Font Sarade ist ein 34 Hektar großes Weingut in Vacqueyras. Eine relativ junge Domaine, die erst 1996 gegründet wurde und neben Sang des Cailloux, Montirius, La Monardière und Les Amouriers inzwischen zu den führenden Erzeugern dieser kleinen Appellation an der Südlichen Rhône gehört. Vielleicht hat sich die Domäne in den letzten Jahren sogar an die Spitze der Appellation gesetzt. Der Winzer von Font Sarade heißt Bernard Burle, ein lebhafter, wacher Mann mit einer guten Portion Selbstironie, der aber gleichzeitig ein harter Arbeiter ist.
Burles Rotweine sind überwiegend aus Grenache-Trauben gewonnen, dazu kommen Syrah, Mourvèdre, Carignan. Schon der Basiswein ist ein bemerkenswert feiner Côte du Ventoux. Burles Hauptehrgeiz gilt natürlich dem Vacqueyras. Mit seiner klaren Frucht, seinem fruchtigen Schmelz und dem beeindruckenden, aber nicht überzogenen Volumen hat er in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt. Aus den ältesten Reben mit den geringsten Erträgen erzeugt er noch eine Cuvée Prestige des Vacqueyras, die Robert Parker sogar 94 Punkte wert war (Jahrgang 2005) und ihn zu dem etwas vulgären Adjektiv awesome (soviel wie wahnsinnig) sowie dem begeisterten Ausruf Wow! hinriss. „Psst! A Great, Unknown French Wine“ war der Artikel in seinem Newsletter The Wine Advocate überschrieben.
Vacqueyras liegt östlich von Orange am Fuße der Dentelles du Montmirail. Ein pittoreskes, sonnendurchflutetes Dörfchen, das gerade mal 1100 Einwohner beherbergt und vor hundert Jahren mehr für seine schwefligen Quellen als für seinen Wein bekannt war. Das hat sich nach den schweren Frösten von 1956 geändert, als die bis dahin das Landschaftsbild prägenden Olivenbäume erfroren und durch Weinstöcke ersetzt wurden. Nach längeren Qualitätsbemühungen, die mit dem Ausschluss der Sorte Carignan aus dem zugelassenen Trauben-Tableau verbunden war, erhielt der Ort (in dem einst so prominente Zeitgenossen wie Sarah Bernardt und der Nobelpreisträger Frédéric Mistral mit ihren Freunden Kuraufenthalte verbrachten und das in Künstler- und Intellektuellenkreisen geschätzte Heilwasser genossen) 1990 endlich Appellations-Status. Seitdem steht Vacqueyras mit den benachbarten Appellationen Chateauneuf-du-Pape und Gigondas auf einer Stufe. Heute verzeichnet die AC Vacqueyras 1300 Hektar Rebberge.
Bernard Burle ist der älteste Sohn von Edmond Burle von der Domaine Les Pallieroudas aus Gigondas. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war nicht spannungsfrei. Insofern erwies es sich für Bernard als Glücksfall, dass er nach der Hochzeit mit einer Winzertochter zusammen mit deren Vater ein eigenes Weingut gründen konnte, das Weinberge in Vacqueyras sowie den Appellationen Côtes-du-Rhône und Côtes du Ventoux umfasst. Die Reben stehen teils auf Mergel, teils auf Sand sowie auf den mageren Böden der Garrigues westlich von Vacqueyras.
Beeindruckend ist die ganz eigene Art, mit der Burle seine Arbeit angeht. Auch wenn er weiß, wie wichtig die korrekte Kellerarbeit ist, fühlt er sich doch in erster Linie als Winzer. Seine Aufgabe sieht er vor allem darin, auf möglichst schonend bewirtschafteten Böden gesundes Traubengut zu erzeugen, das es ihm ermöglicht, den Dingen im Keller auch einmal einfach ihren Lauf zu lassen.
Ganz anders die Arbeit im Weinberg: Wenn sich zu Zeiten größter Hitze die meisten Winzer in den kühlen Keller, ins Büro oder unter die schattigen Platanen der alten Dörfer verkriechen, kann man sicher sein, Burle draußen anzutreffen: bei der Laubarbeit, beim Ausdünnen oder Auflockern der Böden nach einem Platzregen. Rigueur, travail, observation – so lauten seine Schlüsselbegriffe: konsequentes Zupacken, Fleiß und ständige Beobachtung dessen, was ihm Stöcke, Blätter und Fruchtansatz „mitteilen“.
Burles Qualitätsmaßstäbe sind teilweise extrem hoch. Die Syrah, die er wegen ihrer Aromen sehr schätzt und als einzige Sorte teilweise im Barrique ausbaut, erntet er beispielsweise mit dem Vollernter. Das erstaunt zunächst und lässt nach dem Grund fragen: „Die Lese wird durch eine rigorose Vorselektion von Hand so minutiös vorbereitet, dass nur die besten, vollreifen Trauben noch hängen. Dann allerdings garantiert der Vollernter, dass sie innerhalb von zwei Stunden eingebracht sind, notfalls auch nachts.“ Der Einsatz des Vollernters kommt ihm bei geringen Erntemengen übrigens teurer als eine Lese von Hand. Burles Erträge bewegen sich pro Hektar um die 30 Hektoliter – wie in Châteauneuf-du-Pape.
Die antiquierte Traubenpresse, die Burle verwendet, stammt noch aus dem Jahr 1942: eine Korbpresse mit schweren Sisalmatten, in die das Pressgut gefüllt wird. Die Druckregulierung ist primitiv: Burle achtet darauf, dass der übrig bleibende Trester beim Drücken mit der Hand noch Saft abgibt, das genügt offenbar. Dafür ist die Temperaturkontrolle rigoros: die Aromen sollen im Wein bleiben und nicht die Luft schwängern.
Kleineren Experimenten ist er übrigens nicht abgeneigt. Aus alten Carignan-Stöcken mit winzigen Erträgen erzeugt er einen roten Süßwein nach dem Vorbild des Maury aus dem Roussillon. Mit seiner Cuvée Égoiste hat er aus einem Côtes-du-Rhône einen opulenten, vielschichtigen, spannenden Wein gemacht. Und einen Weißwein hat er – zum Plaisir seiner Schwiegermutter – auch ertüftelt: aus Roussanne, Grenache blanc und Viognier.
Leider sind die Font Sarade-Weine nach dem 94-Punkte-Urteil Parkers kein Geheimtipp mehr. Ein amerikanischer Händler hat nach Veröffentlichung des Artikels sofort den gesamten Restbestand des Weins aufgekauft. Aber so funktioniert das Geschäft heute nun einmal, und einem so harten Arbeiter wie Bernard Burle muss man den Erfolg gönnen, der ohne jedes propagandistische Zutun von seiner Seite erzielt wurde. Immerhin sind die Preise in Europa bescheiden geblieben, wenngleich der Wein nicht leicht zu finden ist.