Frische Brise aus Bordeaux

© CIVB
Oft unterschätzt und wert entdeckt zu werden: Weißweine und Rosé aus dem berühmten Weinbaugebiet nahe dem Atlantik.

Bor­deaux ist groß. Klar. Bor­deaux ist rot. Lei­der schon falsch. Denn 11 Pro­zent der Reb­flä­che von rund 108 000 Hekt­ar (Deutsch­land 103 000 Hekt­ar) sind mit wei­ßen Sor­ten bepflanzt. Das ent­spricht der Gesamtreb­flä­che Badens. Und dann sind da noch die tren­di­gen Rosé und Clairet-Weine die gera­de in der war­men Jah­res­zeit zu Recht gefragt sind.

Fruch­tig, wür­zig, frisch – das sind wohl die wich­tigs­ten Eigen­schaf­ten wei­ßer Bordeaux-Weine. Die Band­brei­te ist groß, sie reicht leb­haf­ten und fruch­ti­gen wei­ßen Bor­deaux, die jung getrun­ken wer­den soll­ten, bis zu majes­tä­tisch, gehalt­vol­len Kres­zen­zen mit Lager­po­ten­zi­al, wie sie etwa in Gra­ves bzw. Pessac-Leognan, süd­lich der Stadt Bor­deaux gekel­tert werden.

Ansicht des Wein­guts von Véro­ni­que Bar­the. © Vigno­bles Véro­ni­que Barthe

Die am stärks­ten ver­tre­te­ne Her­kunfts­an­ga­be ist „Bor­deaux blanc“. Im „Entre-deux-mers“ dem hüge­li­gen Gebiet zwi­schen den Flüs­sen Dordo­gne im Nor­den und der Garon­ne im Süden liegt der Anteil von Weiß­wein beson­ders hoch, hier hat der Weiß­wein auch eine eige­ne Appel­la­ti­on (AOC).

Thi­bau­lt Des­pa­gne und Basa­li­ne Gran­ger © Cha­teau Rau­zan Despagne

Bordeaux-Weine sind in den aller­meis­ten Fäl­len Cuvées, das gilt auch für die wei­ßen. In den tro­cke­nen Weiß­wei­nen domi­niert in der Regel der würzig-fruchtige Sau­vi­gnon blanc, Semil­lon sorgt für Kör­per und Geschmei­dig­keit, eine klei­ne, aber nicht zu ver­nach­läs­si­gen­de Neben­rol­le spielt die aro­ma­ti­sche Mus­ca­del­le, die bereits die Römer in die Regi­on brachten.

Kuli­na­risch betrach­tet sind Wei­ße Bor­deaux sehr viel­sei­tig, je nach Gewichts­klas­se schme­cken sie als Ape­ri­tif, zu Pas­ta, Mee­res­früch­ten, Fisch und hel­lem Fleisch.

Jean-Thomas and Alex­and­re Dou­blet. © Château Vignol

Voll im Trend lie­gen zwei wei­te­re Wein­ar­ten aus dem Bor­de­lais: der klas­si­sche Rosé, hell in der Far­be und kna­ckig frisch wie ein Weiß­wein, wes­halb er auch so genos­sen wird. Für die­sen Wein­typ wer­den alle wich­ti­gen roten Trau­ben des Bor­de­lais ver­wen­det. Rasch nach der Lese abge­presst, wird der Most wei­ter­ver­ar­bei­tet wie bei einem tro­cke­nen Weißwein.

Eine Renais­sance erfährt aktu­ell der Clai­ret, ein Wein von tief­dunk­lem Pink, fast ein Rot­wein. Die­ser Wein­typ geht auf das 15. Jahr­hun­dert zurück, als Bor­deaux zur eng­li­schen Kro­ne gehör­te und viel Wein nach Eng­land ver­kauft wur­de. Der Bor­deaux war hel­ler in der Far­be als die eben­falls belieb­ten spa­ni­schen und por­tu­gie­si­schen Rot­wei­ne;  daher auch der Name. 

Véronique Bar­the. © Vigno­bles Véro­ni­que Barthe

Sei­ne dich­te Far­be und die spür­ba­ren Gerb­stof­fe hat der Clai­ret vom Her­stel­lungs­ver­fah­ren: Der Most, über­wie­gend von Merlot-Trauben, wird wie nicht bei Weiß­wein oder Rosé schon recht bald nach der Lese von den Scha­len abge­presst, son­dern bleibt solan­ge mit die­sen in Kon­takt, bis die erwünsch­te Men­ge an Pig­men­ten und Gerb­stof­fen her­aus­ge­löst ist. So ent­steht ein gas­tro­no­mi­scher Tau­send­sas­sa, der zu gegrill­tem Fisch eben­so gut passt wie zu wür­zi­ger Pas­ta, Piz­za, Gemü­se­quiche oder Fleisch vom Grill.

Und weil’s gera­de passt, noch ein Kli­schee: Bor­deaux ist teu­er. Auch falsch, wie die sechs aus­ge­wähl­ten Wei­ne beweisen.

Bordeaux: 6 Empfehlungen für den Sommer

2021 Château Valade – Entre-deux-Mers

Inten­si­ves Bou­quet von Brenn­nes­seln, Holun­der und Sta­chel­bee­ren. Schlank und bele­bend am Gau­men. Fein zu (kal­ten) Mee­res­früch­ten, leich­ten Fisch­ge­rich­ten und Frischkäsezubereitungen. 

Um 9 Euro.

2020 Château Puyanché blanc – Francs – Côtes de Bordeaux

Francs ist eine klei­ne Bordeaux-Appellation öst­lich von Libourne. Nur rund 6000 Fla­schen wer­den jähr­lich von die­sem Weiß­wein gefüllt. Fei­ner Duft nach Zitrus­früch­ten, frisch, saf­tig und rund durch den Aus­bau in Holz, das an kei­ner Stel­le vor­schmeckt. Viel­sei­ti­ger Beglei­ter zu Fisch, Mee­res­früch­ten, Gemü­se­ge­rich­ten und hel­lem Fleisch. 

10,50 Euro.

2020 Château Haut-Lagrange – Pessac-Leognan

Je zur Hälf­te aus Sau­vi­gnon blanc und Semil­lon gekel­tert und im Bar­ri­que gereift. Fruch­tig und wür­zig im Duft, geschmei­dig und kraft­voll am Gau­men. Zu See­fisch mit gehalt­vol­len Sau­ce wie Beur­re blanc oder Sau­ce hollandaise.

Um 20 Euro, Anfra­gen unter: contact@hautlagrange.com

2021 Château la Freynelle – Bordeaux Rosé

Rein aus Caber­net Sau­vi­gnon gekel­tert zeigt die­ser Rosé neben den typi­schen Bee­ren­aro­men fei­ne Wür­ze. Frisch und bele­bend passt er zu gehalt­vol­len Sala­ten, Pas­ta, Fisch und mehr. 

Um 9,50 Euro.

2021 Château Vignol – Bordeaux Clairet

In die­sem Wein domi­niert der Mer­lot: Dun­kel in der Far­be, dunk­le Bee­ren in der Nase, dazu zar­te Gerb­stof­fe, das geht gut zu Quiches, Fisch und hel­lem Fleisch vom Grill. 

Um 8,90 Euro

2020 Château Rauzan Despagne – Bordeaux Clairet 

Rot­wein­trin­ker auf­ge­passt, hier kommt euer „Rosé“: In die­sem Clai­ret über­wie­gen die Reb­sor­ten Caber­net und Caber­net franc, die eine tie­fe Wür­ze ins Spiel brin­gen und für einen kraft­vol­len und anhal­ten­den Geschmack sor­gen. Gut gekühlt, aber nicht zu kalt, also mit etwa 12 Grad, zum Steak oder Duroc-Halsgrat vom Grill genießen.

Um 14,50 Euro

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