Es darf gelacht werden: Wein im Spiegel der Aprilscherze

Kalenderblatt 1. April
Wein ist eine humorlose Zone – wie Fußball. Nur am 1. April wird versucht, leichtgläubige Weinliebhaber und allzu biestige Weinfanatiker hinters Licht zu führen. Auch in diesem Jahr war Wein wieder Gegenstand von Aprilscherzen. Jens Priewe hat einige gesammelt, um am Ende festzustellen: Humor können andere Nationen besser.

Vie­le kön­nen nicht ein­mal sich selbst zum Lachen brin­gen. Am 1. April haben sie Gele­gen­heit, ein­mal so rich­tig scha­den­froh zu sein. Dann näm­lich, wenn es ihnen gelingt, arg­lo­se Leser in die Irre zu führen.

Der bes­te mir bekann­te April­scherz kam die­ses Jahr aus Ame­ri­ka. Genau: von Savy Cel­lar, einem bekann­ten Wine­shop samt Wine­bar in Las Altos süd­lich von San Fran­cis­co, zu deren Gäs­ten vie­le Mit­ar­bei­ter des Com­pu­ter­her­stel­lers Apple und Pro­fes­so­ren der nahen Stan­ford Uni­ver­si­ty gehö­ren. Eine beson­de­re Attrak­ti­on von Savy Cel­lar sind spe­zi­el­le Wein­pro­ben und Wein­din­ner mit 90+ Wei­nen, die hoch­mö­gen­den Kun­den zu einem Paket­preis von 99 Dol­lar ange­bo­ten werden.

Der Hund trinkt mit

Die Besit­ze­rin Jen­ni­fer Ayr­le teil­te ihren Gäs­ten am 1. April per Gas­tro­blog mit, dass sie Savy Cel­lar in den nächs­ten Mona­ten schlie­ßen müs­se und in ein Ani­mal Cen­ter umwan­deln wer­de. Was unter Ani­mal Cen­ter zu ver­ste­hen sei, mach­te ein Foto deut­lich, das sie in ihren Blog ein­bau­te. Es zeig­te einen Jack Russell-Terrier mit Ser­vi­et­te um den Hals, der aus dem Wein­glas schlürft.

Dazu schrieb sie: „Die Grün­dung einer Wine­bar und des Wine­shops war ein Kind­heits­traum für mich und eine Ange­le­gen­heit, der ich mich die gan­zen Jah­re hin­durch mit gro­ßer Lei­den­schaft gewid­met habe. Die Ent­schei­dung, Savy Cel­lar zu schlie­ßen, ist mir nicht leicht gefal­len. Wir bit­ten unse­re vie­len, treu­en Gäs­te um Ver­ständ­nis für die Maß­nah­me…“ Dar­un­ter das Datum.

Lachen über die eigene Leichtgläubigkeit

Die Gäs­te reagier­ten auf die Mit­tei­lung ungläu­big und trau­rig, ver­är­gert und ent­setzt. Selbst das Schmun­zel­fo­to des Hun­des mach­te sie nicht stut­zig. Sie glaub­ten wirk­lich, die Tage ihrer gelieb­ten Wine­bar sei­ne gezählt. Die Wahr­heit erfuh­ren sie erst am nächs­ten Tag. Da waren sie ihrer Jen­ni­fer aller­dings umso dank­ba­rer. Ers­tens weil ihr gelieb­ter Savy Cel­lar wei­ter exis­tiert, und zwei­tens weil Jen­ni­fer sie zum Lachen gebracht hat­te – über ihre eige­ne Leichtgläubigkeit.

Auch auf eini­gen deut­schen Wein-Websites wur­de ver­sucht, Besu­cher am 1. April durch den Kakao zu zie­hen. Rudi Knoll teil­te über Yoo­press mit, dass der VDP pla­ne, sich in VGG umzu­be­nen­nen: Ver­band Gro­ße Gewäch­se. Na ja. Das Nach­rich­ten­por­tal ka-news kün­dig­te an, dass aus dem Brun­nen am Guten­berg­platz in Karls­ru­he künf­tig immer sams­tags von 9 bis 13 Uhr badi­scher Wein flie­ßen wer­de. Ande­re Men­schen zum Lachen zu brin­gen, ist eine Gabe. Nur weni­ge besit­zen sie. Der Ver­fas­ser die­ser Zei­len gehört nicht dazu. Beim Lesen die­ser Mel­dung wird klar, dass die Wor­te April­scherz und April­schmerz nur ein Buch­sta­be unterscheidet.

Animal Center bei Savy CellarAusverkauf deutscher Spitzenweingüter

Das Wein­por­tal Cap­tain­Cork war­te­te mit der scho­ckie­ren­den Mel­dung auf, dass der fran­zö­si­sche Luxus­kon­zern LVHM pla­ne, deut­sche Spit­zen­wein­gü­ter auf­zu­kau­fen, um einen Riesling-Konzern auf­zu­bau­en. Wit­zi­ger Gedan­ke. Die Ver­hand­lun­gen mit Van Vol­xem, Dr. Loo­sen, Egon Mül­ler stän­den kurz vor dem Abschluss. Nur Katha­ri­na Prüm von J.J. Prüm sper­re sich noch gegen den Ver­kauf, weil sie „nicht über die Schatz­kam­mer ihres Wein­guts ver­han­deln“ wol­le. Könn­te fast wahr sein…Spätestens bei dem Satz, dass es der Mann­schaft von Cap­tain­Cork nicht gelun­gen sei, „an die­sem Sonn­tag“ die invol­vier­ten Anwäl­te zu errei­chen, hät­ten die Leser aller­dings Lun­te rie­chen müssen.

Günther Jauch immer für einen Scherz gut

Der Neu­win­zer Gün­ther Jauch ist immer gut für eine Mel­dung, erst recht zum 1. April. Da darf man näm­lich schon mal  etwas Neu­es erfin­den. Dirk Würtz hat es in sei­nem Blog Würtz-Wein getan. Er ver­mel­det exklu­siv, dass der Fern­seh­mo­de­ra­tor „wei­test­ge­hend uner­kannt“ auf „Ein­kaufs­tour“ in Rhein­hes­sen gewe­sen sei. Dort wol­le Jauch „auf der grü­nen Wie­se“ ein kom­plett neu­es „Mitmach-Weingut“ errich­ten, „in dem die Besu­cher im Wein­berg arbei­ten, kel­tern, pum­pen und aktiv in die Vini­fi­zie­rung ein­grei­fen“ dürfen.

In Rhein­hes­sen wer­den die Men­schen wohl geahnt haben, dass ihnen hier ein hoh­les Oster­ei ins Nest gelegt wer­den soll. Umso scha­den­fro­her wer­den sie gewe­sen sein, wenn Leser anders­wo auf den April­scherz her­ein­ge­fal­len sind – und da dürf­te es vie­le geben. Eine Besu­che­rin des Blogs frag­te Würtz per Pos­ting zurück: „Ich hab von mei­ner Schwä­ge­rin aus Ober­saul­heim gehört, der Gott­schalk woll­te da mit ein­stei­gen, wenn sei­ne Sen­dung in der ARD abge­setzt wird. Ist da auch was dran?“

Neue Steuer auf gekühlten Champagner

Trotz­dem blei­be ich dabei: Humor kön­nen ande­re Natio­nen bes­ser wir Deut­schen. Oder sind Sie ande­rer Mei­nung? Wie fin­den Sie dann die Mel­dung, die ich am 1. April in der Lon­do­ner Sonn­tags­zei­tung Mail on Sun­day fand? Dort stand, dass die eng­li­sche Regie­rung eine Öko-Steuer auf gekühl­ten Cham­pa­gner pla­ne. Die Steu­er betra­ge 9 Pro­zent und sol­le in allen Restau­rants erho­ben werden.

Kurz und kei­nes­wegs weit her­ge­holt, fin­de ich ange­sichts der ver­zwei­fel­ten Ver­su­che der der­zei­ti­gen Cameron-Regierung, eine Steu­er auf Wein ein­zu­füh­ren. Doch das Bes­te an die­ser Mel­dung war der Ver­fas­ser. Pru Cre­mier nann­te er sich, sei­nes Zei­chens Chef­re­por­ter des Blattes.

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