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Gigantischer Rebenboom in Chile

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Chile hat seine Rebflächen seit 1990 fast verdoppelt. Mit 200 000 Hektar Wein liegt das lateinamerikanische Land derzeit an 10. Stelle im weltweiten Nationenranking. Doch angesichts der explodierenden Nachfrage nach chilenischem Wein scheinen die Ressourcen knapp bemessen zu sein. Grosse Teile der chilenischen Weinindustrie sind überzeugt, dass ihr Land zu wenig Rebflächen besitzt, um die internationale Nachfrage in Zukunft zu befriedigen. Luis Felipe Edwards, Besitzer der gleichnamigen Winery im Colchagua Valley, spricht einem „strukturellen Defizit“ an Rebfläche. Das aktuelle Motto könne nur „Nachpflanzen“ heissen. Das Weingut investiert derzeit grosse Summen in Land. Vor zwei Jahren hatte die Winery 400 Hektar neu gekauft, in diesem Jahr sollen weitere 800 Hektar erworben und möglichst sofort bestockt werden.

Allerdings fokussiert sich die starke Nachfrage vor allem auf Fasswein. So ist der Export von Fassware aus Chile zwischen Mai 2011 und Mai 2012 um insgesamt 45 Prozent gestiegen. Größte Abnehmer waren die USA, die 2011 eine kleine heimische Ernte zu beklagen hatten, und China. „Die Chinesen kaufen wie verrückt“, berichtet Cristian Rodriguez, Geschäftsführer von Emiliana, des größten Produzenten organischer Weine in Chile. „Wir verzeichnen einen Anstieg unserer Exporte nach China um 70 Prozent.“ Aber auch Japan und Brasilien sind wichtige Exportmärkte für chilenischen Wein geworden.

Der Rebenboom hat längst auch andere große Weinunternehmen erfasst. Die Grupos Vinos del Pacifico, einer der grossen Player der chilenischen Weindustrie, hat in den letzten fünf Jahren 1800 Hektar Premium-Weinberge neu angelegt. Concha y Toro, Chiles größter Weinerzeuger, pflanzt jedes Jahr zwischen 300 und 500 Hektar Reben neu.

Es gibt aber auch kritsche Stimmen. Hugo Desenzani, Verkaufsdirektor der Viña Garces Silva in Leyda, warnt vor einer zu schnellen Weinbergserweiterung: „Die durchschnittlichen Traubenpreise sind im letzten Jahr gesunken. Wenn der Pflanzboom anhält, sinken sie weiter.“

Er und andere Erzeuger setzen deshalb weniger auf Masse denn auf Qualität. So hat sich zwar die Nachfrage nach Flaschenwein aus Chile in den letzten 12 Monaten deutlich abgekühlt. Vor allem die USA und England, die beiden wichtigsten Abnehmerländer, haben weniger gekauft. Doch der Wert der chilenischen Flaschenweinexporte ist um 3,1 Prozent gestiegen.

 

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