Vom Mai an dürfen georgische Weine voraussichtlich wieder nach Russland importiert werden. Das ist das Ergebnis von umfangreichen Analysen georgischer Weine und von Hygiene-Checks georgischer Weinkellereien durch russische Inspektoren. „Georgische Weingüter und Kellereien haben die erste Runde von Hygienetests erfolgreich überstanden“ berichtete Leva Davitashvili, Präsident der Nationalen Weinagentur Georgiens, letzte Woche gegenüber der Presse. „Weitere Tests werden am 25. März folgen.“ Sein Fazit: „Die Rückehr auf den russischen Markt hat begonnen.“
Im Jahre 2006 hatte Russland ein Embargo für georgische Weine verhängt, angeblich wegen gesundheitlicher Vorbehalte und schlechter Qualität. Der Bann war ein schwerer Schlag für die georgische Weinindustrie. Russland war bis dahin der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. 75 Prozent des georgischen Weins ging an den nördlichen Nachbarn.
Die tatsächlichen Gründe für das russische Embargo lagen jedoch tiefer. So beobachtete Russlands politische Führung argwöhnisch den pro-westlichen Kurs des georgischen Präsidenten Micheil Saakaschvili und die Annäherung der ehemalischen Sowjetrepublik an die NATO. Der kurze militärische Konflikt um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien im Jahre 2008 hatte die Beziehungen der beiden Staaten ebenfalls nicht verbessert. Tatsache ist aber auch, dass die Qualität der damals nach Russland exportierten georgischen Weine miserabel war und Russland den hohen Alkoholkonsum in der eigenen Bevölkerung einzudämmen grosse Anstrengungen machte. Für diesen waren die Billigimporte aus Georgien mitverantwortlich.
Seit dem Embargo hat sich die georgische Weinindustrie grundlegend verändert. Durch millionenschwere Investitionen vor allem westlicher Getränkekmultis hat sich der Standard georgischer Weine deutlich verbessert. Heute sind die Ukraine, Weissrussland und Kasachstan die wichtigsten Exportmärkte für georgischen Wein. Der neue Premierminister Bidzina Ivanishvili fährt zwar ebenfalls einen prowestlichen Kurs, hat aber angekündigt, die wirtschaflichen Beziehungen zu Russland verbessern zu wollen. Die Kaukasus-Republik erhofft sich durch die Öffnung der Grenzen zu Russland einen Mehrabsatz von 8 bis 10 Millionen Flaschen Wein im Jahr.