Die Kellerei Mastroberardino aus dem süditalienischen Kampanien stemmt sich gegen einen übermächtigen Trend: Während Weißweine überall auf der Welt immer früher getrunken werden und somit keine Chance haben, ihre Reifequalitäten unter Beweis zu stellen, bringt sie einen Teil ihres 2002 Greco di Tufo erst jetzt auf den Markt – mit verblüffenden Ergebnissen.
Gegen den „Frischehype“
Das Verblüffende an dem Wein, der lediglich im Stahltank vergoren und nach nur wenigen Wochen des Ausbaus auf der Feinhefe abgefüllt worden war: Er hat sich entgegen dem Vorurteil, dass süditalienische Weine nicht altern können, hervorragend gehalten. Die Säure ist präsent, aber nicht aggressiv. Die blumigen Anfangsnoten sind abgeklärten mineralischen Aromen gewichen. Die Farbe zeigt leichte goldgelbe Reflexe, ist aber hell geblieben und nicht ins Bernsteingold abgedriftet. Erzeuger und Experten wissen seit langem, dass der Greco di Tufo einer der langlebigsten Weißweine Italiens ist. Doch die meisten Konsumenten und Gastronomen, die ihn anbieten, bringen nicht die nötige Geduld auf, ihn reifen zu lassen. Sie erliegen dem „Frischehype“, der überall auf der Welt um sich greift und dazu führt, dass Weine, die für eine längere Verfeinerung auf der Flasche prädestiniert sind, schon gleich nach der Freigabe getrunken werden. „Ignoranz“ schimpft Dario Pennino, der Geschäftsführer der Kellerei Mastroberadino, die sich im Irpinischen Hochland rund 80 Kilometer östlich von Neapel befindet. Er stemmt sich mit seinem Vintage-Experiment gegen diesen Trend – zumindest in großen Jahren, in denen der Wein ein sicheres Alterungspotenzial besitzt. Der nächste Vintage-Jahrgang des Greco di Tufo wird 2006 sein.
