Noch mehr Weingüter, noch mehr Seiten – so präsentiert sich der neue WeinGuide Gault Millau 2013. Kein Wunder: Das Qualitätsniveau steigt. Die neue Generation von Winzern, die langsam das Ruder übernimmt, ist gut ausgebildet, weit gereist und nicht selten in regionalen Netzwerken organisiert. Das Resultat sind Weine, die zwar noch wenig bekannt sind, an denen aber heute kein Weinfreund vorbeikommt – und schon gar nicht ein Weinführer, der den Anspruch erhebt, Deutschland zu repräsentieren (Preis: 29,95 Euro).
Diese Entwicklung muss sich im Druckumfang niederschlagen. Von den rund 5000 flaschenabfüllenden Betrieben in Deutschland erhebt der Gault Millau nunmehr 721 in die „Traubenklasse“, weitere 355 werden in der Rubrik „empfehlenswert“ geführt. Macht insgesamt 1279 Weingüter. Wem das gedruckte Konvolut zu dick und zu schwer ist, kann sich den Guide auch als App herunterladen. Ab Dezember gibt es ihn für iPhone und für Android Smartphones.
Hier die Ergebnisse:
Winzer des Jahres
Joachim Heger, Weingut Dr. Heger, Ihringen (Kaiserstuhl)
Kommentar: Die Begründung ist zweischneidig: „…nun haben auch seine Spätburgunder zur badischen Spitze aufgeschlossen“ (Joel Payne).
Kollektion des Jahres
Weingut Ökonomierat Rebholz, Siebeldingen (Pfalz)
Kommentar: Hätte Hansjörg Rebholz auch schon vor zehn Jahren verdient.
Aufsteiger des Jahres
Karsten Peters, Betriebsleiter Gut Hermannsberg, Niederhausen (Nahe)
Kommentar: Tüchtiger Mann, aber auch ein Weingut mit guter PR-Abteilung.
Entdeckung des Jahres
Weingut Josten & Klein, Remagen-Kripp (Mittelrhein)
Kommentar: Wer den Mut hat, am Mittelrhein neu einzusteigen, verdient Respekt. Erst recht, wenn die Weine auch gut sind.
Sommelier des Jahres
Thomas Sommer, Schlosshotel Lerbach, Bergisch-Gladbach
Kommentar: Alter Hase!
Weinkarte des Jahres
Jianhua Wu, Restaurant Hot Spot, Berlin
Kommentar: Deutschland weinkundigster Chinese! Außerdem mein Freund.
DIE SIEGERWEINE
Bester Winzersekt
2002 Chardonnay Prestige Brut Blanc de Blancs | Raumland (Rheinhessen)
Kommentar: Ist fünfmal in den letzten zehn Jahren ausgezeichnet worden – große Ehre, aber wenig Erkenntniswert.
Bester Spätburgunder
2010 Wildenstein »R« | Bernhard Huber (Baden)
Kommentar: Es gibt keinen Besseren!
Bester Weißer Burgunder
2011 Ilbesheimer Kalmit »Großes Gewächs« | Kranz (Pfalz)
Kommentar: Da erwächst den Wehrheims und Rebholz’ ein Rivale.
Bester trockener Riesling
2011 Forster Pechstein »G.C.« | Dr. Buerklin-Wolf (Pfalz)
Kommentar: Man beachte: Nicht das (wesentlich teurere) Kirchenstück wurde ausgezeichnet!
Bester feinherber Riesling
2011 Rauenthaler Nonnenberg | Georg Breuer (Rheingau)
Kommentar: Späte Rache für die Nichtberücksichtigung des Nonnenbergs in der VDP-Klassifikation.
Bester Riesling Kabinett
2011 Saarburger Rausch | Zilliken (Saar)
Kommentar: So feine, leichte, glockenreine Rieslinge macht wirklich kein anderer besser.
Beste Riesling Spätlese
2011 Bockenauer Felseneck | Schäfer-Fröhlich (Nahe)
Kommentar: Bei den trockenen Spätlesen ist Schäfer-Fröhlich Spitze. Ich weiß nur nicht, ob die restsüßen eine eigene Kategorie verdienen.
Beste Riesling Auslese
2011 Saarburger Rausch – 1 – | Zilliken (Saar)
Kommentar: Hat Egon Müller diesmal hinter sich gelassen.
Bester edelsueßer Riesling
2011 Goldlack Trockenbeerenauslese | Schloss Johannisberg (Rheingau)
Kommentar: Bei Edelsüß ist der Rheingau Spitze!
[…] Jens Priewe erkennt im Ganzen ein gestiegens Nivieau des deutschne Weins und freut sich über selbst erlebte Neuentdeckungen. […]
Jeder Kommentar trifft ins Schwarze – Bravo!
Ich frage mich, wer den nun der König ist: der mit der besten Kollektion oder der Winzer des Jahres, der mit seinen Rotweinen immerhin zur Spitze Badens aufgeschlossen haben will?
P.S.: Für Wu freue ich mich besonders. Seine Weinkarte ist Liebe pur (vor allem zur Mosel und dort besonders zu Kajo Christoffel), die Preise sind fast selbstzerstörerisch und Wu und seine Frau sind Super-Gastgeber.