Die Inflation an Topweinen – vermeintlichen und echten – geht weiter. Wie es sich für Italien gehört, streiten die Regionsverantwortlichen des Weinführers Gambero Rosso um jeden Platz mehr auf dem Treppchen. Südtirol und Venetien haben diesmal ihr Kontingent ausgeweitet, und auch die Lombardei ist dank der immer besserer werdenden flaschenvergorenen Franciacorta-Schaumweine stark im Aufwind. Umbrien und Kampanien kommen dagegen nicht voran. Richtig deutlich wird die Inflation an Topweinen aber erst nächste Woche, wenn weinkenner.de die Siegerlisten für das Piemont und die Toskana veröffentlicht. Offiziell sind sie noch geheim. Wir aber haben sie bereits. Es bleibt also spannend.
SÜDTIROL
- 2010 Südtiroler Cabernet Sauvignon „Lafòa“, Kellerei Schreckbichl
- 2012 Südtiroler Gewürztraminer „Crescendo Aureus“, Ritterhof
- 2012 Südtiroler Gewürztraminer „Kastelaz“, Elena Walch
- 2012 Südtiroler Gewürztraminer „Nussbaumer“, Kellerei Tramin
- 2012 Südtiroler Kalterer See Classico Superiore „Leuchtenburg“, Erste+Neue
- 2010 Südtiroler Lagrein „Abtei Muri“ Riserva, Kellerei Convento Muri-Gries
- 2011 Südtiroler Lagrein „Taber“ Riserva, Kellerei Bolzano
- 2010 Südtiroler Goldmuskateller Passito „Serenade“, Kellerei Kaltern
- 2011 Südtiroler Moscato Rosa, Franz Haas
- 2011 Südtiroler Müller Thurgau „Feldmarschall von Fenner zu Fennberg“, Tiefenbrunner
- 2011 Südtiroler Weissburgunder „Passion“ Riserva, Kellerei St. Pauls
- 2012 Südtiroler Weissburgunder „Sirmian“, Kellerei Nals Margreid
- 2011 Südtiroler Weissburgunder „St. Valentin“, Kellerei St. Michael-Eppan
- 2010 Südtiroler Weissburgunder „Vorberg“ Riserva, Kellerei Terlan
- 2011 Südtiroler Blauburgunder „Mazzon“, Gottardi
- 2010 Südtiroler Blauburgunder „Trattmann“ Riserva, Kellerei Girlan
- 2012 Südtiroler St. Magdalena „Antheos“, Ansitz Waldgries
- 2011 Südtiroler Sauvignon „Andrius“, Kellerei Andrian
- 2012 Terlaner Weissburgunder, Ignaz Niedrist
- 2012 Terlaner Weissburgunder „Eichhorn“, Manincor
- 2012 Vinschgauer Weissburgunder „Sonnenberg“, Kellerei Meran Burggräfler
- 2012 Eisacktaler Grauburgunder, Köfererhof – Günther Kerschbaumer
- 2012 Eisacktaler Riesling, Strasserhof – Hannes Baumgartner
- 2012 Eisacktaler Riesling „Kaiton“, Kuenhof – Peter Pliger
- 2012 Eisacktaler Sylvaner „Praepositus“, Kloster Neustift
- 2012 Vinschgauer Weissburgunder, Tenuta Unterortl – Castel Juval
- 2012 Vinschgauer Riesling, Falkenstein – Franz Pratzner
Noch nie gab es für Südtirol so viele 3-Gläser-Weine wie in der neuen Ausgabe des Gambero Rosso – Indiz dafür, dass die Südtiroler Weinwirtschaft sich auf einem nie da gewesenen Höhenflug befindet. Unter den 27 Siegerweinen sind 19 Weißweine. Damit wird endlich dem Potenzial dieses Anbaugebiets Rechnung getragen. Und von den 19 Weißweinen sind acht Weißburgunder. Lange haben die Gambero Rosso-Tester gebraucht, um zu begreifen, wo die Stärken Südtirols liegen. Nicht bei den Roten und wohl auch nicht bei den Gewürztraminern, auf die die Kritiker sich lange Jahre gestürzt und gestützt hatten. An der Auswahl der Weißburgunder selbst ist wenig zu kritisieren. Ich finde, dass auch der Weißburgunder „Helios“ von Graf Pfeil und der „Strahler“ vom Stroblhof aufs Siegertreppchen gehört hätten. Aber das ist meine persönliche Meinung. Erfreulich auch, dass das Eisacktal und das Vinschgau wieder gut vertreten sind. Dass Alois Lageder gar nicht auftaucht, wird den einstigen Qualitätspionier und heutigen Biodynamik-Vorreiter schmerzen. Hofstätter liegt seit Jahren mit dem Gambero Rosso überkreuz und stellt keine Weine an. Eigentlich gehörten auch der Sauvignon „Quarz“ und der Lagrein „Porphyr“ der Kellerei Terlan in die Liste. Und ein bisschen komisch ist es schon, dass Franz Haas immer nur für seinen Rosenmuskateller und nicht für den Wein, für den er berühmt ist, ausgezeichnet wird: den Pinot Nero. Und noch etwas: Wieder haben es zwei Vernatsch-Weine zu höchsten Ehren gebracht: der phänomenale St. Magdalena „Anthos“ von Christian Plattner (Ansitz Waldgries) und der Kalterersee „Leuchtenburg“ der Kellerei Erste + Neue. Die Vernatsch-Renaissance nimmt Gestalt an. Hinter diesen beiden Topweinen steht ein halbes Dutzend anderer, die – um ehrlich zu sein – mindestens genauso gut sind.
TRENTINO
- 2007 Carmenère, Tenuta San Leonardo
- 2010 Fratagranda, Pravis
- 2010 Granato, Foradori
- 2009 Pinot Nero „Rodel Pianezzi“, Pojer & Sandri
- 2009 Teroldego Rotaliano „Pini“, Roberto Zeni
- 2012 Trentino Müller Thurgau „Vigna delle Forche“, La Vis/Valle di Cembra
- 2006 Trento Brut „Altemasi Graal“ Riserva, Cavit
- 2008 Trento Brut „Domini“, Abate Nero
- 2008 Trento Brut Letrari Riserva, Letrari
- 2008 Trento Extra Brut „Perlé Nero“, Ferrari
- 2006 Trento Rotari „Flavio“ Riserva, MezzaCorona
Fünf Trento DOC-Schaumweine diesmal – das zeigt, womit das Trentino punkten kann. Zu Recht: Neben der Franciacorta ist dieses alpine Anbaugebiet der herausragende Produzent für flaschenvergorene Schaumweine. Und die Liste zeigt, dass nicht nur Ferrari die klassische Methode beherrscht. Auch andere Kellereien liefern ausgezeichnete Schäumer. Außer den diesmal Prämierten verdienten ebenso Fratelli Dorigati, Balter und das Istituto San Michele mit ihren Trento DOC die 3 Gläser. Aber wenn immer nur die gleichen zu Siegern erklärt würden, wird das Studium eines Weinführers langweilig. Eine Überraschung ist der in 800 Metern Höhe gewachsene Müller-Thurgau von der Kellerei Valle di Cembra (die zum La Vis-Imperium gehört). Aber warum nicht mal einen Müller? Ich habe einen fünf Jahre alten „Vigna delle Forche“ neulich getrunken – frisch wie am ersten Tag und hochmineralisch. Die Teroldego-Weine scheinen die Gambero Rosso-Tester diesmal nicht sonderlich überzeugt zu haben, obgleich 2011 ein großer Jahrgang war. Vielleicht klappt es mit diesen Weinen nächstes Jahr besser.
LOMBARDEI
- 2009 Franciacorta Brut Blanc de Noirs, Le Marchesine
- 2005 Franciacorta Brut Collezione Esclusiva Giovanni Cavalleri, Cavalleri
- 2009 Franciacorta Brut Emozione, La Villa
- 2006 Franciacorta Brut Extrême Palazzo Lana Riserva, Guido Berlucchi & C.
- 2009 Franciacorta Brut Nature, Barone Pizzini
- 2005 Franciacorta Cuvée Annamaria Clementi Riserva, Ca’ del Bosco
- 2007 Franciacorta Extra Brut, Lo Sparviere
- 2006 Franciacorta Extra Brut Vittorio Moretti Riserva, Bellavista
- Franciacorta Nature Enrico Gatti
- 2006 Franciacorta Pas Dosé 33 Riserva, Ferghettina
- 2009 Franciacorta Zero, Contadi Castaldi
- 2011 Lugana Brolettino, Ca’ dei Frati
- 2012 Lugana Molin, Provenza – Cà Maiol
- 2011 Lugana Superiore Selezione Fabio Contato, Provenza – Cà Maiol
- 2011 Oltrepò Pavese Barbera Dodicidodici, Castello di Cigognola
- 2008 Oltrepò Pavese Brut Classico, Monsupello
- 2009 Oltrepò Pavese Pinot Nero Brut Classico 1870, Fratelli Giorgi
- 2010 Oltrepò Pavese Pinot Nero Giorgio Odero, Frecciarossa
- 2010 Oltrepò Pavese Pinot Nero Noir, Tenuta Mazzolino
- 2009 Valtellina Sforzato Ronco del Picchio, Sandro Fay
- 2010 Valtellina Sfursat 5 Stelle, Nino Negri
- 2009 Valtellina Sfursat Fruttaio Ca’ Rizzieri, Aldo Rainoldi
- 2010 Valtellina Superiore Sassella San Lorenzo, Mamete Prevostini
Mailand, die Hauptstadt der Lombardei, ist eines der wohlhabendsten Zentren Italiens, war jedoch nie für seinen Weinverstand berühmt. Weinverstand und Liebe zum Wein fand man in der Lombardei jahrzehntelang nur da, wo der Wein produziert wurde: im Oltepò Pavese und im Vatellina. Erst mit dem Aufstieg des Schaumweingebiets Franciacorta (zwischen Bergamo und Brescia) vor 30 Jahren hat sich die Situation geändert. Heute trinkt man den edlen flaschenvergorenen Schaumwein nicht nur in Rom, Florenz, Turin und Padua, sondern auch in Mailand. Man trinkt ihn dort sogar so ausgiebig, dass nurmehr wenig Flaschen fürs Ausland übrig bleiben. Entsprechend unbekannt ist der Franciacorta außerhalb Italiens. Mit 11 von 23 Etiketten macht er den Löwenanteil in der Liste der diesjährigen Siegerweine aus. Aus den jeweiligen Sortimenten der Schaumwein-Matadore Bellavista, Ca’del Bosco und Cavalleri hätten auch noch weitere Weine den 3-Gläser-Status gerechtfertigt. Doch die Zahl der Siegerweine ist jetzt schon leicht inflationär. Erfreulich, dass Enrico Gatti, La Villa, Contadi Gastaldi und vor allem Ferghettina zum Zug gekommen sind. Befremdlich dagegen das Fehlen Monte Rossa, dessen Cabuchon sicher einer der größten Franciacorta überhaupt ist. Ob die drei roten Pinot Nero aus dem Oltrepò Pavese zu Recht den 3-Gläser-Rang innehaben, kann durchaus als strittig gelten. Aber Pinot Nero ist bekanntlich kein Wein, sondern eine Leidenschaft, und die scheint bei den Gambero Rosso-Testern diesbezüglich stark ausgeprägt zu sein. Auch bei den braven Valtellina-Weinen wird vermutlich nicht jeder Weintrinker nachvollziehen können, weshalb unbedingt sie auf dem Treppchen ganz oben stehen. Vermutlich ist das Votum der Tester auch den heroischen Anstrengungen der dortigen Winzer geschuldet, die auf den schmalen Terrassen des Alpentals unter erschwerten Umständen arbeiten müssen. Die 3 Gläser für drei völlig untypische Lugana-Weine sind immerhin ein Indiz dafür, dass nicht alles Schrott ist, was südlich des Gardasees produziert wird.
VENETO
- 2009 Amarone della Valpolicella Classico Calcarole, Guerrieri Rizzardi
- 2008 Amarone della Valpolicella Campo dei Gigli, Tenuta Sant’Antonio
- 2009 Amarone della Valpolicella Classico, Allegrini
- 2006 Amarone della Valpolicella Classico, Cav. G. B. Bertani
- 2006 Amarone della Valpolicella Classico, Zymè
- 2007 Amarone della Valpolicella Classico Campolongo di Torbe, Masi
- 2009 Amarone della Valpolicella Classico Pegrandi, Odino Vaona
- 2008 Amarone della Valpolicella Classico Vign. Monte Ca’ Bianca, Lorenzo Begali
- 2009 Amarone della Valpolicella Classico Vign. Monte Sant’Urbano, Viticoltori Speri
- 2007 Amarone della Valpolicella Riserva, Brigaldara
- 2011 Bardolino Classico Brol Grande, Le Fraghe
- Cartizze Vigna La Rivetta, Villa Sandi
- 2009 Colli Berici Carmenere Oratorio di San Lorenzo Riserva, Inama
- 2009 Colli Euganei Rosso Gemola, Vignalta
- 2010 Colli Euganei Rosso Serro, Il Mottolo
- 2011 Custoza Superiore Amedeo, Cavalchina
- 2011 Custoza Superiore Ca’ del Magro, Monte del Frà
- 2011 Lugana Superiore Molceo, Ottella
- 2010 Montello e Colli Asolani Il Rosso dell’Abazia, Serafini & Vidotto
- 2001 Recioto della Valpolicella Classico, Giuseppe Quintarelli
- 2012 Soave Classico Campo Vulcano, I Campi
- 2011 Soave Classico La Rocca, Leonildo Pieropan
- 2011 Soave Classico Le Bine de Costiola, Tamellini
- 2011 Soave Classico Monte Alto, Ca’ Rugate
- 2011 Soave Classico Monte Carbonare, Suavia
- 2012 Soave Classico Monte de Toni, I Stefanini
- 2011 Soave Classico Staforte, Graziano Prà
- 2012 Soave Superiore Il Casale, Agostino Vicentini
- 2012 Valdobbiadene Brut „Rive di Col San Martino Cuvée del Fondatore Graziano“, Merotto
- 2012 Valdobbiadene Extra Dry Giustino B., Ruggeri & C.
- 2012 Valdobbiadene Rive di Farra di Soligo Brut Col Credas, Adami
- 2011 Valpolicella Classico Superiore Campo Casal Vegri, Ca’ La Bionda
- 2010 Valpolicella Classico Superiore Camporenzo, Monte dall’Ora
- 2011 Valpolicella Classico Superiore Maternigo, Fratelli Tedeschi
- 2011 Valpolicella Classico Superiore Sanperetto, Roberto Mazzi
- 2009 Valpolicella Superiore, Marion
Wenig Neues im Veneto, sieht man von dem großartigen Prosecco von Merotto ab (die Prosecco aus der DOCG-Ursprungszone heißen jetzt nicht mehr Prosecco, sondern Valdobbiadene) und den Valpolicella, die den Juroren des Gambero Rosso plötzlich 3 Gläser wert sind. Auch in den Colli Euganei tut sich etwas, wenngleich die Cabernets in den Bordeaux-Assemblages dort im Wirklichkeit Carmenères sind. Die größte Überraschung ist, dass der Amarone von Dal Forno fehlt. Das ist fast wie eine Sonntagsmesse ohne Vaterunser.
FRIAUL
- 2011 Braide Alte, Livon
- 2006 Breg Anfora, Gravner
- 2012 Colli Orientali del Friuli Bianco „Eclisse“, La Roncaia
- 2011 Colli Orientali del Friuli Friulano, Davino Meroi
- 2011 Colli Orientali del Friuli Friulano „Vigna delle Robinie“, Ronc Soreli
- 2009 Colli Orientali del Friuli Merlot „Vigne Cinquant’Anni“, Le Vigne di Zamò
- 2012 Colli Orientali del Friuli Weissburgunder „Zuc di Volpe“, Volpe Pasini
- 2012 Colli Orientali del Friuli Pinot Grigio, Torre Rosazza
- 2011 Colli Orientali del Friuli Rosazzo Bianco „Terre Alte“, Livio Felluga
- 2011 Colli Orientali del Friuli Rosso „Sacrisassi“, Le Due Terre
- 2012 Colli Orientali del Friuli Sauvignon „Zuc di Volpe“, Volpe Pasini
- 2012 Collio, Ronco Blanchis
- 2012 Collio Friulano, Franco Toros
- 2012 Collio Malvasia, Doro Princic
- 2012 Collio Malvasia, Dario Raccaro
- 2012 Collio Malvasia, Ronco dei Tassi
- 2010 Collio Malvasia „Miklus“, Draga
- 2012 Collio Sauvignon „Ronco delle Mele“, Venica & Venica
- 2012 Friuli Grave Weissburgunder, Vigneti Le Monde
- 2011 Friuli Isonzo Friulano „Dolée“, Vie di Romans
- 2011 Friuli Isonzo Pinot Grigio Gris, Lis Neris
- 2009 Malvasia, Damijan Podversic
- 2011 Ograde Non Filtrato, Skerk
- 2011 Vintage Tunina, Jermann
Auch das Friaul gilt als eine der renommiertesten Weißweinregion Italiens, obwohl der Klimawandel der letzten Jahre unzweifelhaft die roten Sorten begünstigt hat (nur 2 Rotweine unter den Prämierten). Auch bei den Weißweinen haben viele Winzer in den letzten Jahren den Pfad der Tugend verlassen und sich in Richtung schwerer, säurearmer Weine bewegt. Daran sind die zahlreichen Weintester in Italien und anderswo nicht ohne Schuld. Höchstnoten hatten (und haben) sie vor allem bei Weinen gezogen, die durch späte Lese, Gewicht und Alkohol punkten wollten und weniger durch mediterrane Eleganz. So kommt es zum Beispiel, dass die fetten, alkoholreichen Versionen des Friulano von Franco Toros und Davino Meroi prämiert werden, oder der im kleinem Holz vergorene Pinot Gris von Lis Neris. Für den arglosen Friaul-Liebhaber, der fruchtige Weine mit milder Säure und ausgeprägtem Sortenaroma sucht, gibt die Gambero Rosso-Liste fast nichts her. Sie enthält Experimental- und Philosophenweine, etwa den goldgelben, auf den Schalen vergorenen Malvasia von Dario Raccaro, dem zwei Jahre auf der Hefe im Holzfass gelegenen Malvasia von Podversic, den Ograde von Skerk, einen Orange-Wein sowie die Außenseiterweine von Ronco Blanchis und Josko Gravner, der in Amphoren vergärt und jetzt mit seinem 2006er auf den Markt gekommen ist (zum ersten Mal seit Jahren wieder dabei). Da freut man sich, wenigstens ein paar alte und bewährte Bekannte in der Liste wiederzufinden wie Fellugas toller Weißweincuvée Terre Alte, Ronco di Tassis Malvasia, der superbe Sauvignon „Ronco delle Mele“ von Venica & Venica sowie der famose Vinage Tunina von Jermann. Vermisst werden Borgo San Daniele, Russiz Superiore und Colle Duga.
MARKEN
- 2011 Arshura, Valter Mattoni
- 2011 Castelli di Jesi Verdicchio Classico „Crisio“ Riserva, Casalfarneto
- 2010 Castelli di Jesi Verdicchio Classico „Plenio“ Riserva, Umani Ronchi
- 2010 Castelli di Jesi Verdicchio Classico „Vigna Novali“ Riserva, Terre Cortesi Moncaro
- 2010 Castelli di Jesi Verdicchio Classico Villa Bucci Riserva, Bucci
- 2010 Il Pollenza, Il Pollenza
- 2010 Kupra, Oasi degli Angeli
- 2012 Offida Pecorino „Artemisia“, Tenuta Spinelli
- 2010 Rosso Piceno Superiore „Poggio del Filare“, Velenosi
- 2010 Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico „Il Cantico della Figura“ Riserva, Andrea Felici
- 2010 Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico „San Paolo“ Riserva, Pievalta
- 2010 Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico „San Sisto“ Riserva, Fazi Battaglia
- 2008 Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico Selezione GG Riserva, Gioacchino Garofoli
- 2012 Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico Superiore „Ylice“, Poderi Mattioli
- 2012 Verdicchio di Matelica „Collestefano“, Collestefano
- 2010 Verdicchio di Matelica „Meridia“, Belisario
- 2011 Verdicchio di Matelica Mirum Riserva, La Monacesca
- 2010 Verdicchio di Matelica „Vigna Fogliano“, Bisci
Die Marken sind neben Südtirol die vielleicht führende Weißweinregion Italiens. Ihr Ruf basiert vor allem auf dem Verdicchio, dem wohl unterschätztesten Weißwein Italiens. Es gibt ihn in vielen Spielarten, von leicht und knackig-frisch bis körperreich und „salzig“. Die Auswahl der diesjährigen 3-Gläser-Weine wird die deutschen Verdicchio-Trinker (und die vieler anderer Nationen) vermutlich nicht zufriedenstellen. Prämiert wurden vor allem die hochreifen, teilweise in Barriques vergorenen Riserva-Weine des Jahrgangs 2010, die teilweise sogar einen biologisch Säureabbau durchgemacht haben. Hier haben sich die Gambero Rosso-Tester vom Leitbild der fetten, alkoholreichen Chardonnays leiten lassen, statt eine Lanze für den mediterranen Weißweinstil zu brechen. Schade und irgendwie anachronistisch! Wer Petrolnoten sucht, geht nach Kalifornien oder nach Südfrankreich. Selbst im Burgund ist dieser Weinstil inzwischen verpönt.
Die Rotweine der Marken gehen ein bisschen unter, was wohl damit zusammenhängt, dass die heimische Montepulciano-Rebe bei den Testern nicht sonderlich beliebt ist. Einerseits verständlich, weil ein Teil der Roten von bescheidener Qualität ist. Aber es gibt auch eine großen Anzahl von Rosso Conero- und Rosso Piceno-Weinen, die auf Chianti classico-Niveau, aber halb so teuer sind – von den großen Montepulciano-Weinen der Moroder, Elio Polenta, Umani Ronchi, Colle del Giglio, Le Terrazze oder Saladino Pilastro ganz zu schweigen. Einzig die Montepulciano-Weine von Valter Mattoni und Velenosi haben Gnade vor dem Gambero-Augen gefunden. Ansonsten demonstrieren die Tester ihre Internationalität mit Orchideen-Weinen, die nur in homöopatischen Dosen erzeugt und zu Mondpreisen angeboten werden. Der teuerste Rote unter den 3-Gläser-Weinen ist Kupra von Oasi degli Angeli (ca. 170 Euro) von 100 Jahre alten Grenache-Reben. Der Zweitteuerste der Il Pollenza (ca. 55 Euro), eine Cabernet-/Merlot-Cuvée. Schlecht sind diese Weine natürlich nicht. Letzterer belegte beim FEINSCHMECKER immerhin den 1. Platz.
UMBRIEN
- 2011 Cervaro della Sala, Castello della Sala
- 2008 Montefalco Sagrantino, Adanti
- 2009 Montefalco Sagrantino, Tenuta Bellafonte
- 2009 Montefalco Sagrantino, Perticaia
- 2009 Montefalco Sagrantino „25 Anni“, Arnaldo Caprai
- 2009 Montefalco Sagrantino „Colle alle Macchie“, Giampaolo Tabarrini
- 2010 Montefalco Sagrantino „Colleallodole“, Fattoria Colleallodole
- 2010 Orvieto Classico Superiore „Calcaia“, Barberani
- 2011 Orvieto Classico Superiore „Campo del Guardiano“, Palazzone
- 2012 Orvieto Classico Superiore „Il Bianco“, Decugnano dei Barbi
- 2008 Torgiano Rosso „Vigna Monticchio“ Riserva, Lungarotti
Antinoris Chardonnay-/Grechetto-Cuvée Cervaro della Sala ist sicher einer der besten Weißweine Italiens. Gut, dass sie wieder dabei ist. Gleiches gilt für den roten Torgiano Riserva von Lungarotti. Die Auswahl der Montefalco Sagrantino-Weine ist vertretbar. Überraschend die Aufnahme von Adanti. Vor fünf Jahren wäre dieser Wein höchstens ein Glas wert gewesen. Okay, ich bin diesbezüglich nicht auf dem Laufenden. Die Aufnahme der Orivieto-Weißweine in den 3-Gläser-Himmel ist schmeichelhaft.
KAMPANIEN
- 2010 Aglianico del Taburno, Fattoria La Rivolta
- 2009 Aglianico del Taburno „Delius“, Kellerei del Taburno
- 2011 Casavecchia „Centomoggia“, Terre del Principe
- 2010 Falerno del Massico Rosso „Et. Bronzo“, Masseria Felicia
- 2012 Fiano di Avellino, Pietracupa
- 2012 Fiano di Avellino „Pietramara“, I Favati
- 2012 Fiano di Avellino „Selvecorte“, Michele Contrada
- 2012 Fiano Tresinus, San Giovanni
- 2012 Greco di Tufo „Cutizzi“, Feudi di San Gregorio
- 2012 Greco di Tufo „Vigna Cicogna“, Benito Ferrara
- 2012 Ischia Biancolella „Tenuta Frassitelli“, D’Ambra Vini d’Ischia
- 2011 Montevetrano, Montevetrano
- 2012 Pian di Stio, San Salvatore
- 2011 Sabbie di Sopra „Il Bosco“, Nanni Copè
- 2012 Taburno Falanghina, Fontanavecchia
- 2008 Taurasi „Coste“, Contrade di Taurasi
- 2008 Taurasi „Fatica Contadina“, Terredora
- 2007 Taurasi „Radici“ Riserva, Mastroberardino
- 2011 Terra di Lavoro, Galardi
- 2010 Trebulanum, Alois
Von einer Weintour durch Kampanien bin ich gerade zurückgekommen und ziemlich erstaunt, wieviele zweitrangige Weine der Gambero Rosso prämiert hat. Beim Fiano vermisse ich den tollen Kratos und den sensationellen Pietraincatenata von Maffini, während der Pian di Stio von San Salvatore vergleichsweise banal ist und weit hinter den Rotweinen dieses Gutes zurück bleibt. Diese sind leer ausgegangen. Ob der zwar delikate, aber herzlich einfach gestrickte Falanghina von Fontanavecchia mit höchsten Ehren bedacht werden muss, weiß ich nicht. Zumal der Fiorduva von Marisa Cuomo, einer der originellsten Weißweine Italiens von der Costiera Amalfitana, diesmal nicht in der Siegerliste auftaucht. Ist er nicht so gut wie letztes und vorletztes Jahr? Im Gegenteil! Etwas ratlos macht mich auch die Tatsache, dass nur drei Taurasi prämiert wurden – normalerweise gilt der Taurasi als größter Rotwein der Region. Nichts von Vinosia? Nichts von Molettieri? Nichts von Quintodecimo und anderen? Auch kein Serpico von Feudi di San Gregorio? Eigentlich heißt ein Weinführer so, weil er den Leser führen, nicht irreführen soll.