Gambero Rosso 2015: die Besten der Toskana & des Piemonts

Gambero Rosso 2015: die Besten der Toskana & des Piemonts
Gambero Rosso 2015: die Besten der Toskana & des Piemonts
Seit ein paar Tagen hat Italiens wichtigster Weinführer, der Gambero Rosso, die Liste seiner 3-Gläser-Weine in den restlichen Regionen des Landes veröffentlicht, unter anderem der Toskana und des Piemonts. Fazit: viel Zustimmung, manch Schulterzucken, gelegentliches Kopfschütteln.

Anfang Okto­ber hat­ten wir auf weinkenner.de über die 3-Gläser-Weine der 14 „klei­nen“ Regio­nen Ita­li­ens berich­tet. Jetzt hebt sich der Vor­hang für die sechs rest­li­chen Regio­nen, unter ihnen das Fri­aul, Vene­ti­en und vor allem das Pie­mont und die Tos­ka­na. Die Wer­tun­gen der Gambero-Rosso-Juroren wer­den jedes Jahr mit gro­ßer Span­nung erwar­tet, han­delt es sich doch bei den Letzt­ge­nann­ten um die wich­tigs­ten, inter­na­tio­nal am meis­ten beach­te­ten Regio­nen des Lan­des. Mit 79 Aus­zeich­nun­gen liegt die­ses Jahr das Pie­mont vor­ne, wohl auch des­we­gen, weil es gilt, den gro­ßen Jahr­gang 2010 beim Baro­lo zu wür­di­gen. Die Tos­ka­na folgt mit 73 Prä­mie­run­gen knapp dahin­ter, wobei sich deut­lich zeigt, dass die bes­ten Wei­ne nicht mehr nur aus dem Chi­an­ti Clas­si­co, aus Mon­te­pul­cia­no und aus Mon­tal­ci­no kom­men. Bolg­he­ri, die Marem­ma und auch eini­ge klei­ne, wenig bekann­te Appel­la­tio­nen sind zu ernst­haf­ten Kon­kur­ren­ten der „Alpha-Tiere“ unter den tos­ka­ni­schen Wei­nen geworden.

Lesen Sie mei­ne Kom­men­ta­re zu den Wer­tun­gen der Gambero-Rosso-Juroren.

Piemont

Wenn die 3 Glä­ser Aus­druck des Ehr­gei­zes der Win­zer in den ver­schie­de­nen Tei­len des Pie­monts sind, dann ist die umfang­rei­che Lis­te der Prä­mier­ten akzep­ta­bel: 79 Wei­ne, die die höchs­te Bewer­tung erfah­ren haben – mehr als die Tos­ka­na und jede ande­re ita­lie­ni­sche Regi­on. Und prä­miert wur­den kei­nes­wegs nur Baro­lo und Bar­ba­res­co. Ehr­geiz im Pie­mont lässt sich nicht nur auf Win­zer die­ser bei­den Wei­ne redu­zie­ren. Auch beim Dol­cet­to tut sich eine Men­ge, und dass die Bemü­hun­gen ein­zel­ner Win­zer in den nord-piemontesischen Nebbiolo-Anbauzonen Boca, Bra­ma­ter­ra, Gat­ti­nara, Ghem­me und Care­ma von den Gambero-Rosso-Testern nicht igno­riert wur­den, spricht für ihre Unvor­ein­ge­nom­men­heit. Sogar die Weiß­wei­ne bekom­men einen Platz auf dem Trepp­chen. Der Timo­ras­so ist schon lan­ge der Dar­ling der Wein­tes­ter. Jetzt kommt der Erba­luce hin­zu. Und selbst der Gavi mel­det sich mit zwei Wei­nen zurück. Dafür ist der Roe­ro Arn­eis durchs Ras­ter gefal­len, was die Roero-Winzer sicher trau­rig machen wird, aber eigent­lich schon lan­ge über­fäl­lig war. Selbst ein Chardonnay-/Pinot Nero-Schaumwein aus den hohen Lagen der Lang­he ist der 3 Glä­ser für wür­dig befun­den wor­den. War­um nicht?

Die 3 Glä­ser sind ja nicht nur Aus­druck für schie­re Qua­li­tät der Wei­ne. Klar, dass auch der bes­te Dol­cet­to einem Baro­lo nicht das Was­ser rei­chen kann – selbst jenen Baro­lo nicht, die nur zwei Glä­ser bekom­men haben und in die­ser Lis­te logi­scher­wei­se nicht auf­tau­chen. Übri­gens: Eini­ge Baro­lo, die nicht die 3 Glä­ser erhal­ten haben, wer­den Ken­ner schmerz­lich ver­mis­sen. Es feh­len zum Bei­spiel Aze­lia, Fratel­li Revel­lo, Elio Gras­so, Lui­gi Pira, Rober­to Voer­zio, Cler­i­co – alles Pro­du­zen­ten, die bei Par­ker, Wine Spec­ta­tor & Co. bis zu 99 Punk­te für ihre 2010er Baro­lo erhal­ten haben. Ich habe eini­ge die­ser Wei­ne im letz­ten Som­mer ver­kos­tet und muss sagen: Sehr viel Bes­se­res gibt es nicht. Wes­halb der Gam­be­ro Rosso sie über­gan­gen hat, ist ein Rät­sel. Selbst die 2008er Mon­fort­i­no Riser­va von Gia­co­mo Con­ter­no, für vie­le der bes­te, auf jeden Fall der teu­ers­te Baro­lo, taucht nicht auf. Ande­re Baro­lo hat man nicht in der Lis­te erwar­tet. Um Namen zu nen­nen: Damila­no, Mar­che­si di Baro­lo, Schia­ven­za zum Bei­spiel. Der Unter­schied die­ser Wei­ne zu den Gro­ßen der Zone ist wie der eines Dackels zu einem Vollblutpferd.

Beim Bar­ba­res­co ist das Feld der Prä­mier­ten homo­ge­ner, obgleich man über den einen oder ande­ren Kan­di­da­ten sicher dis­ku­tie­ren könn­te. Der bes­te der drei Lagen-Barbaresco von Pelis­se­ro – der 2011er Tulin – hat beim Ex-Parker-Mann Gal­lo­ni 95+ erhal­ten. Für den Gam­be­ro Rosso war er der 3 Glä­ser nicht wür­dig. Okay, die Geschmä­cker sind ver­schie­den. Aber die Lücke, die zwi­schen den bei­den Bewer­tun­gen klafft, ist in die­sem Fall dann doch ziem­lich groß. Gespannt bin ich auch auf die Bar­ba­res­co von Moc­ca­ga­t­ta, die bei Par­kers neu­er Tes­te­r­in Moni­ca Lar­ner ganz weit oben hin­ter dem Spit­zen­rei­ter Gaja ran­gie­ren, bei den Gam­be­ro Rosso-Testern hin­ge­gen völ­lig fehlen.

Viel­leicht soll­te man die Lis­te der 3-Gläser-Weine nicht als Bes­ten­lis­te lesen. Allein Gaja hät­te fünf wei­te­re Wei­ne, die in sie hin­ein­ge­hö­ren. Des­glei­chen Bru­no Gia­co­sa, Elio Alta­re, Bru­no Roc­ca, La Spi­net­ta, Lucia­no San­dro­ne und Viet­ti, der High­fly­er der letz­ten Jah­re. Nahe­zu alle inter­na­tio­na­len Wein­pu­bli­ka­tio­nen bewer­ten sei­ne vier Lagen-Barolo sehr hoch. Beim Gam­be­ro Rosso hat­te in den letz­ten Jah­ren immer nur die Riser­va Vil­le­ro eine Chan­ce auf die 3 Glä­ser – so auch dies­mal. Die Poli­tik, nur einen Wein pro Wein­gut – den bes­ten – zu prä­mie­ren, ent­wirft ein Zerr­bild der Situa­ti­on. Ande­re Publi­ka­ti­ons­or­ga­ne, die jeden Wein ein­zeln bepunk­ten und das Ergeb­nis 1:1 publi­zie­ren, wider­spie­geln die wirk­li­che Lage besser.

Beim Bar­be­ra liegt Asti natur­ge­mäß vorn. Die gro­ßen Pomo­rosso, Bric­co dell’Uccellone und Vigna dell’Angelo haben die Tes­ter über­zeugt. Alles ande­re wür­de auch nur Kopf­schüt­teln aus­lö­sen. Das Roe­ro ist dies­mal nicht so üppig wie sonst ver­tre­ten. Matteo Cor­reg­gi­as Wei­ne, die ich regel­mä­ßig pro­bie­re, sind für mich per­sön­lich immer 3-Gläser-Kandidaten. Eben­so die Wei­ne von Ca’Rossa. Bei­de Wein­gü­ter sind leer aus­ge­gan­gen. Im Novem­ber, wenn ich ins Pie­mont fah­re, wer­de ich sie nach­ver­kos­ten. Und bei allem Respekt vor der Expe­ri­men­tier­lust der Weißwein-Winzer: Als Aus­län­der, zumal als Deut­scher, inter­es­sie­ren mich die pie­mon­te­si­schen Wei­ßen wenig. Der Wein, den ich per­sön­lich für den gelun­gens­ten hal­te, taucht sowie­so nicht in der Lis­te auf. Ihn wer­de ich in den nächs­ten Wochen mal auf weinkenner.de vor­stel­len. Soviel vor­weg: Es ist ein Gavi.


  • 2008 Alta Lan­ga Brut Zero Sboc­ca­tu­ra Tar­di­va Can­ti­na Maes­tra, Enri­co Serafino
  • 2005 Bar­ba­res­co Crichët Pajé, I Paglie­ri – Roagna
  • 2010 Bar­ba­res­co Cur­rà, Sottimano
  • 2011 Bar­ba­res­co Gal­li­na, La Spinetta
  • 2009  Bar­ba­res­co Ovel­lo Riser­va, Pro­dut­to­ri del Barbaresco
  • 2011 Bar­ba­res­co Ovel­lo Vigna Lore­to, Albi­no Rocca
  • 2010 Bar­ba­res­co Pora, Ca’ del Baio
  • 2011 Bar­ba­res­co Raba­jà, Bru­no Rocca
  • 2011 Bar­ba­res­co Raba­jà, Giu­sep­pe Cortese
  • 2010 Bar­ba­res­co Rom­bo­ne, Fio­ren­zo Nada
  • 2011 Bar­ba­res­co San Stu­n­et, Pie­ro Busso
  • 2010 Bar­ba­res­co Ser­ra­boel­la, Fratel­li Cigliuti
  • 2012 Bar­be­ra d’Alba Bric du Luv, Ca’ Viola
  • 2011 Bar­be­ra d’Alba Vitto­ria, Gian­fran­co Alessandria
  • 2012 Bar­be­ra d’Asti Bric­co dell’Uccellone, Braida
  • 2011 Bar­be­ra d’Asti Pomo­rosso, Coppo
  • 2011 Bar­be­ra d’Asti Supe­rio­re Niz­za, Tenu­ta Olim Bauda
  • 2011 Bar­be­ra d’Asti Supe­rio­re Niz­za Acsé, Scrimaglio
  • 2011 Bar­be­ra d’Asti Supe­rio­re Niz­za Le Nic­chie, La Gironda
  • 2011 Bar­be­ra d’Asti Supe­rio­re Niz­za Vigna dell’Angelo, Casci­na La Barbatella
  • 2012 Bar­be­ra d’Asti Supe­rio­re Vigna La Man­dor­la, Lui­gi Spertino
  • 2010 Bar­be­ra del Mon­fer­ra­to Supe­rio­re Bar­ab­ba, Iuli
  • 2011 Bar­be­ra del Mon­fer­ra­to Supe­rio­re Bric­co Bat­tis­ta, Giu­lio Accor­ne­ro e Figli
  • 2010 Baro­lo, Bar­to­lo Mascarello
  • 2010 Baro­lo, Casci­na Fontana
  • 2010 Baro­lo Arbori­na, Mau­ro Veglio
  • 2010 Baro­lo Brea Vigna Ca’ Mia, Brovia
  • 2010 Baro­lo Bric­co del­le Vio­le, G. D. Vajra
  • 2010 Baro­lo Bric­co Man­zo­ni, Sil­vio Grasso
  • 2009 Baro­lo Bric­co Per­nice, Elvio Cogno
  • 2008 Baro­lo Bro­glio Riser­va, Schiavenza
  • 2010 Baro­lo Bru­na­te, Damilano
  • 2010 Baro­lo Bus­sia Romi­ras­co, Aldo Conterno
  • 2008 Baro­lo Bus­sia Vigna Mon­do­ca Riser­va, Pode­ri e Can­ti­ne Oddero
  • 2010 Baro­lo Can­nu­bi, Mar­che­si di Barolo
  • 2010 Baro­lo Can­nu­bi, E. Pira & Fig­li – Chia­ra Boschis
  • 2010 Baro­lo Can­nu­bi, Pode­ri Lui­gi Einaudi
  • 2010 Baro­lo Can­nu­bi Boschis, Lucia­no Sandrone
  • 2010 Baro­lo Cere­quio, Miche­le Chiarlo
  • 2010 Baro­lo Casci­na Fran­cia, Gia­co­mo Conterno
  • 2010 Baro­lo Gine­s­tra, Pao­lo Conterno
  • 2010 Baro­lo Gra­mo­le­re, Fratel­li Alessandria
  • 2008 Baro­lo Laz­z­ari­to Riser­va, Etto­re Germano
  • 2008 Baro­lo Le Roc­che del Fal­let­to Riser­va, Bru­no Giacosa
  • 2009 Baro­lo Mon­pri­va­to, Giu­sep­pe Mas­ca­rel­lo e Figlio
  • 2009 Baro­lo Mon­vi­glie­ro, Bel Colle
  • 2010 Baro­lo Mon­vi­glie­ro, G. B. Burlotto
  • 2010 Baro­lo Orna­to, Pio Cesare
  • 2010 Baro­lo Sorì Gine­s­tra, Conterno-Fantino
  • 2010 Baro­lo Resa 56, Brandini
  • 2008 Baro­lo Roc­che dell’Annunziata, Rena­to Corino
  • 2008 Baro­lo Roc­che dell’Annunziata Riser­va, Pao­lo Scavino
  • 2010 Baro­lo Ser­ra, Gio­van­ni Rosso
  • 2008 Baro­lo Riser­va Vigna Rion­da, Massolino
  • 2007 Baro­lo Vil­le­ro Riser­va, Vietti
  • 2010 Boca, Le Piane
  • 2010 Bra­ma­ter­ra, Odi­lio Antoniotti
  • 2011 Neb­bio­lo d’Alba Cumot, Bric­co Maiolica
  • 2009 Care­ma Eti­chet­ta Nera, Ferrando
  • 2011 Col­li Tor­to­ne­si Bar­be­ra Eli­sa, La Colombera
  • 2012 Col­li Tor­to­ne­si Timo­ras­so Faus­to, Vigne Mari­na Coppi
  • 2012 Col­li Tor­to­ne­si Timo­ras­so Mar­tin, Fran­co M. Martinetti
  • 2012 Col­li Tor­to­ne­si Timo­ras­so Pitas­so, Clau­dio Mariotto
  • 2012 Cos­ta del Ven­to, Vigne­ti Massa
  • 2013 Doglia­ni Papà Cel­so, Abbona
  • 2011 Doglia­ni Sup. San Ber­nar­do, Anna Maria Abbona
  • 2011 Dol­cet­to di Ova­da Supe­rio­re Du Riva, Lui­gi Tacchino
  • 2013 Erba­luce di Calu­so La Rus­tìa, Orsolani
  • 2013 Erba­luce di Calu­so Le Chi­usu­re, Favaro
  • 2010 Gat­ti­nara Osso San Gra­to, Antoniolo
  • 2012 Gavi del Comu­ne di Gavi Mont­ero­ton­do, Vil­la Sparina
  • 2012 Gavi del Comu­ne di Gavi Bru­no Bro­glia, Viti­vi­ni­co­la Broglia
  • 2010 Ghem­me, Tor­rac­cia del Piantavigna
  • 2012 Lang­he Lari­gi, Elio Altare
  • 2011 Lang­he Neb­bio­lo Sorì Til­din, Gaja
  • 2010 Roe­ro Gepin, Ste­fan­i­no Costa
  • 2011 Roe­ro Gio­van­ni Almon­do Riser­va, Gio­van­ni Almondo
  • 2010 Roe­ro Mom­bel­tra­mo Riser­va, Malvirà
  • 2010 Roe­ro Prin­ti Riser­va, Mon­chie­ro Carbone

Venetien

Die Regi­on zwi­schen Gar­da­see und Vene­dig birgt vie­le klei­ne Anbau­ge­bie­te, aus denen gute, sehr gute und manch­mal auch außer­ge­wöhn­li­che Wei­ne kom­men. Unter den Rot­wei­nen ist der Ama­ro­ne die alles über­ra­gen­de Figur. Die­ser Wein ist in den letz­ten zehn Jah­ren dra­ma­tisch bes­ser gewor­den. Durch die Trock­nung der Trau­ben (appas­si­men­to) in kli­ma­ti­sier­ten Kühl­zel­len hat er an Sau­ber­keit  und Fri­sche gewon­nen. Aber auch wo die Trau­ben noch ganz tra­di­tio­nell unter dem Dach in der natür­li­chen Küh­le der Herbst­luft getrock­net wer­den, wird sehr viel sorg­fäl­ti­ger als frü­her dar­auf geach­tet, dass kein Schim­mel ent­steht. Der eine oder ande­re wird sei­nen Lieblings-Amarone ver­mis­sen, etwa Tede­schis Mon­te Olmi, der von den inter­na­tio­na­len Kri­ti­kern sehr hohe Bewer­tun­gen erhal­ten hat. Ganz zu schwei­gen von Quin­tar­el­li und Roma­no dal For­no, die prak­tisch außer Kon­kur­renz lau­fen. Auch Masi ist nur mit sei­nem Standard-Amarone ver­tre­ten, wäh­rend die Lagen-Amarone Cam­po­lon­go und Maz­z­a­no nicht berück­sich­tigt wur­den. Aber wer kennt schon die Logik eines Wein­füh­rers, der Ord­nung in die Wein­pro­duk­ti­on eines Lan­des brin­gen soll, das von einer hal­ben Mil­li­on Win­zer regiert wird, die alle glau­ben, die bes­ten Wei­ne der Welt zu erzeugen?

Inter­es­san­ter scheint mir zu sein, dass kein Ripasso-Wein unter den Prä­mier­ten ist, dafür aber vier Val­po­li­cel­la. Die­ser Wein, der völ­lig her­un­ter­ge­kom­men war, kommt lang­sam wie­der zurück. Er wird aus den­sel­ben Trau­ben wie der Ama­ro­ne gewon­nen – aller­dings kei­ne appassimento-Trauben. Durch ver­bes­ser­te Wein­bergs­ar­beit ist es also mög­lich, auch aus fri­schen Trau­ben Spit­zen­wei­ne zu erzeugen.
Auch bei den Weiß­wei­nen hat sich etwas getan. Soave und Cus­to­za sind ein­deu­tig die Platz­hir­sche, wäh­rend der modi­sche Lug­a­na leer aus­geht (von Ottel­las aty­pi­schem Spätlese-Lugana mal abge­se­hen). Und nach­dem der Gam­be­ro Rosso jah­re­lang die Exis­tenz eines Weins namens Pro­sec­co igno­riert hat­te,  taucht er jetzt gleich vier­mal in der Lis­te auf (plus einem Car­tiz­ze). Man schämt sich nicht mehr, den Namen in den Mund zu neh­men. Die süßen Spät­le­sen und Recioto-Weine, die prä­miert wur­den, haben nur loka­le Bedeu­tung und gehö­ren eigent­lich nicht in einen inter­na­tio­na­len Wein­füh­rer. Aber für die treue Leser­kli­en­tel im eige­nen Land haben sie eine nicht zu unter­schät­zen­de Bedeutung.


  • 2010 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la, Cor­te Sant’Alda
  • 2010 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cam­po dei Gig­li, Tenu­ta Sant’Antonio
  • 2010 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co, Allegrini
  • 2010 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cli­as­si­co, Brigaldara
  • 2010 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co Caloet­to, Le Ragose
  • 2009 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co Casa dei Bepi, Viviani
  • 2009 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co Cos­ta­se­ra Riser­va, Masi
  • 2003 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co La Mat­to­n­a­ra Riser­va, Zymè
  • 2008 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co San Roc­co Domi­ni Vene­ti, Can­ti­na Val­po­li­cel­la Negrar
  • 2009 Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co Vigne­to Mon­te Ca’ Bian­ca, Loren­zo Begali
  • 2012 Bar­do­li­no Clas­si­co Brol Gran­de, Le Fraghe
  • 2011 Brut Gra­ve di Stec­ca, Nino Franco
  • Car­tiz­ze Vigna La Rivet­ta, Vil­la Sandi
  • 2010 Col­li Eug­a­nei Caber­net Bor­go del­le Caset­te Riser­va, Il Filò del­le Vigne
  • 2008 Col­li Eug­a­nei Rosso Gemo­la, Vignalta
  • 2011 Col­li Eug­a­nei Rosso Ser­ro, Il Mottolo
  • 2011 Cris­ti­na Ven­dem­nia Tar­di­va, Vini Roeno
  • 2013 Cus­to­za Mael, Cor­te Gardoni
  • 2012 Cus­to­za Supe­rio­re Ame­deo, Cavalchina
  • 2012 Cus­to­za Supe­rio­re Ca’ del Magro, Mon­te del Frà
  • 2012 Lug­a­na Mol­ceo Riser­va, Ottella
  • 2011 Mon­tel­lo e Col­li Aso­la­ni Il Rosso dell’Abazia, Ser­a­fi­ni & Vidotto
  • 2011 Recio­to del­la Val­po­li­cel­la Clas­si­co Uva Pas­sa, Vil­la Bellini
  • 2013 Soave Clas­si­co Cam­po Vul­ca­no, I Campi
  • 2012 Soave Clas­si­co La Roc­ca, Leo­nil­do Pieropan
  • 2012 Soave Clas­si­co Mon­te Car­bo­na­re, Suavia
  • 2013 Soave Clas­si­co Mon­te Fio­ren­ti­ne, Ca’ Rugate
  • 2013 Soave Supe­rio­re Il Casa­le, Ago­s­ti­no Vicentini
  • 2013 Val­d­ob­bia­de­ne Brut Par­ti­cel­la 68, Sor­el­le Bronca
  • 2013 Val­d­ob­bia­de­ne Brut Rive di Col San Mar­ti­no Cuvée del Fon­da­to­re Gra­zia­no Merot­to, Merotto
  • 2013 Val­d­ob­bia­de­ne Brut Vec­chie Viti, Rug­ge­ri & C.
  • 2013 Val­d­ob­bia­de­ne Rive di Farra di Soli­go Brut Col Cre­das, Adami
  • 2011 Val­po­li­cel­la Clas­si­co Supe­rio­re Cam­po­ren­zo, Mon­te dall’Ora
  • 2012 Val­po­li­cel­la Supe­rio­re, Musella
  • 2010 Val­po­li­cel­la Supe­rio­re, Marion
  • 2011 Val­po­li­cel­la Supe­rio­re, Roc­co­lo Grassi

Friaul-Julisch-Venetien

27 Wei­ne wer­den in dem neu­en Gambero-Rosso-Führer mit 3 Glä­sern deko­riert – eine gan­ze Men­ge ange­sichts der ver­fah­re­nen Situa­ti­on auf dem Wein­sek­tor die­ser Regi­on, die ihre Iden­ti­tät völ­lig ver­lo­ren hat und zwi­schen Hoff­nung, Selbst­über­schät­zung und Ver­zweif­lung hin- und her­tau­melt.  Dass von den 27 prä­mier­ten Wei­nen auch noch 26 Weiß­wei­ne sind, quit­tie­re ich mit Kopf­schüt­teln und erklä­re es mir mit völ­li­gen Rea­li­täts­ver­lust. Schließ­lich hat kei­ne ande­re Wein­re­gi­on Nord­ita­li­ens in den letz­ten Jah­ren einen sol­chen Anse­hens­ver­lust erlit­ten wie das Fri­aul und ent­spre­chend Markt­an­tei­le ver­lo­ren, zumin­dest im Aus­land. Inzwi­schen fokus­siert sich die anspruchs­vol­le Gas­tro­no­mie Ita­li­ens auf Weiß­wei­ne aus den Mar­ken, den Abruz­zen, aus Kam­pa­ni­en und natür­lich aus Süd­ti­rol. In den Bewer­tun­gen des Gam­be­ro Rosso spie­gelt sich die­se Ver­schie­bung nicht wider. Im Gegen­teil: Süd­ti­rol weist nur 24 Weiß­wei­ne mit 3-Gläser-Status auf, zwei weni­ger als das Friaul.

Sei’s drum: Es gibt im Fri­aul nach wie vor gute Weiß­wei­ne, die eine Prä­mie­rung ver­die­nen – unab­hän­gig vom Gesamt­zu­stand des Wein­mark­tes. Eini­ge fin­den sich auch in der 3-Gläser-Liste wie­der. Es sind die übli­chen Ver­däch­ti­gen wie Jer­manns Vin­ta­ge Tuni­na, Livio Fel­lugas Terre Alte sowie die Wei­ne von Lis Neris, Vie di Romans, Ron­co dei Tas­si und Veni­ca & Veni­ca. Doch vie­le der ande­ren Wei­ne sind unspek­ta­ku­lä­res Mit­tel­maß. Oder fal­len durch über­mä­ßi­gen Kör­per­reich­tum und hohen Alko­hol auf – ein Trend, mit dem vie­le Wei­ne (bzw. Win­zer) glau­ben, sich wich­tig machen zu kön­nen, beson­ders bei Ver­kos­tern. Erfreu­lich ist, dass auch drei Pinot Bian­co prä­miert wur­den. Die Sor­te ist im Fri­aul stark rück­läu­fig, obwohl sie fei­ne­re, über­zeu­gen­de­re Wei­ne ergibt als zum Bei­spiel die auto­chtho­ne Sor­te Tocai (jetzt offi­zi­ell „Friu­la­no“ genannt).  Erfreu­lich auch, dass mit dem Mal­va­sia des jun­gen Dami­jan Pod­ver­sic erst­mals auch ein Orange-Wein der höchs­ten Aus­zeich­nung für wür­dig befun­den wur­de. Im Fri­aul leben vie­le Win­zer mit slo­we­ni­schen Wur­zeln, und Slo­we­ni­en ist (mit Kroa­ti­en) die Keim­zel­le für mai­sche­ver­go­re­ne Weiß­wei­ne. Nir­gend­wo in Ita­li­en wird mehr mit die­ser urbäu­er­li­chen Form der Weißwein-Vinifizierung expe­ri­men­tiert als dort. Alt­meis­ter Josko Grav­ner ist aller­dings nicht unter den Prämierten.


  • 2009 Carso Vitovs­ka V. Col­le­zio­ne, Zidarich
  • 2013 Col­li Ori­en­ta­li Elle­gri, Ron­chi di Manzano
  • 2013 Col­li Ori­en­ta­li Pinot Gri­gio, Tor­re Rosazza
  • 2012 Col­li Ori­en­ta­li Rosso Sacri­s­as­si, Le Due Terre
  • 2013 Col­li Ori­en­ta­li Sau­vi­gnon Zuc di Vol­pe, Vol­pe Pasini
  • 2013 Col­lio Bian­co, Ron­co Blanchis
  • 2013 Col­lio Bian­co Broy, Collavini
  • 2011 Col­lio Char­don­nay Gma­j­ne, Primosic
  • 2013 Col­lio Friu­la­no, Schiopetto
  • 2012 Col­lio Friu­la­no Man­di­to­cai, Livon
  • 2013 Col­lio Mal­va­sia, Doro Princic
  • 2013 Col­lio Mal­va­sia, Ron­co dei Tassi
  • 2013 Col­lio Pinot Bian­co, Fran­co Toros
  • 2013 Col­lio Pinot Bian­co, Cas­tel­lo di Spessa
  • 2013 Col­lio Pinot Bian­co, Picéch
  • 2013 Col­lio Sau­vi­gnon, Tia­re – Rober­to Snidarcig
  • 2013 Col­lio Sau­vi­gnon Ron­co del­le Mele, Veni­ca & Venica
  • 2013 Friu­li Gra­ve Pinot Bian­co, Le Monde
  • 2012 Friu­li Ison­zo Friu­la­no Dolée, Vie di Romans
  • 2012 Friu­li Ison­zo Pinot Gri­gio Gris, Lis Neris
  • 2010 Mal­va­sia, Dami­jan Podversic
  • 2012 Noans, Tunella
  • 2012 Ogra­de, Skerk
  • 2012 Rosaz­zo Bian­co Terre Alte, Livio Felluga
  • 2012 Severo Bian­co, Ron­co Severo
  • 2012 Vin­ta­ge Tuni­na, Jermann
  • 2012 W…. Dreams…., Jermann

Emilia Romagna

Par­ma­schin­ken, Mor­ta­del­la, Ace­to Bal­sa­mi­co und Par­mi­gi­a­no – das sind die bekann­tes­ten Pro­duk­te aus der Emi­lia Roma­gna. Dass in der wohl­ha­ben­den Regi­on um Bolo­gna und Reg­gio Emi­lia auch guter Wein wächst, ist weni­ger bekannt. Lam­brusco zum Bei­spiel, aller­dings eher berüch­tigt als berühmt. Doch wer Ita­li­en ver­ste­hen will, darf nicht nur rück­wärts schau­en. Die­sen unsäg­lich süßen, schäu­men­den Rot­wein aus der Dose gibt es natür­lich immer noch, und er fei­ert nach wie vor in Ame­ri­ka gro­ße Erfol­ge. Doch dür­fen sol­che Per­ver­sio­nen nicht für die Regel, schon gar nicht für Tra­di­ti­on gehal­ten wer­den. Die Tra­di­ti­on ist, dass aus der Lambrusco-Rebe ein leich­ter, tro­cke­ner, schäu­men­der Rot­wein erzeugt wird, der ide­al zu Mor­ta­del­la und Par­ma­schin­ken passt. Und  auch zu jun­gem Parmesankäse.

Inzwi­schen gibt es vie­le klei­ne Erzeu­ger in der Regi­on, die ihre Trau­ben, statt sie bei den Genos­sen­schaf­ten abzu­lie­fern, selbst vini­fi­zie­ren, und zwar mit wein­bau­li­chem Know­how, moder­ner Tech­nik und vor allem mit Lei­den­schaft. Dass die­se Lam­brusco auch von den Inspek­to­ren des Gam­be­ro Rosso aner­kannt wer­den, ist löb­lich. Eini­ge der bes­ten haben sie mit den 3 Glä­sern bedacht. Ganz beson­ders erfreu­lich, dass der Lam­brusco di Sor­ba­ra, der fast völ­lig in Ver­ges­sen­heit gera­ten war, wie­der zum Leben auf­er­stan­den ist.

Aller­dings muss man sagen, dass die Unter­schie­de zwi­schen den prä­mier­ten Lam­brusco rie­sen­groß sind. Am einen Ende der Ska­la steht ein hoch­am­bi­tiö­ser Lam­brusco wie der aus der Can­ti­na del­la Vol­ta, der nicht ein­mal deg­or­gi­ert, son­dern mit Hefe­de­pot auf die Fla­sche gezo­gen wird. Am ande­ren Ende Mas­sen­pro­du­zen­ten wie Cavic­chio­li oder der Kel­le­rei Chiar­li 1860, die auch Aldi Nord belie­fert und dort mit einem 1,99-Euro-Lambrusco ver­tre­ten ist. Man wun­dert sich.

Der zwei­te wich­ti­ge Wein ist der San­gio­ve­se, der in der Roma­gna in der Regel etwas fri­scher und fruch­ti­ger aus­fällt als im Chi­an­ti Clas­si­co und des­halb auch jün­ger getrun­ken wird. Vom Gam­be­ro Rosso wer­den aller­dings die gehalt­vol­len Wei­ne prä­miert. Sie sind nicht schlecht (was als hohes Lob zu ver­ste­hen ist). Ich ver­mis­se nur die Wei­ne von Cas­tel­luc­cio, die zum Bes­ten gehö­ren, was die Roma­gna her­vor­bringt. Den Tes­tern des Wein­füh­rers haben sie offen­bar nicht überzeugt.


  • 2013 Lam­brusco di Sor­ba­ra Radi­ce, Gian­fran­co Paltrinieri
  • 2013 Lam­brusco di Sor­ba­ra Rimos­so, Can­ti­na del­la Volta
  • 2013 Lam­brusco di Sor­ba­ra Sec­co „Omag­gio a Gino Fried­mann“, Can­ti­na Socia­le di Car­pi e Sorbara
  • 2013 Lam­brusco di Sor­ba­ra „Vigna del Cris­to“, Cavic­chio­li U. & Figli
  • 2013 Lam­brusco di Sor­ba­ra „Vec­chia Mode­na“ Pre­mi­um, Chiar­li 1860
  • 2010 Pog­gio Tura, Vigne dei Boschi
  • 2013 Reg­gi­a­no Lam­brusco „Con­cer­to“, Erme­te Medi­ci & Figli
  • 2011 San­gio­ve­se di Roma­gna „I Pro­bi di Papia­no“ Riser­va, Vil­la Papiano
  • 2011 San­gio­ve­se di Roma­gna Pred­ap­pio di Pred­ap­pio „Vigna del Gene­ra­le“, Fat­to­ria Nicolucci
  • 2012 San­gio­ve­se di Roma­gna „San Vici­nio Mon­te Sas­so“, Braschi
  • 2011 San­gio­ve­se di Roma­gna Supe­rio­re „Pie­t­ra­mo­ra“ Riser­va, Fat­to­ria Zerbina
  • 2011 San­gio­ve­se di Roma­gna „Vigna 1922“ Riser­va, Tor­re San Martino

Toskana

Nur das Pie­mont kann sich rüh­men, noch mehr 3 Glä­ser ein­ge­heimst zu haben als die Tos­ka­na. Trotz­dem: 73 Tre Bic­chie­ri sind eine Men­ge! Aller­dings ist bei der Aus­wahl eine Linie nicht zu erken­nen. Im Gegen­teil: Bei genau­er Betrach­tung geht es wie Kraut und Rüben durch­ein­an­der. Ech­te Hoch­ge­wäch­se ste­hen neben bla­sier­ten Super­tu­scans, mit­tel­mä­ßi­ge Wei­ne neben gro­ßen Stars. Wie auch in ande­ren Regio­nen zu beob­ach­ten, sind wich­ti­ge Wei­ne leer aus­ge­gan­gen, obwohl sie in 2010 und 2011 exzel­len­te Qua­li­tä­ten bie­ten. Zum Bei­spiel der Tigna­nel­lo, der in den letz­ten Jahr­gän­gen schon gezeigt hat, dass er wie­der oben mit­spie­len will. Eben­falls feh­len Wei­ne von Fon­to­di und Fel­si­na, obwohl es kei­nen Grund gibt, sie nicht zu küren. Bei­de haben in 2010 und 2011 über­ra­gen­de Qua­li­tä­ten gelie­fert. Fel­si­nas Chi­an­ti Clas­si­co Colo­nia, bei mei­nen Ver­kos­tun­gen die bes­te Gran Sele­zio­ne über­haupt, ist nicht ver­tre­ten, wäh­rend eine blas­se Gran Sele­zio­ne wie Vic­chiom­ag­gi­os Vigna La Pri­ma dabei ist. Cas­tel­lo di Vol­pa­ia, das eine gran­dio­se Kol­lek­ti­on hin­ge­legt hat, fehlt eben­so wie die fan­tas­ti­sche Chi­an­ti Clas­si­co Riser­va Il Pog­gia­le von Cas­tel­la­re. Wohl­ge­merkt: Da geht  es nicht um mei­ne per­sön­li­chen Lieb­lin­ge. Wer die Urtei­le der Händ­ler oder der aus­ge­wie­se­nen Italien-Spezialisten wie Anto­nio Gal­lo­ni anschaut, der jah­re­lang Par­kers Italien-Papst war, bevor er sich selbst­stän­dig mach­te, der dürf­te sich ange­sichts der Toskana-Liste des Gam­be­ro Rosso ver­wun­dert die Augen reiben.

Die Unsi­cher­hei­ten set­zen sich in ande­ren Gebie­ten fort. Ein Bolg­he­ri Rosso wie der Mil­le­pas­si von Don­na Olim­pia hat in die­ser Lis­te nichts zu suchen. Zehn Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no aus einem schwa­chen Jahr­gang 2009 sind eigent­lich ein biss­chen viel, von der Aus­wahl ganz zu schwei­gen. 3 Glä­ser für einen guten, aber rela­tiv leich­ten Sangiovese-Wein wie den La Quer­ce sind schmei­chel­haft, für eine auf­ge­motz­te Sangiovese-Merlot-Petit-Verdot-Cuvée wie den Il Breccio­li­no frag­wür­dig. Und ob der Baf­fo Nero von Roc­ca di Fras­si­nel­lo 3 Glä­ser bekom­men hät­te, wenn einer der Mit­in­ha­ber des Wein­guts nicht Anteils­eig­ner des Gambero-Rosso-Verlags wäre, möch­te ich bezwei­feln. Man könn­te die Lis­te der Merk­wür­dig­kei­ten fort­set­zen. Wahr­schein­lich wür­de sich dann der Ein­druck ver­fes­ti­gen, dass man­gels Kri­te­ri­en jeder aus der Rie­ge der Toskana-Tester des Gam­be­ro Rosso sei­ne Favo­ri­ten durch­ge­setzt hat. Es scheint, als feh­le eine ord­nen­de Hand.


  • 2012 Baf­fo Nero, Roc­ca di Frassinello
  • 2011 Bolg­he­ri Rosso Supe­rio­re, Pode­re Sapaio
  • 2011 Bolg­he­ri Rosso Supe­rio­re Mil­le­pas­si, Don­na Olim­pia 1898
  • 2011 Bolg­he­ri Sas­si­ca­ia, Tenu­ta San Guido
  • 2011 Bolg­he­ri Supe­rio­re, Tenu­ta Argentiera
  • 2011 Bolg­he­ri Supe­rio­re L’Alberello, Pode­re Grattamacco
  • 2011 Bolg­he­ri Supe­rio­re Son­dra­ia, Pog­gio al Tesoro
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, Baricci
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, Bion­di San­ti – Tenu­ta Il Greppo
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, Casa­no­va di Neri
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, Don­na Olga
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, La Cerbaiola
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, Pietroso
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Alte­ro, Pog­gio Antico
  • 2008 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Riser­va, Caprili
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Vigna Lore­to, Mastrojanni
  • 2009 Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Vigna Mana­pe­tra, La Lecciaia
  • 2011 Car­migna­no Riser­va, Piaggia
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co, Val del­le Corti
  • 2012 Chi­an­ti Clas­si­co, Badia a Coltibuono
  • 2012 Chi­an­ti Clas­si­co, Ban­di­ni – Vil­la Pomona
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co, Cas­tel­lo di Ama
  • 2010 Chi­an­ti Clas­si­co, Baron’Ugo Riser­va, Monteraponi
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co Riser­va, Cas­tel­lo di Radda
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co, Col­le­di­là Gran Sele­zio­ne, Baro­ne Ricasoli
  • 2010 Chi­an­ti Clas­si­co, Il Gri­gio da San Feli­ce Gran Sele­zio­ne, San Felice
  • 2010 Chi­an­ti Clas­si­co, Il Sola­tio Gran Sele­zio­ne, Cas­tel­lo d’Albola
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co, Riser­va, Brancaia
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co, Riser­va, Cas­tel­lo di Monsanto
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co, Riser­va, Fat­to­ria Nittardi
  • 2010 Chi­an­ti Clas­si­co Gran Sele­zio­ne, Tenu­ta di Lilliano
  • 2011 Chi­an­ti Clas­si­co Vigna Casi Riser­va, Cas­tel­lo di Meleto
  • 2010 Chi­an­ti Clas­si­co, Vigna di Cam­po­lungo Gran Sele­zio­ne, Lamo­le di Lamole
  • 2010 Chi­an­ti Clas­si­co, Vigna La Pri­ma Gran Sele­zio­ne, Cas­tel­lo di Vicchiomaggio
  • 2011 Chi­an­ti Rufi­na Vigne Veccie Riser­va, Mar­che­si de’ Frescobaldi
  • 2011 Coevo, Fami­glia Cecchi
  • 2011 Tenu­ta di Val­gi­a­no, Tenu­ta di Valgiano
  • 2011 Cor­to­na Syrah, Ste­fa­no Amerighi
  • 2011 Cor­to­na Syrah Il Cas­ta­g­no, Fabri­zio Dionisio
  • 2011 Fon­tal­pi­no Do ut des, Fat­to­ria Carpineta
  • 2011 Galatro­na, Fat­to­ria Petrolo
  • 2010 I Sodi di San Nic­colò, Cas­tel­la­re di Castellina
  • 2011 Il Breccio­li­no, Castelvecchio
  • 2011 La Quer­ce, La Querce
  • 2011 Le Per­go­le Tor­te, Montevertine
  • 2010 Lupi­ca­ia, Cas­tel­lo del Terriccio
  • 2011 Mas­se­to, Tenu­ta dell’Ornellaia
  • 2010 Mont­e­cuc­co San­gio­ve­se Lom­bro­ne Riser­va, Col­le Massari
  • 2012 Morel­li­no di Scans­a­no, Pog­gio Trevvalle
  • 2010 Morel­li­no di Scans­a­no Cal­es­ta­ia Riser­va, Roccapesta
  • 2011 Morel­li­no di Scans­a­no Madrechi­e­sa Riser­va, Terenzi
  • 2011 Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no, Pode­re Le Berne
  • 2011 Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no, Tenute del Cerro
  • 2011 Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no Asi­no­ne, Poliziano
  • 2010 Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no Nocio dei Bos­ca­rel­li, Pode­ri Boscarelli
  • 2010 Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no Sal­co, Salcheto
  • 2011 Oreno, Tenu­ta Set­te Ponti
  • 2011 Orma, Pode­re Orma
  • 2011 Paleo Rosso, Le Macchiole
  • 2011 Petra Rosso, Petra
  • 2010 Pic­cone­ro, Tolaini
  • 2011 Pog­gi­as­sai, Pog­gio Bonelli
  • 2007 Pog­gio ai Chia­ri, Col­le San­ta Mustiola
  • 2011 Pog­gio alle Nane, Tenu­ta Le Mortelle
  • 2012 Roc­ca di Fras­si­nel­lo, Roc­ca di Frassinello
  • 2010 Rosso di Mon­tal­ci­no, Stel­la di Campalto – Pode­re San Giuseppe
  • 2012 Rosso­le, Bor­go Salcetino
  • 2011 Sie­pi, Cas­tel­lo di Fonterutoli
  • 2011 Vernac­cia di San Gimigna­no Alber­eta Riser­va, Il Colom­baio di San­ta Chiara
  • 2012 Vernac­cia di San Gimigna­no Tra­di­zio­na­le, Montenidoli
  • 2007 Vin San­to di Car­migna­no Riser­va, Tenu­ta di Capezzana

Marken

Die Mar­ken sind eine klei­ne ita­lie­ni­sche Regi­on, die wein­bau­lich aber extrem polar struk­tu­riert ist. Da ist der Nor­den mit sei­nen Weiß­wei­nen, vor allem dem Ver­dic­chio, der wohl unter­schätz­tes­ten Weiß­wein­sor­te Ita­li­ens. Der Süden hin­ge­gen ist Rot­wein­land, geprägt von der Montepulciano-Traube, die ihren bes­ten Aus­druck im Offi­da Rosso und im Rosso Pice­no fin­det (oft im Ver­schnitt mit San­gio­ve­se). Die meis­ten der vom Gam­be­ro Rosso prä­mier­ten Wei­ne bzw. Wein­gü­ter sind mir unbe­kannt. Zu lamen­tie­ren, dass ande­re, in der Ver­gan­gen­heit mit 3 Glä­sern bedach­ten Wei­ne in der neu­en Lis­te feh­len, bringt also nichts. Mir fehlt der Ver­gleich. Inter­es­sant aller­dings, dass es ein Caber­net Sauvignon/Sangiovese/Merlot/Petit Verdot-Verschnitt wie der Il Pol­len­za des Gra­fen Bra­chet­ti Peret­ti auf das Sie­ger­po­dest geschafft hat, wo der Gam­be­ro Rosso doch immer anfäl­lig für auto­chtho­ne Wei­ne ist. Aber der Il Pol­len­za ist von inter­na­tio­na­len Kri­ti­ken der­art hoch bewer­tet wor­den, dass die Juro­ren des Wein­füh­rers ihn nicht über­se­hen konn­ten. Woll­ten sie auch nicht. Im Gegen­teil: Sie loben ihn über­schwäng­lich. Etwa so: Wenn inter­na­tio­na­le Reb­sor­ten in den Mar­ken der­art gute Ergeb­nis­se her­vor­brin­gen wie beim Il Pol­len­za, wird es für die Montepulciano-Weine in Zukunft schwer. Neue Töne.

Beim Ver­dic­chio erlie­gen die Juro­ren dafür wie­der mal dem Charme der spät gele­se­nen Blockbuster-Weine. Sprich: der Riser­ve. Für den Neu­gie­ri­gen mögen die­se Wei­ne inter­es­sant sein. Die meis­ten Wein­trin­ker lie­ben dage­gen die nervig-salzigen Verdicchio-Weine mit ihrer fei­nen medi­ter­ra­nen Wür­ze und der zar­ten Säu­re. Die­se Sti­lis­tik fin­det man eher in den Wei­nen von Garo­fo­li, Uma­ni Ron­chi, Spara­pa­ni oder Col­les­te­fa­no als in den fet­ten Trophäen-Weinen von Buc­ci und Andrea Felici.


  • 2012 Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Clas­si­co Cri­sio Riser­va, Casal Farneto
  • 2011 Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Clas­si­co Il Can­ti­co del­la Figu­ra Riser­va, Andrea Felici
  • 2012 Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Clas­si­co Vil­la Buc­ci Riser­va, Bucci
  • 2011 Il Pol­len­za, Il Pollenza
  • 2013 Offi­da Peco­ri­no Arte­mi­sia, Tenu­ta Spinelli
  • 2011 Offi­da Rosso Bar­ri­ca­die­ro, Aurora
  • 2011 Offi­da Rosso Grif­o­la, Pode­ri San Lazzaro
  • 2008 Pice­no Morel­lo­ne, Le Caniette
  • 2011 Rosso Pice­no Sup. Rog­gio del Fila­re, Velenosi
  • 2013 Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Clas­si­co Supe­rio­re Capo­vol­to, La Mar­ca di San Michele
  • 2012 Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Clas­si­co Supe­rio­re Il Prio­re, Spara­pa­ni – Fra­ti Bianchi
  • 2013 2012 Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Clas­si­co Supe­rio­re Mis­co, Tenu­ta di Tavignano
  • 2012 Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Clas­si­co Supe­rio­re Podi­um, Gio­ac­chi­no Garofoli
  • 2012 Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Clas­si­co Supe­rio­re Vec­chie Vigne, Uma­ni Ronchi
  • 2013 Ver­dic­chio di Mate­li­ca Col­les­te­fa­no, Collestefano
  • 2010 Ver­dic­chio di Mate­li­ca Jera Riser­va, Bor­go Paglianetto
  • 2012 Ver­dic­chio di Mate­li­ca Mir­um Riser­va, La Monacesca

2 Kommentare

  • Vie­len Dank für den schö­nen Über­blick und die Anmer­kun­gen zu den ein­zel­nen Regio­nen. Gibt es einen Grund, war­um Kam­pa­ni­en fehlt?
    MfG
    Ingo Drescher

  • Hal­lo Herr Priewe,

    In Ihrer Lis­te hat sich ein Feh­ler ein­ge­schli­chen. Der Ein­trag “2009 Bru­n­ello di Mon­tal­cino Riser­va, Caprili” ist nicht kor­rekt. Der 2008er Bru­nel­lo Ris. hat die 3 Glä­ser bekommen. 

    Mfg
    Andre­as Müller

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