Mehrere führende Chateaubesitzer hatten sich im letzten Monat für „deutliche“ Preisnachlässe beim Jahrgang 2011 ausgesprochen, der qualitativ nicht an die beiden Vorgänger-Jahrgänge heranreicht. Sylvie Cazes von Château Pichon-Lalande sprach von 10 bis 15 Prozent, Christian Moueix (u.a. Pétrus) von 50 Prozent. Lafite ist als erster Premier Cru mit einem Abschlag von 25 Prozent herausgekommen und hat sich im Primeur-Handel nur mühsam über der 500-Euro-Marke (pro Flasche) gehalten.
Letzte Woche hat auch das drittklassifizierte Chateau Beychevelle seinen 2011er Eröffnungspreis mitgeteilt. Er liegt bei umgerechnet 50 Euro pro Flasche (ohne Mehrwertsteuer und Händler-Aufschlag) – eine Preissenkung von gerade mal 15 Prozent. Zu wenig, um Nachfrage zu stimulieren, glauben die Experten. Robert Parker, der amerikanische Weinkritiker, hatte in einem Interview anläßlich der 200. Ausgabe seines elektronischen Newsletters www.erobertparker.com „bedeutsame Abschläge“ gefordert. Anderenfalls würden, prognostizierte er, die Preise für 2011er Futures vom Markt „bombardiert“ werden.
Parker prognostiziert „Bombardierung“ der Preise
Entsprechend verhalten ist bislang die Nachfrage. Tom Jenkins, Chefeinkäufer von Justerini & Brooks in London, spricht von „geringem Interesse“ am 2011er Jahrgang. Garry Boom, ein in England und Hongkong arbeitender Broker, resümiert: „Letztes Jahres haben wir rund 300 Kisten Chateau Cantemerle verkauft, dieses Jahr zwei. Es läuft der Logik zuwider, die Preise gegenüber 2010er Jahrgang unverändert zu lassen.“
2011er Preise nur leicht unter den 2009er Preisen
Für Bordeauxliebhaber absolut „kein Kaufanreiz“, resümierte der in London ansässige Fine Wine-Index Liv-Ex. Denn die Weine des 2011er Jahrgangs können nach allgemeiner Einschätzung denen des 2009ers nicht annähernd das Wasser reichen. Sie werden eher mit den 2008ern verglichen. Die Preise für die 2011er müßten, errechnete die oberste Preisinstanz für Bordeaux-Wein vor, „47 bis 52 Prozent“ unter denen des 2010ers liegen, sollen sie für Anleger interessant sein – „mindestens“.
„Keine Sehnsucht nach dem 2011er“
Broker Gary Boom glaubt nicht, dass diese Rechnung aufgeht: „Ganz egal, wieviel Punkte ein Chateau bekommen hat – der Markt sehnt sich nicht nach den 2011ern.“