Gambero Rosso 2012: Die neuen 3-Gläser–Weine, Teil 2

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Im Teil 2 des Gambero Rosso-Reports veröffentlichen wir die 3-Gläser-Weine von der Toskana bis Sizilien. Viel Sprengstoff, verspricht Jens Priewe. Nach dem Ausstieg des bisherigen Chefredakteurs mußten große Teile der Jury neu besetzt werden. Das merkt man den unsicheren Urteilen an. Der Gambero Rosso soll am 3. März nächsten Jahres auf Deutsch erscheinen. Die 3 Gläser-Weine werden am Samstag vor der Prowein in Düsseldorf präsentiert.

Die Toskana-Liste besitzt Spreng­stoff: der (zwei­fel­los gro­ße) 2008 Sas­si­ca­ia prä­miert, der 2008 Ornell­a­ia nur zwei schwar­ze Glä­ser. Dabei ist letz­te­rer deut­lich bes­ser als sein Vor­gän­ger, der 3 Glä­ser erhielt. Auch der 2008 Mas­se­to erringt nur zwei rote Glä­ser, wäh­rend der Baf­fone­ro aus dem (nicht weit ent­fernt lie­gen­den) Wein­gut Roc­ca di Fras­si­nel­lo, eben­falls ein rein­sor­ti­ger Mer­lot, 3 Glä­ser bekommt (aller­dings mit dem Jahr­gang 2009).

Ent­spre­chend hoch schla­gen die Wel­len in Ita­li­en. Das Wein­gut Roc­ca di Fras­si­nel­lo betrei­ben Cha­teau Lafite und Pao­lo Panerai, der als heim­li­cher Haupt­ak­tio­när des Gam­be­ro Rosso (bzw. Statt­hal­ter des­sel­ben) gilt. Ehr­li­che Ver­kos­ter wer­den sich schwer­tun, die­se Ent­schei­dung nach­zu­voll­zie­hen. Der Markt hat jeden­falls eine ande­re Mei­nung. Er zahlt für den Mas­se­to das vier- bis Fünf­fa­che des Baffonero.

Höchst befremd­lich auch die Brunello-Wertungen. Kein Siro Pacen­ti, kein Lisi­ni „Ugo­la­ia“, kein Pog­gio a Sot­to, kein Val­di­ca­va, kein Ucce­lie­ra mit 3 Glä­sern, dafür eine Rei­he unspek­ta­ku­lä­rer Wei­ne und – man stau­ne – der nor­ma­le Bru­nel­lo von Bion­di San­ti. Auf ein­mal steht die­ser Wein, der jah­re­lang durchs Ras­ter gefal­len war, hoch im Kurs, obwohl er sei­ne Eigen­ar­ten (ande­re sagen: Unzu­läng­lich­kei­ten) kei­nes­wegs abge­legt hat.

Auch im Chi­an­ti clas­si­co muss man sich die Augen wischen. Cas­tel­lo di Ama, Quer­cia­bel­la, Rie­ci­ne – kei­ner steht auf dem Trepp­chen, dafür vie­le ande­re, die bis­her wenig bekannt, geschwei­ge denn 3 Gläser-verdächtig waren. Und Fel­si­na genügt höchs­ten Ansprü­chen nur mit sei­nem Caber­net Sau­vi­gnon, nicht mit dem Fon­tal­lo­ro oder der Riser­va Ran­cia. Gewöhnungsbedürftig.

Viel­leicht soll­ten Win­zer und Leser die Bewer­tun­gen nicht so ernst neh­men. Denn ganz offen­kun­dig ist den Juro­ren (oder den „Admi­nis­tra­to­ren“ in der Redak­ti­on) eine Men­ge durch­ein­an­der gegan­gen. Der mit 2 Glä­sern prä­mier­te 2008 Cam­po alla Sug­he­ra aus dem gleich­na­mi­gen Wein­gut in Bolg­he­ri (ein Petit Ver­dot mit einem klei­nen Anteil Mer­lot) war gar nicht ein­ge­schickt wor­den. Er kann also nicht ver­kos­tet wor­den sein. Der ein­ge­schick­te 2007er wur­de offen­bar fälsch­lich als 2008er regis­triert. Feh­ler die­ser Art erklä­ren man­che Unge­reimt­hei­ten nicht nur im Kapi­tel Tos­ka­na, son­dern auch in ande­ren Kapiteln.

Toskana

  • Ad Astra 2008 – Fat­to­ria Nittardi
  • Baf­fo Nero 2009 – Roc­ca di Frassinello
  • Biser­no 2008 – Tenu­ta di Biserno
  • Bolg­he­ri Sas­si­ca­ia 2008 – San Guido
  • Bolg­he­ri Sup. Sapaio 2008 – Pode­re Sapaio
  • Bolg­he­ri Sup. Cam­po al Fico 2008 – I Luoghi
  • Bran­ca­ia Il Blu 2008 – Brancaia
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – La Cerbaiola
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Cerbaiona
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Alte­ro 2006 – Pog­gio Antico
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Bion­di Santi
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Andrea Costanti
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Quer­ce Bettina
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Caprili
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Citil­le di Sopra
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Cana­lic­chio di Sopra
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Pode­re La Fortuna
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Collelceto
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Don­na Olga
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – La Togata
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Tenu­ta Nuo­va 2006 – Casa­no­va di Neri
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Piancornello
  • Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2006 – Sesti
  • Caber­lot 2008 – Pode­re Il Carnasciale
  • Car­migna­no Ris. 2008 – Piaggia
  • Casa­l­fer­ro 2008 – Baro­ne Ricasoli
  • Cas­tel­lo del Ter­ric­cio 2007 – Cas­tel­lo del Terriccio
  • Chi­an­ti Cl. 2009 – Tenu­ta di Lilliano
  • Chi­an­ti Cl.- Le Elle­re 2008 – Cas­tel­lo d’Albola
  • Chi­an­ti Cl. Pog­gio a Fra­ti Ris. 2008 – Roc­ca di Castagnoli
  • Chi­an­ti Cl. Ris. 2008 – Vil­la Cerna
  • Chi­an­ti Cl. Foho Ris. 2008 – Casa al Vento
  • Chi­an­ti Cl. Ris. 2007 – Badia a Coltibuono
  • Chi­an­ti Cl. Baron’Ugo Ris. 2007 – Monteraponi
  • Chi­an­ti Cl. Ris. 2007 – Fat­to­ria Le Fonti
  • Chi­an­ti Cl. Ris. 2008 – Cas­tel­lo di Volpaia
  • Col­li­ne Luc­che­si Tenu­ta di Val­gi­a­no 2008 – Tenu­ta di Valgiano
  • Cor­to­na Syrah Migli­a­ra 2008 – d’Alessandro
  • Cup­i­ne­ro 2009 – Col di Bacche
  • Do ut des 2009 – Car­pi­ne­ta Fontalpino
  • Flac­cia­nel­lo del­la Pie­ve 2008 – Fontodi
  • FSM 2007 – Cas­tel­lo di Vicchiomaggio
  • Galatro­na 2009 – Fat­to­ria Petrolo
  • I Sodi di S. Nic­colò 2007 – Cas­tel­la­re di Castellina
  • Il Car­bo­naio­ne 2008 – Pog­gio Scalette
  • Maes­tro Raro 2008 – Fat­to­ria di Felsina
  • Mont­e­cuc­co Rosso Ris. 2008 – Collemassari
  • Mont­e­cuc­co Grot­te Ros­se 2008 – Salustri
  • Nam­brot 2008 – Tenu­ta di Ghizzano
  • Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no Nocio dei Bos­ca­rel­li 2007 – Boscarelli
  • Nobi­le di Mon­te­pul­cia­no Sal­co Evo­lu­zi­o­ne 2006 – Salcheto
  • Orma 2008 – Pode­re Orma
  • Per­car­lo 2007 – San Gius­to a Rentennano
  • Roc­ca di Mon­te­mas­si 2009 – Roc­ca di Montemassi
  • Scrio 2008 – Le Macchiole
  • Sie­pi 2008 – Cas­tel­lo di Fonterutoli
  • Tigna­nel­lo 2008 – Antinori
  • Val­di­s­an­ti 2008 – Tolaini
  • Vernac­cia di San Gimigna­no Zeta 2010 – Mat­tia Barzaghi
  • Vernac­cia di San Gimigna­no Fio­re 2009 – Montenidoli
  • Vernac­cia di San Gimigna­no Ris. 2009 – La Lastra
  • Vins­an­to di Car­migna­no Ris. 2005 – Capezzana

Umbrien

Den Wer­tun­gen der umbri­schen Wei­ne gibt es wenig Argu­men­te ent­ge­gen­zu­set­zen. Die bes­ten Sagrantino-Weine sind von der Gam­be­ro Rosso-Jury ziem­lich rich­tig benannt. Blie­be nur hin­zu­zu­fü­gen, dass der tra­di­tio­nel­le Stil von Col­le Allo­do­le und die ele­gan­te Vari­an­te von Vil­la Mon­gal­li nach mei­ner Mei­nung her­aus­ra­gen. Den hoch­pro­zen­ti­gen Tabarrini-Sagrantino als ele­gant zu bezeich­nen, ist aller­dings eine küh­ne Behaup­tung. Scha­de, dass der Sagran­ti­no von La Per­ti­ca noch nicht zur Ver­kos­tung stand. Er dürf­te ein wei­te­rer 3 Gläser-Kandidat sein. Inter­es­sant viel­leicht, dass zwei Orvie­to die höchs­te Stu­fe der Bewer­tung erklom­men haben. Mit Antino­ris genia­lem Cer­va­ro del­la Sala sind es dann drei Weiß­wei­ne, die auf dem Trepp­chen ste­hen. Erwäh­nung am Ran­de: Erst­mals ist auch das klei­ne Wein­gut Madon­na del Lat­te im Gam­be­ro Rosso auf­ge­nom­men wor­den, das von dem Mün­che­ner Kunst­his­to­ri­ker (und Rei­se­ver­an­stal­ter) Hell­muth Zwecker und sei­ner Frau (und Buch­au­to­rin) Manue­la Zar­do geführt wird. Ein schö­ner Erfolg! Ihre drei Wei­ne bekom­men zwar jeweils nur ein Glas, aber ihr bes­ter Wein der rote Suca­no, war nicht ange­stellt. Viel­leicht hät­te er zwei Glä­ser bekommen.

  • Cer­va­ro del­la Sala 2009 – Antinori
  • Mon­te­fal­co Rosso Ris. 2008 – Fat­to­ria Col­le Allodole
  • Mon­te­fal­co Sagran­ti­no Cam­po alla Cer­qua 2007 – Tabarrini
  • Mon­te­fal­co Sagran­ti­no Col Cimi­no 2008 – Vil­la Mongalli
  • Mon­te­fal­co Sagran­ti­no 2007 – Còlpetrone
  • Mon­te­fal­co Sagran­ti­no Coll­epia­no 2008 – Caprai
  • Orvie­to Cl. Sup. Il Bian­co 2010 – Decug­na­no dei Barbi
  • Orvie­to Cl. Sup. Cam­po del Guar­dia­no 2009 – Palazzone
  • Tor­gi­a­no Rosso Vigna Mon­ti­c­chio Ris. 2006 – Lungarotti

Latium

Der Man­gel an gro­ßen Ter­ro­irs und an noblen ein­hei­mi­schen Reb­sor­ten spie­gelt sich jedes Jahr in der mage­ren Aus­beu­te Lati­ums an 3 Gläser-Weinen wider. Die­ses Jahr sind es immer­hin vier, wobei die Bewer­tun­gen aller vier ziem­lich schmei­chel­haft sind. Die drei Wei­ßen hal­ten ver­mut­lich selbst der inner­ita­lie­ni­schen Kon­kur­renz nicht stand, und Cotar­el­las Mon­ti­a­no ist zwar ein guter, aber sicher­lich kein gro­ßer Wein. Zum ers­ten Mal wur­de auch das Muster-Weingut Vil­la Cavicia­na auf­ge­nom­men, das der Düs­sel­dor­fer Anwalt Fritz Met­ze­l­er und sei­ne Frau Moc­ca am Bol­se­na See auf­ge­baut haben. Iro­nie des Schick­sals: Ihr ein­fachs­ter Weiß­wein (Filip­po) und ihr ein­fachs­ter Rot­wein (Eleo­no­ra) haben zwei Glä­ser bekom­men, wäh­rend ihr (nach mei­ner Mei­nung sehr gut gelun­ge­ner) Top­wein (Faus­ti­na) nur ein Glas erhält.

  • Fras­ca­ti Sup. Epos 2010 – Pog­gio Le Volpi
  • Cle­mens 2009 – Casa­le Marchese
  • Mon­ti­a­no 2009 – Falesco
  • Gre­chet­to Pog­gio del­la Cos­ta 2010 – Ser­gio Mottura

Abruzzen

Es stimmt nicht, dass die Regi­on Abruz­zen kein Mas­sen­wein­land mehr ist, wie die Autoren des Gam­be­ro Rosso in ihrem Vor­wort schrei­ben. Rich­tig ist aller­dings, dass die Zahl der guten und sehr guten Wei­ne zuge­nom­men hat. Letz­tes Jahr erhiel­ten 13 Wei­ne die 3 Glä­ser, die­ses Jahr immer­hin 11. Und dass die roten Montepulciano-Weine den Löwen­an­teil abräu­men, ist okay. Die Wei­ne, so schwie­rig sie sein kön­nen, erge­ben groß­ar­ti­ge Qua­li­tä­ten, wenn sie aus dem rich­ti­gen Kel­ler kom­men. Vor ein paar Mona­ten habe ich einen 2000 Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Vil­la Gem­ma von Mascia­rel­li auf­ge­macht – da wackel­ten die Wän­de! Aller­dings braucht die­ser Wein wirk­lich zehn Jah­re, um zu zei­gen, was in ihm steckt. Viel­leicht hat Mascia­rel­li des­halb sei­nen 2007er Vil­la Gem­ma noch nicht frei­ge­ben. Mit­hin konn­te er nicht bewer­tet werden.
Ansons­ten stößt die Wahl der Juro­ren in Ita­li­en nicht auf gro­ße Zustim­mung, und auch die ande­ren Wein­füh­rer wer­ten den Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Bino­mio von La Valen­ti­na, Zac­ca­gni­nis Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo San Cle­men­te und den Tolos von Ter­ra d’Aligi deut­lich höher, die Wei­ne der Groß­kel­le­rei Emi­dio Pepe dage­gen deut­lich nied­ri­ger als der Gam­be­ro Rosso. Das exzel­len­te Wein­gut Mon­ti­pa­ga­no ist wie­der nicht gelis­tet. Inter­es­sant, dass die Wei­ne aus der wei­ßen Pecorino-Traube erst­mals 3-Gläser wür­dig sind – wobei hin­zu­zu­fü­gen ist, dass die­se Wei­ne im inter­na­tio­na­len Ver­gleich sicher­lich nicht die 90 Punkte-Schwelle über­schrei­ten wür­den, geschwei­ge die 92 Punkte-Schwelle.

  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo San Calis­to 2008 – Val­le Reale
  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo I Vasa­ri 2008 – F.lli Barba
  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Coc­cia­paz­za 2008 – Tor­re dei Beati
  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Spelt 2007 – La Valentina
  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Amo­r­i­no 2007 – Pode­re Castorani
  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Col­li­ne Tera­ma­ne Adra­no 2008 –Vil­la Medoro
  • Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Col­li­ne Ter­ma­ne Piel­uni Ris. 2008 – Illuminati
  • Peco­ri­no 2009 – Catal­di Madonna
  • Peco­ri­no 2010 – Tiberio
  • Treb­bia­no d’Abruzzo 2009 – Valentini
  • Treb­bia­no d’Abruzzo Mari­na Cve­tic 2009 – Masciarelli

Molise

In Moli­se, der neben dem Aos­ta­tal kleins­ten aller ita­lie­ni­schen Regio­nen, hat die Aglia­ni­co Riser­va Con­ta­do aus dem Wein­gut von Di Majo Noran­te (das kon­se­quent auf inter­na­tio­na­le Reb­sor­ten ver­zich­tet) ein Abon­ne­ment auf die 3 Glä­ser. Die Wahl geht in Ord­nung, auch weil der Spit­zen­wein, die Montepulciano-/Aglianico-Cuvée Don Lui­gi Riser­va, ein­fach über­la­den und zu alko­hol­reich ist (merk­wür­dig nur, dass die Riser­va Con­ta­do, die bei Händ­lern und Kon­su­men­ten in Deutsch­land jah­re­lang ganz hoch im Kurs stand, plötz­lich aus der Mode gekom­men ist, obwohl sie qua­li­ta­tiv eher bes­ser als schlech­ter und nicht teu­rer gewor­den ist).

  • Moli­se Aglia­ni­co Con­ta­do Ris. 2009 – Di Majo Norante

Apulien

Viel Mit­tel­maß – so lie­ße sich der Sta­tus Quo der Regi­on Apu­li­en umschrei­ben. Die 3 Gläser-Gewächse sind fast durch­weg unty­pi­sche, teil­wei­se etwas gequält wir­ken­de und auf Schwe­re getrimm­te Wei­ne wie etwa der Frau­ma: eine aben­teu­er­li­che Cuvée von Pri­mi­tivo und Petit Ver­dot. Auch der Pri­mi­tivo Es von Gian­fran­co Fino schmeckt mehr nach flüs­si­gem Mon Ché­rie als nach fri­schen Früch­ten. Und der Nero von Con­ti Zec­ca könn­te als Cock­tail von Tro­cken­pflau­men und Scho­ko­la­den­sauce durch­ge­hen. Beein­dru­cken­de Wei­ne, gewiss, aber mehr, um sie im Geschmacks­la­bor zu dis­ku­tie­ren als zum Essen zu trin­ken. Der Erfolg Apu­li­ens im Wein­sek­tor spie­gelt sich im Gam­be­ro Rosso nicht wider. Es sind die 1- und 2 Gläser-Weine, denen die Regi­on ihren Markt­er­folg ver­dankt, etwa die Pri­mi­tivos, die auf­grund ihres Typus schon auf der 1 Glas-Stufe über­zeu­gen­de Qua­li­tä­ten bie­ten. Oder die Negro­ama­ros, die trotz 2 Gläser-Status preis­wert sind einen tol­len Trink­fluss garan­tie­ren. Ganz zu schwei­gen von den leich­ten, schmelzig-fruchtigen Rosés. Wirk­li­che Spit­zen­wei­ne, die sich auch inter­na­tio­nal durch­set­zen kön­nen (außer in homöo­pa­thi­schen Men­gen), gib es nicht in Apu­li­en und wird es dort auch nie geben.

  • Cas­tel del Mon­te Rosso Vigna Peda­le Ris. 2008 – Torrevento
  • Frau­ma 2008 – Carvinea
  • Gioia del Col­le Muro Sant’Angelo Con­tra­da Bar­bat­to 2008 – Chiaromonte
  • Gioia del Col­le Pri­mi­tivo 17 2008 – Polvanera
  • Pri­mi­tivo Old Vines 2008 – Morella
  • Pri­mi­tivo di Man­du­ria Es 2009 – Gian­fran­co Fino
  • Nero 2008 – Con­ti Zecca
  • Sali­ce Salen­ti­no Rosso Sel­va­ros­sa Ris. 2008 – Can­ti­ne Due Palme
  • Sali­ce Salen­ti­no Casi­li Ris. 2008 – Tenute Mater Domini
  • Tor­ci­co­da 2009 – Tormaresca

Kampanien

Die Urtei­le der Gam­be­ro Rosso-Juroren für die Regi­on Kam­pa­ni­en sind ein Tri­umph für die Fiano-Weine. Gleich fünf die­ser stoffig-mineralischen Weiß­wei­ne wur­de die Ehre der höchs­ten Bewer­tung zuteil. Erst­mals wur­de dabei auch das hohe Niveau der Fiano-Weine von Col­li di Lapio, Quin­to­de­ci­mo, Mar­sel­la und Vil­la Rai­a­no aner­kannt. Auch wur­de der famo­se Fia­no von Vil­la Sar­ni 1860 end­lich in den Füh­rer auf­ge­nom­men und gleich mit zwei roten Glä­sern prä­miert. Beim Gre­co di Tufo, dem zwei­ten inter­es­san­ten Weiß­wein Kam­pa­ni­ens, lie­gen Pie­tra­cu­pa und Beni­to Fer­ra­ra vorn. Bei Feu­di di San Gre­go­rio hät­te man mehr als nur den Gre­co di Tufo aus­zeich­nen kön­nen. Der Wie­der­auf­stieg die­ses Wein­guts ist spek­ta­ku­lär. Vil­la Dia­man­te, Dar­ling der Sterne-Gastronomie, hat den Sprung aufs Trepp­chen nicht ganz geschafft. Bei den Rot­wei­nen gibt es Ver­schie­bun­gen. Caggi­a­no, Vil­la Matil­de und Molet­tie­ri schei­nen nicht mehr ers­te Wahl zu sein. Dafür kom­men Neu­an­kömm­lin­ge wie Tec­ce und Nan­ni Copè gross raus. Sil­via Impa­ra­to mit ihrem Mon­te­ve­tra­no und Galar­di mit sei­nen Ter­ra di Lavoro sind gesetzt – ich glau­be zu Recht. Das Feh­len von Vino­sia wirft Fra­gen auf. Ihr Ses­to a Quin­con­ce aus uralten Aglianico-Reben hat bei Luca Maro­ni 99 Punk­te bekom­men. Selbst wenn man die Wer­tun­gen die­ses exzen­tri­schen Tes­ters nicht immer ernst neh­men muss – Vino­sia hat eine groß­ar­ti­ges, tol­les Sortiment.

  • Aglia­ni­co del Tab­ur­no Ter­ra di Rivol­ta Ris. ’08 – Fat­to­ria La Rivolta
  • Cos­ta d’Amalfi Furo­re Bian­co 2010 – Mari­sa Cuomo
  • Fia­no di Avel­li­no 2010 – Col­li di Lapio
  • Fia­no di Avel­li­no 2010 – Roc­ca del Principe
  • Fia­no di Avel­li­no Ali­ma­ta 2010 – Vil­la Raiano
  • Fia­no di Avel­li­no 2009 – Marsella
  • Fia­no di Avel­li­no Exul­tet 2009 – Quintodecimo
  • Gre­co di Tufo 2010- Pietracupa
  • Gre­co di Tufo Vigna Cico­gna 2010 – Beni­to Ferrara
  • Gre­co di Tufo Cutiz­zi 2010- Feu­di di San Gregorio
  • Mon­te­ve­tra­no 2009 – Montevetrano
  • Sab­bie di Sopra Il Bosco 2009 – Nan­ni Copè
  • Tau­ra­si Radi­ci 2007 – Mastroberardino
  • Tau­ra­si Poli­phe­mo 2007 – Tecce
  • Tau­ra­si 2007 – Urciuolo
  • Tau­ra­si 2005 – Anti­co Borgo
  • Ter­ra di Lavoro 2009 – Galardi

Basilicata

War­um nicht Mac­a­ri­co? Die Klas­se der Sele­zio­ne 2006 des Aglia­ni­co del Vul­tu­re von Rino Bot­te wur­de von den Tes­tern offen­bar nicht erkannt. Scha­de. Dass die Can­ti­ne del Notaio es mit kei­nem Wein in die obers­ten Rän­ge schaff­te (nicht ein­mal in den Rang der 2 roten Glä­ser), ist unver­ständ­lich. Auch Pater­nos­ters Don Ansel­mo erscheint unter­be­wer­tet. Außer­dem fehlt mit Le Quer­ce ein Top-Produzent.

  • Aglia­ni­co del Vul­tu­re Ser­ra del Pre­te 2009 – Mus­to Carmelitano
  • Aglia­ni­co del Vul­tu­re Tito­lo 2009 – Ele­na Fucci
  • Aglia­ni­co del Vul­tu­re Basi­lis­co 2008 – Basilisco

Kalabrien

Ob die Tes­ter zu faul, zu inkom­pe­tent, zu lang­sam waren oder sich von der Mafia haben ein­schüch­tern las­sen – man weiß es nicht. Aber das, was sie für die Regi­on Kala­bri­en abge­lie­fert haben, ist höchst unbe­frie­di­gend. Das wohl bes­te Wein­gut Kala­bri­ens, Rober­to Cer­au­do, ran­giert nur unter „fer­ner lie­fen“. Sein bes­ter Wein, der Petra­ro, muss mit 2 schwar­zen Glä­sern vor­lieb neh­men. Das ent­spricht nicht der Rea­li­tät. Und wenn Libran­di mit sei­nem Gra­vel­lo 3 Glä­ser bekommt (was in Ord­nung ist), dann hät­te Stat­ti, der gro­ße Auf­stei­ger in Kala­bri­en, mit sei­nem roten Batas­s­aro eigent­lich die­sel­ben Ehren ver­dient. Der süße Pas­si­to von Vio­la hat nur regio­na­le Bedeutung.

  • Gra­vel­lo 2009 – Librandi
  • Pas­si­to 2010 – Viola

Sizilien

Ätna, Ätna, über alles – so könn­te man die Aus­wahl des Gam­be­ro Rosso für die Regi­on Sizi­li­en per­si­flie­ren. Sie­ben Wei­ne von 14 vom Ätna (ital.: Etna) mit 3 Glä­sern (wenn man den Con­tra­de Por­ca­ria und den Faro Parl­a­ri dazu­rech­net) – das ent­spricht nicht der Rea­li­tät Sizi­li­ens. Eher spie­gelt es die hohen, um nicht zu sagen: über­höh­ten Erwar­tun­gen gewis­ser Fach­leu­te wider, für die der Ätna sowas wie das Bur­gund Ita­li­ens ist. Das ist – Ver­zei­hung – Quatsch. Rich­tig ist, dass auf den vul­ka­ni­schen Böden in 600 bis 1000 Metern Höhe hoch­mi­ne­ra­li­sche, ele­gan­te Wei­ne wach­sen (vor allem rot, aber auch weiß), die einen deut­li­chen Kon­trast dar­stel­len zu den dun­kel­far­be­nen, tan­nin­rei­chen Nero d’Avola-Gewächsen, die aus dem rest­li­chen Sizi­li­en kommen.

Letz­te­re sind aber typisch und die wah­re Stär­ke der Insel-Region, in den hoch­fei­nen Ver­sio­nen wie des Rosso del Con­te von Tas­ca d’Almerita und des Plum­ba­go von Pla­ne­ta eben­so wie in den ein­fa­chen und mitt­le­ren Qua­li­tä­ten. Sie rie­chen nicht nach dem Schweiß der vom Fest­land ein­ge­flo­ge­nen Öno­lo­gen, die unbe­dingt eine Tro­phäe wol­len, son­dern spie­geln den authen­ti­schen Duft und Geschmack der Insel wider. Don­na­fu­ga­ta muss­te sich dies­mal mit nur einer (aller­dings hoch­ver­dien­ten) Prä­mie für sei­nen süßen Ben Rye zufrie­den geben, wäh­rend der Mil­lee­un­a­not­te und der Tancre­di nicht die ulti­ma­ti­ve Wert­schät­zung der Juro­ren errin­gen konnten.

Höchs­te Ehren ver­wei­gert wur­den auch den Wei­nen von Abba­zia di San­ta Ana­sta­sia, COS, Feu­do Mac­ca­ri, Prin­ci­pi di Bute­ra und Mor­gan­te, die sonst zu den übli­chen Ver­däch­ti­gen gehö­ren. Gar nicht komisch ist, dass der Pas­si­to Gian­fran­co Fer­ré in der Lis­te auf­taucht. Das Wein­gut, das die­sen modi­schen, völ­lig unsi­zi­lia­ni­schen Süß­wein aus Semil­lon und Gewürz­tra­mi­ner erzeugt, gehört aus­ge­rech­net Pao­lo Panerai, einem der Haupt­ak­teu­re in der Gam­be­ro Rosso Hol­ding (sie­he auch das Kapi­tel Toskana).

  • Car­tag­ho Man­dra­ros­sa  2009 – Settesoli
  • Con­tea di Sclafani Rosso del Con­te 2007 – Tas­ca d’Almerita
  • Con­tra­da Por­ca­ria 2009 – Passopisciaro
  • Etna Bian­co A’Puddara 2009 – Tenu­ta di Fessina
  • Etna Bian­co 2010 – Graci
  • Etna Rosso Cava­ne­ra Rovo del­le Cotur­nie 2009 – Firriato
  • Etna Rosso Cirne­co 2008 – Ter­raz­ze dell’Etna
  • Etna Rosso San Loren­zo 2009 – Girola­mo Russo
  • Faro Pala­ri 2009 – Palari
  • Lu Patri 2009 – Baglio del Cris­to di Campobello
  • Nero­bu­fal­effj 2007 – Gulfi
  • Pas­si­to di Pan­tel­le­ria Ben Ryé  2009 – Donnafugata
  • Pas­si­to di Pan­tel­le­ria Nes 2009 – Car­lo Pellegrino
  • Pas­si­to Gian­fran­co Fer­ré 2009 – Feu­di del Pisciotto
  • Plum­ba­go 2009 – Planeta
  • Sàga­na 2009 – Cusumano

Sardinien

Mir fehlt lei­der die Erfah­rung und die Kennt­nis, um die sar­di­schen Wei­ne fach­lich zu beur­tei­len. In den ita­lie­ni­schen Foren wird beklagt, dass die Wei­ne der Tenute Det­to­ri unter­be­wer­tet sei­en. Nach­dem deren Can­no­nau „Tude­ri“ im Kon­kur­renz­füh­rer der Asso­cia­zio­ne Ita­lia­na Som­me­lier (A.I.S.) mit fünf Tas­t­evins, der höchs­ten Wer­tung, bedacht wor­den ist, hat Ales­san­dro Det­to­ri, der Besit­zer des Wein­guts, offen­bar dar­auf ver­zich­tet, den Wein im Gam­be­ro Rosso anzu­stel­len. Nur der Can­no­nai „Teno­res“ wur­de von den Gambero-Juroren ver­kos­tet und erhielt 2 schwar­ze Gläser.

  • Alg­he­ro Mar­che­se di Vill­ama­ri­na 2006 – Tenute Sel­la & Mosca
  • Can­no­nau di Sar­de­gna Dule Ris. 2008 – Gabbas
  • Carigna­no del Sul­cis Sup. Terre Bru­ne 2007 – Can­ti­na di Santadi
  • Carigna­no del Sul­cis Sup. Arru­ga 2007 – Sar­dus Pater
  • Can­no­nau di Sar­de­gna Kera­mos Ris. 2007 – Tenu­ta Soletta
  • Mal­va­sia di Bosa Vigna Bad­de Nurag­he 2006 – Emi­dio Oggianu
  • Nor­ace 2008 – Feu­di del­la Medusa
  • Per­da Pin­tà 2009 – Sedilesu
  • Tur­ri­ga 2007 – Argiolas
  • Ver­men­ti­no di Gal­lu­ra Sup. Thi­li­bas 2010 – Pedres
  • Ver­men­ti­no di Gal­lu­ra Sup. Mon­teo­ro 2010 – Sel­la e Mosca
  • Ver­men­ti­no di Gal­lu­ta Vigna’ngena 2010 – Capichera
  • Ver­men­ti­no di Gal­lu­ra Sup. Gene­si 2010 – Can­ti­na di Gallura

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