Die Erwartungen sind immer hoch, wenn es um die Weine von F.X. Pichler geht. Das will Lucas Pichler gerne zugeben. Allerdings ist sich der 37Jährige mit seinem Vater Franz Xaver, genannt FX, einig, dass die hohen Erwartungen in 2009 vollauf erfüllt werden konnten: „Ich glaube, dass 2009 für uns der beste Jahrgang seit zehn, vielleicht auch seit 15 Jahren ist.“
Das Statement trifft auf die gesamte Kollektion des Weinguts zu. Es gilt für nahezu alle Lagen-Smaragde und schließt auch die etwas leichteren Federspiele ein. Steinfeder-Qualitäten werden nicht produziert. Die beiden Super-Smaragde M und Unendlich (von denen mittlerweile schon 12 000 bzw. 5000 Flaschen gefüllt werden) sind die besten je erzeugten Weine dieser Art.
Lucas Pichler ist seit 1999 für die Vinifikation der Weine verantwortlich. Er kennt also die letzten Jahrgänge genauestens. Er hat denkwürdige 2006er erzeugt, erinnert noch gut den schwierigen, aber hervorragend gelungenen 2000er und hat selbstverständlich die großen 2001er nicht vergessen. Sein Vater kann sich, seitdem der Sohn den Keller verwaltet, ganz auf die Weinberge konzentrieren: schmale Terrassen in steilen, durch Natursteinmauern abgestützten Hängen, oben Urgesteinsböden, unten Löß. Und immer ein majestätischer Blick auf die Donau. „Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt“, bekennt er.
Sowohl die Grünen Veltliner als auch die Rieslinge sind in 2009 geprägt von einer strahlenden Frucht, einer kräftigen, weinigen Säure, hohen Extrakten und einer großen inneren Balance. Alles zusammen hat zu äußerst spannungsreichen, langlebigen Weinen geführt. Sie sind von einer Klasse, wie es sie nicht nur in der Wachau, sondern auch in der Welt nur selten zu finden ist. Und das Schöne: Sie besitzen Charme. Sie sind jetzt schon mit Genuss antrinkbar.
Auch stilistisch sind die Weine wegweisend. Trotz der (gewollten) Fülle und der (zwangsläufigen) Schwere (die Alkoholgradationen der Smaragde reichen von 13 bis 14,5 Vol.%) sind sie elegant und leicht zu trinken. Die Federspiele und die einfacheren Smaragde („Lößterrassen“, „Urgesteinsterrassen“) werden ausschließlich im Edelstahl ausgebaut. Die höherwertigen Smaragde gehen zum Ausbau ins große Holzfass.
Der Anteil der Smaragde ist seit den neunziger Jahren von 70 auf 80 Prozent der Produktion gestiegen – obwohl Smaragde in Österreich, dem Hauptabsatzmarkt, ihrer Schwere wegen bei vielen Weintrinkern an Attraktion verloren haben. Aber F.X. Pichlers Smaragde sind eleganter geworden. Die Alkoholwerte konnten gedeckelt werden. In 2009 sind die Smaragde fast leichtfüßig. Die Säuren schwanken beim Riesling zwischen 7,5 und 8 Gramm, und selbst beim Grünen Veltliner liegen sie nur knapp unter 7 Gramm.
Besonders auffallend ist die saubere, klare Aromatik aller Weine. Selbst die Schwergewichte M und Unendlich sind schnörkellos und besitzen eine fast spielerische Leichtigkeit am Gaumen. Obwohl 2009 ein Jahr mit viel Edelfäule war, zeigen die Weine keine oder nur geringe Botrytis-Noten. Die Edelfäule wird, wenn sie auftritt, stärker als früher ausgelesen, so dass mehr gesundes Lesegut als früher verarbeitet wird. Die hohe Reife wird vor allem durch eine extrem späte Lese erreicht. Pichler gehört zu denen, die ihre Trauben am längsten hängen lassen. In 2009 war das bis Mitte/Ende November.