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Gambero Rosso 2015: Die 3-Gläser-Weine der kleinen Regionen

Gambero Rosso Tre Bicchieri 2015

Ab Mitte September beginnt der Gambero Rosso, die Sieger seiner diesjährigen Verkostungen der Öffentlichkeit mitzuteilen. Also derjenigen Weine, die das Maximum von 3 Gläsern erhalten haben. Vor zwei Jahrzehnten noch waren es 50, denen diese Ehre zuteil wurde. Heute sind es rund 400. Sicher, Italien ist in den letzten 20 Jahren qualitativ enorm gewachsen. Aber ein bisschen inflationär ist der 3-Gläser-Regen schon. Und wer sich ein wenig auskennt im Land südlich der Alpen, weiß, dass nicht alle Sieger sich ihre 3 Gläser durch überdurchschnittliche Qualitätsanstrengungen verdient haben. Mancher 3-Gläser-Wein ist ein Kompromiss – wenn kein fauler, dann ein fragwürdiger. Trotzdem gibt der Gambero Rosso von allen Weinführern, die es in Italien gibt, immer noch den besten Überblick über das, was im Belpaese passiert. Im November wird der Weinführer in Italien auf den Markt kommen, Anfang nächsten Jahres in deutscher Übersetzung auch bei uns.

Die fehlenden Regionen werden wir auf weinkenner.de nachtragen, sowie sie bekannt sind.

Aostatal

Hat das Aostatal das Potenzial für große Weine? Oder wenn nicht große, dann charaktervolle Weine? Wenn ja: welche? Die Antwort gibt auch der 2015er Gambero Rosso nicht. Die Spitze bilden immer dieselben Winzer, wenn auch deren Weine wechseln. Dass diesmal kein Chardonnay – nicht einmal der Les Crêtes – dabei ist, verwundert. Hat der Autochthonie-Fimmel jetzt ganz Besitz ergriffen von den Gambero-Rosso-Inspektoren?


Südtirol

Wenig Neues aus Südtirol, nur vier Auszeichnungen weniger als im Vorjahr, geschuldet dem Bemühen der Herausgeber, die Inflation der 3-Gläser-Weine zu bremsen. Die Erkenntnis, dass der Weißburgunder herausragende Qualitäten bieten kann, hat sich auch bei ihnen durchgesetzt (auch wenn nicht jeder Weißburgunder, der hier gelistet ist, herausragend ist). Eigentlich müsste man den Weißburgunder der Kellerei St. Pauls und den Plattenriegel der Kellerei Girlan dazuzählen. Außerdem fehlen ein paar Weine, um die sich Gastronomen und Privatleute derzeit reißen, etwa den Grünen Veltliner vom Strasserhof bei Neustift. Bei den Rotweinen macht der Cabernet Sauvignon Barleith vom Tröpftalhof in Kaltern derzeit Furore. Fehlanzeige im Gambero Rosso. Der St. Magdalena ist nur mit einem Wein vertreten – also doch keine Renaissance des Vernatsch? Und der Hoffnungsträger Blauburgunder taucht ebenfalls nur einmal in der Liste auf. Mit der Tatsache, dass Hofstätter keine Weine an den Gambero Rosso liefert, kann es nicht allein zu tun haben. Was ist mit Gottardi? Mit Franz Haas? Erreicht wirklich kein anderer Wein mehr Top-Niveau, wenn gleichzeitig drei Lagrein-Weine prämiert werden? So ganz plausibel ist die Liste also nicht. Dafür ist sie sehr ausgewogen. Man wollte und will offenbar niemanden verletzen oder zurücksetzen. Jeder kommt mal dran, auch wenn es für eine Kellerei wie die Erste+Neue eigentlich eine Ohrfeige ist, dass nur ihr Süßwein Anthos Gnade vor den Augen der Tester gefunden hat. Wohlgemerkt: Über die meisten der prämierten Weine muss man nicht diskutieren. Sie sind sehr gut. Aber irgendwie bekommt der gemeine Weintrinker doch ein schiefes Bild von Südtirol, wenn er diese Liste betrachtet.



Trentino

Ein Triumph für die flaschenvergorenen Trento-Schaumweine, die 3-Gläser-Liste des Gambero Rosso in diesem Jahr! Acht von zehn prämierten Weinen schäumen. Unglaublich und trotzdem folgerichtig. Denn mit den weißen Stillweinen erreichen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die Trentiner nur Mittelmaß. Schon seit Jahren machen die genossenschaftlichen Kellereien und kleine Winzer enorme Anstrengungen, um ganz oben bei den Schäumern mitzuspielen – wenigstens national. Wenn man bedenkt, dass einige der besten Trento D.O.C. in der Liste fehlen (etwa der Altemasi Graal von Cavit, der Acquila Reale von Cesarini Sforza, der Corte Imperiale von Maso Wallenburg), dann wird deutlich, wo die Zukunft des Trentino liegt: bei den bollicine. Herausragende Rotweine gibt es nur wenige. Der San Leonardo hat ein Abonnement auf die 3 Gläser, der Granato von Elisabetta Foradori eigentlich auch. Diesmal hat Giulio de Vescovo die Nase vorn, der seit Jahren schon mit Foradori auf Augenhöhe ist. Kein Einspruch.



Ligurien

Ligurien ist ein Zwerg unter den Weinregionen Italiens. Größere Kellereien gibt es überhaupt gar nicht. Die Weinwirtschaft wird getragen von vielen kleinen, mehr oder minder ehrgeizigen, lokalen Winzern, die in ökologischen Nischen arbeiten, um gerade mal ein paar Tausend Flaschen Wein – fast ausschließlich weißer – füllen zu können. Dazu gehören Leidenschaft, Ambition und eine Portion Verrücktheit. Allein die Erhaltung der Trockenmauern verschlingt oft mehr, als die Winzer mit ihrem Wein verdienen. Einen Überblick über die Weinproduktion Liguriens haben nur wenige Fachleute. Einem Nicht-Ansässigen ist eine kritische Würdigung der Weine daher nicht möglich, zumal diese nur selten die Region verlassen. Der bekannteste ligurische Winzer ist zweifellos Franco Bonanini, Bürgermeister von Riomaggiore im Cinque Terre, bekannt geworden dadurch, dass er vor Jahren die politischen Machenschaften seiner Heimat schonungslos aufdeckte und dafür ins Gefängnis ging. Vermentino und Pigato sind die beiden wichtigsten weißen Rebsorten in Ligurien. Dass man aus ihnen Weine im mediterranen Stil erzeugen kann, die hohen Qualitätsansprüchen standhalten, ist bekannt und wird durch die Verleihung der 3 Gläser unterstrichen. Die einzigen Rotweine, die dieser Auszeichnung für würdig befunden wurden, sind der Rossese Dolceacqua  von Ka’Mancinè (reinsortig aus Rossese-Trauben, der ligurischen Spielart der Dolcetto) und der Bricco Arcagna von Poggio dei Gorleri – letzterer eine Tafelwein-Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Rossese.



Lombardei

Die Schaumweine aus der Franciacorta und aus dem Oltrepò Pavese räumen bei den 3 Gläsern diesmal richtig ab. Im Schaumwein-verrückten Italien ist das kein Wunder. In der Krise brauchen die Menschen ihre bollicine mehr denn je. Wenn es ihnen gut geht, haben sie sich die Bläschen verdient. In der Franciacorta sind praktisch nur die teuren Luxus-Cuvées prämiert worden, was einerseits verständlich ist, weil ja die Besten ausgezeichnet werden sollen, andererseits den teilweise exzellenten Standard-Qualitäten gegenüber ungerecht ist – zumal manch einfacher Brut besser ist als die teilweise viel zu reichen, viel zu holzbetonten Prestige-Weine. Die Auswahl selbst ist keine große Überraschung. Sie deckt sich weitgehend mit der des Vorjahres. Zwar tauchten auch da schon in der Siegerliste Namen auf, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Aber eine Anzeigen-Schaltung in der Gambero-Rosso-Publikationen ist auch eine Empfehlung. In einem Punkt muss ich meiner Verwunderung allerdings freien Lauf lassen: Der Bogen, den die Tester seit Jahren um das Weingut Monte Rossa machen, erscheint mir befremdlich. Da sind andere Publikationen objektiver. Im Oltrepò Pavese gibt es mehr Abwechslung, was rechtens ist, weil die reinsortigen Pinot Nero-Schaumweine von dort immer besser werden. Erstmals taucht auch ein Cruasé in der Siegerliste auf: die neugeschaffene Kollektivmarke für Rosé-Schaumweine des Oltrepò Pavese. Und auch das Castello di Cigognola aus der Moratti-Familie (zu ihr gehören die Ex-Bürgermeisterin von Mailand und der Ex-Präsident des Fußballklubs Inter Mailand) zählt wieder zu den Ausgezeichneten, diesmal nicht mit seinem Barbera (Vorjahr), sondern mit seinen bollicine. Hauptsache: dabei. Bei den Stillweinen finden nur die Roten aus der Valtellina Gnade vor den Augen der Tester, bei den Weißen sind es die üblichen Verdächtigen aus der Lugana. Kein Widerspruch.



Umbrien

„Umbrien wächst“, stellen die Inspektoren des Gambero Rosso fest. Betrachtet man die letzten 15 Jahre, stimmt das. Zahlreiche neue Kellereien sind gegründet worden, zahlreiche kleine Winzer haben beschlossen, ihre Weine unter eigenem Etikett abzufüllen. Vor allem der Montefalco Sagrantino hat Bewegung ins Land gebracht. Ferrari (aus dem Trentino) hat eine ambitiöse Rotwein-Produktion gestartet, Antinori hat einen Keller gebaut, Lungarotti ist in Montefalco ansässig geworden. Die Frage ist, ob alle glücklich über die Entscheidung sind. Derzeit stehen zahlreiche Weingüter in und um Montefalco zum Verkauf. Viele von den Medien euphorisierte Kleinwinzer sind inzwischen froh, wenn ihnen die Genossenschaft ihre Sagantino-Trauben abnimmt. So betrachtet, schrumpft Umbrien. Denn der Montefalco Sagrantino ist ein schwieriger Wein: extrem tanninhaltig, extrem schwer, in seiner Jugend kaum zu trinken, ohne sich am Gaumen zu verletzen, null Trinkeleganz. Wer diesen Wein nicht versteht, wird von Winzern und Journalisten auf Morgen vertröstet. Morgen kann in drei Jahren sein, in zehn Jahren, auch noch später. Aber vielleicht gibt es gar kein Morgen. In der diplomatischen Sprache des Gambero Rosso heißt es, dieser Wein sei „ein Statement gegen den Massengeschmack, gegen die Standardisierung des Weins im Allgemeinen“. So kann man es auch ausdrücken… Auf der 3-Gläser-Ebene tut sich sonst wenig in Umbrien. Antinoris Cervaro della Sala ist ebenso wieder dabei wie Lungarottis Monticchio Riserva. Kein Widerspruch. Ich persönlich glaube allerdings, dass die Weine der zweiten und dritten Garnitur (also 2 Gläser oder nur 1 Glas) wesentlich interessanter sind. Die neuen Weißweine aus Grechetto, aus Trebbiano Spoletino, aus Malvasia sind auch ein Statement gegen den Massengeschmack, dabei aber wesentlich origineller und geschmeidiger. Gleiches die Gamay-Weine vom Trasimenischen See. Warten wir das Erscheinen des Gambero Rosso-Weinführers ab, der Anfang nächsten Jahres in Deutsch auf den Markt kommt. Da erfahren wir dann alles.



Latium

Jahrelang ist Latium (die Region um die Hauptstadt Rom) hinterhergehinkt. Jetzt registrieren die Gambero-Rosso-Tester Fortschritte. Man gibt sich nicht mehr nur mit kommerziellen Erfolgsweinen zufrieden, sondern will qualitativ wachsen. Etwa mit Weißweinen aus der einheimischen Grechetto-Rebe, reinsortig bei Sergio Mottura, in der Cuvée mit Viognier bei Alessandrojacopo Boncompagni Ludovisi (Tenuta di Fiorano). Oder mit der autochtonen Biancolella von der Insel Ponzio (Casale del Giglio). Am deutlichsten zeigt sich der Ehrgeiz beim Frascati, der immer ein Negativ-Aushängeschild Italiens war. Inzwischen haben nicht nur die beiden kleinen Weingüter Pallavicini und Le Volpi gezeigt, dass man aus Trebbiano und Malvasia ordentliche Weißweine machen kann, sondern auch große Kellereien. Chapeau! Vor diesem Hintergrund sind die 3 Gläser gerechtfertigt. Wer aber die Messlatte so hoch legt wie in der Toskana oder im Piemont, muss zugeben, dass keiner der prämierten Latium-Weine, auch die nicht roten, über sie herüberspringt.



Abruzzen

Statt 13 sind es in diesem Jahr 15 Weine, die den 3-Gläser-Status erhalten haben. Zu Recht. Abruzzen ist eine der spannendsten Regionen Italiens. Nirgendwo gibt es so viele unbekannte, so viele preiswerte, so viele unterschätzte Weine wie in dieser Region, die einst (und teilweise immer noch) die Heimat des industriellen Massenweins ist. Der weiße Trebbiano, der hier wächst, hat nichts mit dem wässrigen toskanischen Trebbiano zu tun. Die abruzzesische Spielart ergibt charaktervolle, schlanke Weine, die nicht schon im Sommer nach der Lese ausgetrunken sein müssen. Aber auch die alte, weiße Sorte Pecorino (hat nichts mit dem Käse zu tun) erlebt eine Wiederauferstehung. Sie scheint sich gegenüber anderen alten, in den letzten Jahren wiederentdeckten Weißweinsorten wie der Passerina, der Cococciola und Montonico durchzusetzen.

Nirgendwo gibt es auch so viele neue Winzer wie in den Abruzzen, die bereit sind, Risiken auf sich zu nehmen und mit diesen alten Sorten zu arbeiten, die auf den internationalen Märkten völlig unbekannt sind und in den einschlägigen Weinbüchern beschrieben werden. Die weg von den warmen Gefilden in Meeresnähe gehen und hoch in die Berge ziehen, wo es kühl, teilweise kalt ist, wo noch nie eine Rebe angebaut wurde (oder zumindest seit vielen Jahrhunderten nicht mehr), wo aber Böden zu finden sind, wie man sie im „offiziellen“ Teil der Abruzzen nicht findet. Ein Beispiel dafür ist das Weingut Valle Reale, das hoch oben zwischen Nationalpark Abruzzen und dem Nationalpark Majella liegt und einen hochmineralischen, schlanken Trebbiano d’Abruzzo erzeugt, wie man ihn aus dieser Region bisher nicht kannte. Ebenso erfreulich, dass die große Cantina Tollo, die jahrzehntelang nicht einmal Mittelmaß zustande gebracht hat, jetzt plötzlich vom Ehrgeiz gepackt wird und zeigt, dass sie auch Top-Weine produzieren kann.

Auch der roten Montepulciano-Rebe wird inzwischen die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Die Zeit der wilden, ungestümen, superkonzentrierten und alkoholreichen Weine ist zwar noch nicht ganz vorbei. Aber es gibt immer mehr elegante, moderate Weine aus dieser Sorte. Neben den Klassikern von Illuminati, Masciarelli, Villa Medoro und Zaccagnini tauchen neue Namen auf, die man sich merken muss: Torre dei Beati, Nicoletta De Fermo und La Valentina gehören sicher dazu.



Molise

Eine der kleinsten Regionen Italiens, verloren zwischen dem mächtigen Nachbarn Abruzzen im Norden und dem erdrückenden Apulien im Süden. Di Majo Norante und Colloredo sind sicher die beiden qualitativ führenden Erzeuger in dieser Region. Ob es noch mehr gibt, kann ich nicht sagen. Mir fehlt der Überblick.



Apulien

Interessant, dass Tormarescas Zweitwein, der Trentangeli, diesmal die 3 Gläser bekommt und nicht der doppelt so teure Erstwein Bocca di Lupo. Interessant auch, dass der Bolonero, ein 7-Euro-Wein, in der Siegerliste steht und nicht der teurere Bestseller-Wein Vigna Pedale, der in den letzten Jahren immer die 3 Gläser bekommen hat. Ansonsten räumen die Primitivo-Weine ab. Die Hälfte der zwölf prämierten Weine ist aus dieser Rebsorte gewonnen, die sich – ein wenig erstaunlich schon – überall auf der Welt größter Beliebtheit erfreut, obwohl die Weine 16 Vol.% Alkohol und mehr aufweisen und durchweg restsüß sind. Im Sommer ist das Produktionsstatut dieses Weins dahingehend verändert worden, dass bis zu 20 Gramm Restzucker erlaubt sind. Trotzdem sind die Weine auch im angeblich so alkoholempfindlichen Deutschland ein Verkaufsschlager – oder gerade deswegen. Besonders erwähnt werden sollte der Torre Testa des Weinguts Rubino, das erstmals einen reinsortig aus der Sorte Susumaniello gekelterten Rotwein „durchgebracht“ hat – eine vergessene, nur noch in Restbeständen existierende, aber hochwertige Rotweinsorte, die in den letzten Jahren eine Wiederauferstehung gefeiert hat.



Basilikata

Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch. Der große Aufbruch hat in der Basilikata jedenfalls nicht stattgefunden. Die Elite der Winzer konzentriert sich immer auf dieselben Namen. So stellt sich die Frage, ob der Monte Vulture wirklich das ideale Terroir für die rote Aglianico-Rebe ist. Es kann ja nicht sein, dass auch nach vielen Jahren des Versuchens nur vier Weingüter diesen Wein beherrschen, wenn er – theoretisch zumindest – an vielen Stellen des Anbaugebiets ebenfalls gelingen müsste. Die Auswahl ist der 3-Gläser-Weine ist nicht zu kritisieren. Aber wo bleiben der Macarico von Rino Botte, wo die Kellereien Basilisco und Grifalco?



Kalabrien

Kalabrien sei eine Region der zwei Geschwindigkeiten, behauptet der Gambero Rosso. Da sind die von Genossenschaften und Handelskellereien auf den Markt geworfenen Massen an Industrieweinen einerseits und die kleinen, ehrgeizigen, traditionsbewussten Winzer andererseits. Etwa Roberto Ceraudo. Er produziert mit dem Grisara unzweifelhaft einen der besten Weißweine der Region (Rebsorte: Pecorella). Aber wenn man von Spitzenweinen spricht, dürfte Kalabrien – pardon – eher für die Roten prädestiniert sein. Auch da hätte Ceraqudo übrigens einiges zu bieten. Librandis Magno Megonio ist immer ein würdiger Kandidat für die 3 Gläser, und der junge, herrlich fruchtige Masino der Gebrüder Greco hat schon deshalb einen Bonus, weil er aus der alten Sorte Calabrese gekeltert ist (hinter der sich Ampelografen zufolge die sizilianische Nero d’Avola verbirgt). Ob er deswegen gleich 3 Gläser wert ist, ist eine andere Frage. Statti in Lamezia Terme kommt diesmal nicht zum Zuge, vielleicht weil er zu viel mit Merlot und Cabernet Sauvignon arbeitet. Und von dem halben Dutzend Winzer, die sich unter der Bezeichnung „Terre di Cosenza“ zusammengetan haben, ist nicht ein einziger unter den Prämierten. Schade. Stattdessen  wird ein nach internationalen Maßstäben völlig belangloser Passito-Dessertwein belohnt. Kirchturmpolitik.



Sizilien

Wieder 19 3-Gläser-Weine für Sizilien – das Qualitätsstreben auf der Insel verstetigt sich. Und die Prämierten sind weitgehend die gleichen wie im Vorjahr, manchmal allerdings mit anderen Weinen aus ihrem Programm. Über den einen oder anderen Kandidaten werden sich die Fachleute streiten. Aber im Großen und Ganzen geht die Auswahl in Ordnung. Auffällig ist nur das Fehlen der Rotweine von Donnafugata und von Baglio del Cristo di Campobello. Auch ist diesmal nicht ein einziger Marsala unter den Siegern. Dafür ist Cusumano ist mit zwei Weinen vertreten – Indiz dafür, dass die Qualitätsschraube in diesem Weingut angezogen wird. Ein wenig schmunzeln darf man trotzdem über die Liste. Denn der Hype der Ätna-Weine ist ungebrochen – typisch für die Journalisten- und Gastronomie-Szene Italiens. Im Ausland kann man die Begeisterung für die Weine vom heißen Vulkan schon lange nicht mehr nachvollziehen. Aber jeder Jeck pflegt seinen Fimmel. Ein wenig zu kurz gekommen sind dadurch die Nero d’Avola-Weine, die ja eigentlich das Aushängeschild Siziliens sind. Wenn fünf Ätna-Weine die 3 Gläser bekommen haben, müssten mindestens zehn weitere Nero d’Avola im höchsten Rang sein.



Sardinien

Sardinien ist nicht nur touristisch interessant. Der Wein wird – so stellen die Gambero-Rosso-Tester fest – jedes Jahr besser. Das Jahr 2013 hat zum Beispiel Weißweine der Extraklasse hervorgebracht, besonders beim Vermentino. Der berühmteste kommt aus der Gallura. Aber auch in anderen Gegenden der Insel sind die Resultate höchst erfreulich: Usini und Serdiana zum Beispiel. Dazu der rote Cannonau: Er geht von der schweren, alkoholreichen Stilistik immer weiter weg und tendiert zu frischeren Aromen und eleganteren Texturen. Zum ersten Mal ist auch ein Mandrolisai prämiert worden, eine historische Rotweincuvée aus Muristellu, Cannonau und Monica-Trauben. Und der Carignasno del Sulcis 6Mura ist mit rund 10 Euro, die er in Italien kostet, einer der preisgünstigsten Rotweine unter den Prämierten. Jahrgangsbedingt ist die Zahl der 3-Gläser-Weine diesmal allerdings geschrumpft. Spitzen-Erzeuger wie Punica, Sedilescu, Deiana sind durch das Raster gefallen.



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