Fakultät für Design der Universität Florenz wurde von Studenten eine Produktlinie für Kork-Objekte entwickelt, die aus benutzten Weinkorken hergestellt werden sollen.
„Wir glauben nicht nur, dass Kork der beste Flaschenverschluss für unseren Chianti Classico ist“, sagt Giuseppe Liberatore, der Direktor des Consorzio Chianti Classico. „Wir wissen auch, dass Kork die umweltfreundlichste, unter Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten beste und allen anderen alternativen Verschlüssen überlegene Verschluss-Variante ist. Es ist Zeit, die Umwelt mit einzubeziehen. Go green lautet unsere Aufforderung.“
Der Misskredit, in den der Korken in den letzten Jahren geraten war, hat mit dem vermehrt auftretendem Korkschmecker zu tun: der muffig-modrigen Note, die Weine aufweisen, welche mit Trichloranisol-kontaminierten Korken verschlossen sind.
Dieses Phänomen – abgekürzt TCA – ist auf schlampige Behandlung des Korks bei der Verarbeitung zurückzuführen. Zeitweise betrug die Rate korkkranker Weine 5 Prozent. Einige Schätzungen lagen sogar bei 10 Prozent. Durch sorgfältigere Behandlungen seitens der Korkproduzenten, aber auch durch stärkere Kontrollen der Weinerzeuger konnte die Korkrate inzwischen gesenkt werden.
Der Rückgang der Rate TCA-kontaminierter Weine ist denn auch das Hauptmotiv für die allgemeine Rückbesinnung auf das Naturmaterial Kork, vor allem bei Rotweinerzeugern. Doch im Zuge der wachsenden Umweltbewusstseins und zunehmender Bedeutung der Nachhaltigkeitsphilosophie werden die Argumente gegen alternative Verschlussvarianten lauter: der hohe Rohstoffverbauch (Aluminium bei den Schraubverschlüssen, petrochemische Produkte bei synthetischen Stopfen) sowie der hohe Energieaufwand bei deren Herstellung samt anfallender CO2-Emissionen.
Der Chianti Classico-Mann Liberatore weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Kork ein nachwachsender Rohstoff ist, der zu 100 Prozent wiederverwertet werden könne. Die CO2-Bilanz von Kork sei um ein Vielfaches besser als die alternativer Verschlüsse. Der Energieaufwand bei der Korkproduktion läge 24 mal niedriger als bei Schraubverschlüssen und 10 mal niedriger als bei synthetischen Stopfen.
Das Consorzio Chianti Classico hat 350 (Wein-abfüllende) Mitgliedsbetriebe. Die Liste reicht von den Agricoltori del Chianti Geografico bis zu Villa Calcinaia. Insgesamt produzieren sie 40 Millionen Flaschen Chianti Classico. Auf allen Veranstaltungen, an denen das Consorzio künftig teilnimmt, werden die Korken in speziellen Behältern gesammelt – auf der Ende März stattfindenden Weinmesse Prowein in Düsseldorf ebenso wie auf der Vinitaly in Verona im April.
Aber auch auf den Weingütern, die dem Consorzio angehören, werden künftig alle gebrauchten Korken gesammelt. Die ausländischen Importeure werden ebenfalls ihre Kunden ermuntern Korksammelbehälter aufzustellen.