Mittwoch, Dezember 11, 2024
1.1 C
München
spot_img

Duca di Salaparuta: Renaissance sizilianischer Weine

Geschichtsbewusste Zeitgenossen erinnert der Name Duca di Salaparuta an die feudalen Zeiten, als Sizilien von adeligen Landbesitzern beherrscht und regiert wurde. Diese Zeiten sind vorbei, seit Garibaldi 1861 in Sizilien landete und mit seinen Rothemden die Insel eroberte. Heute ist Duca di Salaparuta eine weltbekannte Weinmarke. Genauer gesagt: eine Marke für Spitzenwein. Drei Etiketten sind es, die immer wieder hohe und höchste Bewertungen von internationalen Weinkritikern erhalten: ein Weißwein und zwei Rotweine. Sie kommen aus ganz verschiedenen Ecken Siziliens und spiegeln die unterschiedlichen Böden, Klimata und Kulturen der Insel wider. Goethe hatte bereits in seiner „Italienischen Reise“ geschrieben: „Sizilien ist keine Insel, sondern ein Kontinent.“

Dem haben die Önologen von Duca di Salaparuta Rechnung getragen. Sie haben haben an Hand von Bodenuntersuchungen und der Auswertung von Klimadaten die Insel in verschiedene Weinbaubereiche eingeteilt. Diese „Zonierung“ mit einer genauen Kartierung der besten Anbaugebiete für die jeweiligen Rebsorten bildete die Basis für die Errichtung von drei Weingütern an ganz verschiedenen Orten Siziliens: Risignolo, Suor Marchesa und Vajasindi. Das bedeutet: Duca di Salaparuta blickt zwar auf eine 200jährige Geschichte zurück. Aber die wichtigsten Voraussetzungen für die Erzeugung von Spitzenweinen wurden erst in den letzten 20 Jahren gelegt.

Bianca di Valguarnera: der Weißwein, der aus dem Barrique kommt

Der Weißwein heißt Bianca di Valguarnera. Er wächst im Westen der Insel im Hinterland der Stadt Trapani. Dort werden vor allem zwei einheimische Rebsorten angebaut: Grillo und Inzolia. Der Wein wird reinsortig aus Inzolia gekeltert, und gehört zu den wenigen reifefähigen Weißweinen, die Sizilien hervorbringt: in der Farbe goldgelb, im Bouquet frische Feigen, Dörrobst und, bedingt durch die Vergärung in Barriques, ein Hauch von Vanille. Die sandig-lehmigen Böden geben dem Wein zusätzlich ein speziell „salziges“ Aroma, das sich in erhöhter Geschmacksintensität niederschlägt. Zu Räucherlachs oder Scampi vom Grill passt der Bianca di Valguarnera deshalb perfekt.

Brisen vom Meer kühlen die Temperaturen ab

Vielleicht fragen Sie sich, liebe Leser, wieso man im heißen Sizilien überhaupt Weißweine erzeugen kann. Weißweine brauchen Säure, und Säure braucht moderat-kühle Temperaturen. Drei Antworten: In den relativ meernahen Gebieten im Westen Siziliens wehen immer kühle Brisen, die dafür sorgen, dass das Thermometer nie zu hoch steigt. Risignolo, so der Name des dortigen Weinguts von Duca di Salaparuta, liegt auf einer exponierten Hügelkuppe,

die immer von Winden umweht ist. Vor allem nachts fallen die Temperaturen ab, so dass die Säure in den Weinbeeren erhalten und nicht veratmet wird. Zweitens ist die Inzolia-Traube an die örtlichen Klimaverhältnisse perfekt angepasst. Und drittens lassen die Winzer die Blätter des Rebstocks über die Trauben

hängen, so dass diese nie der direkten Sonne ausgesetzt sind. Das Resultat ist ein Wein, der körperreich ist, sich damit für den Barrique-Ausbau eignet, aber eine lebendige Säure aufweist, die ihm Frische und Mineralität verleiht (37,50 Euro).

Duca Enrico: leuchtend rot, reich an Frucht, äußerst langlebig

Die beiden Roten sind so unterschiedlich, wie es unterschiedlicher nicht geht. Der Duca Enrico, benannt nach einem innovativen Spross der adeligen Familie Alliata, die das Weingut einst gegründet hatten, wird aus der bekanntesten sizilianischen Rebsorte, der Nero d’Avola, gewonnen. Ein Wein, der bei Gastronomie, Handel und bei Weinkonsumenten seit langem bekannt ist und höchste Anerkennung genießt. 1984 das erste Mal produziert, war der Duca Enrico damals der einzige bedeutende Rotwein Siziliens. Inzwischen gibt es noch andere gute Rotweine.

Aber mit seiner leuchtend rubinroten Farbe, dem tiefen Beerenduft, den er verströmt, dem weichen Tannin, der sanften Säure und dem feinwürzigen Abgang gehört er bis heute zu den größten Nero d’Avola-Gewächsen der Insel (59 Euro). Die Trauben für ihn wachsen im Süden Siziliens, wo die Winter mild und die Sommer warm, aber nicht heiß sind. Die kalksteinhaltigen Böden bringen dort Weine hervor, die reich an Frucht und äußerst  langlebig sind. Suor Marchesa heißt das Weingut. Es liegt in der Gemeinde Butera und verfügt über viele alte Rebstöcke, an denen im Herbst nur wenige Trauben hängen, die aber von hoher Qualität sind. 18 Monate lässt man den Wein in Barriques reifen, bevor er auf die Flasche gezogen wird. Dort reift er nochmals 18 Monate nach. Erst dann wird der Duca Enrico freigegeben.

Nawàri: einer der wenigen Pinot Nero Siziliens

Der zweite Rotwein ist neu. Er kommt vom Ätna und wurde 2007 das erste Mal geerntet. Es ist ein Pinot Nero, gewachsen in 600 bis 700 Metern Höhe in schwarzer Vulkanasche unterhalb des feuerspeienden Kraters. Sein Name: Nawàri. Er ist einer der ganz wenigen Pinot Nero, die es in Sizilien gibt. Die Nordflanke des Vulkans bei der Ortschaft Passopisciaro (wo auch das Weingut Vajasindi liegt) ist eine der wenigen kühlen Nischen, die es im heißen Sizilien gibt. Die Winter sind dort kalt, es kann sogar Schnee fallen. Die Sommer sind dagegen trocken und warm. Aber nachts die Temperaturen fallen stark ab.

Dort findet die Pinot Nero genau jene klimatischen Bedingungen, die sie braucht, um einen feinen, aromastarken, ja: einzigartigen Wein hervorzubringen. Die Trauben werden Ende September von Hand gelesen, entstielt und auf der Maische vergoren, um danach 15 Monate lang in teuersten französischen Eichenholz-Barriques ausgebaut zu werden. Das Ergebnis ist ein eleganter Rotwein: granatrot in der Farbe, im Bouquet an Himbeer- und Johannisbeer-Gelee erinnerend mit einem Hauch von gerösteten Moccabohnen, am Gaumen samtig, tiefgründig, von glatter Länge (41,50 Euro). Er passt ideal zu allen Fleischgerichten, kann aber, gut gekühlt, auch zu Schwertfisch, frittierten Gambas oder Oktopus getrunken werden.

Alle drei Weine können über den Wineshop von Duca di Salaparuta erworben werden: https://duca.store/

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img