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Gambero Rosso 2014, Teil 3: Piemont und Toskana

von Jens Priewe

Gambero Rosso 3-Gläser-Weine

Als letzte verbliebene Regionen sind jetzt das Aostatal, Piemont, Ligurien und die Toskana dran. Wer sich dort ein wenig auskennt und die Siegerlisten der 3-Gläser-Weine anschaut, muss feststellen, dass es bei den Testern des Gambero Rosso wie Kraut und Rüben durcheinander geht. Herausragendes steht neben Mittelmäßigem, schrill  Kommerzielles neben stiller Eleganz. Bei allem Respekt für Subjektivität und persönlichem Geschmack: Der Verdacht drängt sich auf, dass hier aus übergeordneten Gesichtspunkten Rücksichtnahmen genommen worden sind. Trotzdem geben die Listen der Siegerweine einen guten Überblick über das, was gerade Trend ist in diesen Regionen.

 

AOSTATAL


2011 Valle d’Aosta Chambave Moscato Passito Prieuré, Crotta di Vegneron
2011 Valle d’Aosta Chambave Muscat Flétri, Vrille
2012  Valle d’Aosta Chardonnay, Di Barrò
2012  Valle d’Aosta Petite Arvine, Ottin
2012  Valle d’Aosta Petite Arvine, Château Feuillet
2012  Valle d’Aosta Pinot Gris, Lo Triolet


Kommentar von Jens Priewe: Nur 400 Hektar Reben existieren im Aostatal – weniger als das kleinste deutsche Weinanbaugebiet Hessische Bergstraße. Wie dort sind auch im Aostatal die Weine praktisch nur lokal zu finden. Die neue Generation der Produzenten möchte das ändern und setzt dabei auf einheimische, autochthone Reben (vor allem rote: Vuillermin, Mayolet, Cornalin). Bis jetzt war das Aostatal eher für seine Weißweine bekannt. Auffällt diesmal, dass die beiden wohl besten Weißen der kleinen Region leer ausgegangen sind: die Chardonnay von Les Crêtes und von Anselmet.

PIEMONT


2007 Alta Langa Brut Zero Cantina Maestra, Enrico Serafino
2010 Barbaresco Asili, Ca‘ del Baio
2009 Barbaresco Camp Gros Martinenga, Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di Grésy
2004 Barbaresco Crichët Pajé, I Paglieri – Roagna
2010 Barbaresco Currà, Cantina del Glicine
2009 Barbaresco Gallina, Piero Busso
2010 Barbaresco Pajoré, Sottimano
2010 Barbaresco Rabajà,Giuseppe Cortese
2010 Barbaresco Rabajà, Bruno Rocca
2009 Barbaresco Rombone, Fiorenzo Nada
2008 Barbaresco Roncaglie Riserva, Bel Colle
2010 Barbaresco Ronchi, Albino Rocca
2009 Barbaresco Serraboella, F.lli Cigliuti
2008 Barbaresco Vigna in Ovello Riserva, Produttori del Barbaresco
2011 Barbera d’Asti Montebruna, Braida
2010 Barbera d’Asti Pomorosso, Coppo
2010 Barbera d’Asti Superiore La Mandorla, Luigi Spertino
2010 Barbera d’Asti Superiore Nizza Acsé, Scrimaglio
2010 Barbera d’Asti Superiore Nizza Sotto la Muda, Paolo Avezza
2007 Barbera del Monferrato Superiore Cima, Giulio Accornero e Figli
2009 Barolo, Bartolo Mascarello
2009 Barolo Arborina, Elio Altare
2009 Barolo Baudana Luigi Baudana, G. D. Vajra
2009 Barolo Bric del Fiasc, Paolo Scavino
2009 Barolo Bricco Fiasco, Azelia
2008 Barolo Bricco Pernice, Elvio Cogno
2009 Barolo Bricco Rocche, Ceretto
2009 Barolo Brunate, Mario Marengo
2009 Barolo Bussia, Giacomo  Fenocchio
2009 Barolo Bussia Bricco Visette, Ghisolfi
2009 Barolo Bussia Dardi Le Rose, Poderi Colla
2009 Barolo Ca‘ Mia, Brovia
2009 Barolo Castelletto, Manzone
2009 Barolo Cerequio, Michele Chiarlo
2009 Barolo Gavarini Chiniera, Elio Grasso
2009 Barolo La Serra, Giovanni Rosso
2009 Barolo Le Coste, Diego Conterno
2007 Barolo Le Rocche del Falletto Riserva, Bruno Giacosa
2008 Barolo Liste, Giacomo Borgogno & Figli
2009 Barolo Marenca, Luigi Pira
2008 Barolo Massara, Castello di Verduno
2006 Barolo Monfortino Riserva, Giacomo Conterno
2008 Barolo Monprivato, Giuseppe Mascarello e Figlio
2009 Barolo Monvigliero, F.lli Alessandria
2009 Barolo Ornato, Pio Cesare
2008 Barolo Ravera, Flavio Roddolo
2009 Barolo Rocche dell’Annunziata, Renato Corino
2009 Barolo Rocche di Castiglione, Oddero Poderi e Cantine
2009 Barolo Sarmassa, Marchesi di Barolo
2008 Barolo Sottocastello, Ca‘ Viola
2009 Barolo Vigna Cerretta, Ca‘ Rome‘ – Romano Marengo
2009 Barolo Vigna del Gris, Conterno Fantino
2009 Barolo Vigna Lazzairasco, Guido Porro
2006 Barolo Villero Riserva, Vietti
2009 Carema Etichetta Bianca Riserva, Cantina dei Produttori  Nebbiolo di Carema
2008 Carema Etichetta Nera, Ferrando
2011 Colli Tortonesi Timorasso Derthona, Luigi Boveri
2011 Colli Tortonesi Timorasso Fausto, Vigne Marina Coppi
2009 Colline Novaresi Gattinara, Torraccia del Piantavigna
2011 Dogliani Papà Celso, Abbona
2010 Dogliani Superiore Bricco Botti, Pecchenino
2010 Dolcetto di Ovada Superiore Du Riva, Luigi Tacchino
2012 Erbaluce di Caluso La Rustìa, Orsolani
2012 Erbaluce di Caluso Le Chiusure, Favaro
2009 Gattinara Osso S. Grato, Antoniolo
2011 Gavi del Comune di Gavi  Monterotondo, Villa Sparina
2007 Ghemme Chioso dei Pomi, Rovellotti
2011 Langhe Bianco Hérzu, Ettore Germano
2010 Langhe Nebbiolo Costa Russi, Gaja
2009 Monferrato Rosso Sonvico, Cascina La  Barbatella
2011 Montecitorio, Vigneti Massa
2010 Nebbiolo d’Alba Cumot, Bricco Maiolica
2011 Roero Bric Valdiana, Giovanni Almondo
2010 Roero Mompissano Riserva, Cascina Ca‘ Rossa
2009 Roero Printi Riserva, Monchiero Carbone
2009 Roero Ròche d’Ampsèj Riserva, Matteo Correggia
2010 Roero Sudisfà Riserva, Negro Angelo e Figli


Kommentar von Jens Priewe: Mit 77 Einträgen räumt das Piemont in diesem Jahr noch stärker ab als im letzten (68 Drei-Gläser-Weine). Sogar die Toskana gerät angesichts dieser Siegerwein-Springflut ins Hintertreffen. Bei allem Respekt vor dem Piemont: Geht das noch mit rechten Dingen zu? Die Antwort lautet nach Radio Eriwan: Kommt darauf an. Worauf? Wie tief die Messlatte gehängt wird. Aber auch, welche Rücksichtnahmen zu treffen sind. Offensichtlich ist, dass die Verkoster des Gambero Rosso nicht nur nach dem reinen Verkostungseindruck urteilen. Dann würden vermutlich häufig dieselben Weine und Weingüter prämiert werden, was den Kauf des jährlich erscheinenden Weinführers überflüssig machen würde. Also muss man Überraschungen parat haben. Und derer gibt es genug im neuen Weinführer. Etwa die zahlreichen Weißweine, die ganz oben auf dem Treppchen stehen. Etwas ungewöhnlich für eine Rotwein-Republik wie das Piemont. Vor zehn Jahren (schauen Sie einmal in den Gambero Rosso-Führer des Jahres 2004) war kein einziger Weißwein 3 Gläser wert, nur Barolo und Barbaresco sowie ein paar Barbera und Roero-Weine. Sicher, der Sparina-Gavi ist ein interessanter Wein. Die Timorasso ist eine wertvolle, wiederentdeckte Rebsorte, autochthon auch noch, was ihr Ansehen im auf Eigenständigkeit bedachten Italien (manchmal etwas krampfhaft) zusätzlich erhöht. Auch sollte man zweifellos einen Winzer wie Ettore Germano moralisch unterstützten, der in der Alta Langa Riesling anbaut. Und die Erbaluce-Weißen aus dem Canavese sind ebenfalls aller Ehren wert. Aber was sich ein Weinliebhaber unter Spitzenwein vorstellt – damit haben alle diese Weine nichts zu tun. Die weißen Arneis wurden ja auch nicht prämiert – zu Recht.
Und die Roten? 34 Barolo haben die Tester diesmal prämiert – soviel wie noch nie. Ist die Zahl der Spitzen-Barolo also gewachsen? Mitnichten. Gewachsen ist nur die Zahl der glatten, stromlinienförmigen Nebbiolo-Weine, die, wie der konservative Mauro Mascarello immer sagt, „gute Weine sind, aber keine Barolo“ (immerhin erfreulich, dass Mascarellos eleganter Barolo Monprivato die 3 Gläser bekommen hat und nicht der auf Struktur getrimmte Ca’Morissio). So stehen in der Siegerliste des Gambero Rosso echte Spitzengewächse neben Kommerzweinen und braven Durchschnitts-Barolo: Ceretto, Fratelli Alessandria, Castello di Verduno, Marchesi di Barolo, Mario Marengo, Ghisolfi, Giacomo Borgogno, um nur einige zu nennen. Dafür fehlen zum Beispiel die Weine von Roberto Voerzio, Clerico, Massolino, Chiara Boschis, Sandrone – Barolo, die viele Händler und Konsumenten höher einordnen. Hinzu kommt, dass prämierte Spitzenerzeuger wie Vietti, Altare, Giacomo Conterno und andere weitere Barolo im Sortiment haben, die weit besser sind als viele 3-Gläser-Weine anderer Produzenten. Man wollte wohl nicht zwei oder drei Weine eines Weinguts mit 3 Gläsern auszeichnen. Dieser Maxime ist vermutlich auch Gajas grandioser Sperss zum Opfer gefallen. Voll hinter dem Urteil Gambero Rosso-Tester stehe ich bei Elio Grassos Barolo, der bei meiner Piemont-Tour im Sommer dieses Jahres das Beste darstellte, was ich getrunken habe. Und gefreut habe ich mich auch, dass junge Aufsteiger wie Diego Contento und Giovanni Rosso höchste Ehren erfahren haben.
Und Barbaresco? Kein Bruno Giacosa. Kein Gaja. Kein La Spinetta. Dafür Barbaresco light à la Piero Busso und Cantina del Glicine. Na ja. Dass  beim Barbera d’Asti der Montebruna von Braida und nicht dessen drei glanzvollen Lagen-Barbera ausgezeichnet werden, ist wohl dem Wunsch nach Abwechslung geschuldet. Bei den prämierten Roero-Weinen  gibt es wenig zu kritisieren.

LIGURIEN


2012 Cinque Terre, Bonanini
2012 Colli di Luni Vermentino Etichetta Nera, Cantine Lunae Bosoni
2012 Colli di Luni Vermentino Il Maggiore, Ottaviano Lambruschi
2012 Riviera Ligure di Ponente Pigato, Maria Donata Bianchi
2012 Riviera Ligure di Ponente Pigato Cycnus, Poggio dei Gorleri
2012 Riviera Ligure di Ponente Pigato U Baccan, Bruna
2012 Rossese di Dolceacqua, Terre Bianche


Kommentar von Jens Priewe: Ligurische Weine sind außerhalb Italiens kaum anzutreffen. Selbst in Ligurien sind sie der geringen Mengen wegen, in denen sie produziert werden, schwer und nur lokal zu finden. Und mein letzter Ligurien-Besuch liegt viele Jahre zurück…

TOSKANA


2011 Baffo Nero, Rocca di Frassinello
2010 Biserno, Tenuta di Biserno
2010 Bolgheri Rosso Superiore Grattamacco, Podere Grattamacco
2010 Bolgheri Sassicaia, Tenuta San Guido
2010 Bolgheri Superiore Argentiera, Tenuta Argentiera
2010 Bolgheri Superiore Campo al Fico, I Luoghi
2010 Bolgheri Superiore Castello di Bolgheri, Castello di Bolgheri
2010 Bolgheri Superiore Ornellaia, Tenuta dell‘ Ornellaia
2010 Bolgheri Superiore Sapaio, Podere Sapaio
2010 Bolgheri Superiore Sondraia, Poggio al Tesoro
2008 Brunello di Montalcino, Tenuta Le Potazzine
2008 Brunello di Montalcino, Uccelliera
2007 Brunello di Montalcino Bramante Riserva, Podere San Lorenzo
2007 Brunello di Montalcino Cerretalto, Casanova di Neri
2008 Brunello di Montalcino Fornace, Le Ragnaie
2008 Brunello di Montalcino Madonna delle Grazie, Il  Marroneto
2007 Brunello di Montalcino Phenomena Riserva, Sesti – Castello di Argiano
2006 Brunello di Montalcino Poggio al Vento Riserva, Tenuta Col d’Orcia
2007 Brunello di Montalcino PS Riserva, Siro Pacenti
2007 Brunello di Montalcino Riserva, Biondi Santi – Tenuta Il Greppo
2007 Brunello di Montalcino Riserva, Canalicchio di Sopra
2007 Brunello di Montalcino Riserva, Le  Chiuse
2007 Brunello di Montalcino Riserva, Poggio di Sotto
2008 Brunello di Montalcino Schiena d’Asino, Mastrojanni
2008 Brunello di Montalcino Vigna delle Raunate, Mocali
2010 Caberlot, Podere Il  Carnasciale
2011 Chianti Classico, Borgo Salcetino
2009 Chianti Classico, Castell’in Villa
2011 Chianti Classico, Castello di Monsanto
2010 Chianti Classico, Fontodi
2010 Chianti Classico, Val delle Corti
2009 Chianti Classico Baron’Ugo Riserva, Monteraponi
2009 Chianti Classico Bugialla Riserva, Poggerino
2010 Chianti Classico Colledilà, Barone Ricasoli
2010 Chianti Classico Fizzano Riserva, Rocca delle Macìe
2011 Chianti Classico Fontalpino, Fattoria Carpineta Fontalpino
2010 Chianti Classico Le Corti, Fattoria Le  Corti
2009 Chianti Classico Riserva, Badia a Coltibuono
2010 Chianti Classico Riserva, Brancaia
2009 Chianti Classico Riserva, Castello d’Albola
2010 Chianti Classico Riserva,  Castello di Volpaia
2010 Chianti Classico Riserva, Le  Miccine
2009 Chianti Classico Vigna di Campolungo Riserva, Lamole di Lamole
2010 Coevo, Famiglia Cecchi
2010 Colline Lucchesi Tenuta di Valgiano, Tenuta di Valgiano
2010 Cortona Syrah, Stefano Amerighi
2010 Cortona Syrah Il Castagno, Dionisio
2010 Dofana, Carpineta Fontalpino
2010 Fontalloro, Fattoria di Felsina
2009 I Sodi di S. Niccolò, Castellare di Castellina
2010 Le Pergole Torte, Montevertine
2009 Montecucco Sangiovese Lombrone Riserva, Colle Massari
2010 Montecucco Sangiovese, Montesalario
2009 Morellino di Scansano Calestaia Riserva, Roccapesta
2010 Morellino di Scansano Madrechiesa Riserva, Terenzi
2010 Nobile di Montepulciano, Conventino
2010 Nobile di Montepulciano, Fattoria del Cerro
2010 Nobile di Montepulciano, Salcheto
2009 Nobile di Montepulciano Nocio dei Boscarelli, Boscarelli
2010 Oreno, Tenuta Sette Ponti
2010 Orma, Podere Orma
2010 Paleo Rosso, Le  Macchiole
2010 Poggiassai, Poggio Bonelli
2006 Poggio ai Chiari, Colle Santa Mustiola
2011 Poggio de‘ Colli, Piaggia
2011 Rocca di Frassinello, Rocca di Frassinello
2010 Siepi, Castello di Fonterutoli
2010 Suisassi, Due Mani
2011 Torrione, Fattoria Petrolo
2010 Veneroso, Tenuta di Ghizzano
2011 Vernaccia di S. Gimignano Campo della Pieve, Il Colombaio di Santa Chiara
2010 Vernaccia di S. Gimignano Riserva, Fontaleoni
2010 Vigorello, San Felice


Kommentar von Jens Priewe: Lang ist die Liste der Verdienten – länger als sie sein sollte. Man fragt sich, ob es wirklich 73 toskanische Weine gibt, die international Weltklasse sind. Ich fürchte, da wird der gemeine Weintrinker, auch wenn er der Toskana noch so gewogen ist, nicht mitziehen. Ich jedenfalls nicht. Meiner Meinung nach geht es in dieser Liste wie Kraut und Rüben durcheinander. Sicher, ich habe nicht alles probiert, was da aufgeführt ist. Aber vieles. So toll es ist, wenn gut gelungene Jahrgangs-Chianti belobigt werden (Fontodi, Castello di Monsanto, Borgo Salcetino), so sehr sucht man einen Grund dafür, weshalb dann die höherwertigen Riserve dieser Güter unprämiert bleiben. Und ob der Wein von Rocca delle Macie die 3 Gläser bekommen hätte, wenn sein Besitzer nicht Präsident des Consorziums Chianti Classico (und damit direkter Kooperationspartner für die Tourneen des Gambero Rosso) wäre, hat der Eine oder Andere auch schon öffentlich bezweifelt. Auch ohne auf die einzelnen Wertungen einzugehen, ist die Liste aufschlussreich: Seit die DOCG geändert wurde, ist der Wildwuchs an sogenannten Supertuscans (die sich dann später oft als Undertuscans entpuppt haben) eingedämmt worden. Dafür ist der Chianti Classico wieder im Aufwind. Viele der prämierten Weine lohnen wirklich die relativ bescheidene Investition in die Sangiovese-Traube. Wenn ich meine persönliche Meinung sagen darf: besonders die von Castell’in Villa (seit dort ein neuer Wind weht), von Poggerino (immer schon) und von Badia a Coltibuono (seit dort Emanuela Stucchi di Zügel in die Hand genommen hat). In Montalcino rechtfertigen nur wenige Weine die hohen Preise. Wer meine Wertungen des [intlink id=“27288″ type=“post“]Brunello-Jahrgangs 2008[/intlink] anschaut, die ich im April auf weinkenner.de veröffentlicht hatte, wird relativ wenige Übereinstimmungen finden. Bei einem Vergleich der Verkostungsnotizen anderer, halbwegs seriöser Weinkritiker ist unstrittig, dass einige der großen Brunello des Jahrgangs in der Gambero-Rosso-Liste fehlen (Salvioni, Cerbaiona, San Pollino), während anderen die hohe Auszeichnung arg schmeicheln dürfte (Col d’Orcia, Mastrojanni, Mocali). Dass der Nobile di Montepulciano diesmal gleich mit vier Weinen in der Gewinnerliste vertreten ist, verwundert ein wenig (zumal Poliziano  nicht dabei ist). Wirklich bedeutend ist eigentlich nur der Nocio von Boscarelli.
Aber die Toskana ist mehr als Nobile, Brunello und Chianti. So freut es mich, dass auch Weine aus weniger bekannten Ecken dieser Region prämiert worden sind: etwa der geniale Poggio de’Colli von Piaggia aus der Carmignano-Appellation und der fantastische Tenuta di Valgiano aus Lucca. Auch die Rotweine aus internationalen Rebsorten, auf die konservative Toskana-Liebhaber immer noch etwas verächtlich herabschauen oder die sie gar nicht kennen, ist die gebührende Anerkennung zuteil geworden: allen voran der Biserno (Merlot/Cabernet franc) von Lodovico Antinori, der biodynamisch erzeugte Suisassi von Luca d’Attoma (Syrah), die Bordeaux-Blends Orma (Bolgheri) und Oreno (Arezzo) und der Caberlot von Podere Il Carnasciale – alles Weltklasseweine. Was sonst noch auffällt? Das Florentiner Weinhaus Antinori ist mit keinem seiner Weine in der Liste vertreten. Und Paolo Panerai, die graue Eminenz hinter dem Gambero Rosso, hat mit seinem Baffo Nero (Merlot) und I Sodi di San Nico (Sangiovese) auch zwei Weine seiner toskanischen Besitzungen „durchgebracht“ (nachdem er schon mit seinem Frappato von Feudi del Pisciotto auf Sizilien erfolgreich war). Man schmunzelt.

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Jens Priewe

Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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