Im Alter von 91 Jahren ist gestern Franco Biondi Santi gestorben, der Besit-zer des Weinguts Il Greppo und Enkel von Ferruccio Biondi Santi, jenes Pioniers, der Ende des 19. Jahrhunderts den ersten reinsortigen Sangiovese-Wein in Montalcino gekeltert und ihn Brunello genannt hatte.
In ersten Kommentaren würdigte der Präsident des Schutzkonsortiums Brunello den Verstorbenen als „Bewahrer des echten Brunello“. Er sei ein „Symbol für Qualität und Glanz des italienischen Weins in der Welt“ gewesen.
Obwohl die Greppo-Weine in der Ära Franco Biondi Santi erheblich an Anse-hen und Marktakzeptanz eingebüßt haben, genoss das Weingut aufgrund seiner historischen Verdienste hohe und höchste Reputation in Italien. Zur Hundertjahrfeier im Jahre 1988 hatten sich nicht nur höchste Vertreter der italienischen Geschäftswelt eingefunden, sondern auch der Staatspräsident persönlich die Ehre gegeben.
Schlagzeilen hatte Il Greppo in den letzten Jahren in mehrererlei Hinsicht gemacht. 2001, als der Markt für Il Greppo-Brunellos schon sehr zäh war, setzte Franco Biondi Santi den Preis für die 1997er Riserva auf mutige 400 Euro herauf – mehr als doppelt so viel, wie seine Riserve vorher kosteten. Er wollte damit ein Zeichen setzen: Die Riserva, das Flaggschiff des Gutes, ist nach seiner Meinung der Prototyp des echten, langlebigen Brunellos.
Danach erregte der Streit mit seinem Sohn Jacopo Aufsehen. Dieser hatte sich mit seinem Vater überworfen und ein eigenes Weingut in der südlichen Toskana gegründet, das Castello di Montepò. Dort erzeugte er einfache, aber herzhaft-fruchtige Weine, mit denen er bald größere kommerzielle Er-folge feierte als Il Greppo mit seinen Brunellos. Nachdem er auf dem Etikett „Jacopo Biondi Santi“ als Erzeugerangabe drucken ließ, verklagte sein Vater ihn wegen Missbrauch des Namens. Es folgten lange, ermüdende gerichtli-che Auseinandersetzungen, aus denen am Ende der Sohn als Sieger hervorging.
Weitere juristische Auseinandersetzungen gab es mit der Biondi Santi S.p.A, jener Gesellschaft, die die Greppo-Weine weltweit vertrieb. Sie befand sich im Besitze eines Industriellen (der zugleich Jacopos Schwiegervater war). Dieser klagte, weil Franco Biondi Santi ihn nicht mehr belieferte. Am Ende konnte der Versuch des Investors, das Weingut Il Greppo zu übernehmen, nur mit Mühe abgewendet werden.
In den letzten Jahren hatte sich die Situation etwas entspannt. Vater und Sohn versöhnten sich. Und Il Greppo trat dem Konsortium Brunello di Montalcino bei. Jahrelang hatte Franco Biondi Santi, der sich kompromisslos für den reinsortigen Brunello aus Sangiovese-Trauben aussprach und jeden Zusatz von Merlot ablehnte, die wankelmütige Haltung des Konsortiums in Sachen Änderung des Produktionsstatuts gegeisselt.
Franco Biondi Santi hinterläßt neben seiner Ehefrau die Tochter Alessandra und Sohn Jacopo. Es wird erwartet, dass letzterer das Weingut fortführt.