Nur tröpfchenweise werden die Namen der Weine bekannt, die die Tester des Gambero Rosso, des maßgeblichen und auflagenstärksten Führers durch den Dschungel italienischer Weine, mit den begehrten 3 Gläsern ausgezeichnet haben. Region für Region lüftet die in Rom ansässige Redaktion das Geheimnis der Besten. Die 2-Gläser- und 1-Glas-Weine werden samt ausführlicher Beschreibungen erst im November bekannt, wenn der Führer in gedruckter Form im Handel ist. In Deutschland soll der Gambero Rosso im Dezember erscheinen.
Weinkenner.de veröffentlicht im ersten Teil die Listen der 3-Gläser-Weine von der Emilia Romagna bis nach Sizilien. Die restlichen Regionen, etwa Toskana und Piemont, erscheinen in der nächsten Woche.
2010 Albana di Romagna Passito Regina di Cuori Ris., Gallegati
2012 Lambrusco di Sorbara del Fondatore, Chiarli 1860
2012 Lambrusco di Sorbara Rimosso, Cantina della Volta
2012 Lambrusco di Sorbara V. del Cristo, Cavicchioli U. & Figli
2012 Reggiano Lambrusco Concerto, Ermete Medici & Figli
2010 Sangiovese di Romagna I Probi di Papiano Ris.,Villa Papiano
2011 Sangiovese di Romagna Longiano Primo Segno, Villa Venti
2011 Sangiovese di Romagna Sup. Limbecca, Paolo Francesconi
2010 Sangiovese di Romagna Sup. NatoRe Ris., Maria Galassi
2012 Sangiovese di Romagna Sup. Ora, San Patrignano
2010 Sangiovese di Romagna Sup. V. del Generale Ris., Casetto dei Mandorli
Kommentar Jens Priewe: Der rote Sangiovese di Romagna ist sicher der wichtigste Wein dieser mittelitalienischen Region, die mehr für Balsamessig und Parmesankäse als für Wein berühmt ist. Mangels Erfahrung mit diesen Weinen kann ich die Auswahl schwer kommentieren. Auffällig ist immerhin, dass jetzt nicht nur Riserva-Weine, sondern auch einfache Sangiovese-Gewächse 3-Gläser-würdig sind. Auch wäre vor fünf Jahren ein Gambero Rosso-Tester noch hochkant aus der Verkostungskommission geflogen, wenn er einen Lambrusco in die höchste Kategorie hätte heben wollen. Jetzt haben gleich drei dieser schäumenden Rotweine die 3 Gläser bekommen! Die Herren des Gambero Rosso haben wohl gemerkt, dass sie ein wenig hinter der Zeit herhinken.
LATIUM
2011 Baccarossa, Poggio Le Volpi
2011 Cesanese del Piglio Romanico, Coletti Conti
2011 Ferentano, Falesco
2011 Montiano, Falesco
2012 Poggio della Costa, Sergio Mottura
Kommentar Jens Priewe: Latium gehört, was Initiative und Qualitätsstreben angeht, sicher zu den Schlusslichtern im Geleitzug der italienischen Regionen (daran ändert auch nichts, dass Rom, die Hauptstadt Latiums, nun seine eigene Appellation bekommen hat). Was der Gambero Rosso in seiner neuen Ausgabe prämiert hat, sind die üblichen Verdächtigen, bei denen man schon in der Vergangenheit zweifeln konnte, ob deren Weine wirklich wert sind, was die Prämierung verheißt. Leer ausgegangen ist diesmal die Tenuta di Fiorano, eines der Lieblingsweingüter des früheren Gambero-Rosso-Chefs Daniele Cernilli, der mittlererweile ausgeschieden ist.
ABRUZZEN
2010 Montepulciano d’Abruzzo Cocciapazza, Torre dei Beati
2010 Montepulciano d’Abruzzo Colline Teramane Adrano, Villa Medoro
2009 Montepulciano d’Abruzzo Colline Teramane Neromoro Ris., Bruno Nicodemi
2010 Montepulciano d’Abruzzo I Vasari, F.lli Barba
2010 Montepulciano d’Abruzzo Marina Cvetic, Masciarelli
2012 Montepulciano d’Abruzzo Nativae, Tenuta Ulisse
2009 Montepulciano d’Abruzzo Ris., Castorani
2008 Montepulciano d’Abruzzo Ris., Contesa
2011 Pecorino, Luigi Cataldi Madonna
2012 Pecorino, Tiberio
2011 Trebbiano d’Abruzzo, Valentini
2010 Trebbiano d’Abruzzo C’Incanta, Cantina Tollo
2011 Trebbiano d’Abruzzo V. di Capestrano, Valle Reale
Kommentar Jens Priewe: Das Massenweinland Abruzzen mit 13 Einträgen in der 3-Gläser-Liste? Nach meiner Meinung gerechtfertigt! Neben der industriellen Weinproduktion (hier nur noch mit einem Alibi-Wein der Cantino Tollo vertreten ist) hat sich eine lebendige und ambitiöse Privatweinszene etabliert, die höchst respektable Weine erzeugt, und zwar weiß (Trebbiano und Pecorino) als auch rot (Montepulciano). Einige der wichtigsten Aufsteiger-Namen findet man unter den Prämierten (z. B. Torre dei Beati, Fratelli Barba, Ulisse). Man kann streiten, ob alle diese Weine in die höchste Kategorie gehören. Aber angesichts der Inflation der 3-Gläser-Weine dürfen ruhig 13 aus den Abruzzen kommen (auch wenn ich persönlich gerne einer der Montepulciano von Zaccagnini und den Trebbiano von Passetti gern unter den Siegern gehabt hätte).
APULIEN
2010 Castel del Monte Rosso Vigna Pedale Ris., Torrevento
2010 Gioia del Colle Muro Sant’Angelo Contrada Barbatto, Chiaromonte
2010 Gioia del Colle Primitivo 17, Polvanera
2011 Gioia del Colle Primitivo Et. Rossa, Plantamura
2010 Masseria Li Veli, Masseria Li Veli
2011 Merula, Carvinea
2010 Primitivo di Manduria Dunico, Racemi
2011 Primitivo di Manduria Es, Gianfranco Fino
2010 Primitivo La Signora, Morella
2010 Salice Salentino Rosso Ris., Leone de Castris
2010 Salice Salentino Rosso Selvarossa Ris., Cantine Due Palme
2011 Torcicoda, Tormaresca
2011 Torre Testa, Rubino
Kommentar Jens Priewe: Apulien befindet sich im Aufwind, stellen die Gambero-Rosso-Tester fest. Richtig. Aber vor allem wegen seiner unkomplizierten Weiß-, Rosé- und Rotweine, nicht wegen seiner schweren, teuren Rotweine. Das meiste, was die Tester des Gambero Rosso mit 3 Gläsern versehen haben, schmeichelt den Produzenten, geht aber am Geschmack und der Zahlungsbereitschaft der Weintrinker vorbei. Ausnahmen sind Torreventos Vigna Pedale und der Selvarossa Cantina Due Palme, die beide Bestseller in Deutschland sind. Auch die restsüßen Primitivo-Weine erfreuen sich großer Beliebtheit – allerdings nur in der 6- bis 8 Euro-Version, weniger in der 15 Euro-Luxusklasse. Als Demonstrationsobjekte für das, was im heißen Süden alles möglich ist, stellen die prämierten Weine einen guten Querschnitt dar. Die Stärken Apuliens liegen jedoch bei anderen Weinen und Weinstilen.
BASILIKATA
2009 Aglianico del Vulture Don Anselmo, Paternoster
2010 Aglianico del Vulture La Firma, Cantine del Notaio
2010 Aglianico del Vulture Re Manfredi, Terre degli Svevi
2011 Aglianico del Vulture Titolo, Elena Fucci
Kommentar Jens Priewe: Endlich die ihm gebührende Anerkennung: der rote La Firma aus dem wohl besten Weingut der gesamten Zone, der Cantine del Notaio. Die anderen Prämierten sind die üblichen Verdächtigen. Nur Rino Botte und sein famoser Macarico fehlen nach meiner Meinung.
KALABRIEN
2011 Cirò Rosso Duca Sanfelice Ris., Librandi
2012 Grisara, Roberto Ceraudo
2011 Masino, iGreco
2012 Moscato Passito, Luigi Viola
Kommentar Jens Priewe: Kalabrien kommen Massen von preiswerten Weiß- und Roséweinen, die weder für drei noch für zwei Gläser taugen, aber herrlich unkompliziert sind und vielfach genau den Nerv der Konsumenten treffen. Schade, dass dieser Weintyp in den Führern unter den Tisch fällt. Der Grisara aus der einheimischen Pecorello-Traube ist auch so ein Wein – allerdings auf höherem Niveau und nicht ganz so preiswert. Schöner Wein – aber müssen es gleich 3 Gläser sein? Ceraudos Rote wären vielleicht geeignetere Kandidaten. Auch der größte Teil der kalabrischen Rotweine ist wunderbar fruchtig, ohne mit viel Tannin befrachtet zu sein. Doch viele Produzenten haben den Ehrgeiz, es den großen Rotweinen der Toskana und des Piemont gleichzutun. Viele ihrer Weine sind nur gequält, ganz abgesehen davon, dass der Markt für solche Barrique-Schwergewichte sehr überschaubar ist. Der Masino von iGreco gehört auch in diese Kategorie, stellt aber eines der wenigen gelungenen Exemplare dar. Librandis Duca San Felice ist in dieser Hinsicht eher moderat. Dass es ihn getroffen hat, ist okay. Und auch preislich besitzt diese Riserva aus autochthonen Gaglioppo-Trauben eines der besten Preis-/Leistungsverhältnisse Italiens. Den süßen Moscato Passito braucht dagegen niemand.
SIZILIEN
2012 Bianco Maggiore, Cantine Rallo
2010 Contea di Sclafani Cabernet Sauvignon, Tasca d’Almerita
2011 Contrada G, Passopisciaro
2011 Etna Bianco “A‘ Puddara“, Tenuta di Fessina
2011 Etna Bianco „Arcuria“, Graci
2009 Etna Bianco Sup. „Pietramarina“, Benanti
2011 Etna Rosso „Feudo“, Girolamo Russo
2011 Etna Rosso „Santo Spirito“, Tenuta delle Terre Nere
2010 Etna Rosso „V. Barbagalli“, Pietradolce
2011 Frappato „Carolina Marengo“, Feudi del Pisciotto
2011 Il Frappato, Occhipinti
2010 Malvasia delle Lipari Passito Ris., Hauner
1985 Marsala Sup. Ambra Semisecco Ris., Carlo Pellegrino
2010 Noto „Santa Cecilia“, Planeta
2011 Passito di Pantelleria „Ben Ryé“, Donnafugata
2011 Rosso del Soprano, Palari
2011 Sàgana, Cusumano
2011 Saia, Feudo Maccari
2011 Santagostino Rosso „Baglio Sorìa“, Firriato
Kommentar Jens Priewe: Mit 19 Weinen ist Sizilien diesmal im Gambero Rosso recht gut repräsentiert. Natürlich sind diese 19 Weine nur die schillernde Spitze der Produktion. Erfolgreich ist Sizilien mit anderen Weinen, den leichten mediterranen Weißen und vor allem den herrlich fruchtigen Rotweinen, die in guter Qualität und in großen Mengen zu niedrigen Kosten produziert werden können. Viele der 19 Super-Weine kommen aus Gütern, die biologisch-organisch arbeiten (im trocken-heißen Sizilien ist der Schadensdruck allerdings wesentlich geringer als im feucht-warmen Mitteleuropa, es muss einfach weniger gespritzt werden). Außerdem stammen bis auf den großartigen Cabernet Sauvignon von Tasca d’Almerita alle Weine von autochthon-sizilianischen Reben. In der Liste der Prämierten schlägt sich nieder, dass die Ätna-Weine bei italienischen Journalisten hoch im Kurs stehen. Die Kritiker glauben, dass zumindest die Roten burgundische Züge tragen. Dass ein höchst angesagtes Weingut wie Tenuta di Fessina leer ausgeht, erstaunt ein wenig. Erfreulich (und durchaus gerechtfertigt) dagegen, dass auch ein Marsala wieder Gnade vor den Augen des Gambero Rosso findet. Auch der Lagen-Frappato der jungen Arianna Occhipinto ist ein würdiger Drei Gläser-Wein. Von Planeta, Tasca d’Almerita und Donnafugata hätten auch noch andere Weine aus deren Sortiment höchste Ehren verdient. Nero d’Avola-Spezialisten wie Gulfi, Morgante, Baglio del Cristo di Campobello sind diesmal leer ausgegangen.
SARDINIEN
Alghero Rosso Marchese di Villamarina ’08 Tenute Sella & Mosca
Barrua ’10 Agricola Punica
Cannonau di Sardegna Dule Ris.’10 Giuseppe Gabbas
Cannonau di Sardegna Mamuthone ’11 Giuseppe Sedilesu
Cannonau di Sardegna Ris. ’11 Pala
Cannonau di Sardegna Sileno Ris. ’10 Ferruccio Deiana
Cannonau di Sardegna Vinìola Ris. ’10 Cantina Dorgali
Capichera ’11 Capichera
Carignano del Sulcis Is Arenas Ris. ’09 Sardus Pater
Carignano del Sulcis Sup. Terre Brune ’09 Cantina di Santadi
Semidano di Mogoro Sup. Puistèris ’10 Cantina di Mogoro – Il Nuraghe
Turriga ’09 Argiolas
Vermentino di Gallura Sup. Sciala ’12 Surrau
Kommentar Jens Priewe: Viel Cannonau, aber wenig Neues in Sardinien. Ferruccio Deianas Cannonau und der Mario Pala haben zum ersten Mal die höchsten Ehren errungen: übrigens zwei überaus preiswerte Vertreter ihrer Kategorie. Die anderen Weine sind Wiederholungstäter. Nur ein weißer Vermentino in der Liste? Folge des schwierigen Jahrgangs 2012!
Die Vorab-Listung der aktuellen 3-Gläser-Weine finde ich toll. Aber kann mir mal jemand sagen, wo ich eine Liste der 2-Göäser-Weine erhalten kann, gernne auch für Vorjahre?