Der Gambero Rosso, Italiens wichtigster Medien- und Veranstaltungskonzern für alles rund ums Essen und Trinken, feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Bekannt geworden ist er vor allem durch den jährlich erscheinenden Weinführer Vini d’Italia, in dem zwar nicht alles, aber das meiste, was südlich der Alpen an Wein erzeugt und in Flaschen gefüllt wird, aufgelistet und bewertet wird. Als Gambero Rosso ist dieses Buch in Weinkreisen bekannt.
Mit besonderer Spannung wird jedes Jahr auf die 3-Gläser-Weine gewartet: die Auswahl der besten Etiketten aus den 20 Regionen Italiens. Ende Oktober wurde das Geheimnis um sie bei einem großen Festakt im Auditorium Massimo in Rom gelüftet. Ich war gebeten worden, den Preis für den „besten Weißwein Italiens“ zu überreichen, der diesmal an einen Verdicchio dei Castelli di Jesi ging (einen Tag später wurde das Weingut Tenuta di Tavignano durch das Erdbeben schwer erschüttert). Anschließend hatte ich Gelegenheit, einen großen Teil der 3-Gläser-Weine direkt zu verkosten.
Da ich nicht Mitglied der Verkostungs-Jury des Gambero Rosso bin, kann ich die Auswahl der Weine, die die italienischen Kollegen getroffen hat, frei von Zwängen und Rücksichten kommentieren. Im ersten Teil veröffentlichen wir auf weinkenner.de die 3-Gläser-Weine der beiden wichtigsten Regionen, des Piemont und der Toskana mit meinen persönlichen Kommentaren. In der nächsten Woche folgen dann die anderen Regionen.
Übrigens: Der Gambero Rosso „Vini d’Italia“ wird im Februar auf Deutsch erscheinen und ist über jede Buchhandlung zu beziehen.
Die 3-Gläser-Weine des Piemont
Barbaresco Albesani S. Stefano Ris. 2011 Castello di Neive
Barbaresco Angelo 2013 Albino Rocca
Barbaresco Asili 2013 Ceretto
Barbaresco Asili Ris. 2011 Bruno Giacosa
Barbaresco Asili Ris. 2011 Ca’ del Baio
Barbaresco Costa Russi 2013 Gaja
Barbaresco Currà 2012 Sottimano
Barbaresco Gallina 2012 Piero Busso
Barbaresco Pajè 2011 Roagna
Barbaresco Rabajà 2012 Bruno Rocca
Barbaresco Rombone 2012 Fiorenzo Nada
Barbera d’Asti Pomorosso 2013 Coppo
Barbera d’Asti Sup. Nizza 2013 Tenuta Olim Bauda
Barbera d’Asti Sup. Nizza La Court 2013 Michele Chiarlo
Barbera d’Asti Sup. Vigna La Mandorla Ed. La Grisa 2014 Luigi Spertino
Barbera del M.to Sup. Bricco Battista 2013 Giulio Accornero e Figli
Barbera del M.to Sup. Pico Gonzaga 2013 Castello di Uviglie
Barolo 2012 Bartolo Mascarello
Barolo 2012 Cascina Fontana
Barolo Bric dël Fiasc 2012 Paolo Scavino
Barolo Bricco Boschis 2012 Cavallotto Tenuta Bricco Boschis
Barolo Bricco delle Viole 2012 G. D. Vajra
Barolo Bricco Fiasco 2012 Azelia
Barolo Bricco Pernice 2011 Elvio Cogno
Barolo Brunate 2012 Mario Marengo
Barolo Bussia 90 Dì Ris. 2010 Giacomo Fenocchio
Barolo Bussia Vigna Mondoca Ris. 2010 Poderi e Cantine Oddero
Barolo Cannubi 2012 Marchesi di Barolo
Barolo Cannubi 2012 G. B. Burlotto
Barolo Cerretta 2012 Giovanni Rosso
Barolo Cerretta Bricco 2010 Elio Altare – Cascina Nuova
Barolo del Comune di Barolo Essenze 2012 Vite Colte
Barolo Francia 2012 Giacomo Conterno
Barolo Giachini 2012 Giovanni Corino
Barolo Ginestra Casa Maté 2012 Elio Grasso
Barolo Ginestra Ris. 2008 Paolo Conterno
Barolo Lazzarito Ris. 2010 Ettore Germano
Barolo Liste 2011 Giacomo Borgogno & Figli
Barolo Monprivato 2011 Giuseppe Mascarello e Figlio
Barolo Monvigliero 2012 F.lli Alessandria
Barolo Ornato 2012 Pio Cesare
Barolo Paiagallo Casa E. di Mirafiore 2012 Fontanafredda
Barolo Ravera 2012 Vietti
Barolo Resa 56 2012 Brandini
Barolo Rocche dell’Annunziata 2012 Mauro Veglio
Barolo Rocche di Castiglione 2012 Brovia
Barolo San Bernardo Ris. 2010 Palladino
Barolo Sorì Ginestra 2012 Conterno Fantino
Barolo Sottocastello di Novello 2011 Ca’ Viola
Barolo Vigna Lazzairasco 2012 Guido Porro
Barolo Vigna Rionda Ris. 2010 Massolino
Barolo Vignarionda 2012 Luigi Pira
Boca 2011 Le Piane
Carema Etichetta Bianca 2012 Ferrando
Dogliani Papà Celso 2015 Abbona
Dolcetto di Ovada Sup. Du Riva 2013 Tacchino
Erbaluce di Caluso La Rustìa 2015 Orsolani
Gattinara Osso San Grato 2012 Antoniolo
Gavi del Comune di Gavi Monterotondo 2014 Villa Sparina
Gavi del Comune di Gavi Minaia 2015 Nicola Bergaglio
Gavi del Comune di Gavi Pelöia 2015 San Bartolomeo
Ghemme 2011 Torraccia del Piantavigna
Grignolino del Monferrato Casalese 2015 Vicara
Lessona 2012 La Prevostura
Moscato d’Asti Canelli Sant’Ilario 2015 Ca’ d’Gal
Moscato d’Asti Casa di Bianca 2015 Gianni Doglia
Moscato d’Asti Ciombo 2015 Tenuta Il Falchetto
Nebbiolo d’Alba Sup. Cumot 2013 Bricco Maiolica
Roero Gepin 2012 Stefanino Costa
Roero Giovanni Almondo Ris. 2013 Giovanni Almondo
Roero Mompissano Ris. 2013 Cascina Ca’ Rossa
Roero Printi Ris. 2012 Monchiero Carbone
Roero Sudisfà Ris. 2013 Angelo Negro e Figli
Roero Mombeltramo Ris. 2012 Malvirà
Ruchè di Castagnole Monferrato La Tradizione 2015 Montalbera
Mein Eindruck: Die Liste der Weine, die nach dem Urteil der Gambero-Rosso-Juroren auf den „Olymp“ gehören, wird lang und länger. Diesmal sind es 75 Weine, denen höchste Ehren zuteil werden. Da stellt sich, bevor man auch nur ein Glas verkostet hat, die Frage, ob die piemontesischen Weine wirklich immer besser werden oder die Tester immer großzügiger.
Barbaresco
Zunächst ein Blick auf die Barbaresco. Die meisten aufgeführten Weine verdienen die Ehre voll und ganz. Ich habe fast alle verkostet und muss sagen: Der kühle 2013er Jahrgang hat sehr prägnante Weine hervorgebracht, die den 2012er und 2011er nicht nachstehen, sie vielleicht sogar mal überragen werden – nicht an Fülle, aber an Langlebigkeit. Auch die Prämierung der 2011er Riserva vom Castello di Neive, das ja nicht in jedem der letzten Jahre ganz große Weine hervorgebracht hat, ist vollauf gerechtfertigt (die Folgejahrgänge sind ebenfalls hervorragend). Bei Gaja hätte man außer dem Costa Russi genauso gut seine zwei anderen Lagen-Weine Sori San Lorenzo und Sori Tildin prämieren können (die übrigens ab 2013 wieder als Barbaresco firmieren), wie überhaupt Gajas 2013er famos sind (auch sein „normaler“ Barbaresco). Etwas irritierend, dass die La-Spinetta-Barbaresco gänzlich übergangen wurden, die zweifellos zu den Top-Werten der Appellation gehören, und auch das aufsteigende Weingut Cortese durchs Raster gefallen ist.
Barolo
Beim Barolo sind sie Qualitätsausschläge grösser. Der Qualitätsunterschied zwischen den Weinen von Elio Altare, Elio Grasso, Giacomo Conterno und denen von Marchesi di Barolo, Burlotto, Palladino, Vite Colte, Ettore Germano ist größer als nur ein Wimpernschlag – um nur ein paar Namen zu nennen. Ob Viettis Lagen-Barolo Ravera wirklich der beste seines Sortiments ist, möchte ich bezweifeln. Und wenn die Barolo der Brandini, Fratelli Alessandria, Giacomo Borgogno, Mario Marengo der 3 Gläser für würdig gehalten werden, dann müssten eigentlich Bruno Giacosa mit seinem Falletto-Barolo, Domenico Clerico mit seinem Mentin Ginestra, Roberto Voerzio mit seinen Brunate- oder Cerequio-Barolo, Renato Corino mit seinem Annunziata-Barolo sowie Luciano Sandrone und Aldo Conterno mit wenigstens einem ihrer Barolo in der Liste vertreten sein. Sind sie aber nicht. Sie werden es verschmerzen. Die Anerkennung kommt von außerhalb Italiens – und vom Markt. Auch fehlt La Spinettas Vürsu Campè und Gajas Sperss in der Liste – befremdlich für alle, die glauben, die Gambero-Rosso-Inspektoren entscheiden nur nach Degustations-Kriterien. Persönlich bedaure ich auch, dass zwei Barolo, die ich letzte Woche direkt bei den Weingütern verkosten konnte, keine Gnade vor den Augen der Juroren gefunden haben: Rocche dei Manzonis Cappella di Santo Stefano und Einaudis Cannubi. Schade. Sind beide ganz, ganz große Weine!
Barbera d’Asti
Kommen wir zu den Barbera: Meine Favoriten waren und sind der Pomorosso von Coppo und der Nizza von Olim Bauda. Beide stehen zu Recht auf dem Treppchen. Die anderen konnte ich nicht verkosten. Aber warum fehlt Braida schon wieder in der Aufzählung? Sicher, die jetzt in den Handel kommenden 2014er Bricco dell’Uccellone und Bricco della Bigotta können jahrgangsbedingt nicht ganz an die Vorgänger anknüpfen. Aber wie wär’s mit dem Ai Suma 2012 oder 2013? Er gilt nicht nur als einer der größten Barbera aus Asti, sondern ist es auch. Übrigens ist diesmal auch kein Barbera d’Alba dabei. Mangel an Kandidaten? Kann nicht sein. Schließlich die Nebbiolo-Weine aus dem Roero. Ich vermisse die Correggia und und den Roero des jungen Bartolomeo Roagna von der Cascina Val del Prete. So gut wie die mit 3 Gläsern prämierten Roero sind sie auf jeden Fall.
Der Rest der 3-Gläser-Weine verteilt sich auf Rand-Appellationen und auf Weißweine. Bei Letzteren hat der milde Jahrgang 2015 eine große Rolle gespielt. Doch um es offen auszusprechen: Bei einer internationalen Jury würden keiner der Weine die 90 Punkte erreichen. Ähnlich beim Grignolino von Vicara. Immerhin, es ist das erste Mal, dass der Gambero Rosso einen dieser „anarchischen“ Weine auszeichnet. Vielleicht wird die Rebsorte so gerettet.
Die 3-Gläser-Weine der Toskana
Baron’Ugo 2012 Monteraponi
Bolgheri Camarcanda 2013 Ca’ Marcanda
Bolgheri Rosso Sup. 2013 Podere Sapaio
Bolgheri Rosso Sup. Grattamacco 2013 Grattamacco
Bolgheri Rosso Sup. Millepassi 2013 Donna Olimpia 1898
Bolgheri Sassicaia 2013 San Guido
Bolgheri Sup. Le Gonnare 2013 Motta
Bolgheri Sup. Ornellaia 2013 Ornellaia
Bolgheri Sup. Podere Ritorti 2013 Luoghi
Bolgheri Sup. Sondraia 2013 Poggio al Tesoro
Brunello di Montalcino 2011 Poggio di Sotto
Brunello di Montalcino 2011 Le Chiuse
Brunello di Montalcino AdAlberto Ris. 2010 Caprili
Brunello di Montalcino Giodo 2011 Giodo
Brunello di Montalcino Madonna delle Grazie 2011 Marroneto
Brunello di Montalcino Nello Ris. 2010 Baricci
Brunello di Montalcino Ris. 2010 Capanna
Brunello di Montalcino Ris. 2010 Canalicchio di Sopra
Brunello di Montalcino Ris. 2010 Tenuta di Sesta
Brunello di Montalcino Ris. 2010 Biondi Santi – Tenuta Il Greppo
Brunello di Montalcino Trentennale 2011 Talenti
Brunello di Montalcino V. Schiena d’Asino 2010 Mastrojanni
Brunello di Montalcino V. V. 2011 Ragnaie
Carmignano Le Farnete Ris. 2013 Farnete/Cantagallo
Carmignano Ris. 2013 Piaggia
Castello del Terriccio 2011 Castello del Terriccio
Cepparello 2013 Isole e Olena
Chianti Cl. 2014 Borgo Salcetino
Chianti Cl. 2013 Val delle Corti
Chianti Cl. 2013 San Felice
Chianti Cl. Bugialla Ris. 2013 Poggerino
Chianti Cl. Cigliano 2013 Cigliano
Chianti Cl. Gran Sel. 2013 Castello d’Albola
Chianti Cl. Gran Sel. Colledilà 2013 Barone Ricasoli
Chianti Cl. Gran Sel. Riserva di Fizzano 2013 Rocca delle Macìe
Chianti Cl. Gran Sel. San Lorenzo 2013 Castello di Ama
Chianti Cl. Lamole di Lamole Et. Bianca 2013 Lamole di Lamole
Chianti Cl. Le Vigne Ris. 2013 Istine
Chianti Cl. Ris. 2013 Brancaia
Chianti Cl. Ris. 2013 Castello di Volpaia
Chianti Cl. Ris. 2013 Castello di Radda
Chianti Cl. Ris. 2013 Lilliano
Chianti Cl. Ris. 2013 Nittardi
Chianti Cl. Villa Cerna Ris. 2013 Cecchi
Chianti Colli Fiorentini Badia a Corte Ris. 2013 Torre a Cona
Chianti Rufina Nipozzano Vecchie Vigne Ris. 2013 Frescobaldi
Colline Lucchesi Tenuta di Valgiano 2013 Valgiano
Cortona Syrah Il Bosco 2012 Tenimenti Luigi d’Alessandro
Do ut des 2013 Carpineta Fontalpino
Duemani 2013 Duemani
I Sodi di S. Niccolò 2012 Castellare di Castellina
Le Pergole Torte 2013 Montevertine
Maremma Toscana Baffo Nero 2014 Rocca di Frassinello
Maremma Toscana Ciliegiolo Vigneto Vallerana Alta 2014 Camillo
Maremma Toscana Sangiovese Carandelle 2015 San Cristoforo
Montecucco Rosso Ris. 2013 Colle Massari
Montecucco Sangiovese Ad Agio Ris. 2012 Basile
Morellino di Scansano Madrechiesa Ris. 2013 Terenzi
Morellino di Scansano Ris. 2013 Roccapesta
Nobile di Montepulciano 2013 Dei
Nobile di Montepulciano I Quadri 2013 Bindella
Nobile di Montepulciano Il Nocio 2012 Boscarelli
Nobile di Montepulciano Ris. 2012 Tenute del Cerro
Nobile di Montepulciano Ris. 2012 Gracciano della Seta
Orma 2013 Orma
Paleo Rosso 2013 Macchiole
Petra Rosso 2013 Petra
Petresco 2012 Cinciole
Pinot Nero 2013 Civettaja
Rosso di Montalcino 2014 Uccelliera
Saffredi 2013 Pupille
Sangioveto 2010 Castello di Monsanto
Siepi 2013 Castello di Fonterutoli
Terre di Pisa Nambrot 2013 Ghizzano
Tignanello 2013 Antinori
Valdarno di Sopra Galatrona 2013 Petrolo
Valdarno di Sopra V. dell’Impero 2013 Tenuta Sette Ponti
Vernaccia di S. Gimignano Albereta Ris. 2013 Colombaio di Santa Chiara
Vernaccia di S. Gimignano Carato 2012 Montenidoli
Vin Santo di Carmignano Ris. 2009 Capezzana
Meine Meinung: Insgesamt 80 Mal hat die Gambero-Rosso-Jury Weinen aus der Toskana die 3 Gläser zuerkannt, mehr noch als im Piemont. Die nackte Zahl allein deutet schon an, dass die qualitative Spreizung groß sein muss. Eine Verkostung der Weine beweist das. Mindestens 20, eher 30 der prämierten Weine würden bei normalen Degustationen irgendwo im grauen Mittelfeld landen. Es fällt mithin schwer zu glauben, dass bei der Auswahl nur degustatorische Kriterien eine Rolle gespielt haben. Der Gambero Rosso lebt, wie andere Publikationen auch, von Werbung in seinen Publikationsorganen, auch von der Teilnahme der Weingüter an Weinpräsentationen in Amerika, Asien und Deutschland, die der Gambero Rosso organisiert – gegen Bezahlung selbstverständlich.
Chianti Classico
Zu den Weinen: die Liste der Chianti Classico ist ein Mix von alten Bekannten und Newcomern. Warum nicht? Aber wie kommen die Weine alter Bekannter wie San Felice, Castello d’Albola, Lamole di Lamole, Lilliano, Cecchi in diese Liste, während die Weine von Fèlsina, Fontodi, San Giusto a Rentennano, Querciabella sowie einigen anderen, die von internationalen Weinkritikern hoch bewertet werden, fehlen? Ich glaube ohne Anmassung sagen zu können, dass die Urteile erfahrener Toskana-Weintrinker sich zu einem großen Teil nicht mit denen des Gambero Rosso decken.
Trotzdem kann ich bei etwa der Hälfte der prämierten Weine dem Urteil der „Gamberini“ folgen. Für mich lagen die Spitzengewächse in dieser Kategorie beim Sangioveto von Castello di Monsanto, beim I Sodi di San Niccolo von Castellare, bei der Gran Selezione Colledilà von Ricasoli, beim Le Pergole Torte von Montevertine, bei der Riserva von Brancaia und – überraschend – beim einfachen Chianti Classico von Cigliano, einem Newcomer bei den 3 Gläsern, aber einem hochverdienten. Überzeugend auch die Weine von Poggerino, von Castello di Ama, Nittardi, Volpaia, Castello di Radda, Isole e Olena (Cepparello) und Rocca delle Maciè (Gran Selezione).
Brunello di Montalcino
Anders die Situation beim Brunello di Montalcino: Hier hat der Gambero Rosso ein Zeichen gesetzt und nur fünf Weinen des Jahrgangs 2011 die 3 Gläser zuerkannt. Bravo! Den von vielen Journalisten völlig überschätzten und von nahezu allen Händlern schön geschriebenen Weine dieses Jahrgangs wird hier Gerechtigkeit zuteil. Überreif, überladen, Mangel an Frische, plump, jedenfalls ohne Zukunft – so würde ich die 2011er bezeichnen (und habe sie auch im Frühjahr auf weinkenner.de so beschrieben). Ein Wermutstropfen, dass ausgerechnet der beste 2011er, der von Salvioni, nicht prämiert wurde. Die anderen 3-Gläser-Brunello sind Riserve aus dem großen Jahrgang 2010. Herausragend die Biondi-Santi-Riserva, aber auch die anderen, eher (im positiven Sinne) bäuerlichen Weine verdienen den Lorbeer, den sie bekommen haben.
Bolgheri und die Weine von der Küste
Das dritte große Weinanbaugebiet liegt an der toskanischen Mittelmeerküste bei Bolgheri, Suvereto und in der südlichen Maremma. Dort werden Cabernet Sauvignon und Merlot angebaut. Die Flaggschiffe von Bolgheri heißen Sassicaia (großer 2013er!) und Ornellaia. Die weitere Auswahl des Gambero Rosso (einschließlich des Il Paleo von Le Macchiole, der kein Bolgheri Superiore ist) ist vertretbar – mit Ausnahme des Weins von Donna Olimpia. Außer dem neuen Keller ist nichts an diesem Weingut spektakulär, jedenfalls nicht die Weine. Man könnte fragen, weshalb Antinoris (stark verbesserter) Guado al Tasso fehlt. Oder von mir persönlich sehr geschätzte Enrico Santini. Aber vielleicht wäre Bolgheri damit überrepräsentiert, denn außer den Preisen ist dort keineswegs alles hoch, weder die Weinberge noch die Qualität.
Suvereto, Maremma und die Nachbarn von Bolgheri
Einige der besten Weine der toskanischen Küste wachsen außerhalb von Bolgheri: der grandiose Cabernet franc von Duemani (3 Gläser), der Biserno von Lodovico Antinori (nicht prämiert), der Orma von Antonio Moretti (prämiert) zum Beispiel. In Suvereto ist diesmal nur der Petra auf dem Siegerpodest, das Flaggschiff des gleichnamigen Weinguts. Okay, aber dass weder der Redigaffi noch der Giusto di Notri von Tua Rita prämiert wurden, ist ein wenig irritierend. In der südlichen Maremma sind zwei Betriebe ausgezeichnet worden, die es verdienen: Terenzi und Roccapesta. Auch der Saffredi von Le Pupille gehört natürlich aufs Podium (100 Punkte bei James Suckling). Dass die „Gamberini“ sich nicht durchringen konnten, den Monteverro des Deutschen Georg Weber zu prämieren, werden ihnen viele Weintrinker übelnehmen – ich auch.
Dass außerhalb dieser bekannten Anbaugebiete keine Wüste ist, zeigen mehrere andere prämierte Weine: etwa die großartigen Merlot „Baffonero“ von Rocca di Frassinello, der „Galatrona“ von Petrolo und der „Nambrot“ der Tenuta di Ghizzano aus dem Niemandsland des Chianti, außerdem der wunderbare Valgiano der gleichnamigen Tenuta in den Hügeln über Lucca, der Carmignano von Piaggia. Ob die Vernaccia-Weißweine aus San Gimignano aufs Podium gehören, darüber kann man streiten. Mit zwei Gläsern wären sie sicher auch gut bedient.
Der Gambero Rosso……..vor Jahren fieberte ich regelmäßig dem Erscheinungadatum entgegen, und konnte es kaum abwarten, die neue Ausgabe in der Hand zu halten. Die italienische Ausgabe stand immer für deutlich blumigere, ausgeschmücktere Weinbeschreibungen, in der deutschen Version für den deutschen Leser oft geglättet, aber auch sachlicher, nüchterner. Mehr Deutsch eben.
Schon früh wunderte ich mich, dass Alois Lageder, eine Instanz im Südtiroler Weinbau, nicht vertreten war. Dort hörte ich, dass man nie eine Lira für Werbung oder “Productplacement” ausgegeben hatte, und dass man stolz darauf war. Auf den Gambero Rosso angesprochen, war lediglich ein vielsagendes Lächeln als Reaktion zu vermelden.
Nach vielen Jahren hat nun etwas Licht mein “mentales Dunkel” erhellt, nach Jahren als aktiver Weinhändler in Frührente und mit einigen Winzern in Italien noch in engem Kontakt, mit einer Familie sehr gut befreundet, war es doch erschreckend, immer wieder an ähnlich lautende Informationen über die Machenschaften, pardon, Vorraussetzungen zum Erlangen guter Bewertungen im heiligen Weinführer zu kommen. Angefangen über die dringend empfohlene Abnahme von mindestens 15 Weinführern “zu Werbezwecken” zum vollen Preis, bis hin zum “Komplettpaket”, sprich Beratung von durch den vom Gambero vermittelten Önologen zur Optimierung der Kellerarbeit mit der Garantie, innerhalb zwei Jahren mit den 3 Gläsern prämiert zu werden.
Letzteres “Angebot” bewegte sich im bereits niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich.
Interessant hierbei, dass sich vor dem “unmoralischen Angebot” gute Bewertungen, darunter auch zwei (unfrisierte) 3-Gläser-Bewertungen im Gambero fanden, nach entrüsteter Ablehnung der Offerte die Bewertung im Folgejahr schlagartig abfiel, im Jahr drauf und seitdem – und das ist schon einige Jahre her – findet man dort keine Erwähnung mehr. Meine toskanischen Freunde sind allerdings schon jeher im Veronelli in der Spitze ihrer Zunft angesiedelt, auch wenn dessen Rezensionen doch ultra-puristisch und für den Weinenthusiasten keinen wirklichen sensorisch informativen Mehrwert bieten.
Es hilft sowieso nur selbst probieren, immer wieder probieren, und sich auf den eigenen Gaumen verlassen. Und zuhören, offen und neugierig sein.
Wer nur nach Bewertungen kauft, dessen Weinseele ist eh verloren….
Hallo Weinkenner,
Bitte einmal auch eine Einschätzung für Damilano und Oddero abgeben.
Diese fehlen mein Meinung nach auf der Liste.
Kommt noch. Damilano hat mir bereits eine Probeflasche geschickt, Oddero schickt sie im September.