Im Gegensatz zum Sauvignon spielt die Scheurebe ihre Stärken auch jenseits des trockenen Geschmacksbilds aus. Fruchtige Kabinett- und Spätlese-Weine fallen typischerweise klarer und weniger aufdringlich im Duft aus als Sauvignon-Spätlesen. Zudem haben sie ein feineres Süße-Säure-Spiel.
Auch im Bereich der edelsüßen Prädikate kann die Scheurebe mit intensiver, komplexer Aromatik und fulminanter Dichte am Gaumen brillieren. Zwar nicht ganz auf dem Niveau der besten Riesling-Weine, aber doch von starkem Charakter und einer bemerkenswerten Eigenart. Überdies haben hochkarätige edelsüße Scheureben meist noch eine weitere Tugend: Sie sind oft selbst als Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen so preisgünstig, dass man sich manchmal die Augen reibt.
Ulrich Sautter, geboren 1965, verbringt Kindheit und Jugend in Konstanz am Bodensee. Ohne familiäre Bindung zum Wein, beginnt er bereits mit zehn Jahren edelsüße Weine aus badischen Winzergenossenschaften zu sammeln. Bereits während seines Studiums von Neuerer Deutscher Literatur und Philosophie schreibt er über Wein – zunächst für ALLES ÜBER WEIN, marmite und die Lokalteile diverser Tageszeitungen. Nach seiner Promotion am Zentrum für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Universität Konstanz arbeitet er zunächst als freier Journalist in Berlin, ehe er im Jahr 2000 in die Redaktion der Zeitschrift Wein Gourmet wechselt. Heute lebt Sautter als freier Journalist in Hamburg. Er publiziert regelmäßig in Der Feinschmecker, Effilee, Weinwisser, der Schweizerischen Weinzeitung, The World of Fine Wine und weinkenner.local. Außerdem gibt er den online-Branchen-Newsletter Weinverstand Brief heraus.
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