Edeka ist so frei: roter Bordeaux für 7,99 Euro von Michel Rolland

2012 Bordeaux AOP „Michel Rolland“
2012 Bordeaux AOP „Michel Rolland“
Edeka hat einen Coup gelandet. Der Filialist bietet einen Roten aus Bordeaux an, der die Handschrift des Star-Önologen Michel Rolland trägt. „Herausragend“ bejubeln ihn die Edeka-Verantwortlichen. Stimmt – jedenfalls im Vergleich zu den anderen Bordeaux-Weinen des Edeka-Sortiments.

Ede­ka hat einen Coup gelan­det. Der Filia­list bie­tet einen Roten aus Bor­deaux an, der die Hand­schrift des Star-Önologen Michel Rolland trägt. „Her­aus­ra­gend“ beju­beln ihn die Edeka-Verantwortlichen. Stimmt – jeden­falls im Ver­gleich zu den ande­ren Bordeaux-Weinen des Edeka-Sortiments.

Michel Rolland

Ein­mal einen Wein von Michel Rolland trin­ken – das ist der Traum vie­ler Bordeaux-Liebhaber, deren Bud­get zu schmal ist, um Wei­ne zu trin­ken, die zwi­schen 70 und 1.500 Euro kosten.

Der fran­zö­si­sche Star-Önologe berät unge­fähr 90 Wein­gü­ter, der größ­te Teil in Bor­deaux. Châ­teaux wie Evan­gi­le, Le Pin, Aus­o­ne, Trolong-Mondot, Pape-Clément, Pontet-Canet, die alle­samt zum Adel der berühm­tes­ten fran­zö­si­schen Appel­la­ti­on zäh­len, hören auf sei­nen Rat.

Der Wein kommt von einem Négoçiant

Aber Rolland gibt auch weni­ger berühm­ten Châ­teaux kei­nen Korb, wenn sie sich an ihn wen­den. Er lässt sei­nen Rat sogar einem Bor­de­lai­ser Négo­çi­ant zuteil wer­den: dem Han­dels­haus Ray­mond Huet, das in Lan­di­ras süd­lich von Bor­deaux domi­zi­liert. Ray­mond Huet hat sich auf Han­dels­mar­ken spe­zia­li­siert: Rot­wei­ne, die in gro­ßen Men­gen für gewerb­li­che Kun­den unter ver­schie­de­nen Eti­ket­ten abge­füllt wer­den. Es ver­treibt einen einem Haut Médoc, einen St. Emi­li­on Grand Cru und einen roten Bor­deaux géné­ri­que. Von Letz­te­rem wur­den in 2012 rund 600.000 Fla­schen abgefüllt.

Der größ­te Teil die­ses ein­fa­chen Bor­deaux AC (inzwi­schen AOP gehei­ßen) ist für den Export bestimmt und geht nach Chi­na. Aber 150.000 Fla­schen die­ses Weins hat sich Ede­ka gesi­chert. Der Lebens­mit­tel­fi­lia­list mit sei­nen 11.700 Filia­len in Deutsch­land hat den Wein in eine super­schwe­re Fla­sche fül­len und mit einem ech­ten Zin­ne­ti­kett aus­stat­ten las­sen. Es trägt den Schrift­zug von Michel Rolland. Seit Ende Okto­ber steht die­ser Wein in den Edeka-Filialen. Aus­ge­preist ist er mit 7,99 Euro.

Ein 2012er ohne „grüne“ Noten

2012 Bor­deaux AOP „Michel Rolland“

Der Wein ist laut Ray­mond Huet eine Merlot-/Cabernet Sauvignon-Cuvée. „Her­aus­ra­gend“ sei der Wein, schrei­ben die Edeka-Experten, was vor dem Hin­ter­grund, dass die ande­ren von Ede­ka zum Weih­nachts­fest emp­foh­le­nen Bor­deaux­wei­ne zwi­schen vier und sechs Euro lie­gen, unwi­der­spro­chen blei­ben soll. Zynis­mus bei­sei­te: Der Michel-Rolland-Wein ist ein wah­rer Gau­men­schmeich­ler: saf­tig, weich, rund, ohne stö­ren­des Tan­nin, ohne jede „grü­ne“ Note. Rich­tig lecker, um die­se prol­li­ge Voka­bel zu benutzen.

Wie es mög­lich war, im „Kata­stro­phen­jahr“ 2012 einen sol­chen Wein auf die Fla­sche zu brin­gen, weiß nur Michel Rolland selbst. Vie­le fünf­mal so teu­re Grands Crus, vor allem in den Merlot-lastigen Appel­la­tio­nen Bor­deaux’, zei­gen unrei­fe Töne im Bou­quet und am Gau­men – die­ser Wein nicht, obgleich sei­ne Basis auch aus Mer­lot besteht. Dass ein klei­ner Anteil 2011er in ihm ver­schnit­ten wor­den sein könn­te (was erlaubt wäre), scheint unwahr­schein­lich. Denn der Wein wirkt extrem jung. Fast könn­te man sagen: noch most­frisch. Außer­dem war der 2011er Jahr­gang auch nicht viel besser.

Viel Geschmack, wenig Bordeaux

Kurz: Für Leu­te, die end­lich mal einen schmack­haf­ten Bor­deaux trin­ken wol­len, ohne zehn Jah­re war­ten zu müs­sen, kommt die­ser Wein gera­de rich­tig. Mit Ter­ro­ir hat er nichts zu tun, mit Tra­di­ti­on noch weni­ger. Und mit Adel, Nobi­li­tät und ähn­li­chem Gesumms über­haupt nichts. Eigent­lich hat er auch mit Bor­deaux wenig zu tun. Aber macht das was? Er schmeckt trotzdem.

So gese­hen soll­ten die­je­ni­gen, die sich den ech­ten Bordeaux-Adel nicht leis­ten kön­nen (oder wol­len), es mit die­sem Wein ein­mal ver­su­chen. In der 7,99-Euro-Preisklasse gibt es kaum Bes­se­res. Auf jeden Fall lehrt die­ser Wein, was die Hand eines Star-Önologen zu zau­bern in der Lage ist.

Übri­gens: Michel Rolland war der­je­ni­ge, der in dem Film „Mon­do­vi­no“ von Jona­than Nos­si­ter im Kreuz­feu­er der Kri­tik stand – wegen sei­ner Nähe zu Robert Parker.


2012 Bor­deaux AOP „Michel Rolland“, abge­füllt von Ray­mond Huet
Preis: 7,99 Euro
Bezug: in allen grö­ße­ren Edeka-Filialen


4 Kommentare

  • Ich fand den Wein total toll, wir haben ihn geschenkt bekom­men . Ich wer­de ihn mir gleich wie­der kau­fen. Und die Fla­sche passt zum Wein, ist super.

    • Ich lie­be die­sen Wein ,schon lan­ge trin­ken wir ihn in Beglei­tung eines Appen­zel­ler Käse.Die Fla­sche ist sicher zu schwer,kann man Ener­ge­ti­scher herstellen.Aber Preis- Leis­tungs­ver­hält­nis stimmt.Würde auch etwas mehr bezahlen.

  • Kei­ne Fra­ge ein her­vor­ra­gen­der Wein! Ich wür­de ger­ne mehr davon kaufen.

    ABER die Fla­sche ist eine FRECHHEIT! War­um muss die­ser Wein in eine 1,2 Kg schwe­re Fla­sche gefüllt wer­den? Selbst Sekt oder Cham­pa­gner wird in nur 600 g schwe­re Fla­schen gefüllt und das reicht völ­lig, um dem hohen Druck Stand zu halten.
    Haben Sie Angst, dass die Fla­schen explodieren? 

    Es ist eine Frech­heit mit wie viel Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit die­ser Her­stel­ler mit unse­ren Res­sour­cen umgeht. Weni­ger ist MEHR: Ist weni­ger Ener­gie­ver­brauch, weni­ger CO2 Aus­stoß. WENIGER ENERGIEVERBRAUCH beim TRANSPORT!!

    Es wür­de uns alle freu­en, wenn Sie auch ein­mal dar­über nach­den­ken wür­den und eine sinn­vol­le Ver­pa­ckung nutzen.

    PS.: Sie könn­ten dabei sogar Geld sparen

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