Feis Ile 2014 – Lagavulin 19y Sherry Butts vs. Ardbeg Auriverdes

Heute im Tasting die Hype-Abfüllungen des diesjährigen Festivals auf Islay Ende Mai. Ein 19 Jahre alter, sherryfassgereifter Lagavulin und ein wesentlich jüngerer Ardbeg ohne Altersangabe wurden am südlichen Zipfel der Insel ausgeschenkt und in den jeweiligen Shops verkauft. Wahrlich schwer gegeneinander zu vergleichen, aber…

Heu­te im Tasting die Hype-Abfüllungen des dies­jäh­ri­gen Fes­ti­vals auf Islay Ende Mai. Ein 19 Jah­re alter, sher­ry­fass­ge­reif­ter Lag­avu­lin und ein wesent­lich jün­ge­rer Ard­beg ohne Alters­an­ga­be wur­den am süd­li­chen Zip­fel der Insel aus­ge­schenkt und in den jewei­li­gen Shops ver­kauft. Wahr­lich schwer gegen­ein­an­der zu ver­glei­chen, aber…

No-Age-Whiskies, vor eini­gen Jah­ren als Festival-Abfüllungen bei Ard­beg noch undenk­bar, sind mitt­ler­wei­le an der Tages­ord­nung. Wie man hört, soll es sich über­wie­gend um Malt aus 2002 han­deln – mehr oder weni­ger ein Zehn­jäh­ri­ger, der noch­mals in ganz spe­zi­ell getoas­te­ten, zweit­ge­füll­ten Ex-Bourbonfässer nach­rei­fen durf­te. Da Single-Cask-Abfüllungen den Markt bei Wei­tem nicht mehr abde­cken, wer­den die Auf­la­gen immer grö­ßer, bei dem Auri­ver­des sind es 6.600 Flaschen.

Auch bei Lag­avu­lin hat man die Auf­la­ge auf 3.500 Fla­schen gesetzt. Im Janu­ar 1995 destil­liert und in Sher­ry Butts aus euro­päi­scher Eiche gela­gert, wähl­te Iain McAr­thur die Fäs­ser zur Abfül­lung aus. Da er nach eige­ner Aus­sa­ge vor dem Fes­ti­val in Ren­te gehen woll­te, even­tu­ell letztmalig?

Als klei­nen Bonus stel­len wir den ers­ten „Tri­ple“ von Lag­avu­lin dazu. Drei­fach gela­gert in Fäs­sern: Refill Sher­ry – Ame­ri­ka­ni­sche Eiche – Euro­päi­sche Eiche als Refill. 2013 dann in der Stär­ke von 48% abge­füllt “only for the Fri­ends of the Clas­sic Malts”. Die Auf­la­ge wur­de mit 4.500 Fla­schen bestätigt.

Tasting Notes


Lagavulin 19y 95-14 OB Feis Ile 2014 Euro Oak Sherry Butts 3.500btl – 54,7%
91

Far­be: Goldgelb
Nase: Rau­chi­ger Zitro­nen­saft mit sehr viel Salz, Torf und Teer. Noten von fri­scher See­luft, See­tang, Jod, Koh­le und Asche sowie süße Honig-Vanillearomen stei­gen aus dem Glas auf. Grape­fruit und Oran­gen, aber auch grü­ne Noten von frisch auf­ge­schnit­te­nen Limet­ten und Limet­ten­scha­len sind mit dabei.
Geschmack: Fet­ter Antritt und ölig-süß mit viel tor­fi­gem Malz, Meer­salz, Honig und Vanil­le. Ultra­rau­chi­ger Teer, Ruß, Jod und alle mög­li­chen mari­ti­men Noten sind auf der Zun­ge zu fin­den. Lang­sam sanft bit­te­rer wer­dend und mit abge­run­de­ten Eichen­holz­no­ten ins Finish übergehend.
Finish: Lang mit viel süß­li­chem Torf­rauch und grü­nem Tee. Noten von Jod blei­ben auch im Abgang erhal­ten. Holz und etwas Vanille-Schnupftabak sind auch mit dabei. Gegen Ende Kakao und Zimt, bit­ter­süß und sehr tor­fig ausklingend.
91 Punk­te (Nase: 91 / Geschmack: 92 / Finish: 90)


Ardbeg 2014 OB, Auriverdes Limited Edition 6.600btl – 49,9%Ardbeg 2014 OB, Auriverdes Limited Edition 6.600btl – 49,9%
89

Far­be: Maisgelb
Nase: Rauch, Jod und Erde sowie frisch gesto­che­ner, nas­ser Torf in einem Zitronen-/ Oran­gen­mix. Das Gan­ze süß­lich scharf mit einem Touch grasig-jungem und unaus­ge­reif­tem Spi­rit. Aro­men von geräu­cher­tem Schin­ken, Zimt und Eichen­holz tau­chen auf.
Geschmack: Süß­lich run­der Start, aber sofort schär­fer und her­ber wer­dend. Asche, Kräu­ter und Min­ze mit viel Salz und Zitro­nen­säu­re, Mus­kat und schwar­zer Pfef­fer domi­nie­ren. Nun süß­li­che­re Ein­drü­cke von Honig­wa­ben in maritim-torfigem Rauch – ange­nehm und ausgewogen.
Finish: Recht lang und sehr pfeffrig-torfig – und immer noch tor­fi­ger wer­dend. Scho­ko­la­den­no­ten mit grob­kör­ni­gem Salz und mit rauch­durch­zo­ge­nem, tor­fi­gem Malz blei­ben auf der Zun­ge zurück – wie­der aus­ge­wo­gen und lecker.
89 Punk­te (Nase: 87 / Geschmack: 89 / Finish: 90)


Lagavulin 2013 OB Friends of Classic Malt Triple Matured Edition 4.500btl – 48%Lagavulin 2013 OB Friends of Classic Malt Triple Matured Edition 4.500btl – 48%
88

Far­be: Bernstein
Nase: Honig­sü­ße und über dem Feu­er geschmor­te Marsh­mal­lows. Rauch und Räu­cher­speck sowie Oran­gen­scha­len und dezen­te Aro­men von Jod/Seetang/Algen/Schiffstau/Torf und Moto­ren­öl von einem alten Fisch­kut­ter. Gut inte­grier­tes Holz, mineralisch-salzig und mit Toffee-Noten begleitend.
Geschmack: Dünn und klar struk­tu­riert, wenig Kom­ple­xi­tät. Honig­süß und pri­ckelnd sal­zig mit etwas Vanil­le und beglei­ten­den Aro­men von Torf, Oran­gen, Kara­mell und Toffee.
Finish: Eher kurz bis mit­tel­lang gehal­ten – sal­zig, rau­chig, tor­fig. Kräu­ter­tee, Malz und Karamell.
Bemer­kung: Die Geschmacks­no­ten wer­den klar struk­tu­riert und nach­ein­an­der abge­ar­bei­tet – kein ölig-cremiges Geschmackserlebnis!
88 Punk­te (Nase: 89 / Geschmack: 87 / Finish: 88)


Fazit: Der sher­ry­ge­reif­te Lag­avu­lin ist grund­so­li­de und hat, wie erwar­tet, im Tasting die Nase vorn. Die Fri­ends Abfül­lung bleibt leicht hin­ter unse­ren Erwar­tun­gen zurück, da sich die Struk­tur doch eher dünn und mit wenig Tie­fe prä­sen­tiert. Eine klei­ne Über­ra­schung war der Auri­ver­des! End­lich mal wie­der ein Ard­beg, der trotz sei­nes jun­gen Alters schon recht aus­ge­wo­gen ist und ein schö­nes Zusam­men­spiel von Süße und Her­be prä­sen­tiert und mit einer geball­ten Ladung Torf ver­se­hen ist.


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