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Glendronach ist nicht gleich Glendronach: fünf Malts aus dem Jahr 1993 im Detail-Check

Diese und nächste Woche stehen ganz im Zeichen von Glendronach. Heute haben wir fünf 1993er Malts dieser Highland-Brennerei ausgesucht, die sich in einem Vertikaltasting beweisen müssen. 1993 Glendronach ist nicht gleich 1993 Glendronach, wie sich herausstellen sollte.

Tasting Notes


Glendronach 19y 93-12 OB for UK only Oloroso Butt Cask 487, 673btl – 54,2%
88

Farbe: Amontillado Sherry
Nase: Recht flache Aromenpalette mit gummiunterlegten Gartenkräutern, nur leicht würzig und süß. Erinnert an ein recht dünnes, mit Balsamico-Essig angereichertes Salatdressing. Dazu Noten von dumpfem, nassem Laub und Koriander.
Geschmack: Schwer, rund und mächtig. Süßer Honig mit schwerem Sherry, Orange, Tabak, Rosinen und Nüssen – cremig-voluminös. Der dezente Übergang zu Holznoten wird von schwarzem Pfeffer begleitet.
Finish: Lang und trocken herb. Das Eichenholz wird immer intensiver, aber nicht aufdringlich! Zum Ende würzig-holzig-trocken.
88 Punkte (Nase: 86 / Geschmack: 90 / Finish: 88)


Glendronach 19y 93-12 OB Batch 6 Oloroso Sherry Butt Cask 536, 596btl – 59,4%
85

Farbe: Kupfer / Rostrot
Nase: Pfeffrige Sherrysüße, Orangenschalen, Schnupftabak, Einmachgummi, frische Minze und Eichenholz. Die sich andeutenden Aromen von getrockneten Waldbeeren können die frisch-künstlich wirkenden Noten nicht wirklich positiv beeinflussen.
Geschmack: Leicht scharfer, alkoholischer Orangelikör, salzig und mächtig. Dann aber schnell herb abdriftend. Aromen von herbem Kräutertee und Honigbrot kommen durch. Das Ganze recht dünn, aber durch die stark alkoholische Note sehr lang anhaltend.
Finish: Mittellang – herbes Zedernholz, Eiche, bittere Mandeln und Nüsse – immer bitterer werdend (wenn der Alkohol nachgelassen hat). Es bleiben Aromen von grüner Nussschale und Eichenholz zurück.
Bemerkung: Sämtliche Geschmacksaromen basieren auf alkoholischer Stärke!
85 Punkte (Nase: 85 / Geschmack: 87 / Finish: 82)


Glendronach 20y 93-13 OB for TWA Oloroso Sherry Butt Cask 4, 664btl – 53.6%
89

Farbe: Amontillado Sherry
Nase: Frisch-blumige Nase, Minze und Tic-Tac-Orange als weitere Frische-Komponenten. Dann wachsartiges Leder, Erde, Gummi und etwas Schokolade (Lion). Keine Anzeichen von Holz!
Geschmack: Cremig und mächtig mit viel Vanille, honigsüßen Datteln und Pflaumen, sehr salzig und voluminös. Wieder etwas herber werdend (Kaffeebohnen) mit viel unterlagerter Honig-Zucker-Süße, Orangensaft und Kräutern. Klasse!
Finish: Lang – immer trockner und dumpf werdend mit salzigen Holzaromen (ohne Tannine). Eindrücke von etwas wässrigem Kakao (nicht die cremige Variante) bleiben auf der Zunge zurück.
89 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 91 / Finish: 89)


Glendronach 20y 93-13 OB for Abbey Whisky Oloroso Sherry #33, 592btl – 59.1%
89

Farbe: Madeira
Nase: Sehr mächtig und alkoholisch – Terpentin, Kleister, Kleber, Gummi und Orangen. Dazu sehr würziges Holz mit Tabak, Mokka sowie grünen, unreifen Noten und Eukalyptus-Bonbons.
Geschmack: Mächtig und cremig mit viel Honig, schwerer dunkler Marmelade, Tabak, weichem Leder und Orangenlikör. Sehr lang anhaltend, leicht herb abdriftend mit Aromen von Bitterschokolade und Mandeln – absolut top.
Finish: Lang und herb! Der Abgang wirkt gegenüber dem bombastischen Geschmack sogar etwas „verwässert“. Rauchige Kaffeebohnen und Schokoladennoten mit noch leicht süßem Honig bleiben am Gaumen zurück.
89 Punkte (Nase: 87 / Geschmack: 92 / Finish: 87)


Glendronach 18y 93-12 Hand bottled at the Distillery Sherry Butt #1616 – 59,2%
91

Farbe: Altes Gold / Bernstein
Nase: Schwere Sherry-Nase, sehr alkoholisch mit frischen Fruchtkomponenten. Würziges Salatdressing mit angenehm leichtem Gummitouch. Dazu dumpfe Noten von nassem Laub, Leder und Marzipan.
Geschmack: Sehr mächtig und cremig mit salzig-süßen Fruchtnoten, viel Karamell, braunem Zucker, Rosinen und dunkler Schokolade (Müsli). Sehr ausbalanciert und ausgewogen – genial!
Finish: Lang – salzig und immer noch leicht fruchtig. Ohne Holz und Tannine, immer trockener werdend. Sehr lecker.
Bemerkung: So gut wie „holzfrei“ – was hier im Tasting sonst bei keiner Abfüllung vorkam.
91 Punkte (Nase: 90 / Geschmack: 92 / Finish: 91)


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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